Problem von Nina - 26 Jahre

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Hallo liebe Schreiberin,

zuerst einmal: Ich habe die Erfahrung gemacht und es auch von vielen anderen gehört:
Es wird mit der Zeit nicht schwerer, sondern besser. Die Anforderungen des Erwachsenlebens wirken vielleicht verunsichernd, aber sofern du offen bleibst und dein Herz nicht versteinerst / dich in eine Form zwingst, die du denkst leben zu müssen - wird es besser werden je weiter du dich entwickelst und je selbstbestimmter du sein kannst (oder dich traust zu sein).

Dass du dich jetzt (noch) gefangen fühlst, ist kein Gefühl, was du loswerden musst, sondern angemessen, finde ich. Es ist zwar schmerzhaft, aber so wie ich das sehe, hast du nichts von dir verloren. Der Vogel in deinem Brustkorb ist äußerst lebendig und mit ihm ist alles in Ordnung. Du hast ein Talent fürs Schreiben, bist sehr wortgewandt - auch im Vergleich mit Erwachsenen. Du hast eine Phantasie, die ganze Welten hervorbringen kann.
All diese Personen in deinen Welten stehen für dich. Du bist komplex, du bist kein einfach einzuordnender Mensch. Und NEIN - du musst dich nicht für eine Version entscheiden. Du musst für die Menschen um dich herum kein vereinfachtes Bild abgeben. Das wäre so, wie wenn du dir den Mund zuzukleben und ein Lächeln draufzumalen würdest, damit man nicht sieht, ob du gerade traurig bist, fröhlich, wütend, etc. Es mag Überwindung kosten, sich komplex zu zeigen, aber jeder Versuch dich zu vereinfachen, wird dich über kurz oder lang verletzen und davon mal absehen auch verhindern, wirklich tiefe Kontakte entstehen zu lassen - denn wir wollen doch alle als ganze Menschen gemocht werden.

Ich kann dir raten, dir selbst tiefgreifend zu vertrauen, egal ob du gerade leidest.
Bei mir war es auch so, dass ich einfach keine Kontakte hatte, bei denen eine tiefe Bindung vorhanden war. Die sind erst später gekommen, bei mir erst mit Anfang 20. Aber ich würde jederzeit wieder jahrelang auf sie warten wenn es sein müsste, egal wie schlimm es ist, einsam zu sein. Und ich finde du kannst deine Fantasiewelten auch noch ne Weile beibehalten. Sie geben dir das Spielfeld um dich emotional in deiner ganzen Fülle auszuleben. Wie wäre es wenn du beginnst, ein 50:50-Verhältnis auszuprobieren? Wenn du dir deine Welten erlaubst und gleichzeitig einen regelmäßigen Rhythmus einhältst, mit dem du an deinen Realkontakten "arbeitest"? Dass du z b mit den Freunden, die du jetzt schon hast, über das sprichst, was dich bewegt und sie ebenfalls fragst, was sie bewegt. Und da vielleicht dich traust, mehr von dir zu zeigen. Und dann könntest du auch aktiv nach neuen Freunden suchen. Vielleicht gibt es einen Literaturclub für Jugendliche in deiner Nähe? Kreatives Schreiben, etc. Oder was dich sonst so interessiert, vielleicht eher eine Tätigkeit wo man nicht in einer Gruppe zurücktritt (wie Fußball, etc), sondern sich indiviuell ausdrücken und austauschen kann. Einfach neue Dinge und Orte in deinem Leben zuzulassen hilft schon, dass sich die Dinge ändern, dass du dich nicht wie in einer unveränderlichen Lage fühlst.

Also noch mal kurz zusammengefasst: Du verfügst über inneren Reichtum, der schlummert nur teilweise noch unterirdisch, dehalb kannst du ihn nicht sehen - aber er wird wachsen und blühen, sobald Wasser drauffällt - und er wird nicht vertrocknen, egal wie lang er warten muss. An dir ist nichts falsch.

Falls es dir um ganz andere Fragen / Antworten ging, würd ich mich freuen wenn du hier nochmal etwas schreibst. Oder einfach wenn du noch was sagen magst.

Ich wünsch dir alles Gute und viel Mut,
Nina

Nuala Anwort von Nuala

Liebe Nina,

habe vielen Dank für deine hilfreiche Rückmeldung. Ich werde sie an die Betreffende weiterleiten!

Nuala