Problem von Jacky - 14 Jahre

Meine Freundin hat sich aufgegeben, was soll ich tun?

Hallo liebes KuKa-Team!

Ich hoffe so sehr auf eine Antwort von euch! Ich habe euch schon mehrmals geschrieben aber leider nie eine Antwort bekommen. Ich weiß, ihr habt viel zu tun, aber ich brauche echt eure Hilfe!!!

Es geht um meine Freundin. Ihre Eltern sind getrennt und ihre Mutter hat einen neuen Freund. Meine Freundin hasst ihn und seine Kinder ( ich auch ) und außerdem machen sie sie immer runter und lachen sie aus. Meine Freundin ist sehr schüchtern und traut sich nie etwas dagegen zu sagen, leider. Sie ist zu jedem nett, immer freundlich und sie hat denen nie etwas getan! Seitdem ihre Mutter den neuen Freund hat, versteht meine Freundin sich nicht mehr gut mit ihrer Mutter. Sie hört ihr nicht zu, alles was meine Freundin sagt stimmt nicht und bei einer 3 bekommt sie. Irgendwie habe ich auch das Gefühl das meine Freundin und ihre kleine Schwester vernachlässigt werden und nicht mehr so wichtig sind für ihre Mutter. Meine Freundin hat dann angefangen sich zu ritzen. Sie kann nachts nie schlafen und ist in der Schule immer total müde und irgendwie auch 'weg'. Sie träumt irgendwie und passt nicht mehr so gut auf. In den Sommerferien hat sich das ganze dann noch 'verschlimmert' , weil ihr bester Freund 'Fighter' verkauft wurde, ein Pferd. Für meine Freundin war er echt wichtig und ja, wie soll ich das sagen... vielleicht wie so ein Blitzableiter.... die beiden waren auch echt ein tolles Team. Meine Freundin ist auch total tierlieb und hat einen super Draht zu (fast) allen Tieren. Bei ihr ging es auch nie um Tuniere gewinnen und die beste sein, sondern um das Tier. Ach ja, da sie ja immer so bescheiden ist sag ich es jetzt mal, auch wenn sie es nicht mitbekommt, sie war die einzige die mit Fighter klar kam und genau deswegen wurde er verkauft! Sie kann ihn jetzt nicht mehr sehen, da er sehr weit weg lebt.
Meine Freundin hat sich dann immer mehr zurück gezogen, geweint, sie hat oft Kopfschmerzen, Nackenschmerzen und Bauchschmerzen, weil sie zu Hause Angst hat und in der Schule lacht sie nicht mehr. Im Unterricht starrt sie immer die Wand an, sagt kein Wort und bekommt nicht mit wenn man sie anspricht. Sie malt schwarze Bilder mit Kreuzen, aber redet nicht, nur mit mir manchmal. Außerdem ist sie immer total erschöpft und kann nicht mehr. Im Moment hat sie auch öfter die Hausaufgaben nicht. Wenn sie sich Bilder von Fighter anguckt fängt sie oft an zu weinen. Sie ist nie gut drauf und hat keine Lust auf nichts. Ich GLAUBE sie hat sich schonmal versucht umzubringen, ich bin mir aber nicht sicher, aber ich weiß das sie nicht mehr leben möchte. Sie hat sich total aufgegeben.
Ich habe soo Angst um sie! Bitte helft mir, bitte! Ich weiß nicht was ich machen soll und was ist wenn sie sich echt umbringt?! Ich hoffe so auf eine Antwort von euch!

Liebe Grüße und viiiielen Dank,
Jacky

Dana Anwort von Dana

Liebe Jacky!

Erstmal sorry, dass du von uns noch nichts gehört hast bisher. Es kommen sehr viele Probleme bei uns an und wir sind kein allzugroßes Team. Daher rutschen viele Probleme einfach "an uns vorbei", ohne dass wir sie überhaupt lesen können. Wir sind ja alle nicht hauptberuflich hier, sondern haben alle unsere eigenen Berufe, die nichts mit dem Kummerkasten zu tun haben.

Es ist schön zu sehen, dass du uns drängelst und für deine Freundin Rat möchtest. Das zeigt, dass du eine sehr verantwortungsbewusste Freundin bist, deine Freundin hat Glück, dich zu haben.

Nun zu deinem Problem.
Deine Freundin hat viele schlimme Dinge erlebt - und am schlimmsten: recht zeitgleich.
Lass uns mal zusammen fassen:

- Entwurzelung und Verlust ihrer Sicherheit durch die Trennung ihrer Eltern. Verarbeitet ist das sicher nicht.
- Mobbing durch die Familie des Freundes (wobei sie ja sicher nicht Miss Unschuld ist, wenn sie sie hasst)
- Verkauf ihres Lieblingspferdes, womit ihr noch das Liebste genommen ist, was sie hat.

Das ist harter Tobak, egal, ob man Junge oder Mädel ist, ob man 10 oder 16 Jahre alt ist.
Leider sieht man bei eigenen Problemen die Probleme der Anderen oft nicht oder zu spät, was wohl auf Familie und Reitstall des Mädels zutrifft.

Deine Freundin hat also wirkliche Probleme, gerade psychischer Natur. Sie ist stark getroffen, desillusioniert, wirkt depressiv und hat suizidale Ansätze. Momentan scheint ihr der Sinn des Lebens ziemlich abzugehen.

Jacky, das Problem nun ist, dass du selbst ihr als Laie NICHT auf ganzer Linie helfen kannst. Aber indirekt kannst du sehr viel tun. Du kannst für sie da sein, du kannst ihr wirkliche Freundschaft erweisen, du kannst sie nicht alleine lassen und versuchen abzulenken. Du kannst ihr zeigen, dass sie dir viel wert ist und es sich selbst auch sein sollte. Das alles kannst du tun als Freundin. Du kannst ihr aber nicht ihren Selbstwert zurückgeben oder ihre Ängste nehmen oder das Gefühl der völligen Leere komplett füllen. Das müsste ein Fachmann tun.

Aber auch da kannst du helfen, wenn es dir wirklich viel bedeutet. Allerdings bedeutet das für DICH Arbeit und Zeitaufwand. Ich gebe dir die Tipps gerne, sage dir aber auch, dass es nicht wirklich deine Verantwortung ist und alles, was du tust, freiwillig ist und kein Muss. Du selbst musst schauen, was du dir auferlegen kannst und wo du deine natürliche Grenze ziehst, weil es dir selbst zu viel wird.

Es gibt, was den Fachmann angeht, nun zwei Möglichkeiten.

1. du dringst langsam und ganz vorsichtig immer wieder mal in sie und bringst die Idee ein, dass sie jemanden zum Reden bräuchte, der sich auskennt und ihr hilft, mit ihrer ganzen Traurigkeit fertig zu werden. Die Frage ist nur, wie sich deine Freundin drauf einlassen kann. Momentan sieht es so aus, als igele sie sich ein. Sie spricht ja wohl nur sehr wenig über ihre Gefühle/ihre Situation und ihre Ventile, durch die sie ihre Traurigkeit und Wut heraus lässt, sind Papier, ein schwarzer Stift und selbstverletzendes Verhalten, in Form von Ritzen. Sie kehrt also alles an Negativem gegen sich selbst und lässt es nicht heraus. Da bist du als Freundin wirklich überfordert, die Aufgabe der Therapeutin kannst und sollst du nicht übernehmen.

2. du gehst selbst mal zu einer Therapeutin/einem Therapeuten und lässt dich beraten, was man am besten machen kann, deine Freundin betreffend. Gerne auch in Begleitung deiner Mum oder deines Dads, deren Gespräch du auch suchen solltest. Es ist immer gut, wenn auch Erwachsene mithelfen, allerdings sollten die beiden dann NICHT zur Mutter deiner Freundin laufen und mit ihr reden, das wäre zum momentanen Zeitpunkt denkbar schlecht. Deine Freundin würde es als Vertrauensbruch ansehen. Wenn du aber ein Gespräch mit einem Therapeuten kriegen könntest, könnte er dir etwas helfen, wie du damit umgehen kannst. Er wird dir mehrere Dinge sagen:

- Hilfestellung, wie du reagieren sollst (da weiß ich selbst nicht so viel drüber als Laie), so dass du im Umgang mit deiner Freundin sicherer wirst.
- Hilfestellung für DICH, in Form von Schuldbefreiung und Verantwortungsbefreiung. Du kannst nichts dafür, dass alles so ist wie es ist, du bist nicht die Verantwortliche, deine Freundin wieder "hin zu kriegen". Das kannst du nicht schaffen und es ist wichtig, dass du dir im Klaren bist, dass du dabei scheitern MUSST, wenn du es versuchst, sie zu therapieren. Somit solltest du die Verantwortung nicht auf deine Schultern laden, da gehört sie nicht hin, ok? Das ist Sache der Erwachsenen und eines Fachmannes. Hole dir lediglich ein paar Ideen, wie du MIT ihr weiterleben kannst und wie du sie vielleicht manchmal auffangen kannst - UND wie du selbst aufgefangen wirst, damit du nicht Schaden nimmst. Sowas passiert nämlich schneller als man denkt.

Auch bringt es nichts, dass du mit traurig wirst und irgendwann auch nicht mehr lachst, weil es deiner Freundin so schlecht geht. Es ist keinem damit geholfen. Daher ist es wichtig, dass du auch an deiner Freude am Leben weiter arbeitest. Sei behutsam mit dir selbst, schau, dass du auch Dinge im Leben hast, die dich richtig fröhlich machen.

Ich wünsche dir den Mut, mit deinen Eltern zu sprechen, ihnen die Lage gut zu erklären und hoffe, sie gehen mit dir zur Therapie. Wahrscheinlich reichen ein, zwei Stunden, um die nötigen Informationen zu erhalten, wie du weiter verfahren kannst.

Du bist wirklich eine tolle Freundin, ich hoffe, du schaffst das!

Alles Liebe,

Dana