Anwort von PaulG

Hey Moritz,

wenn du deine Freundin liebst, solltest du um sie kämpfen. Das wäre gerade notwendig. Ich verstehe, dass dein alter Schmerz dich hemmt und und daran hindert, dich mit ihr auseinander zu setzen. Leider ist das für eine Beziehung Gift. Falls du wirklich keine Gefühle mehr hast, wäre es nur recht und billig, dich von ihr zu trennen. Das wird für euch beide nicht angenehm - ist es nie! Aber besser, du schenkst ihr reinen Wein ein. Und was ihre Eltern betrifft: Klar, dass sie ihrer Tochter beistehen, und nicht wollen, dass jemand ihr weh tut. Manchmal aber geht es nicht anders. Und schließlich müssen sie ja einsehen, dass ihre Tochter glücklicher ist mit jemand, der 100 % zu ihr steht. Aber irgendwie scheint es, dass du das gerade nicht kannst.

Es ist okay, wenn man auch mal "Durchhänger" in einer Beziehung hat. Nur solltest du ihr erklären, was im Moment in dir vorgeht. Dass du sie nicht verlieren willst, aber gerade sehr in Anspruch genommen bist, weil soviel aus deiner Vergangenheit hochkam. Tu das höflich und ohne Vorwurf gegen sie, sie kann nichts dafür. Du musst damit rechnen, dass sie wissen mag, wie sie dir helfen könnte. Denn eigentlich ist in so einer Situation die Freundin der erste Ansprechpartner. Eine Pause einzulegen ist auch okay, aber dann musst du ihr erklären, warum du das willst - wo du doch eigentlich Fürsorge nötig hättest? Warum willst du eine Pause? Weil du dir nicht mehr sicher bist, was du für sie empfindest? Weil du gerade nicht den Kopf für sie frei hast? Sie wird es wissen wollen. Und mit jedem Tag, der verstreicht, wird sie dir weniger Vertrauen entgegen bringen. Also, gib dir einen Ruck! Nur du allein weißt, ob eure Beziehung wirklich eine Zukunft hat - jetzt, wo es dir so geht. Du musst eine Entscheidung treffen, aus deinem Herzen heraus: Du willst sie nicht verlieren, gut. Aber wieso? Weil du sie liebst? Tust du das noch? Oder macht dir bloß der Gedanke Angst, ohne ihre gewohnte Gegenwart zu sein, niemand an deiner Seite zu haben? Diese Frage musst du für dich beantworten. Und wenn du eine Pause möchtest, kann sie nicht ewig dauern, und es braucht einen Grund. Welcher ist das? Dein Herz und Gefühl entscheidet, Moritz! Du hast gut erkannt, dass es dir schlecht geht, du etwas Ruhe nötig hast. Damit mag nicht jeder zufrieden sein, am wenigsten deine Freundin. Doch einen unangenehmen Weg wirst du gehen müssen - besser, du entscheidest rasch, welchen. Denn einfach mit ihr zusammen sein, so wie bisher, geht ja auch nicht? Dann solltest du wenigstens dafür sorgen, dass du ihr Vertrauen zurückgewinnst. Vielleicht durch ein Geschenk, eine Einladung etc. Erklären, warum du gerade so drauf bist, musst du immer. Sie will wissen, was Sache ist - und sie will wissen, was aus euch wird.

Was deine beste Freundin betrifft: Es gab einen Grund, warum ihr euch nicht sehen konntet - wenn sie deine Beste ist, wird sie das doch verstehen? Klar, dass es sich nicht gut anfühlt. Aber durch die große Entfernung ist es eben nicht leicht. Du kannst die Freundschaft weiterhin pflegen, wie du es bisher getan hast. Ansonsten gilt es eben, eine neue Gelegenheit für ein Treffen zu suchen. Das mag nicht bald sein - aber leider geht es nicht anders. Was willst du lieber: Sie als Freundin behalten, und auf ein Treffen hinarbeiten? Oder willst du in Schuldgefühlen zerfließen? Das merkt auch sie, und das wird sich auf eure Freundschaft auswirken. Leider hat es mit dem Treffen nicht geklappt - aber wer sagt denn, dass es nicht in Zukunft klappen kann? Hast du deinen Eltern davon berichtet? Ohne ihr Wissen und Einverständnis wird es nicht gehen. Aber wenn klar ist, wieviel sie dir bedeutet, sollte das doch kein Problem sein, oder? Auf jetzt! Weitermachen, weitermachen! Halte dich nicht zu viel in Ängsten und Schuldgefühlen auf, sondern schaffe Tatsachen. Nur du kannst sagen, wie dein Verhältnis zu den zwei Mädchen sich gestalten soll. Und dementsprechend musst du handeln - weil es ihnen gegenüber fair ist. Und weil es dir selber gut tut, zu wissen, was los ist. Macht doch Sinn, oder?

Alles Gute und Liebe Grüße,

Paul