Anwort von Bernd

Hallo Mohammed,

Wenn Du in der 11. Klasse bist bedeutet das (zumindest im deutschen Schulsystem, dass Du in der Sekundarstufe II eines Gymnasiums bist. Und dass Du da wohl das Abitur im Augenblick noch nicht schaffen wirst.

Es bedeutet aber auch, dass Du die 10. Klasse erfolgreich abgeschlossen hattest und damit gilt, je nach Bundesland:

"Am Gymnasium werden je nach Bundesland nach der 10. Schulklasse entweder Prüfungen zum Erwerb des mittleren Schulabschlusses durchgeführt, oder es reicht das Versetzungszeugnis in die Jahrgangsstufe 11 als Nachweis der mittleren Reife." (Aus Wikipedia)

Bevor Du nun den Kopf in den Sand steckst, solltest Du Dich lieber zuerst einmal darüber informieren, was von beidem in Deinem Bundesland zutrifft! Und dann solltest Du (wenn nötig) vielleicht die Abschlussprüfung zur mittleren Reife anstreben:
Damit hast Du vielleicht noch nicht das, was Deine Eltern von Dir erwartet haben! Aber Du hast viel mehr als "Nichts"!
Die mittlere Reife ist ein Schulabschluss, an dem sich viele Ausbildungsberufe orientieren!

Mohammed, zwei Fünfen bei der Ehrenrunde und kein Bock auf Schulsport sind doch eigentlich ein deutliches Zeichen dafür, dass Du Dich im Augenblick für andres interessierst und Schule nicht unbedingt Dein Ding ist?
Ich schreibe das bewusst: Im Augenblick!
Weil sich das Gefühl ändern kann! Und Du dann auch noch alle Möglichkeiten haben wirst!

Hast Du auch schon mal gedacht, warum Du all den Mist büffelst, der Dich eigentlich nicht wirklich interessiert?
Und dann noch der Spruch dazu: " Du lernst nicht für die Schule, sondern für das Leben"?
Generatoren von Pennälern hatten sich ähnliches schon gedacht!
Viele haben sich bis zum Abi durchgebissen und dann doch nicht wirklich gewusst, was mit dem "Lappen" anfangen!

Manchmal ist es besser, erst einmal einen "wirklichen Abschluss" zu erstreben: eine Ausbildung, die nicht zu einer weiteren Schule, sondern direkt zu einem Beruf führt?
Einziger Nachteil?
Du musst Dich zumindest schon mal in einer Richtung orientieren (das bleibt Dir sonst bis lange nach dem Abi meist erspart): ein Ausbildungsberuf ist zwar keine endgültige Festlegung. Aber schon um einiges konkreter, als bei denen, die nach dem bestandenen Abi zuerst einmal ein Jahr Pause machen und dann ein "Schnupperstudium" vor dem "ich weiß nicht, ob das dann meine wirklichen Interessen trifft-Studium".

Verzweifle also nicht, sondern überlege, wo Deine Interessen und Deine Begabungen liegen!
In welchem Beruf Du meinst, Dich am besten einbringen und verwirklichen zu können!

Ein kluger Mensch hat einmal gesagt: das Leben gibt ganz andere Noten als die Schule!

Das möchte ich Dir und Deinen Eltern weitergeben:
es gibt viele Arten, sich den Kopf einzurennen: gegen Wände! Gegen Schulnoten!
Wirklich klug ist es, seinen Weg so zu wählen, dass man das Ziel ohne große Kopfschmerzen erreicht!
Der Weg mag länger sein und mehr Zeit in Anspruch nehmen!
Aber dafür gibt es mehr Zwischenziele, die ein Innehalten, Ausruhen und neu Orientieren ermöglichen!

Du schreibst:
"Ich kann meinen Eltern nicht unter die Augen treten. Mir ist es schon peinlich, wie wird es dann meinen Eltern gehen? Vor allem dann, wenn es der Bekanntenkreis erfährt?"

Als Vater darf ich das sagen: Du darfst und sollst mir sagen, was Du nicht willst! Du sollst mir sagen, wozu Du Dich im Augenblick nicht in der Lage fühlst!
Sag mir nur auch (positiv), was Du wirklich willst und worin ich Dich unterstützen darf!
Du bist nicht "peinlich", wenn Du den Weg nicht gehst, den Deine Eltern für Dich vorgesehen haben!
Peinlich ist höchstens, wenn Du Dir noch keine eigenen Gedanken über Deinen Weg gemacht hast!

Peinlich ist es, wenn Du mir aus dem Weg gehst und nicht mit mir sprichst! (würde ich Dir als Dein Vater sagen!)

Du denkst, Du hast versagt?

Mache Dir einen Plan! Stehe dazu!

Dann soll der Teufel mich holen, wenn Dein Vater (Deine Eltern) nicht auch mit einem Gesellenbrief von Dir stolz auf Dich sind!
Und mit einer abgeschlossenen Ausbildung ist noch längst nicht alles vorbei:
wenn Du dann merkst, dass Du doch noch lernen willst, gibt es einige Möglichkeiten, das Abi nachzuholen
Fachoberschule, Berufsoberschule, oder ähnliches.
Einiges gibt es als Abendschule, einiges in Vollzeit.

Und dann kannst Du immer noch studieren! Hast aber Deine abgeschlossene Ausbildung im Rücken (als Rückfallebene) und weißt dann sicherlich auch schon wesentlich genauer, wohin Dich dann Dein Studium bringen soll.

Solange Du zu Dir selbst stehst! Solange Du Dich nicht selbst aufgibst, wird es diesen Weg immer geben!
Er wird nicht immer gradlinig verlaufen! Oft rauf und runter gehen!
Er wird anstrengend sein! Aber er wird Dich "zufrieden" machen!

(Zufriedenheit ist die Steigerung von "Glück"!)

Alles Liebe

Bernd