Problem von Zora - 14 Jahre

Wurde ich als Kleinkind/Baby adoptiert?

Ich habe diesen Gedanken schon seit einiger Zeit. Ich habe meine Eltern auch schon mal gefragt, aber die beteuern so, dass es richtig unheimlich ist. Und überhaupt fällt ständig das Thema, das ich ihr leibliches Kind bin. Als könnten sie es kaum glauben. Dazu kommt noch, dass ich eine andere Augen- und Haarfarbe habe als meine Eltern/Geschwister. Meine Eltern sind beide Schwarzhaarig. Meine Großeltern auch. Mit einer Außnahme, es gibt eine Blondine. Ich hab aber kastanienbraunes Haar und grüne Augen. Meine Geschwister sind 10 und 13 Jahre jünger als ich. Der Abstand ist doch etwas groß. Andere Kinder, da gibt es höchstens 5 Jahre Unterschied. Dazu kommen noch 2 Kinder aus einer früheren Ehe meines Vaters. Halbgeschwister. Unsere Familie ist eh etwas schrullig, alle sind zerstritten, mein Vater hasst seinen Bruder, etc. etc. Auch mit unteren Großeltern haben wir nicht viel am Hut. Meine Mutter hat den Kontakt zu ihrer Familie abgebrochen, nur mit ihrer Schwester trifft sie sich noch ab und an. Es gibt so viele Unwahrheiten und Konkurrenzkämpfe. Familienfesten gab es nie. Erst letztes Jahr hab ich eine Tante kennengelernt, von der ich bis dato nicht wusste dass sie überhaupt existiert. Und das nur, weil ein Onkel gestorben ist, von dem ich auch nicht wusste dass es ihn gibt. Und ich habe angeblich noch einen Cousin und eine Cousine in der Schweiz. Das hat sie mir erzählt. Musste ich bei meinem Eltern erst nachaken, da haben sie es zugegeben. Wir leben so zurückgezogen, selten kommt jemand zu Besuch. Aus total debilen Gründen brechen meine Eltern plötzlich den Kontakt zu irgendwelchen jahrelangen Kollegen ab. Es ist so seltsam. Aber muss ich hier jetzt die ganze Familiengeschichte erläutern? Ich weiß nicht fiel über meine Familie. Meine Mutter war einmal ziemlich wütend auf meinen Vater- die streiten sich eh ständig- und aus dem Streitgespräch erfuhr ich das sie aus einer Adelsfamilie stammt und irgendwo noch ein Erbe hat. Was das auch immer ist. Auch wenn die Familie mittlerweile verarmt ist. Meine Urgroßeltern seien Franzosen, heißt es. Obwohl meine Mutter selber aus Polen stammt. In der Familie kann niemand Französisch. Ich lerne es in der Schule. Und meine Mutter ist so froh, dass dieses Erbe nun weiterlebt. Dabei kann sie es selber nicht. Doch weiter zu meiner Vermutung ich sei adoptiert. Bei meiner Kommunion war ich die einzige, die keine Taufkerze hatte. Ich musste eine neue kaufen. Und meine Taufurkunde, die wir für die Anmeldung brauchten, musste aus dem Ausland geschickt werden. Aus Polen angeblich. Da soll ich getauft worden sein. Aber wer weiß. Das gab jedenfalls Komplikationen und zu Gesicht bekommen habe ich dieses mysteriöse Dokument eh nie. Genauso wenig meine Geburtsurkunde. Ich weiß nicht mal wo die ist. Aber wir haben einen Safe im Haus. C.a. 1/2 Meter hoch und 3/4 Meter lang. Den bekomme ich nicht auf. Mein Vater trägt den Schlüssel immer bei sich. Und warscheinlich ist sie dort. Oder..? Was dadrin ist habe ich nie gesehen. Auf jeden Fall keine Rechnungen oder so, die sind in seinem Bürozimmer. Nur einmal hat meine Mutter mir eine Kette aus Gold gezeigt- ist schon ewig her. Ich kam in die 4 Klasse. Sie sagte, die hätte ich zu meiner Geburt von einer Verwandten bekommen- sie sagte nicht von wem. Aber ich dürfe sie erst haben wenn ich erwachsen wär. Das heißt mit 18. Ich durfte sie nicht einmal anfassen. Seitdem habe ich schon öfters versucht den Safe zu knacken, aber er ist ziemlich Massiv und eine einfache Haarspange wie bei meinem Tagebuchschloss hats nicht gebracht. Ich bin Linkshänderin. In meiner Familie ist das jedenfalls niemand. Mein Großvater solls gewesen sein. Aber der ist praktischerweise schon Jahre vor meiner Geburt gestorben. Als ich klein war, wurde ich in die Psychiatrie gesteckt. Mit 3 Jahren. Ich soll das grässlichste Kind gewesen sein, das es gibt. Ich glaube ich habe einfach zu viele Fragen gestellt. Ich weiß nicht genau die Gründe. Andauernd musste ich auch später zu diversen Psychologen, mir wurden tausende Pillen verschrieben. Doch ich tat so, als würde ich sie schlucken. Lief aber dann aufs Klo und spuckte sie aus. Teils wurde ich extrem paranoid, hatte mit 5 Jahren die Gedanken, meine Eltern wollen mich vergiften. Loswerden. Aber ich sagte es keinem. Denn meiner Vorstellung nach, standen die Psychologen auch auf ihrer Seite. Ich hasse Ärzte noch heute. Meibe Schwester, knapp 5 Jahre alt, sie ist schlimmer. Soll ADHS haben. Macht alles kaputt. Und trotzdem akzeptiert man sie und lässt es ihr durchgehen. Man schickte mich später auf eine Sonderschule. Doch ich hab mich auf ein Gymnasium hochgekämpft. Ich bin hochbegabt. Das fand jedoch erst später heraus. Meine Noten sind gut und ich konnte schon mit 5 Jahren lesen. Auch wenn das den Leuten egal war. In der zweiten Klasse hatten wir das Thema "Wie ein Baby entsteht". Wir mussten einmal einen Steckbrief über uns als Baby machen. Da gab es Fragen, wie: " Was war dein erstes Wort?", "Mit wie vielen Monaten bist du das erste mal gelaufen?", etc, etc. Meine Eltern wissen es nicht. Das meiste musste ich mir ausdenken. Heute glaube ich, sie haben mir damals einfach irgendwas gesagt. Es ist immer eine andere Antwort. Denn als meine eine Schwester geboren wurde, griffen wir das Thema wieder auf. Und bei der nächsten Schwester wieder. Und immer bekam ich andere Antworten. Mal konnte ich schon mit 9 Monaten laufen, das andere Mal erst mit 16 Monaten. Versteht ihr worauf ich hinauswill? Sollte man so etwas nicht über sein Kind wissen? Meine Mutter erzählte mal, sie hätte als sie mit mir Schwanger war, eine Ziste in der Gebärmutter gehabt bzw. eine Krebs- Vorstufe. Die hatte man heraus operieren müssen. Während der Schwangerschaft. Es sei ein Wunder, das ich überlebt habe. Ich soll in einem Krankenhaus geboren worden sein, dass zufällig wenige Monate nach meiner Geburt geschlossen wurde- obwohl es das größte der ganzen Stadt war. Meine Mutter mag meine Schwester, nun da sie da sind, lieber als mich. Das macht sie oft deutlich und gibt es auch zu. " Du und dein Vater ihr könnt hier bleiben, ich nehm E. und A. mit nach Polen und komm nie mehr zurück...", einer ihrer typischen Sprüche. Wenn es Streit gibt. Ich glaube auch nicht, das meine Eltern sich noch lieben. Sie leben aneinander vorbei. Vor 10 Jahren war das anders. Da haben sie sich manchmal umarmt und geküsst. Nichtmal im selben Zimmer schlafen sie. Aber jetzt ist es eher der praktische Umstand das sie zusammen sind- noch. Und wir haben ein Haus. Warscheinlich deshalb. Wir haben keine Fotoalben. Nur einen kleinen Stapel Fotos in einer Kiste, nix mit mir. Irgendwas aus den 80ern und von meinen Eltern bei ihrer Hochzeitsreise oder so Zeug.
Wenn was passiert werde immer ich für alles verantwortlich gemacht. Ich meine es ist so wenn man das älteste Kind ist aber es ist noch anders. Wie ein schwarzes Schaf in der Familie. Teilweise werde ich von meinen Eltern beleidigt oder gehässig wird sich über mich lustig gemacht. Schon seit immer, denk ich. Aber hej, ich will jetzt nicht sagen das wir irgendwie eine "Schlechte Familie" wären. Chaotisch, mysteriös, komisch etc. Aber kommt mir jetzt nicht mit Jugendamt oder so, so gemeint ist es nicht. Gut, aber ich habe nun, dank der Erläuterungen eine Berechtigung, mich zu fragen, ob ich adoptiert bin? Wie kann ich das herausfinden? Wer bin ich? Jetzt habe ich schon einen Roman geschrieben... Das hatte ich nicht vor. Sry.

PaulG Anwort von PaulG

Liebe Zora,

möglich ist Vieles. Ich würde sagen, es wäre vorschnell, aus dem Zusammenkommen all der Dinge, die du genannt hast, zu schließen, dass du adoptiert sein müsstest. Ob du es bist, können dir nur deine Eltern wirklich beantworten. Wenn sie es nicht wollen, und es keine sonstigen Personen in Familie oder Freundeskreis gibt, die etwas wissen könnten (bzw., die du deswegen fragen kannst / willst), dann stehen deine Chancen eher schlecht. Aber ich will erstmal alles der Reihe nach durchgehen, was ich mir so gedacht habe.

Deine Eltern scheinen beide nicht die einfachsten Persönlichkeiten zu sein - was ja nun nicht heißt, dass sie dich deshalb nicht lieben. Ich finde es schön, dass du uns die Angst nehmen möchtest, dir ginge es schlecht; ich denke durchaus auch nicht, dass man hier das Jugendamt auf den Plan rufen müsste. Du hast sicher zu Recht gesagt: Ihr seid eine Familie, die chaotisch ist, die ihre Geheimnisse hat, vermutlich aber auch ihren Stolz, die aus Charakteren besteht. Das muss ja alles nichts Schlechtes heißen, und so habe ich es bei dir auch nicht verstanden. Auf der anderen Seite ist es ja trotzdem nicht angenehm, bei Streitigkeiten die Schuld zu bekommen, Beleidigungen zu ertragen, und Anderes mehr, oder? Zwar bist du auch in einer Lebensphase, in der man sich öfters nicht verstanden fühlt, jedoch finde ich es schon wichtig, diese Dinge auch ernst zu nehmen. Wenn du es nicht als so tragisch ansiehst, dann beruhigt mich das - und ich traue dir absolut zu, dass du die Stärke und das Selbstbewusstsein hast, damit umzugehen. Wenn es aber irgendwann schlimmer wird, dann solltest du dich auch nicht gegen den Gedanken wehren, dir Hilfe zu holen. Soviel jedenfalls dazu.

Lass mich mal die Dinge, die du uns erzählt hast, und aus denen sich dein Verdacht nährt, für mich ordnen: Mütterlicherseits hast du Wurzeln in Frankreich, allerdings kommt deine Mutter aus Polen. Nun, Adelsgeschlechter gibt es mehr, als man denkt; und sie haben öfters auch den Standort gewechselt. Meine Oma zum Beispiel hat nach dem Tod meines Opas wieder geheiratet; ihr Mann ist in Polen geboren, wobei sein Heimatort damals noch zu Deutschland gehörte, und seine Familie führte einmal einen französischen Adelstitel. Das hat damit zu tun, dass ihre Vorfahren Glaubensflüchtlinge im 17. Jahrhundert waren. Wenn du dich also über deine Familiengeschichte der Frage nähern willst, ob du adoptiert wurdest, wäre es gut, wenn du etwas mehr über deine Urgroßeltern in Erfahrung bringst: Haben sie tatsächlich in Frankreich gelebt? Wenn nein, wie sind sie nach Polen gekommen? Bei deiner Erzählung musste ich zwar spontan an meine eigene Familie denken, jedoch sind die Umstände bei euch vermutlich völlig anders.

Das zweite ist dann deine Kindheit: Es könnte natürlich sein, dass du unter nicht ganz einfachen Bedingungen in deine Familie gelangt bist, was deinen Aufenthalt in Kliniken, und die ganze Behandlung notwendig gemacht hat. Möglicherweise gab es ja auch Probleme, die mit Gesundheit, deinem Verhalten zu tun hatten - wobei ich einen Satz wie "Du warst das grässlichste Kind, das es gibt" doch nicht ernst nehmen würde. In emotionalen Situationen sagt man sowas vielleicht sogar über seine eigenen Kinder, das ist leider so, auch wenn es dämlich ist wie nochwas. Was von den Problemen, welche immer das waren, real war, was genau es war, und was nur im Empfinden deiner Eltern wurzelte, können wir heute leider nicht mehr beurteilen. Dass man in so jungem Alter wütend reagiert, ist sicher meistens so - und es ist ja auch gut, denn was heißt es Anderes als: "Hey, ich will raus hier, ich will jetzt endlich normal leben!" Von einem Kind, dem es vom Leben nicht leicht gemacht wurde, das zu spüren, ist etwas Gutes. Dich plagen noch heute Hassgefühle? Trägst du es deinen Eltern nach, dass das alles so war? Vielleicht sind sie dafür empfänglich, mit ihnen noch einmal darüber zu sprechen, vielleicht auch nicht. Aber ich glaube, dir sagen zu können: So planvoll und energisch, wie du aus deinem Text auf mich wirkst, mache ich mir um deine Gesundheit und Selbstständigkeit erstmal gar keine Sorgen. Ich denke, dass du eine starke Persönlichkeit bist, und bemüht bist, alles auf eine realistische Grundlage zu stellen. Das ist nämlich auch wichtig, wenn es um die Frage nach der Adoption geht: Du musst aufpassen, dass du nicht aus den Augen verlierst, wie du jetzt lebst und worum es jetzt für dich geht. Das Leben, das du vielleicht gehabt hättest - solltest du adoptiert sein - ist nun einmal nicht das deine geworden, aber hey - du hättest es auch schlimmer treffen können, oder? Wenn du demnächst erfahren solltest, dass dein Verdacht unbegründet war, es für die ganzen Ungereimtheiten eine Erklärung gibt, dann sperre dich nicht unbedingt dagegen. Denn ganz egal, wie deine Wurzeln sind: Du, für dich genommen, bist der wichtigste Mensch in deinem Leben, ein toller Mensch übrigens, für den das Wichtigste nun einmal - der Blick in die Zukunft sein sollte. In die Zukunft, die du selbst gestaltest; nicht die Vergangenheit, die für dich gestaltet wurde.

So wie du deine Eltern schilderst, haben sie beide ihre ausgeprägten Ecken und Kanten; in eurer Familie gibt es Zwist, langjährige Freundschaften kommen ohne deutlichen Anlass ins Schlingern oder enden ganz. Es fällt ihnen offenbar schwer, Stabilität in ihren Beziehungen und Kontakten zu halten, den Rest der Familie an eurem Leben teilhaben zu lassen, sie in ihr Leben zu lassen. Das alles soll keine Kritik sein, und vielleicht siehst du es zu Recht ganz anders. Ich möchte damit nur zusammenfassen, wie deine Erzählung auf mich persönlich wirkt. Es mag sein, dass es in ihrem Leben schon früher ähnlich konfus zuging - und da wäre es doch gar nicht so verwunderlich, wenn Dokumente verschütt gehen, Fotos irgendwo weggepackt werden oder gar nicht erst gemacht werden. Es wirkt auf mich so, als hätte gerade deine Mutter immer mal wieder das Bedürfnis, Brüche zu vollziehen, wäre manchmal recht unsortiert, unbequem, hätte bei all dem jedoch ihre ganz eigene, liebenswerte "Schrulligkeit" und eben auch ihren Stolz, sowie ihre eigene Art von Stärke. Und all das zusammen kann zwar noch nicht erklären, warum deine Vergangenheit so schlecht dokumentiert und so schwer durchdringbar ist, aber es könnte der Teil einer Erklärung sein. Denn deine Eltern sind nun einmal nicht die, die regelmäßig einen Haufen Gäste haben, Verwandte einladen und in Erinnerungen schwelgen, die kistenweise Fotos wälzen und ständig irgendwo auf der Matte stehen; sie sind, nun - anders, aber deswegen auch vollkommen in Ordnung. Seien wir mal ehrlich, in wie vielen Bilderbuch-Familien wird eine Unmenge Streit, Verstimmtheit und Vorwurf unter den Teppich gekehrt? Da ist es doch besser, wenn Leute keinen Hehl daraus machen, dass sie nun einmal nicht die geschmeidigsten Zeitgenossen sind, aber, wenn man sie zu nehmen weiß, auch sehr liebenswert sein können, oder nicht?

Ich vermute mal, wenn du adoptiert sein solltest, wäre es das Naheliegendste, dass deine (Adoptiv-)eltern sich beizeiten eine Geschichte überlegt hätten, die möglichst hieb- und stichfest ist, und die sie durchziehen bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie es für geboten halten, dir die Wahrheit zu sagen. Die vielen widersprüchlichen Aussagen, die du gehört hast, passen eher zu jemand, dem Fragen über diese Zeit unangenehm sind, der selbst auch immer wieder was durcheinander bringt - aber nicht zu jemand, der krampfhaft bemüht ist, dich von der Wahrheit fernzuhalten. Ich denke, wir können festhalten: Was du aufgezählt hast, ist in vielerlei Hinsicht mysteriös, verworren, widersprüchlich, aber es passt eben auch zur Art deiner Eltern und deiner Geschichte, soweit du sie aus eigener Erinnerung weißt. So wie ich mir dich vorstelle, unterscheidest du dich in vielen Dingen von deinen Eltern, handelst weniger spontan und irrational, sondern sehr durchdacht, konstant und bewusst; beides hat etwas für sich, aber über dich sagt es auf jeden Fall, dass du intelligent bist und viele Lehren gezogen hast. Und das ist doch etwas wert, oder? Nein, es ist sogar sehr viel wert! Ich sehe dich als überlegt handelndes Mädchen an, deren unmittelbares Umfeld sich nun einmal sehr von ihr unterscheidet. Auch äußerlich: Dein Aussehen, deine Haare, deine Augen - zwar ist das auffällig, aber es muss tatsächlich nichts heißen. Denn es kann auf Anlagen zurückgehen, die in der Ahnenreihe noch viel weiter zurückreichen. Das ist zwar nicht die Regel, aber es kommt immer wieder vor, dass Kinder ihren Eltern alles Andere als "aus dem Gesicht geschnitten" sind. (Ob Linkshändigkeit in irgendeiner Weise erblich ist, kann ich dir allerdings nicht sagen. Auch ich bin Linkshänder, und weit und breit der Einzige in der Familie.) Das Alter deiner Geschwister stimmt zwar nachdenklich - aber es kann eben auch sein, dass es einfach so gekommen ist, warum auch immer. Für sich genommen, ist das noch kein Beweis für eine Adoption; vielleicht kann es aber erklären, warum deinen Geschwistern viel nachgesehen wird, und scheinbar die Bewertung eures Verhaltens ganz unterschiedlich ist: Das wäre anders, oder könnte gut sein, dass, wenn ihr nicht so weit auseinander wärt. Aber da dieses Alter bei dir nun einmal lange zurückliegt, hat sich die Sichtweise deiner Eltern inzwischen verändert, ist auch ihre Energie nicht mehr so groß wie damals - das kann noch nichts entschuldigen. Jedoch ist es bei den später geborenen Kindern oft so, dass sie nicht "das Sorgenkind" sind, oftmals auch größere Freiheiten bekommen, ohne dass die Eltern ihre älteren Kinder deshalb weniger lieb haben.

Nach allem: Ob du adoptiert bist oder nicht, darauf kann auch ich dir keine befriedigende Antwort geben. Du merkst wahrscheinlich, dass ich aus meinem Bauchgefühl heraus eher in die Richtung argumentiert habe, dass du es nicht bist. Natürlich kann es trotzdem sein. Das wirst du am besten herausfinden können, indem du nicht gleich mit der Tür ins Haus fällst, sondern eher scheibchenweise nachfragst, und über Dinge, die erstmal unverfänglich sind. Zum Beispiel könnte es dein Ziel sein, mehr über die Herkunft deiner Mutter herauszufinden, deine Urgroßeltern; du könntest auch versuchen, einen Kontakt zu deinen Großeltern herzustellen, oder deiner Tante, anderen Familienmitgliedern, wenn die Möglichkeit besteht und und du es deinen Eltern zumuten kannst. In diesem Fall musst du bei den Leuten nämlich gar nicht direkt nachfragen, du wirst mal hier, mal dort, womöglich eher zufällig kleine Puzzleteilchen bekommen - die sich zu einem Bild fügen. Natürlich kannst du auch zielgerichtet fragen, musst aber immer damit rechnen, dass jemand abblockt oder deine Frage schlicht nicht beantworten kann. Letzten Endes komme ich dahin, dass ich auch nicht weiß, wie du es zuverlässig herausbekommen kannst. Aber wie ich bereits sagte: Das Wichtigste bist du, deine Person, dein Leben, deine Zukunft. Diese lebt aus den Anlagen, die du hast, gleich woher, die dir gehören - und dich zu einer ganz einzigartigen Person machen. Im Übrigen: Was jetzt verborgen ist, wird auch irgendwann offen liegen. Nichts kann ewig geheim gehalten werden. Vielleicht ist es jedoch auch weniger, als du denkst? Wir wissen es nicht. Mir bleibt nur, dir viel Glück bei deiner Suche zu wünschen - aber auch, dass du nicht zu frustriert bist, wenn du (vorerst) nichts herausfindest, dass für dich Licht ins Dunkel bringt. Denn was DU bist, das hängt nicht an der Vergangenheit, der Verwandtschaft und den Vorfahren, das entscheidest ganz allein du - und auch wenn du nicht tausendprozentig weißt, woher du kommst, du legst fest, wohin du gehst. Und es wäre doch schön, wenn du diese Entscheidung ganz in der Hand behieltest, und die Schatten der Vergangenheit nicht zu weit ins Licht der Zukunft ragten? Denn das ist die Vergangenheit nicht wert, auch wenn sie noch lange verworren bleibt. Wirklich nicht. Du bist jetzt, du bist heute, du bist du. Und du bist genug, mit all deinen guten Seiten.

Alles Gute und Liebe Grüße,

Paul