Problem von Anonym - 24 Jahre

Die bisher schwierigste Phase meines Lebens

Hallo liebes KuKa-Team,
Wie es die Überschrift bereits einleitet, stecke ich in einer richtig schwierigen Lebensphase.
Seit Ende 2011 leide ich an Epilepsie, von der ich damals drei große Krampfanfälle innerhalb von 15 Tagen erlebt habe; den letzten vor den Augen meiner damals neun Jahre alten Schwester, die danach nicht mehr mit mir alleine Zuhause bleiben wollte.

In der Folgezeit hat sich zwar alles beruhigt, aber seit 2014 gibt es versteckte Anfälle, d.h. es sind kleine Anfälle, wo ich geistig abwesend bin und Dinge mache, die ich nicht mitbekomme. Zusätzlich zu diesem Problem, hat die Krankheit anscheinend auch extreme Auswirkungen auf meine Lernfähigkeiten in der Ausbildung. Für die Ursachenforschung, war ich im September 2014 und im April 2015 in Spezialkliniken, die einiges rausfinden konnten und mich auf spezielle Tabletten eingestellt hatten. Da ich dadurch die Abschlussprüfungen verpasst hatte, darf ich in Absprache mit meinem Arbeitgeber das dritte Lehrjahr wiederholen, auch um die Themen nochmal aufzuarbeiten.
Für den letzten Lehrgang Ende Juni hatte ich für den zweiten Teil eines Themas die Grundlagen in intensiver Nacharbeit rauf- und runtergebetet und mit den Dozenten offene Fragen geklärt. Während des Lehrgangs dasselbe Spiel: gelernt, nachgearbeitet und nach Unterrichtsende offene Fragen mit den Dozenten geklärt. Ergebnis waren 33 von 100 Punkten und die Tatsache, dass dieser Themenblock, den ich zum dritten Mal geschrieben hatte, mit dem schlechtesten Ergebnis abgeschlossen worden ist.
Ich bin deswegen nur noch ratlos...
Ähnlich ist es in den Praxisphasen: gelerntes kann sich nicht festigen, weil ich zusätzlich auch noch große Angst habe, Fehler zu machen und in Panik verfalle, wenn ich selber mal eine Sache unter Beobachtung meiner Betreuer machen soll. Zusätzlich gibt es das Problem, dass ich in meiner letzten Abteilung von meiner Betreuerin ständig einen auf den Deckel bekommen habe, wenn ich Fehler gemacht oder sonstige Sachen schiefgingen, wobei ich da auch eine Mitschuld mit einräumen muss.

Bei einem Präventionsgespräch fing ich wegen dieser Dinge sogar an zu weinen, weil ich mir keine Lösung mehr weiß und weil es einfach zu viel wird; es ist ein Teufelskreis...

Ich bin dennoch glücklich, eine Familie zu haben, die mir in dieser besch... Situation unendlichen Rückhalt gibt, mich unterstützt und Liebe gibt, wo sie nur können. Ebenso sieht es mit meinen Freunden und Bekannten aus, die mir helfen wollen, wo sie können.
Ohne die, würde ich mir wohl das Leben nehmen wollen...


Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.

Dana Anwort von Dana

Lieber Unbekannter!

Epilepsie ist eine schwierige Krankheit. Nicht nur, weil man dauernd Angst vor Anfällen hat, Panik hat, dass man einen bekommt, wenn man gerade unter blöden Bedingungen unterwegs ist (siehe kl. Schwester) oder auch dass eben nicht alles so funktioniert, wie man das gerne hätte. Von daher hast du mein Mitgefühl und ich finde es toll, auch wenn schwarze Gedanken dabei gemischt sind, dass du dennoch dein Leben lebst und dich von deiner Familie getragen weißt. Da hast du schon mal einen großen Bonus.

Du hast nun die Diagnose, warst in Kliniken, deine Ausbildung ging brüchig voran, weil du nunmal oft gefehlt hast und viel krank warst...und danach kam dann gleich das dritte Lehrjahr noch einmal hinten dran. Du hast Schwierigkeiten, dich zu konzentrieren, es bleibt nichts hängen, du bist überlastet und gestresst...und psychisch ganz schön fertig.

Du, das ist wohl momentan einfach zu viel.

Du bist 24 Jahre alt, nicht 50, das bedeutet, dass du noch Zeit hast. Mein Tipp wäre, um ein Pausenjahr zu bitten, krankheitsbedingt. Klar, du hattest sicher schon Zwangspausen, die kann man damit aber nicht vergleichen. Im Prinzip wäre es für dich sicher sinnvoll, mal Zeit zu haben, mit allem klar zu kommen, zu reflektieren, etwas anderes zu sehen und zu erleben als die Ausbildung und die Krankenhäuser. Ein Jahr Skandinavien, ein Jahr USA, oder ein Jahr Afrika...quasi wie ein FSJ mit sozialem Hintergrund. Etwas anderes sehen und erleben....raus aus dem Alltag, hinein in etwas, wo Menschen sind, mit denen du arbeiten kannst und die dir viel mitgeben. Weg von der Krankheit und dem ganzen Stress. Diesen Tipp gibt dir mein "Bauch", denn der hat sofort gesagt: "Der Junge muss mal raus..." und oft ist das wirklich hilfreich.

Ich habe eine Exschülerin, die nach dem Abi so fertig war, dass sie überhaupt nicht mehr wusste, was sie nun tun soll. Nachdem sie eine Weile völlig apathisch zu Hause herum gehangen hatte, nahm sie die Möglichkeit wahr, ein soziales Projekt in Afrika mit zu betreuen. Nach dem Jahr kam sie zurück - ein völlig anderer Mensch, absolut hin zum Positiven entwickelt. Sie wusste, was sie werden will, sie hatte ihren Weg gefunden und war entspannt und glücklich, auch wenn es dort nicht immer SO einfach gewesen war. Vielleicht wäre das ja etwas für dich?

Und selbst, wenn du nicht weg willst...die Gesundung geht einfach vor.
Es gibt für Epilepsiekranke Selbsthilfegruppen, denn du bist mit deinen Problemen natürlich nicht alleine. Ich selbst kenne jemanden, der Epilepsie hat, ebenfalls eingestellt ist und damals sogar eine Therapie gemacht hat. Ob das nötig ist, kannst du selbst entscheiden, aber eine Selbsthilfegruppe wäre sicher ratsam. Dort triffst du auf Menschen, die dasselbe durchmachen oder durchgemacht haben. Du erhältst Hilfe und Zuspruch und mit Sicherheit auch einige Sonnenstrahlen in diese Schwärze, die momentan durch dein Leben zieht. Google doch einfach mal nach "Selbsthilfegruppe" und deiner Heimatstadt. Ist diese zu klein, nimm die nächst größere Stadt, in die du noch ohne Probleme kommst. Es ist hilfreicher als du ahnst.

Natürlich sind das nur Tipps und Meinungsbilder einer Nichtepileptikerin. Ich kann es nicht nachempfinden, wie es sein muss, diese Krankheit zu haben. Allerdings denke ich, egal, welche Krankheit man hat, man muss schauen, dass es einem selbst und der Seele wieder gut geht und man fest und sicher aufrecht im Leben stehen kann, ohne Unsicherheiten und ohne Ängste. Erst dann ist man bereit, wieder Leistung zu bringen und weiter zu machen. Diese Stärkung im Alltag erlebst du zwar durch deine liebe Familie, aber scheinbar ist es nicht genug, weil die Ausbildung dich gleichzeitig wieder schwächt.

Vielleicht denkst du mal über eine Pause und die Arbeit in einer Selbsthilfegruppe nach. Somit könntest du dich wieder besser finden und dann befreiter und kraftvoller wieder losarbeiten.

Ich wünsche dir alles Gute und viel Erfolg. Lass von dir hören!

Alles Liebe,

Dana