Anwort von Bernd

Hallo Daniela,

ein "Klaps" auf den Po hat hunderte Bedeutungen.

Wie empfindest Du es, wenn Dein Mann Dir einen "Klaps auf den Po" gibt?

Sexistisches Macho Gehabe, oder liebevolle Annäherung?
Macht es für Dich einen Unterschied, ob er Dir den Klaps in der Öffentlichkeit, oder gibt, wenn ihr unter euch seid?
Fühlst Du Dich eher gestreichelt oder geschlagen?

Was mich bei Deiner Anfrage verunsichert?

"Klaps" und "Meinem Mann rutscht dann manchmal die Hand aus" passt nicht wirklich zusammen. Es hört sich eher danach an, dass es nicht ein "Klaps", sondern ein ausgewachsener Schlag ist, über den wir reden?

Was denkst Du, wie euer Sohn es empfindet?

Ist nach dem "Klaps" alles wieder gut? Oder ist es der Beginn einer Phase von "Liebesentzug"?
Was mich auch interessiert: wie reagierst Du selber auf euren Sohn, wenn er euch einmal wieder "bis aufs Blut" provoziert? Warum lehnt sich Dein Mann nicht an Deine Reaktionen an und reagiert ähnlich und unterstützt Dich in Deinen Bemühungen, Konflikte zu entschärfen?
Wie direkt bekommt Dein Mann eigentlich die belastenden Situationen mit?
(Das frage ich, weil ich selbst lange Zeit wegen des Berufes die Probleme zwischen meinen Söhnen und meiner Frau eigentlich nur "aus zweiter Hand" mitbekommen habe, aber "im Auftrag" und am besten gleich am Wochenende lösen sollte).
Und: wann stellst Du deinen Mann zur Rede, wenn ihm "die Hand ausrutscht"? Vor eurem Sohn, oder unter vier Augen?

Mit Ja oder Nein werde ich Deine Frage nicht beantworten können, liebe Daniela!

Mir kommen da viele Bilder in den Sinn, die Du und Dein Mann vielleicht einmal miteinander besprechen solltet!

Ein Bild: ein Kind in dem Alter eures eigenen fällt hin und tut sich offensichtlich weh dabei! Nicht immer! Aber oft ist es mir aufgefallen, dass Kinder erst zu weinen anfangen, wenn sie Blickkontakt zu Menschen aufgenommen haben, die ihnen nahe stehen. Und dann oft auch erst, wenn aus dem Blick dieser Personen ihnen ein "Autsch! Dass muss wohl weh getan haben" entgegenblickt!

Warum schreibe ich Dir das?

Neben dem "Klaps" Deines Mannes habt ihr beide eine wesentlich dringendere Frage zu beantworten:

wie schafft es euer Kind, euch beide oftmals zu überfordern?

Was tut ihr vielleicht sogar dazu: Wo kann euer Kind euch beide gegeneinander vielleicht ausspielen? Wo seid ihr als Paar euch nicht einig und gefestigt?

Euer Kind ist niemals Schuld oder gar "verantwortlich", für das, was zwischen euch Eheleuten passiert!
Eurer Kind muss als Mensch alle Möglichkeiten ausprobieren und bis an die Grenzen austesten, die ihnen die Eltern setzen!
Das ist die Natur!

Es gibt wohl keine Lehrgänge, wie wir optimale Eltern werden können?!
Aber es gibt Hilfeangebote für Eltern, die sich nicht sicher sind, ob sie sich im Einzelfall ihren Kindern gegenüber angemessen und richtig verhalten:
Erziehungsberatungsstellen, die Du "googlen" kannst: was für Dich in Deinem Kreis oder Deiner Gemeinde in frage kommt.

Wichtig scheint mir zuerst, dass Du nicht mit einem "Feindbild" beginnst, wo es eigentlich ein gemeinsames Problem ist:
Du, dein Mann und euer Sohn sind eine interagierende Gesamtheit!
Mir erscheint es falsch, nur die Aktionen eines Teils von euch zu bewerten.
Jeder von euch reagiert auf die beiden anderen.
Jeder auf seine Art!
Probleme löst Du nicht, indem Du "Schuld" zuweist!
Es geht darum, Lösungen zu finden, die euch dreien gerecht werden!

Lasst euch dabei helfen!

Und wenn ihr den Schritt zu der Erziehungsberatungsstelle in eurer Gemeinde noch nicht schafft, dann beantworte vielleicht zuerst meine Fragen?
Nur eines tue bitte nicht: lass Deine Fragen nicht einfach auf sich beruhen!
Ich wollte Dir antworten, aber auf keinen Fall Dein Gewissen "einschläfern"!

Ein Kaps kann ein Liebesbeweis sein!
Ein Setzen von Grenzen!
Aber auch das krasse Gegenteil davon!

Alle Liebe

Bernd