Problem von M. - 29 Jahre

Feedback zu: http://mein-kummerkasten.de/306752/Vater-hat-Mutter-vergewaltigt.html

Hallo,

dieses Problem kam in meiner Familie ebenfalls vor. Damals war's der neue Freund meiner Mutter. Ich bilde mir also ein, hier mitreden zu können.

Allerdings möchte ich nur darauf hinweisen, dass man bisher nur eine Seite der Geschichte gehört hat. Das soll jetzt keine "Entschuldigung" für eine Vergewaltigung sein. Soetwas ist unentschuldbar und bei allem Verständnis für "urzeitliche Triebe" sollte sich trotzdem jeder Mann (und auch jede Frau) soweit im Griff haben, dass niemand physisch oder psychisch zu Schaden kommt.

Es sind jedoch schon Männer ins Gefängnis gegangen auf Grund von angeblichen Vergewaltigungen... Ich erinnere nur an diesen Lehrer, der nachweislich 7(?) Jahre unschuldig in Haft war. Heutzutage reicht die pure Anschuldigung ja leider schon aus.

"Jeder Mensch lügt."
Das heißt nicht, dass es in dieser Situation so sein muss aber das Hinterfragen und die Suche nach der Wahrheit sollten wohl im Vordergrund stehen anstatt mit einer Seite der Geschichte zur Polizei zu rennen.
Mir werden neuerdings zu voreilige Schlüsse gezogen und unbekannte Menschen zu schnell vorverurteilt.

Sollte er es jedoch zugeben und/oder herabspielen, wäre die Anzeige die richtige Konsequenz. Wie gesagt eine Vergewaltigung ist unentschuldbar.

...................Nachtrag zu meinem Feedback:

http://www.stern.de/tv/sterntv/sieben-jahre-in-haft-wie-eine-luege-thomas-ewers-ins-gefaengnis-brachte-2108113.html

Wäre nett, wenn der Link ebenfalls in meinem Feedback auftaucht.

Vielleicht hilft es, die Leute zu sensibilisieren. Vergewaltigung ist schlecht - da sind wir uns hoffentlich alle einig. Trotzdem sollte nicht jeder Mann unter Generalverdacht fallen.

Danke!

Bernd Anwort von Bernd

Hallo M.,

danke für Dein feedback. Es gibt mir die Möglichkeit, mich hoffentlich auch noch ein wenig deutlicher auszudrücken und ein so vielschichtiges Thema wie gerade "Vergewaltigung in der Ehe" zu würdigen.

Vor Jahren habe ich einmal mitbekommen, was es für einen Menschen bedeuten kann, eine Vergewaltigung miterlebt zu haben.
Als dieser Mensch (Jahre nach dem eigentlichen Erlebnis) in meinem Arm einschlief gefror ihm das Lächeln, das noch aus unserem Gespräch übrig geblieben war. Und er fing von einem Moment zum anderen an, das Geschehene nochmal zu erleben. So intensiv, dass ich als Betrachter nahezu körperlich miterlebte, was gerade in dem Albtraum geschah.
Ich glaube es kann sich fast niemand vorstellen, welche Tode ich in dem Augenblick und auch danach dem Peiniger zufügen wollte.
Pfählen fand ich noch am einleuchtensten :-(

Es ist nicht nur "schlecht"! Nicht nur "unendschuldbar"!
Eine Vergewaltigung ist das verabscheuungswürdigste, das ich mir vorstellen kann, was ein Mensch einem anderen antun kann!
Und eine Schilderung eines Betroffenen führt mich schlichtweg immer, wenn ich daran denke zu der (biblischen) Geschichte, in der Jesus der Maria Magdalena die Füsse wäscht:
Sie ist rein! Schön! Und ein wertvoller Mensch!
Das will ich so gerne allen Betroffenen weitergeben!

An all dem gibt es nichts zu deuteln! Nichts zu beschönigen!


Die andere Seite: die Du lieber M. hier angeschnitten hast berührt das Thema "Wahrheit".
Ich möchte noch ein Thema hinzufügen: "Schlagwörter" (plakativen Gebrauch von Sprache).

Das ist mir z.B. aufgefallen, als unsere Schreiberin so locker geschlußfolgert hatte:
"vor einiger Zeit hatte ich mit meiner Mutter ein Gespräch, in dessen Verlauf ich erfuhr, dass mein Vater vor kurzem gegen ihren Willen Sex mit ihr hatte. Sprich mein Vater hat meine Mutter vergewaltigt."

Ist irgendwie wohl niemandem wirklich bewußt, was er anstellt, wenn er einen ganzen komplexen Gesprächsverlauf auf eine Situation eingrenzt, sie mit einem Wort belegt, das niemals etwas anderes bedeuten kann und darf, als eine kriminelle Handlung(!!!!) und dann einfach so abhakt?
Das hatte mich schon ein wenig aufgeregt!
Aber dann kam ja auch die Aussage: "Sie hat es klar eine Vergewaltigung gegen ihren Willen genannt ".
Erst ab dort mag ich unserer Schreiberin wieder folgen! Wobei schon auch wichtig wäre, wie genau sich die Mutter ausgedrückt hat.

Was hier - in unseren Antworten - eigentlich nie ersichtlich ist: es gab gerade zu der Zuschrift fast zeitgleich eine andere zu einem ähnlichen Thema, die dann zurückgezogen wurde:

"Titel: (Hilfe ich kann nicht mehr Erzeuger vergewaltigt Mutter)WAR EIN GROßES MISSVERSTÄNDNIS

hallo ich habe hier gestern geschrieben das ich den verdacht hatte das mein vater versucht hat meine mutter zu vergewaltigen. Meine Eltern und ich haben heute mit einander geredet und es hat sie als ein großes Missverständnis rausgestellt. Meine eltern meinten das dies so eine Art rollenspiel war. Weil meine Eltern so etwas beidei rgwie anmacht und da da nicht passiert ist was nicht gewollt war."


So wenig, wie ich mir sicher bin, dass das "Mißverständnis" und das Rollenspiel tatsächlich das ist, was nun von dem Problem für uns übrig blieb:
genauso schwer tue ich mich, die Zuschrift einzuordnen, über die nun Dein feedback geht.
Das Problem in beiden Fällen: wie gehen wir mit Eindrücken von Menschen um, die sich betroffen fühlen, aber eigentlich nicht wirklich "beurteilen" können, was da geschehen ist?

Wie gehen wir mit "Wörtern" um?

Ich "vergewaltige" meinen Magen, wenn ich nun nach der Pizza noch eine Lasagne esse!
Ich "vergewaltige" meinen Kollegen, wenn ich ihm meine Schicht auf's Auge drücke, um selber den Brückentag und das lange Wochenende für mich zu haben!
Ich "vergewaltige" meine Söhne, wenn ich sie zur Gartenarbeit vergattere, wo sie doch lieber mt ihren Freunden abhängen würden.

Das Wort geht einem doch eigentlich sehr leicht über die Lippen?
In den drei Sätzen ist doch keine kriminelle Energie versteckt?
Und je leichter es uns über die Lippen geht, um so unbedachter gehen wir damit um!
Und benutzen es genau so "leichthin", wenn wir eine Tat damit als kriminell beschreiben?

Soweit vielleicht zu dem Wort "Vergewaltigung" allgemein.
In der Ehe hat das alles wohl noch eine ganz andere Gewichtung?

In den 60-ger Jahren war das Wort von den "ehelichen Pflichten" noch ein Begriff.
Nicht dass ich es gut gefunden hätte (damals hatten meine Eltern noch diese Pflichten. Ich hatte alle Rechte des Kindes :-)
Das ganze war wohl von der Idee getragen, dass in einer Ehe jeder von seiner "Individualität" dem Anderen "in Liebe" Zugeständnisse macht und Kompromisse eingeht. Vielleicht so etwas wie "der Preis, den man gegen die Einsamkeit zu zahlen bereit ist"?
Niemals durfte in der Ehe Gewalt angewendet werden!
Aber wie definiere ich "Einsamkeit"?
Für Männer scheint das ganz klar zu sein: weil "Schwanzgesteuert" ist Einsamkeit, wenn sie mehr als einmal am Tag unbefriedigt zurückgelassen werden?!
Für Frauen ist es oft viel komplizierter: nicht zugehört! (Nicht in den Arm genommen! Nicht gedrückt! Nicht geküsst.)

Und oft ist es wie mit Hund und Katze: "ich würde sie ja gerne in den Arm nehmen, drücken und küssen! (Okay, mit dem Zuhören habe ich ein Problem?)
Aber dann kommt gleich von ihr: "Du willst ja immer nur das Eine?!"
Also lass ich es!

Du hast keine "ehelichen Pflichten" mehr, weil es ja keine "Schuld" mehr gibt, wenn die Ehe zerüttet ist!
Warum bin ich dann trotzdem der Depp, wenn ich fremd gehe, nachdem Du mir gezeigt hast, dass es eine liebevolle Beziehung zwischen uns für Dich nicht mehr gibt?

Irgendwie ist das mit dem Primat der "Selbstverwirklichung" wohl in den letzten Jahrzehnten gründlich falsch verstanden worden und in die Hecke gegangen?

Das mit den "ehelichen Pflichten" hatte eigentlich nur einen Sinn, solange bei einem Scheitern der Ehe nach Schuld gesucht wurde! Und da war das Verweigern dieser Pflicht halt ein Indiz!
Das Verweigern von überalteten Pflichten wird auch unsere Rechte von der lebenslangen Treue des Partners zunichte machen!

Das mögen die Gedanken sein, die die Mutter unserer Schreiberin davon abhalten, Anzeige zu erstatten?
Das war mein Gedanke, als ich schrieb, dass er sich gefälligst im Bordell das holen sollte, was ihm die Ehefrau nicht geben kann: wo sie keine Schuld an der Verweigerung trägt, mag es ihn auch freisprechen, wenn er "Treue" anders deutet?

Es ist sicherlich nicht das, was ich einer Beziehung wünsche! Meine Idee, dem Vater zuerst den Weg zu einer Partnerberatung zu zeigen war getragen von der Hoffnung, dass er sein Unrecht fühlt und sich helfen lassen will! Dabei wäre dann die Hilfe seiner Partnerin (der Mutter unserer Schreiberin) vielleicht ein Weg, die beiden wieder einander anzunähern?

Das was wir geschrieben haben, betrifft nun alles die Eltern!
Was sagen wir unserer Schreiberin?

Greife beherzt ein, sobald Du direkte Zeugin einer Straftat wirst!
Aber hüte Dich davor, aus redensagen zu urteilen, bevor Du alle Seiten wirklich kennst!


Alles Liebe,

Bernd