Problem von Anonym - 16 Jahre

Verlassen, am Tag als mein Opa starb

Hallo.

Als meine Freundin mich am Freitag vor 2 Wochen besuchte, war ich schon völlig aufgelöst. Meine Mutter rief mich an und sagte, dass sie nicht zuhause sei, da mein Großvater einen Herzinfarkt erlitten hat und es sehr kritisch sei.

Ich bat meine Freundin, ihrer besten Freundin, mit der sie für das Wochenende etwas geplant hatte, abzusagen, um mir beizustehen.

Nach einem Streit willigte sie schließlich ein.

Am nächsten Tag allerdings ging alles weiter bergab. Meine Mutter teilte mir mit, das mein Opa hirntot ist. Meine Freundin musste nach Hause, um sich ein paar Sachen zu holen. Aber dann erschien sie nicht bei mir, also rief ich sie an. Sie sagte mir dann, dass ihre Mutter ihr "verboten" hätte, mich zu besuchen, und dass die Mutter ja meinte "es würde sie nichts angehen, obwohl es ihnen leid tut". Und dass sie am nächsten Tag in den Harz fahren wolle und dass sie ihre beste Freundin wieder eingeladen hätte.
Daraufhin bekam ich eine Panikattacke, da ich mich darauf verlassen hatte, das jemand da ist um mir zu helfen. Also rief ich mehrfach an und stritt heftig mit meiner (jetzt Ex-)Freundin, und wollte nicht akzeptieren, dass sie wirklich überhaupt nicht vorbeikommen konnte.
Abends dann unterhielten wir uns. Sie sagte mir, dass sie echte Probleme mit mir hätte, und dass sie nicht mehr glücklich mit mir sei. Sie fühle sich wie in einem goldenen Käfig und dass sie mich in letzter Zeit regelrecht hassen würde.
Sie legte Probleme auf den Tisch, die sie mir gegenüber sonst nie erwähnt hatte, und sagte mir dann, das es aus sei, obwohl ich ihr immer sagte, sie kann mit mir über alle Probleme reden.

Danach brach jeglicher Kontakt mit meiner Ex ab.
Es ging sogar so weit, dass sie Freundinnen von sich ausgrenzte, von der sie wusste, dass sie auch mit mir befreundet sind. Obwohl ich öfter versuchte, sie anzurufen, um mit ihr ins Reine zu kommen. Ich verlange nicht, dass wir wieder zusammenkommen, auch wenn ich noch immer viel für sie übrig habe, aber dass wir immerhin Freunde bleiben können. Sie sagte mir beim Schlussmachen, das wäre kein Problem. Und jetzt plötzlich ist es eins.

Im Verlaufe der Woche verstarb mein Opa vollends. Also fuhren wir zum Haus meiner Großeltern nach Hannover für die Trauerfeier. Es war alles sehr schwer für mich dort, weil alle dort völlig aufgelöst waren. Am Abend vor der Trauerfeier war eine Art familiärer "Leichenbeschauung" beim Bestatter, um sich dort nochmal von ihm zu verabschieden. Ich wollte zuerst nicht mit, da ich Angst davor hatte, einen Toten zu sehen, vor allem einen, der mir so wichtig ist. Aber meine Familie drängte mich dazu.
Also sah ich meinen Opa nochmal nach seinem Tod. Und er sah schrecklich aus, total aufgedunsen und wie eine bleiche Puppe. Und alle drumherum weinten und mich erfüllte der Anblick nur mit extremen Schrecken. Ich komme mit der Trauer nicht klar, weil Opa wichtig für mich war, und damit, dass sein Andenken von diesem Anblick beim Bestatter so besudelt war.

Ich arbeite momentan auf zweierlei Baustelle, weiß aber bei beiden nicht, was ich tun soll. Meine Freundin blockt mich ab, und die Sache mit Opa macht mich wahnsinnig. Am Freitag ist die Urnenbeisetzung von Opa, und ich komme immer noch nicht mit meinen Problemen klar.

Ich hoffe um schnelle Hilfe.

LG und Danke im Voraus

Bernd Anwort von Bernd

Hallo.

Leider werde ich Dir keine "Antwort" im herkömmlichen Sinne bieten können!
Mir sind zwei Sätze von Dir aufgefallen, die - in einem anderen Kontext gesehen - sehr viel aussagen!
Über Dich! Über Deine Anforderungen an Deine Freunde!
Und wohl auch darüber, dass Du Dir nicht unbedingt viele Gedanken über die Wirkung Deiner eigenen Forderungen auf Deinen Partner machst?
Du schreibst:
"Ich bat meine Freundin, ihrer besten Freundin, mit der sie für das Wochenende etwas geplant hatte, abzusagen, um mir beizustehen. Nach einem Streit willigte sie schließlich ein".
Es braucht da nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, was den Streit ausgemacht hat!
Ein wenig später schreibst Du:
"Daraufhin bekam ich eine Panikattacke, da ich mich darauf verlassen hatte, das jemand da ist um mir zu helfen".
Du musstet es dann doch ohne Deine Freundin erleben und schreibst zu diesem Erlebnis:
"Und er sah schrecklich aus, total aufgedunsen und wie eine bleiche Puppe."

Es widerstrebt Dir! Ganz offensichtlich! Aber frage Dich trotzdem: An was für eine Hilfe "klammerst" Du Dich? Was kann Dir Deine Freundin dabei helfen, wenn Du allein Abschied nehmen mußt?
Wenn Du schreibst:
"Und alle drumherum weinten und mich erfüllte der Anblick nur mit extremen Schrecken. Ich komme mit der Trauer nicht klar, weil Opa wichtig für mich war, und damit, dass sein Andenken von diesem Anblick beim Bestatter so besudelt war."
Was hättest Du Dir da an Hilfe erwartet? Von wem?

Trauer kann schwerlich duch einen Menschen von ganzem Herzen geteilt werden, der den, um den Du trauerst nicht wirklich kennt!
Wenn selbst Du Dich schwer tust, zu erkennen, was "das letzte Begegnen", der letzte Blick auf einen, den Du lebend in der Erinnerung hast, bedeuten soll!
Dein Andenken besudeln?
Sicherlich nicht!
Der Anblick des Todes soll uns Überlebenen nur eines vermitteln: den kenne ich nicht! Zu dem, der dann da begraben wird habe ich keine Beziehung!
Mein Andenken gilt dem Menschen, wie ich ihn immer in meiner Erinnerung behalten werde!
Deshalb ist Trauer wohl immer eine ganz persönliche Erfahrung? Unteilbar!

Und selbst dem Menschen nicht unbedingt vermittelbar, der uns eigentlich am nächsten steht?

Was ich Dir sagen will?

Wenn Deine Freundin Deinem Opa gegenüber nicht zumindest ähnlich tief gefühlt hat, wie Du selbst, hätte sie Dir niemals helfen können!
Wo Du ihre Hilfe überall und selbstverständlich voraussetzt, übersiehst Du vielleicht manchmal auch, dass es für sie (wie für Dich) einen Punkt gibt, wo sie selbst (oder in diesem Falle wohl ihre Eltern) entscheiden müssen, ab wann es ihr einfach nur noch schlechter gehen wird, ohne dass Dir dadurch wirklich geholfen werden kann!

Nochmal Dein Satz:
"Daraufhin bekam ich eine Panikattacke, da ich mich darauf verlassen hatte, das jemand da ist um mir zu helfen."
Die Hilfe, die Du brauchst, ist keine "freundschaftliche Geste"!
Wenn Dich Panik ergreift, braucht es einen professionellen Therapeuten! Nicht "nur" einer Freundin!

Bitte suche Dir diese Hilfe!
Überfordere Deine Freundin nicht, wenn Du Dich selber überfordert siehst!
Sie ist kein "Übermensch"!
Erwarte nichts von ihr, was Du nicht selber leisten kannst!

Alles Liebe,

Bernd