Problem von Patricia - 17 Jahre

Angst vor Zukunft

Ich habe oft Klassen wiederholen müssen, daher hab ich die Schule nach der siebten verlassen müssen. Natürlich wollte ich nicht so enden und habe mich dafür entschieden, zur Berufsschule in der nächsten Stadt zu gehen um da einen Hauptschulabschluss zu machen. Es wird schwer, da ich alles alleine machen muss. Bahn fahren, Bahntickets kaufen, usw. Aber das kann ich alles nicht. Das liegt wohl daran, dass ich von klein auf sowas wie z.B. Im Restaurant was bestellen, an der Kasse bezahlen, usw. nie alleine getan habe. Das hat immer meine Mutter für mich gemacht. Ich habe Ängste, wenn ich sowas tun muss. Dann kommt dazu, dass vor ein paar Jahren starke Depressionen diagnostiziert wurde. Ich habe im letzten Jahr alle meine Freunde verloren, da sie sich so veränderten. Zurzeit sind alle in dieser Kifferphase. Ich werde nur schwer akzeptiert, und bereits beim besichtigen der Schule, wurde ich ausgelacht. Oft bin ich wieder an dem Punkt, wo ich denke: "Vielleicht solltest du alles hinschmeißen und dich erlösen. Deine Zukunft kann so nur scheiße werden. Keine Freunde, Depressionen, Dyskalkulie, und dieses aussehen." Ich habe schreckliche angst vor dem, was noch kommt. Mir wird schlecht, wenn ich daran denke, was mich alles erwartet. Ich kann nicht mehr.

Florian Anwort von Florian

Hallo Patricia


Du konzentrierst Dich gerade viel zu sehr auf das was Du nicht hast oder nicht kannst. Das mag zwar zu Deinem Leben und Deiner Persönlichkeit gehören, ist aber nur ein Teil des Ganzen und damit auch nur ein Teil Deiner Zukunft. Hinzu kommt nämlich noch das was Du kannst, das was Du magst und das was Du willst.


Gerade die Frage danach, was Du willst, ist die wichtigste im Bezug auf Deine Zukunft. Die Antwort darauf stellt die Weichen und beeinflusst Deine Entscheidungen. Du hast Dich z.B. dafür entschieden Deinen Hauptschulabschluss nachzuholen. Dahinter steckt einerseits vielleicht der Wunsch überhaupt einen Abschluss zu besitzen, andererseits aber vielleicht sogar schon ein direkter Berufswunsch der sich damit erfüllen lässt. Was auch immer der Hintergrund sein mag, Du solltest Dich fragen "Wozu mache ich das? Was ist mein Ziel dahinter." Dieses Ziel solltest Du Dir in solchen Momenten, in denen Du zweifelst, immer wieder vor Augen führen. Er bringt Dich dazu auch in schlechten Zeiten durchzuhalten und auf die guten Zeiten zu warten, die mit dem Erreichen des Zieles auftreten werden.

Entsprechend kannst Du Deine Ziele in verschiedenen Dimensionen sehen. Ein oder meherere Lebenszwecke oder Lebensziele als übergeordneter Lebenssinn. Hier ist die Frage entscheidend "Wofür möchte ich leben? Woran erkenne ich am Ende meines Lebens, dass ich mein Leben sinnvoll gelebt habe? Wofür möchte ich mein Leben opfern?". Dieser Lebenssinn dient als Richtungsweiser für alle weiteren Ziele die Du Dir im Leben stellst.
Die nächste Dimension Deiner Ziele stellen hohe Ziele und Lebensetappen dar. Sie dienen dazu Dein Lebenssinn konkret in einzelne hohe Ziele aufzugliedern und das über Deine Lebensspanne verteilt. Die Frage die sich hier stellt ist "Wie erreiche ich mein Lebensziel? Wie erfülle ich meinen Lebenssinn? Was muss ich dafür tun?" Dazu kannst Du z.B. bereits Deinen Schulabschluss zählen.
Die nächst niedrigere Dimension soll diese Ziele wiederum in kleinere Einzeletappen gliedern. Zentral ist hier weniger der Lebenssinn, sondern vielmehr die Frage "Wie kann ich meine hohen Ziele erreichen? Was ist notwendig um diese Ziele zu erreichen?" Hierzu könnte z.B. das tägliche Lernen, die tägliche Zugfahrt und auch der tägliche Kampf mit dem Fahrkartenautomaten gehören.

Versuche einmal selbst nach dieser Einteilung Deinen Lebenssinn, Deine Lebensziele und auch die einzelnen Punkte und Etappen dafür festzulegen. Schreib Dir das ruhig einmal alles auf. Es gibt hierbei kein richtig und kein falsch.

Sinn des Ganzen ist es Sinn zu schaffen. Durch Deine eher pessimistische Zukunftssicht lässt sich ableiten, dass gerade dieser vielleicht nicht so klar und ersichtlich ist. Wenn Du Dir einen konkreten Lebenssinn und Lebensziele vorstellen kannst, kannst Du Dir auch eine optimistischere Zukunft vorstellen.


Dies alleine reicht vielleicht noch nicht aus. Vielleicht hast Du auch noch Probleme damit festzustellen was Du überhaupt machen willst oder welchen Sinn Du Deinem Leben zuordnest. Hier kommen die anderen beiden Punkte hinzu, die ich oben bereits als wichtige Teile Deiner Persönlichkeit genannt habe: Das was Du kannst und das was Du magst.

Das was Du magst, was Du Dir wünscht, was Du liebst und schätzt bietet gute Anzeichen dafür was Du willst. Dazu gehören alle Tätigkeiten und Hobbys in denen Du richtig aufgehst, Du Dich also wohl fühlst und es Dir Spaß und Freude bereiten. Vielleicht eine bestimmte Sportart. Vielleicht Kochen und Backen. Vielleicht irgendein künstlerisches Schaffen. Egal was alles darunter fällt, es gehört zu Dir und Deiner Persönlichkeit. Es gehört zu Deinem Leben und zeigt vielleicht sogar auf, was Du im Leben willst oder vom Leben noch erwartest.
Das was Du kannst bzw. auch das was Du hast, ist eng mit dem was Du magst verbunden. Je mehr wir etwas mögen, umso mehr tun wir dies gewöhnlich und umso besser können wir es auch. Mit Spaß und Freude lernt es sich einfach besser und es lassen sich Fähigkeiten und Talente besser erkennen und ausbauen. Wenn Du also nicht sofort alle Deine Fähigkeiten und Talente erahnen kannst, schau Dir an was Dir Spaß macht oder bei dem Du Dich wohlfühlst. Vielleicht kennst Du aber auch schon bestimmte Fähigkeiten oder Eigenheiten von Dir oder hast von anderen gehört diese zu besitzen. Auch dies ist Teil Deiner Persönlichkeit und Deines Lebens.

Hier kann es wieder hilfreich sein durchaus das aufzuschreiben was Du magst und was Du kannst. Es gilt wieder: Es gibt keine richtigen oder falschen Antworten. Darüber hinaus ist es egal ob Du nur einen Punkt oder mehere Punkte findest. Klasse geht hier vor Masse und vieles ist Dir vielleicht noch verborgen und gibt sich erst im weiteren Leben zu erkennen.


Konzentriere Dich für die nächsten Tage einmal darauf was Du kannst, was Du magst und was Du willst. Achte darauf was das mit Deinen Gedanken macht und in wieweit sich Deine Sicht über Deine Zukunft ändert. Mache Dir vielleicht auch einmal bewusst, dass Dir niemand Deine Zukunft vorhersagen kann. Auch wenn Du Deine Zukunft jetzt pessimistisch siehst, muss dies nicht so zutreffen. Außer Du steuerst direkt darauf zu und lässt es so geschehen. Durch eine gewisse Zukunftsplanung kannst Du diesem Szenario jedoch entgegenwirken und in eine andere Richtung gehen die Dir vollkommen neue Chancen und Erfahrungen im Leben bieten wird.


Ich hoffe ich konnte Dir ein wenig helfen Deine Zukunftsangst zu mindern. Wenn Du willst kannst Du ruhig ein Feedback schreiben und bescheid geben ob oder ob meine Tipps Dir nicht weitergeholfen haben. In jedem Fall wünsche ich Dir alles Gute.


Gruß
Florian