Problem von laura - 15 Jahre

jeder Tag fühlt sich so an als ob sich meine Herz zusammen zieht

Hallo liebes Kummerkasten-team, ich fühle mich zuhause wirklich nicht mehr wohl. Seit dem ich ungefähr 12 jahre alt war habe ich meinen Vater gehasst und das tue ich jetzt immer noch. Ich hasse diesem mann einfach so sehr, ich möchte ihn nicht einmal Vater nennen. Früher als ich kleiner war hat er mich und meine Geschwister oft geschlagen wenn wir etwas falsch gemacht haben.
Ich fühle mich oft Diskriminiert Zuhause. Oft wird mir gesagt ich soll das machen und dies machen, sachen wie staubsaugen, bügeln, Geschirr waschen, Frühstück vorbereiten, dass alles finde ich nicht schlimm aber die art wie sie mir es sagen, tut einfach weh. ,, Du bist eine Frau du musst das machen'' höre ich nur. Einmal habe ich mich auch deswegen mit meinem Vater gestritten, weil mein großer Bruder wollte das ich sein t-shirt bügeln soll. Ich habe mich deswegen beschwert und meinte er soll doch einfach was anderes anziehen bis ich die ganze Wäsche Bügel, mein Vater schrie mich an und sagt es sei meine Aufgabe und wenn mein Bruder das t-shirt gebügelt haben will dann soll ich
das auch tun. Ich wurde so sauer und fragte ihn ob das der einzige Grund sei warum ich zur Welt gekommen bin, um mich um den Haushalt zu kümmern ? Er sagte ja.
Aber mein Vater ist nicht das einzige Problem, mein großer Bruder meint auch immer über mich zu bestimmen und zu sagen was ich darf und was ich nicht darf.
Er beleidigt mich immer und droht mir auch mit Schlägen. Oft kritisiert er meine Figur. Ich bin für mein alter vielleicht ein wenig klein (1, 58m) und habe etwas dickere Oberschenkel aber ich bin nicht Übergewichtig! Und jedes mal nennt er mich fettes Schwein, fettes Kind und angeblich sei ich nur am essen und würde nichts machen, würde den ganzen tag nur am liegen sein. Ich habe es satt! Ich kann einfach nicht mehr. Es tut einfach so sehr weh und am liebsten möchte ich ihm ins Gesicht schlagen.
Ich darf auch nicht einfach raus und wenn dann muss ich um 17 uhr
wieder Zuhause sein. Natürlich darf ich auch keinen Kontakt mit jungs haben.
An manchen Tagen ist es Zuhause einfach verdammt schwer, ich werde rum kommandiert, alles was ich mache ist falsch und ich sei für nichts gut, ich sei nutzlos genau heute ist so ein Tag. Jeden Tag ist mir zu weinen mute, in der letzten Zeit esse ich nur weil ich frustriert bin und an manchen esse ich garnichts.
Ich möchte meinen Eltern auch nichts anvertrauen, wenn ich traurig bin sind meine Eltern die falschen Ansprechpartner. Sie würden mich niemals verstehen, ich habe sogar angst Gefühle ihnen gegenüber zu zeigen. Zuhause habe ich so eine kalte Art, die sogar mich selber schockiert aber seit all den jahren hat sich einfach eine Mauer zwischen mir und meiner Familie gebildet. Bei meinem Freunden bin ich nicht so, ich bin eher die aufgeweckte und immer lachende Laura aber sobald ich Zuhause bin ändert sich das ganz schnell.
Meine Eltern streiten sich oft wegen Geld und immer wieder greife ich zu meinem Kopfhörer um einfach mal für 1-2 stunden den Lärm um mich herum abzuschalten.
Ich hoffe ihr versteht mich.

PaulG Anwort von PaulG

Liebe Laura,

es tut mir sehr leid, dass du in deiner Familie solches ertragen musst. Es muss schwer für dich sein, auch noch nach außen so zu tun, als sei alles in Ordnung - während es dich innerlich aufzehrt. Grundsätzlich weißt du: Auch Eltern können schrecklich unvernünftig, verblödet, stur, kompromisslos, hart und uneinsichtig sein. Sie sind deine Eltern, du tätest dir nicht unbedingt einen Gefallen, sie rundweg abzulehnen oder zu hassen. Auf der anderen Seite - eben weil du weißt, dass Eltern auch bloß Menschen sind: Dein Vater hat nicht recht mit dem, was er über dich sagt. Es ist Quatsch. Und es ist verantwortungslos, dich wie eine Aushilfe zu behandeln und dir Sätze an den Kopf zu werfen, wie du sie genannt hast. Das Gleiche gilt für deinen Bruder. Ich weiß nicht wirklich, wie sie dazu kommen. Ich könnte mir auch vorstellen, dass du es letztendlich bist, an der dein Vater und Bruder ihren Frust wegen allem - dein Vater auch wegen des Streits mit deiner Mutter - auslassen. Das soll sie nicht entschuldigen. Behalte aber stets im Kopf: Wenn du dem mit Wut und Hass begegnest, wird es dich nicht glücklich machen. Es ist nur gerecht und gut, wenn du dich ärgerst, wenn du dir einen Ausgleich schaffst, um den Frust einigermaßen zu bewältigen - wie etwa die Musik. Doch eines Tages wirst du dein eigenes Leben führen, sie werden nicht mehr über dich bestimmen. Dann denke daran, es nicht so wie sie zu machen. Irgendwann kommt der Tag, an dem es ihnen leid tut. Da kannst du sicher sein.

Du weißt, und ich weiß, dass diese Beleidigungen unsinnig und falsch sind. Weder bist du fett, noch hässlich, noch bist du für die Hausarbeit geboren. Das alles sind bloß Hirnlosigkeiten von Männern, die es leider, leider nie besser gelernt haben. Aber wie du an dem "guten Verhältnis" deiner Eltern siehst: Mit einem solchen Verhalten kommt man im Leben sehr, sehr weit... haha. Natürlich nicht. Wer so ein Benehmen an den Tag legt, wird irgendwann ohne Freunde dastehen. Im Augenblick bist du in der schwierigen Lage, dass du erstmal nicht viel unternehmen kannst. Du lebst nun einmal noch zu Hause. Zwar hindert dich nichts, ihnen mal ordentlich die Meinung zu sagen (oder sogar deinem Bruder eine zu kleben) - ABER: Ganz wichtig, das ist kein Rat von mir. Ich möchte nicht, dass du dich in Gefahr begibst. Nähre dich an dem Gedanken, dass du in wenigen Jahren ausziehen und dein Leben selbst bestimmen kannst, eine Ausbildung machen etwa, von der du dein Leben gestalten kannst, und auch schon am Anfang etwas verdienst. Es gibt Hoffnung - gerade wenn man mit einer Familie von Sturköpfen "gesegnet" ist, sollte man alles dransetzen, sich nicht ein bisschen kleinkriegen zu lassen. Suche nach Möglichkeiten, dich frei zu schwimmen: Höre Musik, von der du denkst oder weißt, dass sie deinem Vater nicht gefällt. Lies die Bücher und wähle die Fächer, die ihnen nicht passen. Mache Pläne für deine Zukunft, informiere dich über deine Rechte und Möglichkeiten - und am wichtigsten: Stehe zu deinen Träumen, und lass sie dir niemals ausreden. Es ist dein Leben, und auch wenn dein Vater dazu gehört, hat er am Ende nicht darüber zu bestimmen. Im Moment musst du gute Miene zum bösen Spiel machen - aber wenn die Zeit kommt, nimm dir vor, es in allem besser zu machen. Und das erreichst du dann auch. Lass dir nicht einreden, dass du hässlich oder faul wärst, lass es durch den Kopf durchpfeifen wie einen Windhauch. Er hat keine Ahnung, auch wenn er dein Bruder ist. Frag ihn doch mal, ob er vorhat, mit seiner Frau später genauso zu reden. Bestimmt ja - denn bestimmt hat er große Lust, sich genauso gut mit ihr zu verstehen, wie deine Mutter und dein Vater. Er hat das Problem, nicht du. Nimm bloß nichts von ihm an, sieh es als das, was es ist - leeres Geschwätz - und lass dir deine Träume und Ziele nicht madig machen.

Vielleicht gibt es die Möglichkeit, mit einer Verwandten über diese Probleme zu reden - falls nicht, mit einer Schulpsychologin oder Freundin der Familie, der du vertraust. Grundsätzlich ist es immer gut, sich zu öffnen - und daher danke ich dir auch, dass du es bei uns im Kuka getan hast. Zwar kann ich deine Probleme nicht beheben, aber ich möchte dir gerne, wenn du dafür empfänglich bist, Hoffnung zusprechen: Du kannst das schaffen, kannst es überstehen, kannst dich frei schwimmen und wirst etwas im Leben erreichen - das weiß ich sicher. Du hast dich sehr überlegt und, obwohl es sich schrecklich anfühlen muss, auch beherrscht geäußert. Du erkennst deutlich die Grenzen von dem, was noch angemessen ist - und das ist durchaus nichts Kleines: Denn es zeigt mir, dass du dich richtigerweise stark gemacht hast gegen das, was du so zu hören bekommst. Erhalte dir diese Eigenschaften, und denke lieber niemals darüber nach, ob ein Satz von deinem Vater oder Bruder, wie du sie uns aufgezählt hast, irgendeine Bedeutung haben könnten. Das haben sie nicht. Die zwei sind dein Vater und Bruder, ja, und ich möchte dir raten, nicht irgendwann auf dieselbe Weise zurück zu schießen. Dennoch darf es dich nicht beeinflussen, was sie von sich geben, weil es nun mal einfach so ein Unfug ist. Du bist hübsch, du bist stark, du bist ehrlich - ich wüsste nicht, was dich hindern sollte, dir ein schönes Leben zu eröffnen. Wenn nicht jetzt, weil die Umstände dich hindern, dann bald. Ich wünsche dir erstens, dass du bleibst wie du bist - und zweitens, dass du nie vergisst, dass du schwer in Ordnung bist. Beides zusammen kann einen unbesiegbar machen.

Alles Gute und Liebe Grüße,

Paul