Problem von Cia - 16 Jahre

2. Versuch Will meiner Freundin helfen-doch sie mag sich selbst nicht

Hallo! Hoffentlich habe ich diesmal Glück...
Ich möchte ganz von vorne anfangen-
In der 8ten Klasse wurde ich zufällig neben eine Klassenkameradin gesetzt, ich nenne sie jetzt einfach Chrissy(15)
 Ich hatte in den Jahren vorher kaum ein Wort mit ihr gewechselt, fand sie nur sehr unauffällig, schüchtern, vielleicht etwas seltsam. Da ich aber ein sehr kommunikativer Mensch bin, fing ich an, mich mit ihr zu unterhalten, und stellte fest, dass ich sie nett fand. Sie fing nach und nach an, sich mir mehr zu öffnen. Wir machten ein paar Schularbeiten zusammen usw. In unserer damaligen Klasse hatte sie noch ein paar Freunde, die sie seit der Grundschule kannte.
Zu Beginn dieses (unserem 10) Schuljahres wurden wir in Kurse aufgeteilt, Chrissy war jedoch überraschenderweise für einen Austausch 3 Monate in Südamerika, was keine gute Idee war...ohne Freunde und vertraute hat sie die Zeit praktisch nur auf Twitter verbracht, oder mit unsin D geschrieben.  Als sie zurück kam, fehlte ihr natürlich auch die gewohnte, alte Klasse.
Sie hält sich sehr an mich, vor allem bei Gruppenarbeiten, und auf einer Klassenreise. Nur einer neuen Freundin von mir konnte ich sie vorstellen, aber viel haben sie nicht zu tun.
Nur noch kurz zu ihrer Situation zu Hause: Ihre Eltern sind glücklich verheiratet, sie hat noch einen kleinen Bruder(13) . Die Familie hat mehr als genug an Geld, ist ansonsten in jeder Hinsicht völlig normal.  Den Eltern sind die Kinder wichtig, der Alltag ist gut organisiert...
Chrissy selbst ist sehr groß und sehr dünn, hat langes, lockiges braunes Haar, große blaue Augen mit ewig langen Wimpern...
Sie selbst sieht sich jedoch anders-Sie hasst sich regelrecht.  1. Ihr Aussehen-sie trainiert und fühlt sich nicht wohl, hasst ihre Sommersprossen, Nase und und und... 2. Hält sie sich für dumm.  Denkt sie sei schlecht(schulisch) dabei ist sie im Durschnitt-dass auch nur weil sie sich nieee meldet 3. Mag ihren Charakter nicht -hält sich nicht für liebenswert, und sagte mir, sie könne nicht verstehen, wieso ich/wir mit ihr befreundet sein wollen...
Das alles ist so extrem, dass es praktisch unmöglich ist, sie zu beleidigen, da sie jeder Kritik zustimmt...Sie zieht auch über sich selbst her-vor allem in der Schule. Natürlich hat sie so kein Selbstbewusstsein-> lernt keine Leute kennen -> ist oft außen vor...
Verschärft wird das alles dadurch, dass sie großer Fan von Justin Bieber und Selena Gomez ist-mit ihr vergleicht sie sich, und fühlt sich dadurch noch schlechter.
Wenn sie zu Hause oder nur unter Freunden ist, ist es besser, aber z.b Bahn fahren oder mit fremden sprechen strengt sie an...außerdem hat sie keine Pläne oder Träume für ihr späteres Leben, sieht sich allein hier von allen (zum studieren) verlassen...
Das alles macht mir Sorgen-es ist keine Phase.
Ich denke, eine Therapie könnte helfen, aber ich weiß nicht, wie ich sie dazu bringen soll...in ihrer Familie gab es schon Fälle von Depressionen...fest steht, dass auch wenn ihre Mutter meint, ich täte ihr gut, ich nicht viel bewirken kann.  Es bringt nicht viel ihr zu widersprechen, sie positiv zu bestätigen, oder ihr zu zeigen, dass andere auch Probleme mit sich selbst haben...
Soll ich mit ihren Eltern sprechen? Ich finde das irgendwie gemein, aber ich weiß nicht mehr weiter...
Ergänzung: mittlerweile haben ihre Eltern Chrissy einen Flyer einer Selbsthilfegruppe für Schüchterne gegeben, sie sagte nur Neeein!!! Und das ganze wurde nicht weiter verfolgt...
Danke für eure Hilfe, Cia

Saskia Anwort von Saskia

Hallo Cia!

Es tut mir so leid, dass du so lange auf eine Antwort von uns warten musstest. Zunächst einmal möchte ich dir ein ganz großes Kompliment aussprechen, du hast den Text so verfasst, dass ich mir ein gutes Bild von deiner Freundin und eurer Freundschaft machen konnte. Deinen Zeilen nach zu urteilen, kann ich sehr gut nachvollziehen, dass du dir um deine Freundin große Sorgen machst. Was du hier beschreibst, klingt für mich nach einem großen Problem mit dem Selbstvertrauen und dem eigenen Selbstwertgefühl. Du schreibst, dass sie deiner Meinung nach ein gutes Elternhaus hat, das klingt auch so, aber manches Mal trügt auch der Schein. Es gibt Menschen, die sich in einer geborgenen Familienumgebung trotzdem missverstanden fühlen können, was für Außenstehende manchmal schwer zu durchschauen ist. Ich weiß natürlich nicht, ob meine Vermutung richtig ist, da ich sie ja gar nicht kenne, aber ich möchte dir damit aufzeigen, dass es Dinge gibt, die zwei Seiten haben können, und die man auf den ersten Blick nicht erkennt.

Ich merke, dass dir deine Freundin nicht egal ist, und du ihr gern helfen möchtest, aber leider kann sie sich nur selbst helfen, sie muss von sich selbst heraus erkennen, dass sie Hilfe braucht und diese dann auch annehmen kann. Mit Druck kommt man an dieser Stelle meistens nur bedingt weiter. Ich schicke dir 2 Links mit, die du ihr vielleicht ans Herz legen kannst, und dann kann sie selber entscheiden, was sie damit macht.

http://www.onlineberatung-caritas.de/index.php?id=beratungsangebo_jgdl
https://www.nummergegenkummer.de/cms/website.php?id=/de/index/kinder_und_jugendtelefon/allein_mit_deinen_problemen?.htm


Auf jeden Fall solltest du weiterhin ein offenes Ohr für sie haben und ihr zuhören, denn ich denke, sie braucht eine starke Schulter. Ob du mit ihren Eltern Kontakt aufnehmen solltest, ist tatsächlich eine schwierige Angelegenheit, es besteht nämlich die Gefahr, dass sie sich dann verraten fühlt und das Vertrauen in eure Freundschaft gestört ist. Gibt es an eurer Schule vielleicht eine/n Schulsozialarbeiter/in oder Vertrauenslehrer/in, an den sie sich wenden könnte? Selbstverständlich kannst du dich jederzeit auch wieder an uns wenden, gern auch an mich direkt.

Ich wünsche dir viel Kraft und alles Gute für dich und deine Freundin!

Saskia