Problem von Lana - 14 Jahre

Meine Mama trinkt immer mehr ,hab Angst, dass sie meinen Vater betrügt

Hallo ich bin Lana,
Vor ein paar Jahren hatten meine Eltern sehr viel Streit ,weil meine Mutter meinen Vater betrogen hat. Mein Vater liebt meine Mutter aber so sehr ,dass er sich trotzdem nicht von ihr trennte. Dann War er eine Zeit lang immer sehr oft weg ,er sagte er sei mit Freunden oder von der Arbeit unterwegs. In Wirklichkeit hat er sich aber mit einer Frau getroffen ,weil Mama irgendwie keinen Sex mit ihm wollte ( ich habe bei fast allen Streitereien an der Tür gelauscht. Ich weiß,dass ist nicht richtig aber es war eine sehr schwere Zeit für mich) vor einem Jahr haben sie sich aber schließlich auf gerafft und wollten es nochmal probieren. Ich war mir nicht sicher ,ob ich das gut finden soll ,weil ich fand ,dass zu viel passiert war. In dieser Zeit hab ich wirklich sehr viel durch gemacht und fast täglich geweint. Naja ,nun ist eigentlich wieder alles gut ,doch seit ein paar Tagen ist mein Vater wieder oft unterwegs und meine Mutter trinkt wieder etwas zu viel Wein ,wie ich finde. Ich mag es gar nicht wenn einer meiner Eltern etwas getrunken haben ,das erinnert mich immer an diese schwere Zeit. Heute musste ich ihr beim kochen helfen ,weil ich einfach zu sehr Angst hatte ,dass sie sich verbrennt... ich weiß nicht was ich tun soll ,ich hab sie auch gefragt ,ob sie Streit mit Papa hat aber sie meinte Nein. Ich kann auch immer mit ihr reden und mache das auch meistens wenn mir was komisch kommt. Ich hab einfach Angst ,dass sie sich doch wieder betrügen oder sowas ... was soll ich tun?

PaulG Anwort von PaulG

Liebe Lana,

ich möchte dir ein großes Kompliment machen, dass du dich so um deine Eltern sorgst. Zwar hast du Recht: Lauschen ist jetzt nicht so die feine englische Art. Aber hey: Du tust es ja nicht, weil du dich an ihrem Streit freust, sondern im Gegenteil, es wäre dir lieber, es gäbe gar keinen. Allzumal: Ich bin der Meinung, besser weißt du bescheid, als dass du im Dunkeln tappst und deine Unsicherheit und Angst noch größer werden. Denn früher oder später lässt sich so ein Streit eben auch nicht mehr verbergen, wenn es etwas Ernstes ist. Du kannst dir vornehmen, künftig nicht mehr zu lauschen - aber nicht, weil es so schlimm wäre, sondern weil es dich vielleicht belastet, noch mehr zu hören. Denn was immer da gesagt wird, du kannst es leider nicht ändern. Bevor du dich also mit Ängsten belastest, die du nicht haben musst, versuche lieber, dich davor zu bewahren.

Zunächst einmal: Wir wissen ja nicht, ob wirklich etwas "im Busch ist". Falls ja - und es spricht ja Manches dafür - solltest du dir bewusst machen, dass es nichts mit dir zu tun hat. Sowohl dein Vater als auch deine Mutter knabbern wohl noch ganz schön an dieser schweren Phase, und vielleicht ist - leider - das letzte Wort noch nicht gesprochen, und der Streit flammt wieder auf.

Wenn das so sein sollte, bedenke: Deine Eltern haben beide ihre Vorwürfe gegeneinander, und beide sind an der Sache nicht ganz unschuldig. Wir alle sind nur Menschen, und dass du feststellst, dass deine Eltern ihre Schwächen und unschönen Geheimnisse haben, heißt nicht, dass du sie nicht mehr lieben sollst. Ich bin auch fest überzeugt, dass sie beide dich nach wie vor lieb haben, und bemüht sind, dich all das nicht so sehr merken zu lassen. Trotzdem gibt es das Thema, und sie können es nicht totschweigen. Sie versuchen es auch gar nicht. In diesem Punkt hat ihr Streit etwas Positives: Besser werden die Probleme beim Namen genannt, als dass man sie unter den Teppich kehrt. Ob es eine Lösung gibt, ob sie sich einigen können, oder ob das Ganze noch eine Weile hin- und her geht - das bleibt abzuwarten. Ich weiß, es ist nicht schön für dich. Aber du wirst dieses Problem nicht lösen können, das müssen deine Eltern selbst tun. Es wäre ziemlich ungerecht, wenn du - mehr als nötig - unter den Folgen eines Streits leiden müsstest, den du nicht willst und nicht verursacht hast. Daher rate ich dir: Versuche, das, was in DEINEM Leben so passiert, anzupacken, und zu ordnen; wenn du Angst hast, dann wäre es gut, wenn du ihr entgegen arbeitest: Versuche, in der Schule Erfolge zu erringen, unternimm was mit Freunden, und bevor du daheim sitzt und die Auseinandersetzung deiner Eltern anhören musst, geh lieber eine Runde joggen. Was jetzt wichtig ist, ist, dass du deinen Befürchtungen und Sorgen etwas entgegen setzt. Das ist nicht leicht, aber es ist in deinem Interesse. Denn wenn es Probleme gibt, egal wo, dann erscheinen sie durch die Streitigkeiten deiner Elter noch größer, und ziehen dich schnell noch mehr runter. Wenn du probierst, dieser Sache produktiv zu begegnen, deine Energie gut umzusetzen, dann wirst du damit auch leichter umgehen können. Auch wenn es dann immer noch nicht einfach ist.

Dass du deiner Mutter hilfst, ist toll, und sicher wird sie es zu schätzen wissen. Andererseits kannst du von deinen Eltern auch durchaus erwarten, dass sie dich über ihrem Streit nicht vergessen. Du kannst ihnen sagen, wenn es dich belastet - aber geh dabei nicht zu sehr auf die Details ein. Denn du bist ja nicht der Gegenstand der Diskussion, sondern einzig und allein Dinge, die die zwei selbst betreffen. Und auch wenn sie versuchen würden, sich um deinetwillen zusammenzureißen - dann wäre das Problem vielleicht noch immer nicht gelöst. Sie müssen selbst entscheiden, ob sie das hinkriegen können, ob sie es wollen; und ich denke doch, sie werden es schaffen. In dieser Zeit solltest du versuchen, dich nicht zu sehr mit ihren Problemen - weil es nun mal ihre sind - zu beladen, sondern es als Anlass sehen, selbst die Dinge zu tun, die dir schon lange wichtig sind. Denn dich mit dem Streit deiner Eltern zu beschäftigen, kostet viel Kraft. Und wenn all diese Kraft nur auf ein Ziel gerichtet ist, an dem du doch nicht weiter kommst, wäre es doch schade? Ich wünsche dir, dass du diese Kraft zu etwas Gutem nutzen kannst, und dass deine Ängste schwinden. Wie das Ganze ausgehen wird, kann ich dir zwar nicht sagen. Aber hoffen wir mal das Beste. Denn alles Andere würde erst recht nichts nützen - das siehst du doch ein, oder?

Alles Gute und Liebe Grüße,

Paul