Problem von Anonym - 30 Jahre

Eine Sache des Vertrauens?

Hallo Bernd,

da ich Dir schon einmal Feedback gegeben habe und daraufhin unprofessionell abgespeist wurde, da ich an einer privaten Uni studiert habe und eine materielle Denke habe, versuche ich es nun noch einmal. Auf einer anderen Ebene...

Dieses Mädchen ist mit einem Mann zusammen, der sie nicht für sie intererssiert. Das zum Einen. Zum Anderen sind ihm ihre Gefühle egal, denn wenn er sie tatsächlich lieben würde, würde er viel dafür geben das sie glücklich ist und sich nicht auch noch respektlos behandeln. Er würde ihr zuhören, verstehen was sie verletzt und handeln. So kann er ihr nicht mehr zeigen das ihm die Beziehung und wahrscheinlich auch sie total egal ist. Selbstsüchtiges Arschloch würde ich dazu sagen, wäre sie meine Freundin. Du rätst ihr das sie ausgehen soll, ebenso wie er es tut? Das soll des Rätsels Lösung sein?

Bernd, schön das Du Dir die Zeit nimmst und das hier ehrenamtlich machst. Aber dann tue es doch ganz oder gar nicht. Solche Antworten helfen keinem weiter und Du verschwendest Deine Zeit!

Alles Gute

Bernd Anwort von Bernd

Hallo Bekannte,

natürlich sind meine Antworten unprofessionell! Steht schon auf unserer Startseite, dass wir nur aus unserem Erfahrungsschatz schöpfen.
Dass Du auf einer privaten Uni studiert hast, hat nichts mit meiner Antwort an Dich zutun. Wohl aber Deine "materielle Denke". Auch nur darüber hatte ich Dir geschrieben.
Wo ich Dir recht gebe: ich hätte es genauer ausführen sollen und müssen, wie ich zu meiner Meinung komme.
In sofern ziehe ich mir Dein "ganz oder gar nicht" gerne an!

Nun zu der "anderen Ebene"!
Und bitte habe Verständnis dafür, dass ich nun L. anspreche, weil ich nicht über sie sprechen will, sondern lieber zu ihr!
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Liebe L.,

das feedback hat mir den Anlass gegeben, mir Gedanken darüber zu machen, mich weniger missverständlich auszudrücken.

lass mich bitte das betrachten, was Du uns geschrieben hattest. Z.B.:

Über Deine Gemütslage schreibst Du:
"Zu Beginn war alles in Ordnung, doch sobald ich erfuhr, dass er irgendwo mit Freunden unterwegs war, schossen und schießen mir die Aussagen von A. durch den Kopf. Ich finde keinen Schlaf, liege wach, male mir Horrorszenarien aus und fürchte mich mehr als alles andere davor noch einmal so verletzt zu werden wie ich es bereits von ihm wurde. Mehrfach habe ich mit dem Gedanken gespielt es einfach zu beenden, weil ich der Meinung bin, dass eine Beziehung ohne Vertrauen nichts bringt, jedoch finde ich dazu momentan einfach keine Kraft.."

Daraus resultiert der Wunsch an Deinen Freund:
"Ich habe ihm offen erklärt, dass es mir zum aktuellen Zeitpunkt beispielsweise helfen würde, wenn er offen und ehrlich ist, wenn er mir einfach sagt, wenn er eine Party o.ä. verlässt, um woanders weiterzufeiern und mir einfach nur kurz Bescheid gibt, wenn er wieder Zuhause in seinem Bett liegt, aber das tut er trotz seines Versprechens (immer und immer wieder) einfach nicht. Jedes mal muss ich ihm mühsam Informationen entlocken."

Allein diese zwei Beschreibungen von Dir zeigen mir sehr deutlich, dass Du eben nicht die "Optimistin" bist, von der Du sprichst:
"Leider bin ich ein hoffnungsloser Optimist und versuche immerzu das Gute im Menschen zu sehen, darum gab ich ihm eine weitere Chance nachdem ich ihn einige Wochen schweren Herzens zappeln ließ."

Im Gegenteil: Deine Fantasien spielen Dir einen Streich! Sie führen Dich in Horrorvisionen, gegen die Du nur ein Mittel siehst: absolute Kontrolle über Deinen Partner.
Und Du findest nicht die Kraft, loszulassen, obwohl Du kein Vertrauen zu ihm hast!

Was wäre nun wirklich gewesen, wenn er Dir freiwillig etwas davon erzählt hätte, dass er mit den Freunden auch noch bei einer Kommilitonin waren?

Dazu gibt es zwei komplett konträre Sichtweisen, die beide irgendwie schlüssig sind, wenn man sie für sich annehmen kann:
- Du hättest es als Erleichterung sehen können, wenn er von sich aus darüber erzählt hätte.

- was man erzählt erlangt dadurch auch erst irgendwie "Bedeutung".

Nach Deinen Visionen zu urteilen gehe ich eher davon aus, dass Du Dir dann erst recht die Frage gestellt hättest: das war ihm so wichtig, dass er es mir erzählt hat! Warum? Was von dem Treffen hat er Dir verschwiegen? Wollte er Dich nur in Sicherheit wiegen?

Was für einen Grund könnte Dein Freund haben, etwas für ihn absolut "unbedeutendes" zu verschweigen?


Ehrlich gesagt halte ich Dein Verhalten für einen Anflug von Kontrollzwang.
Und sein Verhalten für ein "Vermeidungsverhalten".

Was meine ich damit?

Es gibt Sachen, die sind absolut belanglos! Z.B., wenn ich mit fünf Kumpels zu einer gemeinsamen Bekannten gehe. Oder eine gemeinsame Bekannte auf dem Campus treffe.
Erst wenn ich darüber rede, belege ich genau diese Tatsache mit einer Bedeutung! Eine Bedeutung, die der Begebenheit für mich eigentlich gar nicht zukommt! Ist ungefähr so wichtig, wie: heute sind wir nicht durch den Park gegangen, sondern den anderen Weg.

Ich hatte mal eine Freundin, für die es undenkbar war, mit jemandem einen Kaffee trinken zu gehen. Für mich war und ist es nicht mehr und nicht weniger, als eine entspannte Atmosphäre für eine Unterhaltung.
Wenn ich z.B. in eine Stadt komme, wo einer (oder eine) wohnt, der(die) auch für den Kuka schreibt , werde ich den oder die nicht unbedingt privatissimum heimsuchen wollen. Aber gerne persönlich kennenlernen! Also in einem Kaffee oder Restaurant.
Wer will daraus mehr schließen, als eben ein persönliches Kennenlernen?
Die Diskussion stehe ich vielleicht dreimal durch. Wenn dann für mein Gegenüber "Kaffeetrinken" immer noch mit "fremdgehen" gleichgesetzt wird, erzähle ich es einfach nicht mehr!
Punkt!
Und ich weiß, dass der Frust und der Ärger um ein Vielfaches schlimmer sein wird, wenn dieses "Kaffeetrinken" dann doch mal Thema sein wird!

Das ist "Vermeidungsverhalten"!
Du wirst enttäuscht sein, weil ich nicht "offen und ehrlich" bin!?

Ich werde stinkig sein, wenn Du nachbohrst und einer absolut unbedeutenden Begebenheit eine Bedeutung auch noch dadurch erst aufzwingst, weil sie eben für mich keine (redenswerte Bedeutung) hatte.

Setze selber einmal an diesen Deinen Sätzen an:

"Auf meine Frage "Wieso?" habe ich bis heute keine Antwort erhalten.. Jedenfalls fühlte ich mich dementsprechend absolut entsetzlich.. Ich wurde von Selbstzweifeln geplagt, ob ich nur eine zweite Wahl sei, ein Lückenfüller.. Das Gefühl ersetzt zu werden machte sich in mir breit und mein Vertrauen war von jetzt auf gleich wie weggeweht.."

Das scheint mir des Pudels Kern zu sein: Deine Selbstachtung und Dein Selbstwertgefühl!

Darauf zielte mein Rat an Dich:

"Vergiss niemals die Freunde, die Du vor dieser Beziehung hattest!
Lebe diese Freundschaften!
Mache Dich niemals abhängig von einer Beziehung, die alles andere in Deinem Leben ausschliessen will!
Und genau das gestatte auch Deinem Freund! Nicht mehr und nicht weniger"

Den Rat mit der platten Bedeutung: "gehe einfach auch aus" zu belegen (wie es unsere feedbackerin liest) war sicherlich nicht meine Absicht!

So sehr uns auch eine Liebe erfüllen mag: Du bist mehr wert, als das Spiegelbild das Du in dem erkennst, dem Du Deine Liebe schenkst!
Was Du Dir wert sein ~ und welche Selbstachtung Du Dir zuerkennen solltest kannst Du oft eher an Deinen wirklichen Freunden erkennen, als an Deinem Partner!

Das Leben ist weit mehr als 1 + 1!

Alles Liebe

Dir, liebe L.

und unserer feedbackerin,

Bernd