Problem von Anonym - 18 Jahre

Schlimmes Heimweh und Reue nach Auszug

Hallo,
ich brauche einfach mal einen Rat von euch.
Ich wohne seit knapp einer Woche in München, 300 km von meiner Familie und meinem Hund entfernt.
Seit dem ersten Tag quälen mich schreckliches Heimweh.
Schon Monate zuvor habe ich mich auf den Tag gefreut, an dem ich endlich ausziehe und eine klasse Ausbildung beginnen kann.
Heute war dann auch der erste Arbeitstag und alle sind lieb und aufgeschlossen und ich fühle mich dort auch richtig wohl.
Trotzdem muss ich, sobald ich mit meinen Eltern rede, oder alleine in meinem WG-Zimmer sitze, bitterlich weinen... mir fehlt einfach alles in meiner Heimat.
Vorallem habe ich meiner Mum gegenüber ein schlechtes Gewissen, da ich ihr sehr viel daheim geholfen habe und sie gerne unterstützt habe.
Ich kann mich überhaupt nicht mit dem gedanken anfreunden, dass ich meine Familie kaum sehen werde...
Am liebsten würde ich sofort meine Sachen packen und wieder nach Hause fahren...

was soll ich nur tun?!

Bernd Anwort von Bernd

Hallo junge Dame,

da stürmen wohl gerade recht viele und zum großen Teil widersprüchliche Gefühle auf Dich ein?

Vielleicht hilft es Dir ja, wenn die Gedanken und Gefühle ein wenig Ordnung bekommen?

Zuallererst einmal: Heimweh hat nichts mit schlechtem Gewissen zutun! Wenn Du schreibst, dass Du ein schlechtes Gewissen Deiner Mutter gegenüber hast, versuchst Du den Grund für Dein Scheitern auf Deine Mutter zu projizieren.
Das ist genauso falsch, als wenn du sagen würdest: ich habe meinen Hund im Stich gelassen.

Heimweh bedeutet, dass Dir Deine gewohnte Umgebung fehlt! Und nichts anderes!

Du bist der Mittelpunkt und in Dir liegt der Schlüssel!

Heimweh bedeutet: nicht loslassen können.
Unsicherheit?
Angst vor dem Ungewissen?
Angst vor dem Alleinsein?

Gerade stelle ich mir vor, wie ich (wenn ich ein Vogel wäre) mein Kind so aus dem Nest schubsen würde, dass es dann auch fliegen könnte (ohne eine Bruchlandung hinzulegen).

Du weißt schon, dass das Bild seine Berechtigung hat? Dass es nicht an Dir ist, Deinen Eltern das Nest zu säubern, sondern einfach wie eine Feder im Wind Deine eigene Flugroute zu finden?

Du hattest Dich darauf gefreut! Und nun hast Du Angst vor Dir selbst?

Dabei bist Du so viel mehr als nur "Tochter Deiner Eltern"!

Du bist genial! (Musst es nur selber zulassen!)

Und all die Genialität, die Du nur erfahren wirst, wenn Du Dein eigenes Leben beginnst .....

wird Dir niemals den Rückhalt rauben, über den Deine Familie Dich wohl immer auffangen wird, wenn es dann wirklich Not tut.

Ich denke, dass auch Deine Mutter sich eher wünscht, dass Du das Fliegen lernst, als ihr zu Diensten zu sein.

Alles Liebe

Bernd