Problem von Roland - 40 Jahre

seelisch zweigeteilt

bis vor einem Monat hätte ich noch geschworen, ein glücklich verheirateter Mann zu sein. Doch Mitte Februar war alles anders. Ich hatte bei einer Projektbesprechung eine Frau kennengelernt (nennen wir sie O., sie ist Alleinerzieherin und hat eine 11-jährige Tochter). Seit diesem Tag muss ich ständig an sie denken, bei jedem meiner Gedanken ist sie allgegenwärtig. Ich treffe sie derzeit einmal die Woche bei diesen Besprechungen. Einmal musste sie eine Besprechung absagen, weil ihre Tochter erkrankte. Als ich heim kam und mich auf meinen Heimtrainer setzte, war mein erster Gedanke, wie es nun ihrer Tochter geht. Ich mach mir Sorgen um ein Kind, dessen Mutter ich nicht einmal noch besonders gut kenne. Ich habe jetzt 4 Wochen versucht dagegen anzukämpfen, doch ich bekomme diese Frau nicht aus meinem Kopf. Ich kann so wunderbar über alle möglichen Themen mit ihr sprechen und ich habe das Gefühl, sie schon ewig zu kennen. Ich würde meine Situation als ziemlich verzwickt bezeichnen. Ich kenne meine jetzige Ehefrau schon 17 Jahre, aber so etwas ist mir noch nie passiert. Ich habe jetzt keine Ahnung wie ich es meiner Frau und meiner Tochter verklickern soll, noch weiß ich ja auch nicht, ob O. meine Gefühle erwidern würde. Um das herauszufinden müsste ich mich mit O. ja privat treffen. Das könnte ich zwar wahrscheinlich vor meiner Frau eine Zeit lang verheimlichen, doch finde ich das auch wieder nicht fair ihr gegenüber. Es ist ja bis jetzt noch nichts passiert, aber ich muss wissen, ob O. ähnlich denkt wie ich, sonst würde ich mir ein Leben lang Vorwürfe machen, es nicht probiert zu haben. Ich hoffe, ihr könnt mir jetzt ein paar Tipps geben, wie ich aus meiner misslichen Lage wieder herauskomme.

Dana Anwort von Dana

Lieber Roland,

tja, was soll man dir raten. Verlasse deine Frau und deine Tochter, um mal ein Abenteuer zu haben? Setze 17 Jahre aufs Spiel, um neu anzufangen? Überlege, wo dein eigentliches Problem liegt?

Ich weiß nicht, welcher Weg der richtige ist. Es sollte hier auch nicht um "Kampf" gehen, sondern eher darum, was für alle Beteiligten der richtige Weg ist. Meine Frage an dich ist allerdings, ob du denkst, dass "es deiner Frau und deiner Tochter verklickern und mal antesten, ob "O" dich auch toll findet" der richtige Weg ist? Meinst du wirklich, es ist so einfach?

Du kennst deine Frau seit 17 Jahren. Sie mag anders sein als "O", aber anscheinend hat sie dich viele Jahre glücklich gemacht. Nun kommt eine Frau, die anders ist, die andere Dinge in dir weckt. Die Frage ist: was weckt deine Frau in dir? Oder was weckte sie? Was ist eingeschlafen? Warum orentierst du dich um? Was fehlt dir, dass du der Meinung bist, mit DIESER Frau würde alles besser? Und warum steht in dem Text kein einziges Mal, dass du eigentlich gerne gucken würdest, wie deine jetzige Beziehung wieder mehr Power bekommt und nur der Fluchtgedanke zu "O" wird notiert?

Du siehst mich irritiert. Wenn Mann und Frau nicht zueinander passen oder sich "totgelebt" haben, kann man natürlich über eine Trennung nachdenken. Ich bin auch getrennt und neu liiert. Das hat sich aber über Jahre entwickelt und nicht spontan über Nacht. Du erzählst mir, dass du jahrelang glücklich warst und dann kommt eine Frau, die du jede Woche ne Stunde siehst und die schafft es, alles in Frage zu stellen? Was läuft da wo falsch?

Ich bin übrigens keine konservative Schrulle, die alle Männer verteufelt, die sich umorientieren. Ich rate sogar öfter mal dazu, wenn nichts mehr in einer Beziehung funktioniert. Aber da ist meist schon Arbeit investiert worden. Bei dir ist es so Hopplahopp! Undurchdacht setzt du deine Ehe und die Beziehung zu deiner Tochter aufs Spiel. Sorry, da komme ich nicht hinterher.

Mein Tipp wäre daher, erst einmal zu schauen, was in der momentanen Beziehung nicht stimmen könnte. Es muss etwas nicht stimmen, sonst hättest du gar nicht so reagiert. Und dann die Frage, ob es repariert werden sollte, ob du das willst...oder ob du wirklich Hals über Kopf aus deiner Beziehung raus möchtest, hin zu einer neuen Frau, die du null kennst. Meiner Meinung nach macht man das mit 12 oder 13...aber doch nicht mehr, wenn auch Kinder dran hängen und man lange Jahre eine glückliche Beziehung geführt hat, wie du selbst sagst.

Ich kann dir hier nicht mehr sagen als meine Meinung. Und die sagt:
Mehr Offenheit in der Beziehung.
Mehr Miteinander und mehr Kommunikation.
Ansprechen von Problemen, wenn da welche sind.
Mehr Zugewandheit, statt Flucht.

Und wenn es DANN immer noch so ist, dass du aus der Beziehung raus willst, dann kannst du gehen mit dem Gefühl, vorher richtig investiert und gearbeitet zu haben. So ist das doch alles einfach nur larifari...Schmetterlinge, weil hier was Neues, Besonderes ist...und das Verteufeln von allem, was vorher war. Ich finde das sch... ehrlich gesagt. Deine Frau und deine Tochter haben das doch nun wohl wirklich nicht auf diese Weise verdient.

Grüße,

Dana