Problem von Lari - 15 Jahre

Ich will nicht Schule schwänzen, aber ich muss

Hallo,

ich bin gerade in der Oberstufe eines Gymnasiums und habe jetzt mit einem Problem zu kämpfen, dass ich vorher nie hatte. Vor ein paar Monaten habe ich mich das erste mal dazu entschlossen, nicht in die Schule zu gehen. Den Grund, weiß ich nicht mehr so genau... Jedenfalls war es das erste mal Schwänzen, ohne das es meine Eltern wissen, also nicht einfach ihnen vortäuschen krank zu sein und zu hoffen das ich zuhause bleiben darf.
Die Entschuldigung hab ich darauf hin auch gefälscht.
Mittlerweile habe ich schon so oft geschwänzt, ich weiß gar nicht mehr wie oft. Jedenfalls viel zu oft. Alleine vorletzte Woche montag, letzte Woche von Dienstag bis Donnerstag und heute. Meine Eltern haben mich ein einziges Mal dabei erwischt, doch ich konnte mich da noch rausretten, so das ich mit keinen Konsequenzen rechnen musste.
Doch ich weiß ganz genau, dass das nicht ok ist. Ich denke mir jedesmal "Heute ist das letzte Mal! Heut muss ich einfach schwänzen, wegen diesem Test.." usw.
Doch dabei bleibt es nie.
Ich finde immer neue Gründe zuhause zu bleiben und jetzt komm ich auch in französisch nicht mehr mit...
Ich hab schon überlegt es meinen Eltern zu sagen, damit sie mir helfen, weil alleine schaff ich es nicht... Aber ich hab so Angst, dass sie dann böse auf mich sind und es dann auch meinen Lehrern erzählen (Mein Klassenvorstand hat mir mal gesagt, das er Schwänzer hasst und sie bei ihnen mit ernsthaften Konsequenzen rechnen müssen, weil ich mal Sport geschwänzt hab)
Von meinen Freunden wissen eigentlich eh fast alle, das es so ist, wie es ist, aber das einzige was sie dazu sagen ist "Ach Lari" oder "Getscho schwänzen wir mal zusammen"

Bitte, bitte helft mir, ich steh auch kurz davor das Jahr zu wiederholen, das will ich nicht ! :((

Dana Anwort von Dana

Liebe Lari!

Ohweh. Ein Problem, das du mit vielen Menschen teilst. Du hast dich hier in einen Graben bugsiert und kommst nicht mehr raus. Du siehst es selbst. Angefangen zu schwänzen, das wurde dann fast zur "Sucht", Ängste kamen dazu, Versagen kam dazu, weil du nicht mehr mitkommst...und der Druck "was ist, wenn alles raus kommt???" wird immer größer.

Die größte Gefahr ist nicht, dass du Ärger bekommst, wenn du es deinen Eltern sagst. Die größte Gefahr besteht darin, dass du so gefangen in diesem Kreislauf bist, dass du nicht mehr heraus kommst. Du häufst gerade einen Berg vor dir an, der bald unbezwingbar ist. Und dann? Dann ist deine Zukunft verbaut und alles wird noch schwerer.

Es tut mir leid, wenn dir das Angst macht, aber es ist GUT, dass es das tut. Denn Angst hilft dir vielleicht auf den rechten Weg. Es ist gut, dass du dich mit diesem Problem beschäftigst, es ist gut, dass du dir Hilfe suchst und überlegst, wie du das Problem beheben kannst. Es gibt nun zwei Möglichkeiten.

1. beziehe jemanden mit ein, zB deine beste Freundin oder deinen besten Freund oder auch einen Lehrer/eine Lehrerin. Vertraue dich ihm/ihr an und überlegt, wie ihr aus der Situation heraus kommt. Sinnvoll wäre es zB, wenn derjenige/diejenige dann deinen Stundenplan kennt und schaut, ob du die Stunden auch wirklich wahrnimmst. Frag nach Lerngruppen für die Hausaufgaben, bitte die Vertrauensperson, dass sie dich morgens zur Schule abholt, wenn es eine Freundin ist oder wenigstens deine Anwesenheit in der Schule quittiert (Lehrer). Man nennt das Hilfe zur Selbsthilfe. Du selbst schaffst es momentan nicht, aus der Situation heraus zu kommen. Das siehst du selbst und da reicht es auch nicht, wenn ich dir sage: "Komm, auf, das packst du schon!" Du wirst es alleine nicht packen. Dazu bist du zu tief im Sumpf drin.

Das ist aber nicht schlimm! Schlimmer wäre es jetzt, den Kopf einzuziehen und einfach weiter nichts zu machen. Du hingegen suchst aktiv nach Hilfe und das ist prima. Jetzt musst du nur die weiteren Schritte gehen, damit dein Leben wieder normal werden kann. Ich habe ja auch nicht den Eindruck, dass du gemobbt wirst oder dir viel Schlimmes in der Schule passiert. Du hast nur einfach geschwänzt, weil du keine Lust hattest, hast gemerkt, wie leicht das ist und die Versuchung hat dich total übermannt. Dagegen musst du nun kämpfen. Es ist wirklich gleichzusetzen mit Sucht, denn du musst gegen die Versuchung ankämpfen. Die einen, wenn sie eine Flasche Alkohol sehen und du, wenn du in die Schule musst.

2. beziehe deine Eltern mit ein.
Ja, das kann SEHR unangenehm werden, weil deine Eltern sicher sehr verstimmt sein werden. ABER: wenn das Donnerwetter erstmal rum ist, wirst du auch hier Hilfe erwarten können. Deine Eltern lieben dich und sie wollen, dass aus dir etwas werden kann, dass du Chancen und Perspektiven hast. Sie werden dir auf jeden Fall helfen. Bitte sie um Kontrolle deiner Schulgänge, um Kontrolle der Hausaufgaben, vielleicht gibt es die Möglichkeit, mit einem Nachhilfelehrer zu arbeiten?

Auf jeden Fall brauchst du jemanden, der anfänglich deine Schritte überwacht, bis du wieder richtig Fuß gefasst hast. Das gibt auch Sicherheit, wirklich. Und es erleichtert so ungemein, wenn man nicht mehr alleine mit diesem Problem ist.

Die Frage, die sich mir allerdings stellt, ist die, wie du überhaupt aufs Schwänzen gekommen bist. Wo liegt die Ursache? Fühlst du zu großen Lerndruck? Ich habe den Eindruck, dass du ein kluges Mädel bist, das eine gute Zukunft vor sich hätte. WENN...ja wenn du es schaffst, dieses Schwänzen zu lassen. Und da ist es wirklich das Wichtigste, nicht alleine mit dem Problem zu bleiben. Auch wenn es verdammt schwer ist, sich zu öffnen und zuzugeben, dass man dieses Problem hat, auch wenn Ängste dabei sind, was die Eltern sagen...fasse Mut und rede darüber. Erst dann werden sich Lösungen ergeben. Wenn du alleine mit deinem Problem bleibst, wirst du noch weiter absinken, bis sich endlich was tut. Denn bis der Leidensdruck einen zu Taten zwingt, ist vieles schon zu spät...

Von daher: LOS. Bewegung, meine Liebe! Du kannst das mit der Hilfe der Menschen, die dich mögen und lieben.
Da bin ich mir sicher.

Alles Liebe,

Dana