Problem von Kate - 13 Jahre

Ich will meine Freunde nicht mehr anlügen, habe aber Angst davor, dass sie sich von mir abwenden würden :(

Hallo, liebes Kummerkasten-Team. Ich bin 13, weiblich und Asperger-Autistin. Als Kleinkind und mit 9-11 Jahren hatte ich sehr viele Behandlungen, habe aber zum Glück nie Medikamente bekommen und darüber bin ich auch froh. Ich finde es zwar nicht so toll, Autismus zu haben, aber irgendwie fühle ich mich auch als etwas Besonderes und bin froh darüber, dass ich diese Hochbegabung habe.
Allerdings wissen meine Klassenkameraden und Freunde nicht, dass ich Asperger habe. Nur meine beste Freundin weiß es und sie hat es auch gut aufgenommen.
Eigentlich habe ich als Autistin nicht wirkliche Freunde - nur meine ABF - und zu manchen Klassenkameradinnen habe ich ein enges Verhältnis, doch Freundschaft ist das meiner Meinung nach nicht (es kann natürlich auch sein, dass ich es bloß anders wahrnehme).
Ich habe keine Lust mehr darauf, diese Klassenkameradinnen und auch meine Klassenkameraden anzulügen - ich will, dass sie wissen, dass ich Autismus habe. Allerdings habe ich Angst davor, dass sie es nicht annehmen und sich von mir abwenden würden und ich dann wie früher gehänselt und gemobbt werde. Was meint ihr? Soll ich es ihnen sagen? Und wenn ja, wie? Ich würde mich so freuen, wenn ihr mir antworten würdet - und wenn nicht, versuche ich es noch einmal! ;)
Bitte antwortet mir. LG, Kate :)

JuliaG Anwort von JuliaG

Hallo liebe Kate,

ich freue mich, dass du uns schreibst! :)

Erst einmal möchte ich dich loben: Ich finde es super, dass du einen guten Kontakt zu deinen Klassenkameraden hast und zu einigen von ihnen sogar ein enges Verhältnis pflegst. Ob du nun eine Freundschaft hinein interpretieren möchtest oder nicht, mag vielleicht an deiner Sichtweise liegen. Aber wobei du dir sicher sein kannst, ist dass dich deine Mitschüler zu mögen scheinen und dich akzeptieren. :) Durch mein Studium weiß ich mittlerweile, dass es vielen Autisten mit dem Asperger-Syndrom nicht leicht fällt, Kontakt zu anderen aufzubauen und diesen aufrecht zu erhalten. Daher bin ich stolz auf dich, dass du eine ABF gefunden hast, der du dich anvertrauen konntest. Ihr scheint es nichts auszumachen, dass du Autismus hast. Sie mag dich als Person und das finde ich große Klasse!

Deiner Beschreibung nach habt ihr ein angenehmes Verhältnis in eurer Klasse. Das ist schon einmal eine gute Voraussetzung für eine offene Ansprache - dein Wunsch, dass alle über deinen Autismus bescheid wissen, hat damit eine ausgezeichnete Grundlage. Keiner deiner Mitschüler scheint voreingenommen zu sein. Was hältst du denn davon, deiner Klasse einen kleinen Vortrag über den Autismus und deine Geschichte zu halten? Damit würdest du in die Offensive gehen und informierst bzw. klärst deine Mitschüler gleichzeitig darüber auf. Oftmals entstehen Vorurteile oder Hänseleien durch Unwissen / Halbwissen. Durch eine kleine Gestaltung des Unterrichts, wzB. durch ein Referat, gibst du kaum bzw. keine Angriffsfläche für Mobbing. Sprich einfach einmal mit einem Lehrer darüber, wenn dir diese Idee gefällt, und frage ihn, ob er einen Teil seiner Unterrichtszeit für deine Präsentation entbehren kann.

Klar, ich kann nicht garantieren, dass im Nachhinein nicht doch jemand kommt und dich ärgern will. Dennoch kann ich dir aus meiner persönlichen Erfahrung sagen, dass ein offener Umgang häufig vor viel schlimmeren bewahrt hat. Und wer weiß, vielleicht gewinnst du ja gerade wegen der Offenheit bezüglich deiner Geschichte einige Freunde dazu? Einen Versuch ist es jedenfalls wert. Ich habe Hoffnung, dass deine Klassenkameraden lernen werden, dich zu verstehen. Gib ihnen da einfach nur ein wenig Zeit. ;)


Ich wünsche dir viel Kraft und Mut bei der Umsetzung deines Wunsches. Alles Liebe für die Zukunft!

Liebe Grüße,

Julia