Problem von Isabell - 14 Jahre

Sehr große Probleme mit Eltern

Also erst mal hallo,
Ich versuche mein Problem darzustellen und würde sehr hoffen, dass ihr mir irgendwie weiterhelfen könnt.
Ich mache seit 8 Jahren Aikido (Kampfsportart), und das ziemlich erfolgreich, ich habe es schon sehr weit gebracht, der Verein ist eigentlich zu meiner Familie geworden. Meine Schwester ist auch in den selben Verein gegangen und alles war eigentlich super toll. Doch einmal wurde meine Schwester von den Trainern zu einem Zusatztraining nicht gelassen, mit der logischen und nachvollziehbaren Begründung, dass sie noch zu jung ist. Meine Mutter ist deshalb ausgerastet, weil ein anderes Mädchen genommen wurde, das -der Meinung meiner Mutter nach- genauso alt wie meine Schwester sei (das Mädchen war aber 1 Jahr älter). Meine Mutter hat daraufhin unter Wüsten Beleidigungen und Beschimpfungen meine Schwester aus dem Verein genommen und in einen anderen Verein "umgesiedelt". Das wollte sie auch mit mir machen, weil sie nicht wollte, dass mich ein "scheißpack" unterrichtet, ich habe mich aber so sehr gesträubt, dass ich bleiben konnte. Seitdem ist das Leben für mich zur Hölle geworden:
Ich darf jetzt nichts mehr mit meinem Verein Unternehmen abgesehen vom ragulären Training (angefangen bei Werbungen, bis über eine 20 Jubiläumsfeier (!)) (meine Schwester darf im Gegenzug alles)
Ich darf mir Wüste Beschimpfungen anhören, die leider auch Auswirkungen haben (meine Periode hatte einen 3 monatigen Ausfall - als der Arzt gesagt hat, dies sei auf übermäßigen Stress zurückzuführen, hat meine Mutter gesagt: "ne das kann nicht sein, wir haben ein erstaunlich gutes Verhältnis zueinander". Außerdem bekomme ich immer Heulkrämpfe, sobald auch nur jemand das Wort Aikido sagt) (natürlich nehmen mich meine Eltern nicht ernst)
Und zu "guter" letzt habe ich auch den folgenden Satz gehört, den sie zu meinem Vatet nach einem weiteren Streit mit mir gesagt hat: " sie hat die Familie verraten, sie gehört nicht mehr dazu"

Ich weiß nicht mehr was tun soll. Mit sich reden lässt sie sich nicht, meinen Vater hat sie längst mit wahrscheinlich gelogenen Gründen auf ihre Seite gezogen... Und ich kann nicht mehr... Mit 18 Jahren habe ich vor sofort auszuziehen, ich glaube aber, dass, wenn das so weiter geht, ich davor noch selbstmord begehe oder zumindest weglaufe. Beides will ich natürlich nicht, ich sehe aber keine andere Wahl mehr... Es ist die pure Hölle ;(
Es wäre sehr toll, wenn ihr mir antworten könntet, weil ich nicht mehr kann.
Isabell

Nuala Anwort von Nuala

Liebe Isabell,

ich weiß nicht, was in deiner Mutter vorgeht, doch verstehe ich sehr gut, wie elend es dir in dieser Situation gehen muss. Du wurdest gewaltsam aus deiner "Zweitfamilie" gerissen, welche dir sehr viel bedeutet. Dass deine Mutter sich derart gegen dich richtet mit aller Macht und dann die Meinung äußert, du hättest die Familie verraten, lassen ehrlich gesagt in mir den Verdacht aufkommen, dass sie sich in einem psychischem Ausnahmezustand befindet (vorsichtig formuliert). Nach gesundem mütterlichen bzw. menschlichem Verhalten klingt es leider nicht.
Da sie so einen fanatischen Eindruck auf mich macht anhand deiner Beschreibung und sie deinen Vater offenbar gut im Griff hat, ist es wahrscheinlich müßig, dass du nochmal in Ruhe mit ihr redest. Ich schätze, das hast du in der Vergangenheit oft genug probiert.
Ich rate dir aus diesem Grund, mit einer älteren Person deines Vertrauens zu sprechen - es kann sich auch um einen Lehrer, eine Lehrerin handeln, der oder die dein Vertrauen genießt. Oder Eltern eines guten Freundes, Onkel, Tante... oder jemand vom Training. Allerdings weiß ich nicht, ob Letztere geeignet wäre, zwischen deiner Mutter und dir zu vermitteln. Vermutlich würde das nur noch mehr Öl ins Feuer gießen.

Eine Vertrauensperson könnte als Vermittler/in fungieren und dich ggf. zu einer Familienberatungsstelle begleiten. Ich glaube nämlich, dass dir eine Beratung von professionellen Sozialarbeitern und Pädagogen am ehesten helfen kann.
Das Verhalten deiner Mutter sollten sich Außenstehende mit Erfahrung anhören, da es schon sehr bizarr wirkt und sie eventuell sogar selbst Hilfe benötigt. Doch das nur als Notiz für deinen Hinterkopf, vielleicht hat sie sich schlicht zu sehr hineingesteigert, warum auch immer.

Falls du es doch noch einmal mit einem Gespräch mit ihr versuchen möchtest, wäre Folgendes interessant:
* Wähle den Augenblick mit Bedacht, nicht zwischen Tür und Angel und nicht, wenn sie gerade abgelenkt bzw. beschäftigt ist.
* Es könnte helfen, dass dein Vater anwesend ist, aber vermutlich nur dann, wenn du vorher mit ihm allein sprechen und dir schon eine neue Vertrauensbasis bei ihm sichern konntest!
* Versuche ihr zu beschreiben, wie sich deine Lage in den letzten Monaten zum Schlechten verändert hat und dass sie offenbar eine ganz andere Wahrnehmung hat, wie es dir damit geht.
* Sage ihr, dass du keinesfalls eure Familie verraten möchtest, aber sehr verletzt bist durch ihre Anschuldigungen.
* Frage sie so vorsichtig und einfühlsam wie möglich, was genau sie so derart wütend macht - und warum sie den Vorfall mit dem jüngeren Mädchen so persönlich nimmt (nur dann fragen, wenn sie vorher schon Ansätze von Einsicht gezeigt hat!).
* Du kannst ihr außerdem sagen, dass sie Macht über dich hat (am längeren Hebel sitzt...) und du dich schwach und ausgeliefert fühlst (das ist ein heikler Punkt, sage das nur, wenn du das komplett so empfindest und auch zum Ausdruck bringen möchtest! Sinnvollerweise sagst du es dann, wenn du Rückendeckung von anderen Erwachsenen bekommst, um nicht von ihr "zerrissen" zu werden).
* Frage sie, wie ihr gemeinsam eine Lösung finden könnt, sodass ihr wieder in Frieden miteinander leben könnt. Das wäre in meinen Augen auch das grundsätzliche Anliegen, das bei einer Familienberatung im Raum stehen sollte.

Gerade wegen dieser schlimmen Zustände bei euch daheim solltest du die Trainingseinheiten als Rückzugsort, als Mittel zur Entspannung sehen und nutzen.
Nebenbei bemerkt finde ich es wirklich gut, dass du dich damals gegen deine Mutter behauptet und dein Training erkämpft hast - Respekt, das schaffen längst nicht alle Kinder!

Ich wünsche dir, dass dieser Spannungszustand nicht zum Dauerzustand wird. Bleibe standhaft und hole dir Unterstützung!

Alles Liebe,
Nuala