Problem von Anonym - 21 Jahre

Keine Privatsphäre im eigenen Zimmer

Hallo,
ich bin 21 Jahre alt und lebe noch zu Hause bei meinen Eltern, da ich nach meiner abgeschlossenen Berufsausbildung noch einmal beschlossen habe die Schulbank zu drücken und mein Abitur nach zu machen. Sprich das Problem kann nicht durch einen Auszug gelöst werden, da mir als Schülerin die finanziellen Mittel fehlen.
Zum Problem:
Ich lebe mit meinen Eltern in einem Haus. Mein Zimmer ist im Keller und hat die direkte Verbindung zur Terasse. Die Terasse ist jedoch mit 2m Umweg auch anders zu erreichen und man müsste hierzu nicht durch mein Zimmer. Mein Problem ist das das NIEMAND macht sprich meine Eltern, deren Freunde und Verwandte einfach alle laufen durch mein Zimmer. Ich kann mich nie ungestört dort aufhalten, kann auch nie etwas rum liegen lassen und eigentlich ist das eher wie ein Hotelzimmer für mich, da ich nur darin schlafen kann weil Nachts die einzige Tageszeit ist wo ich allein in meinem Zimmer sein kann. Ich hasse diese Siutation. Es ist unangenehm ständig Fremde im eigen Zimmer zu haben welches doch eigentlich der Rückzugsort von jedem Menschen ist. Lernen muss ich dort wo eben gerade keiner ist. Sachen wie einfach reinplatzen, nie anklopfen sich einfach umsehen usw. sind damit natürlich auch verbunden.
Spreche ich meine Eltern auf das Problem an (sachlich und nicht pampig) werde ich nur angeschriehen. Sie verstehen das einfach das mich das stört. Manchmal meinen sie doch das die Situation doof ist und gehen 1 Tag den anderen Weg zur Terasse jedoch ist dies am nächsten Tag vergessen und alle gehen wieder durch. Andere darf ich nicht darauf ansprechen, da ich dann als unfreundlich abgestempelt werde und meine Eltern nicht blamieren darf.
Mein ganzes Leben lang ist es schon so, dass mir nicht vertraut wird obwohl ich nie meine Eltern enttäuscht habe. Ich habe immer gute Noten geschrieben, keine wilden Partys gefeirt kam niemals betrunken nach Hause rauche nicht habe nie Drogen genommen nie Ärger gehabt. Aber mein Tagebuch wurde trotzdem gelesen. Einfach ins Zimmer gehen ist auch schon immer an der Tagesordnung.
Ich habe mir erhofft hiermit eine Lösung zu finden.

Bernd Anwort von Bernd

Hallo junge Dame,

ich kann Deine Eltern beim besten Willen nicht verstehen! Und auch die nicht, die sich widerspruchslos durch Dein Zimmer manövrieren lassen. Denen sollte das doch auch peinlich sein, in Deine Privatsphäre einzudringen?!

Etwas Ähnliches hatte ich auch eine Zeit lang. Dabei ging es allerdings "nur" um meine Oma: sie hatte eine kleine Wohnung im Hause meiner Eltern. Allerdings zur Straße raus. Und mein Zimmer hatte Balkon. Meine Eltern gaben ihr das "Durchgangsrecht" durch mein Zimmer, damit die alte Dame nicht durchs halbe Haus gehen musste, um in den Garten (oder eben darüber) zu gelangen.
Als sie später ein bettlägeriger Pflegefall wurde, bekam sie mein Zimmer, weil das näher am Schlafzimmer meiner Eltern lag und sie so eher hörten, wenn etwas mit Oma nicht in Ordnung war.
Nicht, dass wir tauschten und ich ihre Wohnung bekam: meine Mutter legte sehr viel Wert darauf, dass ihre Mutter sich nicht "enteignet und abgeschoben" fühlte: die Wohnung blieb leer und ich wanderte in den "Partykeller" :-)
Partys gab es zu der Zeit keine: ich schrieb in diesem Keller einen Teil meiner Diplomarbeit. Im Gegensatz zu Dir wurde es aber als mein Rückzugsraum geachtet!
Und war dann der Auslöser dazu, dass mein Vater mit seinem Bruder und mir zusammen das Dachgeschoss zu einer Junggesellenwohnung ausbaute.
Die einzige, die meine Privatsphäre nicht achtete, war damals meine Oma. Aber auch sie kam nicht auf die Idee, in das Zimmer eines Erwachsenen einzutreten, ohne anzuklopfen und zum Hereintreten aufgefordert zu werden!

Was will ich Dir nun raten? Da ist mir einiges eingefallen. Wobei Du wissen solltest, dass ich schon immer recht renitent war. Einiges bis auf die Spitze getrieben habe.
Aber nie überzogen!

Das beste wäre natürlich, wenn es im Hause Deiner Eltern noch "Reservefläche" gibt, die für Dich hergerichtet werden kann.

Was könntest Du sonst tun, um Deine Eltern von ihrem Fehlverhalten überzeugen zu können? Ohne dass sie mit Dir groß streiten können?

Wenn Du genau weißt, dass sie Dein Tagebuch lesen: dann nutze das für Deine Zwecke! Du brauchst da keine Hemmungen und keine Scham zu haben: ein Tagebuch ist Tabu! Und wer das Tabu bricht, ist ein Spanner!
Wer hindert Dich, dort über "Träume und Fantasien" zu schreiben, die Dich immer heimsuchen, wenn Bekannte Deiner Eltern so unvermittelt durch Dein Zimmer gehen? Ängste oder Sehnsüchte, die dort in Dir geweckt werden?
Aber Vorsicht: Du solltest nichts formulieren, was einen Unbeteiligten in einen falschen Verdacht bringt! Was ich eher schreiben würde: dass Du jemanden toll findest und irgendwann, wenn er noch öfter durch Dein Zimmer marschiert, versuchen wirst, die Situation auszunutzen?

Wenn sie also Dein Tagebuch lesen, gibt es ziemlich genau zwei mögliche Reaktionen: sie erzählen Dir nichts von ihrem Vertrauensbruch, aber machen sich Gedanken darüber, wie sie Dich vor "Freunden und Bekannten" beschützen können.

Oder sie konfrontieren Dich mit ihrem Vertrauensbruch! Sagen Dir offen ins Gesicht, dass sie Dein Tagebuch gelesen haben. Dann gibt es offenen Streit. Aber Du bist in einer sehr starken Position! Darfst Deine Eltern gerne auch in meinem Namen "Spanner" nennen!

Eine andere Art, Deppen darauf aufmerksam zu machen, dass es für jeden Menschen "Wohlfühlzonen" geben sollte wäre es, wenn Du genauso penetrant wie sie es mit Dir veranstalten, zur Unzeit in ihr Schlafzimmer platzt. ("Ich habe hier meine Kondome vergessen :-)" )
Im Wohnzimmer Musik laut stellst, wenn sie fern sehen wollen? Laut mit Freunden telefonierst, wann und wo immer es Eltern, Gäste oder Freunde stören kann? (Hätte ich ja gerne in meinem Zimmer gemacht. Aber hier weiß ich wenigstens genau, wer alles zuhört. In meinem Zimmer erlebe ich da öfter Überraschungen:-) )
Mach ihnen klar, dass Du überall und in jeder Situation Deine "Wohlfühlzone" erlebst. Dass Dir nichts peinlich ist!
Warum lässt Du in Deinem Zimmer nicht ganz gezielt BH's oder Slips rumliegen? Um meinen Eltern vor anderen vorzuführen, was wirklich peinlich ist, würde ich an Deiner Stelle sogar Strapse oder sonstiges erotisches Spielzeug im Zimmer verteilen.
Wenn sonst nichts hilft, hilft oft, selbst noch ein wenig peinlicher zu spielen, als die Dumpfbacken selbst ertragen können, die uns ihren Peinlichkeiten aussetzen?
Nicht streiten! Nicht reden!
Demonstrieren und den Peinlichen ihre eigene Peinlichkeit vor Augen führen!

Ich hoffe dass meine Ideen bei Dir ganz eigene Ideen freisetzen werden: Du musst natürlich Deinen ganz eigenen Weg finden, wie Du Dich mit Deinen Eltern auseinandersetzt!
Hab' Mut! Notfalls zur "Peinlichkeit"!

Das Recht ist, soweit ich es sehen kann, auf Deiner Seite!

Alles Liebe

Bernd