Problem von JJ - 23 Jahre

Mama erschwert mir das Leben

Hallo
ich war lange am überlegen hier was zu schreiben, aber nun denke ich, ich mache es einfach, weil ich nicht mehr weiß mit wem ich reden soll. Es geht um mehrere Sachen, sodass ich nicht genau wusste, wohin mit dieser Sorge.
Es geht um meine Mama, Jobmäßig, meine paar Freunde.

Im Moment mache ich mein Abitur, stehe kurz vor den Prüfungen und noch immer habe ich nichts festes in Sicht, also Ausbildungsmäßig. Mein Notendurchschnitt ist auch nicht das Wahrste, ich versuch dennoch einen mittelmäßigen Durchschnitt zu erlangen. Soweit so gut. Ich habe letztens ein Jobangebot bekommen von einem Bekannten. (Ich muss auch sagen, mit denjenigen hatte ich einen kleinen Streit, der damit endete das wir keinen Kontakt hatten für 10 Monate, doch wir hatten uns falsch verstanden. Er ist nunmal über 40 und hat eben auch einen anderen Humor, der manchmal pervers sein kann. Wir haben uns schlicht falsch verstanden)
Es wäre in einer Schneiderei, der Mittelalter Gewandungen herstellt. Ich würde also Skizzen machen, mit verschiedenen Stoffen arbeiten wie Leder, Worbla etc. Würde auf Messen gehen, Werbung machen usw. Eigentlich das, was mir Spaß machen würde, denn ich habe dort auch meine Gewandung her und ich bin hobbymäßig auch kreativ. In April mache ich ein Praktikum dort, worauf ich mich eigentlich sehr freute.

Doch nun kommt das Problem: Mutter....
Ich liebe meine Mama, wohne noch bei ihr mit meinem Stiefvater, den ich auch sehr liebe, doch meine Mama erdrückt mich allmählich und sie merkt es nicht mal. Denn alles was ich tue (Jobmäßig) ist falsch. Als ich ihr das sagte mit dem Angebot und dem Praktikum, vermieste sie es mir regelrecht sofort. Ich rede so gut über alles mit meiner Mama, so auch das kleine Problemchen mit den Schneider. Doch ich hätte es besser lassen sollen, so denke ich im Endeffekt. Denn wie ich schon sagte, ich soll es nicht machen. Sie denkt sofort er würde mich umbringen, verschleppen, vergewaltigen und weiß was noch. Ich weiß aber, das er es nicht machen würde, und selbst wenn, umgebracht werden, könnte ich doch auch sobald ich die Haustür verlasse.

Ich weiß bald nicht mehr weiter. Nicht nur das erdrückt mich. Alles was ich versuche zu tun, ist falsch. Ich will Ende März mich beim Jobcenter melden, um zu fragen, ob es nicht möglich wäre, zu studieren neben dem Job, doch Hilfe bekomme ich nur, wenn ich Leistung in Anspruch nehme. Auch das ist natürlich falsch, in Mama's Augen. Bewerbungen habe ich geschrieben, doch auch mit einem 1,8 Fachabi Notendurchschnitt habe ich nichts bekommen. Und wenn, dann habe ich zu hören bekommen: "Sie können eh nichts, gehen Sie nach Hause...." nach einem Auswahlverfahren mit anschließenden Vorstellungsgespräch. Seit dem habe ich Probleme mit Vorstellungsgespräche, bin frustriert des öfteren, gerade wenn es um Ausbildung und weiteren Lebensweg geht. Ich habe regelrecht Zukunftsängste.

Das Praktikum ist für mich ein Lichtblick, doch wie soll ich mich darauf freuen, wenn Mama alles kaputt macht, nur weil sie denkt, dort sitzt ein Axtmörder?!
Darüber hinaus setzt sie mir die Last auf die Schultern, das ich was verdienen soll/muss, schließlich habe ich Ausgaben. Ja, das habe ich durchaus. Meine Hobbys sind nicht günstig, das weiß ich.
Sie pusht mich immer weiter, und bemerkt nicht, das ich darunter leide. Das Thema "Ausbildung und Job" ist mir mittlerweile so unangenehm, das ich mit niemanden gerne mehr darüber rede.
Selbst nicht über meine paar Freunde. Meine beste Freundin ist vor kurzem nach Baden-Württemberg gezogen zu ihrem Verlobten, hat da natürlich ein duales Studium bekommen.

Bevor sie es bekommen hat, und umgezogen ist, war sie anders, verstand mich. Doch seitdem sie das duale Studium bekommen hatte, ist sie anders. In ihren Augen mache ich genauso alles falsch, wie bei meiner Mutter. Sie sagt ich soll mich bewerben und alles. Pusht mich also auch. Das hilft mir natürlich kaum, ich weiß das ich was tun muss, doch sie verstehen nicht das ich panische Angst vorm Vorstellungsgespräch habe. Auch das ich einfach den Mut verloren habe, denn mir kommt es fast vor das ich alles abgeklappert habe Ausbildungsmäßig.

Und auch nicht nur das, meine Mama schafft es mich herumzukommandieren wie eine 12-jährige. Sie klammert sehr, da ich das einzige Kind bin, das bei ihr aufgewachsen ist. (Meine Geschwister leben bei meinem leiblichen Vater, mit ihm habe ich keinen Kontakt)
Das erdrückt mich nur noch mehr, denn ich darf nicht mal eben beispielsweise nach Berlin fahren, zumindest nicht alleine, muss vor 22Uhr Zuhause sein. Muss mich abmelden, mich anmelden usw. Also das volle Programm. Das wäre nicht weiter schlimm, denn ich sage vieles aus mir selber schon heraus, also wo ich bin, wann ich ca nach Hause komme. Manchmal wünschte ich mir, einfach auszuziehen. Dabei will ich nicht mal zwingend ausziehen, ich würde gerne hier wohnen bleiben, aber wenn Mama weiter mich so festhält, mich weiter runterzieht, weil ich halt alles falsch mache in ihren Augen. Ich weiß nicht weiter. Ich muss doch auch Erfahrungen sammeln, auch Fehler machen. Sie kann mich nicht vor allem schützen. Ich wollt eigentlich in den Ferien nach Österreich fahren, aber das darf ich nicht mal allein. Und ich soll noch nicht mal das Praktikum machen, mal sehen wohin die Diskussion uns bringen wird. Sicher wird es in Depressionen enden. Aus diesem Grund rede ich mittlerweile nicht mehr über alles mit meiner Mama, da ich immer Angst habe auf ihre Reaktionen. Das sollte doch nicht sein. Manche Sachen, zb das ich wo hinfahre, mache ich hinter ihrem Rücken, sodass sie es nicht mitbekommt. Das sollte doch auch nicht sein....

Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr erschwert es mein Leben, ich habe wie gesagt auch Depressionen deswegen, manchmal sehr schlimme. Weine dann, weil alles aussichtslos scheint. Nur durch kleine Ziele erhalte ich mich aufrecht.

Ich denke es gibt schlimmere Fälle, aber ich musste einfach dies mal schreiben und loswerden...

Saskia Anwort von Saskia

Liebe JJ,

da ist ja ganz schön was los bei dir zu Hause und, wie mir scheint, spielen dabei verschiedene Faktoren eine Rolle:

1. Du lebst mit deiner Mutter allein und bist das einzige Kind, das bei ihr wohnt. Daher klammert sie sich an dich, wahrscheinlich vor Angst, dich zu verlieren und irgendwann allein zu Hause zu sitzen.

2. Einerseits kann ich deine Mutter verstehen, dass sie sich Sorgen bzgl. des älteren Mannes macht, gerade weil du schon einmal heftigen Streit mit ihm hattest. Andererseits jedoch bist du alt genug, Entscheidungen zu treffen, mit wem du dich triffst.

3. Deine Sorge um deine berufliche Zukunft kann ich total nachvollziehen, gerade, wenn du schon so viel schlechte Erfahrungen mit Bewerbungsgesprächen gemacht hast. Vielleicht kannst du ja mal ein Bewerbungstraining mitmachen oder dir ein individuelles Beratungsgespräch bei Stellen, die sich mit Jobcoaching befassen, heraussuchen. Das kann manchmal echt Wunder wirken, da sie dir nochmals eine andere Perspektive auf dein Problem geben können. Wäre das was für dich? Das Praktikum würde ich an deiner Stelle auf jeden Fall machen, es kann dich nur weiterbringen, egal in welche Richtung. Es ist wichtig, dass du eine Aufgabe bekommst, und selbst wenn es nicht läuft mit dem Typen, dann ist das halt so, eine Erfahrung ist es auf jeden Fall wert.

4. Wenn sich das Verhältnis zwischen deiner Mutter und dir nicht ändern wird und sie dich weiterhin so aus bremst, solltest unbedingt ausziehen, denn es bringt dir nichts, wenn du nur noch zu Hause herum sitzt und dich von ihr kontrolliert fühlst. Denn letztendlich ist es dein Leben und deine Verantwortung, was du daraus machst. Klar, kann ich nachvollziehen, dass sich deine Mutter Sorgen um deine Zukunft macht, aber so wie du es schilderst, ist es einfach zu viel. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass sich das Verhältnis zu deiner Mutter wieder normalisiert, wenn du von zu Hause ausziehst und ihr euch noch einmal ganz anders kennen lernt.

Also, habe den Mut, auch einmal "nein" zu sagen und deine Interessen zu verfolgen. Dann wird dein Selbstwertgefühl von ganz allein wachsen und dir dabei auch die Jobsuche erleichtern, weil DU hinter dem stehst, was du machst und nicht was dir Andere versuchen, einzureden.

Ich wünsche dir viel Erfolg bei dem was du vor hast und du schaffst das!

Liebe Grüße

Saskia