Anwort von PaulG

Liebe Jana,

vielleicht ist es hart für dich, wenn ich dir das schreibe: Aber solange deine Oma nicht von sich aus aufhören will, gibt es rein gar nichts, das ihr helfen kann. Es ist echt toll, dass du dich so um sie kümmerst, und ihr beistehen möchtest. Trotzdem ist es besser, wenn du ihre Probleme nicht zu deinen eigenen machst. Denn die Sucht hat sie sehr im Griff, und es ist extrem schwierig, es bleiben zu lassen. Sicher versteht sie, dass du es gut meinst, und würde dir gern den Gefallen tun. Aber solange sie es noch schafft, ihr Gewissen zu beruhigen, weil sie es ja braucht (stimmt ja leider auch irgendwie!), solange wird sie nicht davon loskommen.

Wie es ihr klar werden könnte? Das ist schwer zu sagen. Viele Menschen haben mit dem Rauchen aufgehört, weil sie gemerkt haben, dass ihre Gesundheit darunter leidet, und Sport und Arbeit nicht mehr so gut funktionieren. Deine Oma scheint ja sehr stabil zu sein, sie ist ja auch erst Ende fünfzig. Möglich wäre, dass sie schon bald selbst merkt, dass es ungesund ist, und damit aufhören will. Es gibt aber auch Leute, die bis ins hohe Alter rauchen, und das Glück haben, von schlimmer Krankheit verschont zu bleiben. Wie es bei deiner Oma sein wird, das weiß man heute noch nicht. Fest steht, so gut du es meinst, du kannst sie nicht dazu zwingen. Das Beste wäre, wenn du sie immer wieder mal darauf hinweist, so ganz nebenbei. Wenn du sie besuchst, kannst du zum Beispiel erzählen, was ihr übers Rauchen in der Schule gelernt habt. Oder von einem Artikel, der darüber berichtet, wie schädlich es ist. Deine Oma ist sich ja bewusst, wie schlimm es ist. Aber ich könnte mir gut vorstellen, dass sie nicht so genaue Vorstellungen hat, was beim Rauchen in der Lunge passiert, und wie genau die Auswirkungen auf den Körper sind. Für dich wäre es also gut, wenn du ein bisschen mehr medizinische Sachen berichtest, was ihr eben in Bio so hört. Und weniger sagst "Du musst das bleiben lassen, unbedingt, das ist gefährlich!", und ähnliche Forderungen. Denn sie weiß zwar, dass du Recht hast. Aber es ist extrem schwer für sie, darauf einzugehen. Und so erzeugt deine Forderung Trotz. Sie wird dann weniger bereit sein, es aufzugeben. Auch solltest du nicht mehr die Zigaretten verstecken, damit tust du dir keinen Gefallen. Du siehst ja, wie sie öfters einfach die Zigaretten braucht, und ärgerlich wird, wenn sie keine findet. In diesem Zustand kommst du noch zehnmal schlechter an sie heran. Generell gilt: Bleibe hartnäckig, aber bedränge sie nicht so arg, sondern lass immer wieder mal kleinere Bemerkungen fallen. Auch etwas mehr theoretisches Wissen, das für sie neu ist, und eher das Zeug hat, sie zum Nachdenken anzuregen. Aber so ganz aggressiv solltest du nicht vorgehen, und auch nicht allzu oft damit kommen. Wie gesagt: Es liegt allein bei ihr, sich zu entscheiden - du hast nur begrenzt Einfluss darauf. So erfreulich es ist, dass du dir dieses Ziel gesetzt hast, vielleicht gelingt es dir nicht. Dann bleibt nur, zu hoffen, dass es ihr auf andere Weise klar wird.

Ich freue mich sehr, dass du so fürsorglich bist, und wünsche dir eine gute Zeit!

Liebe Grüße,

Paul