Problem von Anonym - 28 Jahre

Zu viele Bäume im Wald

Mein Problem geht viel weiter als krankhafte Eifersucht. Bei mir ist der Sachverhalt derjenige dass ich eine Freundin habe die sehr extrem ist. Sie kifft viel, und wenn sie trinkt gibt es kein Halten mehr. Meistens benimmt sie sich dann wie ein Mann und fällt jedem jubelnd in die Arme. Für mich ist das peinlich, weil manche auch zu mir kommen und sagen "pass mal auf Deine Freundin auf". Ich wollte immer ein souveräner Freund sein, aber das war 2 mal so extrem dass ich sie dann beiseite nahm und sagte sie solle sich mal ein wenig zurückhalten. Beide Male ist sie vollkommen ausgerastet und fing an zu schreien, hatte Heulkrämpfe. Beide Male kamen Fremde auf uns zu, in dem Glauben ich würde diese Frau vergewaltigen wollen. Klingt unrealistisch, aber die Szene die meine Freundin mir bot war weit mehr als Filmreif. Selbst als ich sie beruhigen wollte, schrie sie hysterisch ich solle sie nicht anfassen. ich erkannte sie nicht wieder.
Beide Male vertrugen wir uns am nächsten Tag wieder und sprachen uns aus.

Ich dachte bei mir dass sie wohl was schlimmes erlebt haben müsse, wie z.B sexueller Missbrauch. Im Nachhinein ärgere ich mich über diese Klischee-Vorstellung, denn es war anders.

Sie hat vor unserer Beziehung 3 Monate als Prostituierte gearbeitet.
Das ist allerdings nicht das Problem das ich habe.
Das Problem das ich habe ist ihr Verhalten. Ich habe oft versucht ihr klarzumachen, dass ich diese hysterischen Situationen nicht mehr haben will. Sie hat sich auch ein wenig gebessert, aber es ist nur eine Frage der Zeit bis es wieder passiert. Bei 2 Malen war ich dabei. Bei anderen Situationen, wo ich nicht dabei war, ist es auch eskaliert. Sylvester war ich krank. Ich freute mich zuerst als sie mich überraschend besuchte, aber ich merkte schnell dass sie total besoffen war. Wir wurden zu ihr nach hause gefahren, wo der Bruder eine Fete am laufen hatte, und dort belästigte sie die Gäste, pinkelte mit offener Tür und später im Bett war sie sehr vulgär und beleidigend. Das 2te mal war sie bei einem großen Jahrgangstreffen das damit endete dass sie bekifft und bewegungsunfähig auf der Treppe lag. Danach war sie tagelang depressiv, weil sie nach eigener Aussage selber so etwas nicht will. Sie sagt sie versteht nicht warum sie das immer tut.

Wenn ich sie darauf anspreche, dann streiten wir schnell. Ich sage ihr dann dass ich Angst davor habe dass ich nicht mehr mit ihr ausgehen kann, aber sie regt sich dann nur auf und wirft mir vor ich würde sie in eine Schublade stecken, oder ich würde es dadurch, das ich es sage, selber herbeiführen dass sie so ausrastet wenn sie trinkt. Sie sagt wenn ich ihr keine Chance gebe dann kann es nicht klappen und ich soll nicht davon ausgehen das sie immer so ist.

Nun war sie in Hamburg, eine Woche Klassenfahrt. Sie ist 21 und geht zu einer Berufsbildenden Schule. Sie ist in Hamburg 2 mal abgestürzt, beide Male wusste keiner wo sie war. Mir selber sagt sie es sei nichts passiert, aber ich habe Angst dass sie mich betrogen hat. Sie ist wirklich eine treue Seele und sie ist ein sehr guter Mensch. Aber wenn sie trinkt dann traue ich ihr alles zu.

Wie soll ich sie denn jetzt darauf ansprechen? Ich idiot habe angefangen ihr Handy zu durchsuchen und war sogar auf discoseiten in Hamburg um zu gucken ob ich sie auf Partyfotos erkennen kann.

Ich leide sehr unter meiner Krankhaften Eifersucht, und ehrlichgesagt habe ich für mein Problem genau die "falsche" Freundin. Ich liebe sie, und sie liebt mich.
Ich vertraue ihr , wenn da nur nicht diese Ausfälle wären. Sie gesteht mir dann nicht mal ein sauer zu sein, darüber das eine 21-jährige Sturzbetrunken die ganze Nacht alleine (!) durch die Reeperbahn feiert.
Ich meine das Paradoxe ist: wenn sie ein Typ wäre, dann würde ich darüber lachen. Aber sie ist eine Frau und ich will nicht das jemand Ihre Trunkenheit ausnutzt! Manchmal liegt sie so dermassen im Koma das man ohne weiteres etwas mit ihr anstellen könnte. Wie will sie mir da weismachen dass ich keine Angst haben brauche?

Ich glaube wenn in Hamburg was passiert ist, dann müsste sie mir recht geben....vielleicht will ich auch irgendwo geradezu das etwas passiert ist, damit ich sagen kann: "siehst du?! das passiert wenn du mir nicht zuhörst!". Aber das ist doch auf falsch oder nicht?

Was ist denn jetzt richtig? Wo ist die Grenze zwischen meiner krankhaften Eifersucht und berechtigter Sorge? Und wie kann ich sie mal so drauf ansprechen das sie es einsieht und nicht immer mir den schwarzen Peter zuschiebt?

Jeanett Anwort von Jeanett

Hallo,

ich weiß gar nicht, wie du darauf kommst, dass du krankhaft eifersüchtig wärst? Nach dem, was du geschrieben hast, verstehe ich deine Reaktionen völlig und ich kann darin keine krankhafte Eifersucht erkennen. Es ist in meinen Augen aber wirklich TOTAl berechtigte Sorge!

Das wirkliche Problem ist deine Freundin - oder besser gesagt HAT deine Freundin. Ich glaube fast, sie ist richtig krank, wenn nicht sogar drogen- bzw. alkoholsüchtig. Wie oft kommen denn solche Situationen bei ihr vor? Werden sie immer häufiger? Sie will das offenbar selber nicht, also muss sie durch einen Zwang (Sucht) dazu gezwungen sein. Sie gehört umgehend in medizinische Behandlung. Auch die hysterischen Szenen, die sie dir dann macht, und die anschließenden Tiefs bzw. Depris sind Symptome dafür.

Du sagst, die hat 3 Monate als Prostituierte gearbeitet. Nach dem, was ich weiß (und das ist nicht viel), könnte ich mir vorstellen, dass sie in dieser Zeit oft Drogen genommen und getrunken hat. Vielleicht wollte sie jemand (ein Zuhälter? Oder einer, der es gerne wäre?) damit sogar in die Abhängigkeit drängen, um sie unter Kontrolle zu halten. Diese Zeit, auch wenn es nach ihrer Aussage nur 3 Monate waren, haben sie jedenfalls mit Sicherheit sehr negativ geprägt. Das musst du respektieren. Sie braucht Hilfe. Und dafür braucht sie einen starken Partner. Deshalb solltest du dich selbst fragen, ob du stark genug bist, deine Freundin wenns sein muss mit Gewalt von solchen Exzessen abzuhalten. Wenn du dir das nicht zutraust, wirst du unglücklich werden. Wenn du ihr aber helfen willst und dich dazu imstande fühlst, dann steht dir ein schweres Stück Arbeit bevor. Zuerst finde heraus, ob das Trinken schon eine Sucht ist und ob sie Drogen nimmt. Sollte das der Fall sein, dann hilft nur eine Entziehung und Therapie. Wenn nicht, solltest du zuerst versuchen zu verhindern, dass sie Kontakt mit Freunden hält, die sie aus ihrer Szene kennt und die sie runterziehen können. Du kannst dafür für euch beide einen gemeinsamen Freundeskreis aufzubauen, auch mit ihr zusammen. Das klingt vielleicht erst mal nach totaler Kontrolle, aber ich glaube, genau die braucht sie im Moment. Verbringe viel Zeit mit ihr und rede ganz ganz viel mit ihr. Bleib dabei ruhig. Erkläre ihr alles, was du für sie tust und warum du dies oder jenes tust oder für richtig hältst. Sie muss verstehen, dass du alles nur aus Liebe zu ihr tust und um ihr zu helfen, die Krise zu überstehen. Von Vorteil ist doch schon mal, dass sie selbst erkannt hat, dass sie diese Exzesse eigentlich gar nicht will und sich selbst dafür hasst. Die beste Hilfe, die du ihr bieten kannst ist, für sie da zu sein und ihr immer und immer wieder zu beweisen, dass du zu ihr hältst. Sie muss begreifen, dass du dich um sie sorgst, weil du sie liebst. Ihr werdet das schon schaffen, aber das geht eben nur gemeinsam. Mach dir klar, dass auch Rückschläge kommen können.

Ich hoffe, ich konnte dir wenigstens ein bisschen helfen. Alles Gute und viel Erfolg für euch beide!