Problem von Luna - 25 Jahre 28.11.05

Wir haben NICHTS gemeinsam!

Hallo,

nach vielen vielen Gesprächen mit Freunden und Familie habe ich mich jetzt auch dazu entschlossen, Euch zu schreiben...
Ich bin seit 5,5 Jahren mit meinem gleichaltrigen Freund (25) zusammen. Er ist mein zweiter Freund; wir wohnen nicht zusammen. Vor 3 Jahren habe ich meine alten Freundinnen wieder getroffen, und seit dem habe ich wieder die Lust am Weggehen entdeckt. Ich war früher nie unterwegs, da ich niemanden kannte, der ähnliche Interessen mit mir teilte.

Mein Freund ist ein ganz Lieber, er hat eigentlich alles, was man sich von einem Partner wünschen kann. Die Familie seinerseits ist intakt und ich fühle mich richtig wohl, es stimmt eigentlich fast alles. Zweisamkeit ist wunderschön, und abends mit der Familie zusammen sitzen, auch. Nur reicht mir das nicht aus. Ich bin vielseitig interessiert, möchte noch so vieles machen in meinem Leben, mal Oper, mal Theater, mal auf eine Tanzveranstaltung, Städtereisen usw. Natürlich auch mit Freunden in eine Disco oder Kneipe. Mein Freund war bzw. ist nie offen dafür, ich bin am Wochenende immer alleine mit meinen ?neuen, alten? Freunden unterwegs. Am Anfang dachte ich, das ist okay, Disco ist nicht jedermanns Sache. Es ist aber nicht nur Disco. Ich gehe gerne schwimmen, habe früher gerne getanzt, ich würde gerne wieder Inliner fahren, Ski fahren und noch viel viel mehr. Mein Freund möchte das alles nicht, sagt, er sei zu müde nach der Arbeit oder möchte das ganz einfach nicht. Und wenn ich alleine schwimmen gehen möchte, sagt er, das sei egoistisch von mir, einmal die Woche trainieren würde doch reichen? Im Mai 2005 hatte ich eine 4-tägige Reise nach Paris gewonnen, die ich diesen November antrat ? ohne ihn. Er wollte nicht mit, Busreisen sei nicht sein Ding und überhaupt. Ich habe dann meinen besten (schwulen) Freund mitgenommen. Ich war so enttäuscht.

Das ist das große Problem. Wir haben keine Gemeinsamkeiten. Manchmal geht er weg, wenn sein Freundeskreis dabei ist oder etwas in seinem Dorf stattfindet. Wir gehen auch mal zu zweit ins Kino oder Pizza essen. Aber das wars auch schon. Ich will doch mein Leben mit meinem Partner teilen, zusammen mit ihm Spaß haben, das verbindet doch auch emotional. Ich möchte nicht immer alles alleine unternehmen müssen :-(.

Das alles hat dazu geführt, dass ich Anfang 2004 etwas mit einem Studienkollegen angefangen habe. Ich habe daraufhin sofort mit meinem Freund Schluss gemacht. Er hat Rotz und Wasser geheult und lange versucht, mich zurück zu gewinnen, er sagte, er wolle sich ändern. Nach 2 Monaten bin ich wieder zu ihm zurück und ich war mir sicher, dass so etwas nicht mehr geschehen würde.

Mein Freund änderte null, es war wie früher. Und es passierte wieder: ich verliebte mich in meinem Freundeskreis in einen anderen , ebenfalls in festen Händen. Wir hatten immer so viel Spaß, wenn wir unterwegs waren, er war so interessiert in allem, es hat einfach gepasst. Wir hatten 1,5 Jahre lang eine Affäre. Er hat auf mich gewartet, mit seiner alten Partnerin war bereits Schluss. Ich habe es nicht geschafft, meinen Freund zu verlassen, weil ich noch sehr an ihm hänge (darf ich sagen, dass ich ihn liebe, wenn ich ihn betrogen habe?). Ich habe mich immer vor einer Entscheidung gedrückt. Meine Gefühle waren sehr wechselhaft, mal war ich mir sicher, ihn zu verlassen, am nächsten Tag wieder nicht. So ging das, bis meine Affäre eine neue Freundin bekam. Wir sind noch immer gut befreundet. Ich war mir sicher, bei meinem Freund zu bleiben; wir schauten uns Wohnungen an, hatten spontan eine gefunden, die wir kaufen wollten. Der Notartermin stand fest. Mein Gefühl sagte mir aber, tu es nicht. Ich sprach mit meinem Freund, er war am Boden zerstört. Mittlerweile hat er die Wohnung alleine gekauft, in der Hoffnung, ich steige irgendwann mit ein.

Und es passierte wieder, vor 2 Monaten. Wieder einer, mit dem ich viele schöne Dinge erlebte, mit ihm und den anderen Spaß hatte. Ich kenne ihn schon länger. Klar, er wird auf mich warten, setzt mich nicht unter Druck?


Aber so kann mein Leben nicht weitergehen. Ich sage, ich liebe meinen Freund, und es zerreißt mir das Herz, wenn ich daran denke, ihn zu verlassen. Aber ich weiß, es ist nicht fair, ihn zu betrügen, auch gegenüber dem anderen nicht. Ich fühle mich schlecht. Ich weiß, ich muss mich entscheiden. Aber für wen?
Kann ich damit leben, ein Leben lang alleine meinen Interessen nachzugehen? Kann das so gravierend für mich sein, dass ich mich von meinem Freund trenne? Immerhin hat mich dies dazu verleitet, etwas mit anderen anzufangen...
Auch wenn ich mich jetzt (endgültig?) für meinen Freund entscheide, kann ich nicht garantieren, dass es nicht wieder passiert. Wenn ich Spaß mit anderen habe und Interessen teile, dann verbindet das irgendwie. Der andere hat sicher auch seine Nachteile, die Frage ist, ob ich irgendwann mit diesen leben kann und will.

Vielleicht bin ich zu anspruchsvoll ... es gibt nicht den perfekten Partner, ich bin es ja auch nicht. Die Frage ist nur, inwieweit man die Nachteile des anderen akzeptieren kann. Meine guten Freunde haben mir gesagt, ich hätte schon seit ich sie kenne an unserer Beziehung gezweifelt. Und meine Eltern sagen, sie verstehen mich, er hätte eine Chance gehabt und sie nicht genutzt. Ich bin nun mal nicht der Mensch der nur bei der Familie hockt. Klar, Familie ist sehr schön, aber ich muss auch mal rauskommen.

Ich habe viel mit meinem Freund über das Problem gesprochen. Er sagt, er sei nicht der Typ zum Weggehen, und auch, wenn er mir zu Liebe mal weggeht, dann spüre ich es, dass ihm das keinen Spaß macht und er früh gehen will. Das zieht mich auch wieder runter. Es gibt also nicht einmal den Kompromiss, dass er alle 1 oder 2 Wochen mal mitgeht, denn dann sind nur beide unglücklich und schlecht gelaunt. Er, weil es ihm keinen Spaß macht, und ich, weil ich seine Laune spüre und früh gehen muss.

Ich wollte eine Beziehungspause, aber er nicht. Er weinte so sehr, dass ich das nicht durchstzene konnte. Er sagt, wir lieben uns doch, alles andere ist doch egal...

Meine Gefühle sind wieder so wechselhaft. Ich habe meinen Freund belogen und betrogen, ist es dann nicht mehr als notwendig, ihn zu verlassen? Er hat das nicht verdient, ich habe ihn nicht verdient. Aber ich liebe ihn. Und den anderen habe ich lieb? Ich kann würfeln, für wen ich mich entscheide, es ist egal, es wird immer die falsche Entscheidung sein, oder?