Problem von Caroline (Caro) - 13 Jahre

Brauche unbedingt Hilfe! Bin verzweifelt... Bitte Antwort bis Dienstag :(

Hallo liebes Kummerkasten-Team,
ich hoffe ihr könnt mir helfen. Ich schreibe nicht sehr gute Noten in der Schule, deswegen bekomme ich auch Ärger von meinen Eltern. Das hat mich sehr gestresst und ich habe angefangen mich zu ritzen. Irgendwann konnte ich nicht mehr, ich war am Boden zerstört und wollte sogar einmal von meinem Balkon springen. Ich musste mit jemandem reden. Da ich meine Eltern nicht mit reinziehen wollte habe ich mit einem Lehrer gesprochen ungefähr vor 20 Tagen. Er weiß jetzt alles, hat mich immer gefragt wie es mir geht. Mir ging es danach auch besser. Doch vor ungefähr 12 Tagen hat mich meine Klassenlehrerin gebeten auszugehen. Wir haben dann gesprochen. Der Lehrer dem ich ''vertraut'' habe hat es weitererzählt. Sie hat mir dann angeboten mit meinen Eltern zu reden, das wollte ich nicht. Also war es wieder still, keiner hat was gemacht, und alles lief wie früher. Nur das ich wieder am Boden zerstört war. Mir geht es immer noch nicht gut, ich habe mich über die Symptome und Anzeichen von Depression erkundigt und sogar einen Test gemacht. Dieser hat bewiesen das ich umgehend einen Arzt aufsuchen soll und ich eine schwere Depression habe. Von da an bis letzten Sonntag war ich clean. Aber am Sonntag habe ich mich dann von meinen angesammelten Problemen erlöst (am unterem Handgelenk). Wir hatten am Montag dann den einen Lehrer. Mein Pulli ist hochgerutscht und er hat es gesehen. Darauf fragte er dann: ,,Was ist das?'' Ich habe erwidert: ,,Nichts'' und habe es versteckt. Er hat dann sowas wie das ist bestimmt Filzstift gesagt. Ich habe die dümmste Antwort gegeben Vielleicht. Danach habe ich nicht mehr zugehört. Am ende der Stunde hat er gesagt ich sollte am Dienstag in der Pause wegen Montag fragen (ob wir frei haben halt) und ich nickte. Am Dienstag bin ich mit meiner besten Freundin dann zu ihm gegangen und ich habe gefragt, er sagte das wir frei haben. Und er fügte hinzu das ich am nächstem Dienstag die Kunstbilder (Abgabe Termin der Kunstbilder, haben bei ihm Kunst) ihm bringen solle. Eigentlich sollte das meine beste Freundin machen. Und ich nickte wieder. Mir geht es seit gestern besser. Aber ich mache mir Gedanken das er mit mir reden möchte. Zuhause ist alles wieder Gut.
Jetzt zu meinen Fragen: Was kann ich gegen meine ''Depression'' und dem Ritzen machen? Was sollte ich generell machen? Was soll ich sagen wenn er mit mir reden will? Wie sollte ich am besten Mit dieser Situation umgehen?
OHNE DAS MEINE ELTERN ES ERFAHREN
Danke schon mal, ich weiß es sind viele Fragen hoffe ihr könnt ein Paar beantworten. Danke :)

PaulG Anwort von PaulG

Liebe Caro,

es ist doch echt stark von dir, dass du den Mut gefunden hast, dich deinem Lehrer anzuvertrauen. Und froh stimmt mich auch, dass es schon Phasen gegeben hat, in denen es dir wieder gut ging. Jetzt ist es so, dass das Ritzen vielleicht nicht so schlimm ist, wie es ihm vorkommt - das wirst du ihm sagen können, falls er mit dir reden will. Wenn das der Fall ist. Dann würde ich die Gelegenheit wahrnehmen, ihm alles nochmal so ausführlich zu erzählen, wie du es hier getan hast. Und auch von deiner Angst zu berichten, dass deine Eltern es erfahren. Er wird nämlich nicht ohne deine Zustimmung deine Eltern informieren - möglicherweise aber versuchen, dich dazu umzustimmen. Dass er es der einen Lehrerin erzählt hat, ist wieder etwas Anderes. Ich könnte mir gut vorstellen, dass er gar nicht wollte, dass sie dich darauf anspricht.

Mit den verschiedenen Tests, die es so im Internet gibt, wäre ich vorsichtig. Die sind selten wirklich aussagekräftig. Es spricht zwar sehr für dich, dass du die Initiative ergriffen hast, und so einen Test gemacht hast. Gleichzeitig kann ein solcher Test noch nicht ein Gespräch mit einem Arzt ersetzen. Du stehst im Moment in einem anstrengenden Lebensabschnitt - und du bist mit deinem Problem auch keineswegs allein. Man muss es ernst nehmen, aber deshalb solltest du dich nicht in Panik versetzen, weil du "krank" wärst. Du hast ja selbst schon festgestellt, dass es ein Auf und Ab ist. Wenn es dir mal richtig schlecht geht, geschieht es immer wieder, dass du dich selbst verletzt. Dem muss man entgegen wirken. Denn es würde deine Eltern schockieren, würden sie es unerwartet herausfinden - und es ist einfach auch gefährlich.

Falls dein Lehrer mit dir reden mag, könntest du ihm eine Regelung vorschlagen, die ungefähr so aussieht: Du berichtest ihm, dass die Wunden, die er zuletzt gesehen hat, nur von einem Mal waren. Das wird ihn schon mal beruhigen. Aber er wird dir auch sagen, dass man es schon weitererzählen müsste, sollte sich nichts ändern. Du kannst ja nichts dafür, dass der Druck sich bei dir so aufstaut. Es ist also keineswegs deine Schuld, und das würden sicher auch deine Eltern so sehen. Jedoch besteht eben die Gefahr, dass es zunimmt. Und da sollte man eben einen Riegel vorschieben. Es gibt eine Reihe von Maßnahmen, die du ergreifen kannst, um dich selbst davor zu bewahren: Schließe erstmal alle Klingen weg, die bei dir daheim so rumliegen - Feilen, Scheren, Messer, Spitzer... Und bevor du dir Verletzungen zufügst, rufe besser eine Freundin an, oder schreibe deine Sorgen auf. Oder habe eine Tafel Schokolade vorrätig. Du lachst? Wenn dich der Drang überkommt, dann rufe in dir wach "Schokolade!", iss sie - und bis du das getan hast, ist es schon besser. Um gewisse Strategien wird dich auch dein Lehrer bitten. Er hat eine Verantwortung für dich, und diese möchte er wahrnehmen. Dabei unterliegt er zwar einer Schweigepflicht, diese gilt aber in erster Linie für andere Leute, nicht für deine Eltern. So dürfte es zumindest sein - weder bin ich sicher, noch darf ich mich festlegen. (Wir hier im Kuka dürfen uns nicht direkt zu Gesetzen äußern.) Auf jeden Fall, dein Lehrer ist um dich besorgt, und du verstehst doch, dass er dich vor Schaden schützen will? Vielleicht überdenkst du noch einmal, ob es nicht besser wäre, deine Eltern ins Boot zu holen. Sie könnten zu einem Termin, der noch ausgemacht wird, in die Schule kommen, und ihr erzählt nur das, was du mit deinem Lehrer zuvor abgesprochen hast. Dann würde es also nicht dargestellt, als würdest du dich ständig ritzen, sondern das es mal so, mal so war.

Im Grunde hast du ja schon erkannt, dass der Druck auf dich zunimmt, und dass es gut wäre, etwas zu unternehmen. Dazu könnte durchaus auch mal ein Gespräch mit einem Psychologen gehören. Das bedeutet weder, dass du "gestört" wärst, noch muss daraus eine dauerhafte Behandlung werden. Wichtiger ist es, dass du mal einer Person von deinen Problemen erzählst, die dafür ausgebildet ist, bei der du dir allen Frust vom Herzen sprechen kannst. Auch den, den du uns noch nicht berichtet hast.

Ich beglückwünsche dich zu dem Mut, den du gezeigt hast, und zu deinem überlegten Vorgehen. Du kennst dich selbst sehr gut, und hast bisher alles richtig gemacht. Da wirst du dich doch nicht ins Bockshorn jagen lassen? Gehe deine Probleme weiterhin so mutig an, sprich darüber, denn das hat sich noch immer bewährt. So wie du bisher über deine Handlungen nachgedacht, dich getestet und über alles gesprochen hast, denke ich, bist du ein reifes und überlegtes Mädchen, die das alles toll meistern wird.

Alles Gute und Liebe Grüße,

Paul