Problem von Eva - 13 Jahre

Stress in der Schule

Hallo!
Ich bin 13 Jahre alt und gehe in die 8. Klasse eines Gymnasiums. Ich bin sehr gut in der Schule, das letzte Zeugnis war mein Bestes: nur Einsen außer in Sport, da hatte ich eine drei, Durchschnitt 1,15. In letzter Zeit fühle ich mich aber immer so gestresst. Ich hab nie Zeit zu lernen, heute hab ich vor der Englischarbeit noch schnell in der Schule geübt, sonst nicht. In Physik versteh ich im Moment auch nur Bahnhof und in Mathe verstehe ich es auch nicht immer gleich. Letztes Mal, als ich etwas Falsches gesagt habe, haben mich alle ausgelacht, weil ich ja sonst so gut bin und ich keine Fehler mache. Irgendwie habe ich das Gefühl, alle erwarten so viel von mir und ich kann es ihnen nicht zurückgeben. Hausaufgaben mache ich auch nur noch abends um 10 Uhr, am Nachmittag bin ich einfach zu platt oder muss noch in die Schule.
Ich liege einfach nur faul auf dem Bett und bin total müde.
Was soll ich tun?

Nuala Anwort von Nuala

Hallo Eva,

du bist offenbar an einem Punkt angekommen, wo das gute - Leistungen - Zeigen eine Überforderung für dich darstellt. Du hast es selbst schon ganz gut beschrieben: Du und deine Schulkameraden sind es gewöhnt, dass du Bestnoten erhälst. Doch das führt bei dir gerade zu dem Druck, dass es niemals anders sein darf, dass du immer dieses hohe Niveau halten musst.

Tatsächlich ist es so, dass ein Schüler eine ganze Weile fast mühelos tolle Leistungen erzielen kann. Doch das ist oft nur phasenweise bzw. hängt von bestimmten Umständen ab, z.B. wie sehr man von den Eltern gefördert wird, dass man vielseitig interessiert ist, fähige Lehrer hat, sich einfach insgesamt wohl fühlt usw. Dass du nun die Erfahrung machst, in Physik z.B. nicht ganz mitzukommen, ist völlig normal. Stell dich eher darauf ein, dass du diese Erfahrung eher öfter machen wirst als seltener. Denn: Viele gute Schüler erleben, dass sie ihr Leistungsniveau nicht über Jahre konstant halten können - aus verschiedenen Gründen. Vor allem die steigenden Anforderungen im Laufe der Schuljahre führen mitunter zu einem "Leistungsknick". Insofern solltest du versuchen, dich daran zu gewöhnen, dass es nicht so selbstverständlich ist, immer und in allen Fächern beste Noten zu erzielen. Häufig kristallisiert sich mit höherer Klassenstufe heraus, wo dauerhaft deine Stärken liegen, also in welchen Fächern du meistens gut bist, ohne viel investieren zu müssen. Das ist gut, weil du dann einschätzen kannst, in welchen Bereichen du mehr Zeit zum gezielten Lernen einplanen musst und in welchen es ausreicht, nur mal kurz zu wiederholen oder sogar nur im Unterricht aufmerksam zu sein.
Ich denke, dass es dir gut tun würde, die eigenen Grenzen zu akzeptieren. Jeder Mensch hat das Recht, auch mal durchschnittliche oder schlechte Leistungen zu erbringen. Denn gerade dieser Anspruch "Ich MUSS einfach die Beste sein!" führt dazu, dass du andere wichtige Dinge des Lebens aus den Augen verlierst bzw. dass du gerade wegen des Drucks schlechter wirst. Man kann nur dann zur Hochform auflaufen, wenn man im Kopf klar ist. Das heißt: Du brauchst Freiräume, also Hobbys, Zeiten der bewussten Entspannung, Familie, Treffen mit Freunden. Gerade in Zeiten von G8 ist das wichtiger denn je! Nur so kannst du Energien tanken, um dich gezielt auf Klassenarbeiten vorbereiten zu können und das zu üben, was du gerade noch nicht ganz verstanden hast.
Die Hausaufgaben erst gegen 22 Uhr zu machen, halte ich nicht für sinnvoll. Du bist noch recht jung und brauchst den Abend zur Entspannung und zum Schlafen. Daher solltest du überlegen, wie du direkt nach der Schule eine längere Pause einbauen kannst, um im Anschluss die Hausaufgaben zu erledigen, z.B. eine halbe Stunde schlafen, danach Schulkram erledigen und dann bis zum Schlafengehen noch etwas Schönes machen, was nichts mit Schule zutun hat.

Vielleicht hilft es dir zusätzlich, zu dir selbst zu sagen: "Ich kann sehr gut sein, das weiß ich. Aber wenn ich mich selbst unter Druck setze, blockiere ich mich. Also gönne ich mir selbst Spaß und Erholung, um dann ausreichende Leistungen zu erhalten. Und meine Mitschüler werden sich auf Dauer daran gewöhnen, dass ich auch mal ein bisschen schlechter bin. Es ist einfach ungewohnt für sie."

Außerdem könntest du mit ein paar Klassenkameraden eine Lerngruppe bilden, in der du dir den Stoff erklären lässt, aber gleichzeitig Anderen hilfst, wo diese Schwächen haben. So würden alle profitieren und das blöde Gefühl, dass du allein immer die Beste sein musst, würde sich langsam auflösen. Denn in Wahrheit ist jeder Mensch irgendwo besonders stark.

Ich wünsche dir eine angenehme weitere Schulzeit!
Nuala