Problem von Anonym - 13 Jahre

Freundin will Selbstmord begehen

Hallo liebes Team,
meine Freundin Paula möchte Selbstmord begehen.
Ich versuche es ihr schon seit über ein halbes Jahr es auszureden aber sie lässt das Thema nie lange ungesprochen.
Wenn sie in der Schule eine schlechte Note schreibt wird sie von ihren Vater immer auf den Hintern geschlagen und ihre Mutter schaut dabei zu ohne einzugreifen.
So geht das schon seit der 1-en Klasse und wenn sie in einem Test oder einer mündlichen Prüfung schlechter als ich abschneidet simd ihre Eltern wütend und verbieten mir den Kontakt mit ihr. In unserer Klasse wurde sie oft von 2 Jungen gemobbt die zum Glück jetzt von der Schule gegangen sind. Da wir aber vor 2 Wochen erfahren haben das die Schule von den anderen Jungs wieder ab nächstes Jahr mit unserer zusammen kommen, kann sie sich nicht mehr auf den Unterricht konzentrieren -> schlechte Noten -> Ärger zu Hause.
Sie sagt mir immer das sie nicht mehr kann und auch nicht mehr leben möchte und das sie einfach irgendwo runterspringen würde und ihr Leben beenden wollte.
Ich hoffe ihr könntet mir einen Tipp geben wie ich ihr helfen könnte. :/
Danke im Vorraus für die Antwort!

PaulG Anwort von PaulG

Liebe Anonyme,

die Verzweiflung deiner Freundin ist verständlich, aber du sagst ihr zu Recht: Es darf nicht passieren. Es gibt immer einen Weg aus dem Dunkel. Du selbst tust bereits das Beste und Richtigste, indem du ihr immer wieder sagst, dass es furchtbar wäre, sie zu verlieren. Auch in der Schule, wenn die Jungs wieder in der Nähe sind, die sie drangsaliert haben, solltest du ihr beistehen. All dein Einsatz kann aber die Ursachen des Problems nicht beseitigen. Dafür ist es notwendig, dass deine Freundin sich jemandem anvertraut, der dazu helfen kann.

Es kann nicht sein, dass sie von ihrem Vater geschlagen wird. Und auch das Mobbing in der Schule ist einfach auf Dauer nicht auszuhalten, selbst wenn du noch so stark zu ihr hältst. Es wäre gut, wenn es einen Lehrer oder Lehrerin gäbe, dem / der ihr euch anvertrauen könntet. Vielleicht wird deine Freundin das nicht wollen, denn es wird nicht ausbleiben, dass ihre Eltern davon erfahren. Da bist du wieder gefragt: Überzeuge sie davon, dass es nötig ist, sich zu öffnen. Auch über die Schläge zuhause muss einfach gesprochen werden. Es wäre auch gut, wenn sich in ihrer Familie oder unter den Freunden der Familie eine Vertrauensperson findet, die ihre Eltern darauf anspricht. Gibt es so jemanden nicht, oder traut sie sich das nicht, solltest du weiter darauf drängen, dass ihr das Problem in der Schule angeht. Erstens, damit das Mobbing nicht mehr übersehen, sondern von Lehrern unterbunden wird - zweitens, damit ihre Eltern sich nicht mehr so verhalten. Wie du richtig gesagt hast, die verschiedenen "Baustellen" hängen zusammen, eines ergibt sich aus dem Anderen, und dieser Teufelskreis muss unterbrochen werden. Der Weg dahin ist nicht einfach - aber es ist möglich. Und ein Selbstmord wäre nichts Anderes als eine Art von Flucht, die nicht gerecht ist, und die auch nicht sein muss. Denn das Problem kann gelöst werden. Dafür muss sie es weitererzählen, ja, und es wird nicht angenehm. Aber du kannst ihr beistehen, das bekräftigen, was sie erzählt, oder sie zurechtweisen, wenn sie es verharmlosen möchte. Lass nicht locker, gehe keine Kompromisse ein, es muss alles berichtet werden, und es darf keine Ausflüchte und halben Lösungen geben. Das ist für sie vielleicht schwer zu ertragen, vielleicht verärgert es sie sogar - aber du solltest so konsequent sein. Was, wenn sie sich tatsächlich etwas antut, und du hättest nicht alles versucht?

Bis es soweit ist, wäre es vielleicht ratsam, sie so stark wie möglich zu beschäftigen. Wenn ihr die Möglichkeit habt, unternehmt etwas zusammen, powert euch aus, versucht, die schlechten Gedanken zu bannen. Wenn du deine Freundin verabschiedet hast, kannst du ihr trotzdem jeden Abend ein paar Witze zusenden, oder sie in einer Nachricht vergewissern, dass du sie gern hast und nicht verlieren möchtest. Und am Morgen darauf gleich wieder. Vielleicht hilft ein solches Ritual, um sie auf andere Gedanken zu bringen, ihre Stimmung zu stabilisieren, und auch - ihr Gewissen wachzurütteln, wenn die Idee eines Suizid wieder hochkommt. Es soll nicht aufhören, ihr zu sagen: "Das ist falsch! Du darfst das nicht! Du darfst nicht gehen! Du musst nicht gehen!" Sie soll das Gefühl haben, dass sie wichtig ist, dass es Menschen auf der Welt gibt, denen sie unheimlich viel bedeutet. Dann wird sie sicher auch den Mut fassen, sich zu öffnen. Und das sollte möglichst bald geschehen, eher der Kreislauf wieder zu sehr in Gang kommt. Wie man weiß, kommt man bald nach Beginn des Schuljahres oft schon wieder in Stress.

Ich bin sicher, dass du es packst, sie aus ihrer Trübsal zu holen, und freue mich, dass du dich so um sie kümmerst! Sie kann sich glücklich schätzen, dich zur Freundin zu haben. Nur, wie gesagt: Wenn du jetzt darauf bestehst, dass sie ihr Leid weitererzählt, musst du damit rechnen, dass sie sich auch mal in eine Abwehrhaltung begibt und etwas verärgert ist. Natürlich wäre das vorgeschoben, weil sie Angst hat, weil es ihr peinlich ist; ich kann dir nur raten - lass dich deshalb nicht beirren, sie weiß, was sie an dir hat. Ihr werdet es gemeinsam schaffen, davon bin ich überzeugt. Ich wünsche dir viel Erfolg, und dass deine Freundin bald wieder fröhlich durchs Leben gehen kann.

Alles Gute und Liebe Grüße,

Paul