Problem von Avenie - 16 Jahre

Wie erträgt man die Welt?

Warum ist diese Welt so unglaublich grausam? Warum sind die Menschen so böse, so dumm und so blind?
Ich sehe Jugendliche, die andere so sehr quälen, dass sie sich selbst töten, weil sie den Schmerz nicht mehr ertragen. Ich sehe Mädchen, die ihre Körper so sehr hassen, dass sie aufhören zu essen, nur um einmal schön zu sein - und dabei gar nicht sehen, dass sie es schon längst sind. Jungen, die sich selbst verletzen, aber nicht darüber sprechen, weil sie Angst haben, schwach zu sein oder gestört. Ich lese von Kindern, die geschlagen und missbraucht werden von ihren Eltern, denjenigen, von denen sie eigentlich am aller meisten geliebt und beschützt werden müssten. Ich sehe Kinder, die nie in ihrem Leben geliebt wurden. Ich lese von Müttern, die ihre Neugeborenen töten und das immer wieder tun - acht schreckliche Male. Und danach die toten Kinder in ihren Häusern verstecken und ihr Leben einfach weiterleben, als wäre nichts gewesen. Als hätten diese Babys nie existiert. Wie kann man nur? Ich höre die Schreie der Menschen, die um ihr Leben fürchten. Menschen, die ihr Zuhause, ihre Familien, alles, was sie je hatten, verloren haben. Ich weiß von den Tieren, die geschlachtet, gefoltert und verstümmelt werden. Einfach nur, weil sie zu schwach sind, um für sich selbst einzustehen und weil so viele Mensch unfassbar gierig und geizig sind. Und ich versuche nicht zu kotzen. Ich will nicht mehr Nachrichten lesen, in denen Menschen im Namen eines Gottes töten, der wahrscheinlich überhaupt nicht existiert. Denn wenn es einen Gott gäbe, dann könnte er all diese grausamen Dinge nicht einfach zulassen. Dann wäre er kein Gott, sondern ein kaltherziges Monster, vor dem ich unglaubliche Angst hätte. Denn wie kann man bei so etwas zusehen? Also hoffe ich lieber, dass es keinen Gott gibt und alles einfach nur schrecklicher, aber willkürlicher, Zufall ist. Das ist leichter zu ertragen. Ich höre von Menschen, die andere Menschen töten, weil sie eine andere Hautfarbe haben. Menschen, die denken, du seist dumm und schwach, weil du eine Frau bist. Ich sehe Mädchen und Jungen, die im falschen Körper geboren sind und nicht sein dürfen, wer sie wirklich sind. Frauen und Männer, deren Liebe weniger wert zu sein scheint. Die nicht heiraten und lieben dürfen, wen sie wollen. Ich höre von Männern, die geschlagen und getötet werden, weil sie die Hand eines anderen Mannes halten. Und ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich weine um die Mutigen auf dieser Welt, die versuchen, etwas zu verändern, und keine Angst haben, ihre Stimmen zu erheben - und die dafür brutal getötet werden. Ich sehe all die Briefe, die Leiden all der einsamen und verletzten Menschen dieser Welt. Und ich kann ihnen doch nie helfen. Ich sehe das Mädchen im Gang, sehe ihre traurigen Augen und ihr unechtes Lachen. Und ich weiß nichts, was sie glücklich machen kann. Denn sie hat ja Recht damit, traurig zu sein. Denn ehrlich gesagt ist diese Welt so - sie ist traurig und sie wird dir irgendwann dein Herz brechen.

Wie soll man denn nicht depressiv werden? Wie soll man denn nicht den Verstand verlieren?

Jede Minute eines jeden Tages sind diese Gedanken und dieses Wissen in meinem Kopf. Und ich kann sie nie vergessen. Nie daraus aussperren. Weil es so sehr weh tut und sich nie ändern wird.

Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll. Mein Gewissen und meine Gedanken fressen mich auf. Ich bin Veganerin, weil ich die Anzahl der Tiere, die für mich leiden oder sterben müssen, möglichst gering halten will. Ich gebe 3 Mädchen, die genauso alt oder noch jünger sind als ich und aus Syrien und Afghanistan nach Deutschland geflohen sind, Nachhilfe, versuche mit ihnen Deutsch zu lernen. Ich sehe wie mutig und schlau sie sind. Aber wie schwer ihnen das Leben gemacht wird. Ich helfe einmal in der Woche in der Krippe des Kinderschutzbundes mit und sehe welche Wunder diese Kinder sind, wie unterschiedlich und schier unglaublich jedes von ihnen ist. Aber ich habe Angst, dass man ihnen weh tut.
Ich versuche alles, was ich kann, aber es reicht nicht. Ich fühle mich immer noch schuldig und mein Gewissen hört nie auf von innen gegen meine Brust zu hämmern. Und dann kann ich nicht atmen. Und so viele in meinem Alter finden komisch, was ich denke, halten das, was ich alles mache und versuche, zu übertrieben. Deswegen will ich nicht davon erzählen. Und ich muss meine Meinung und Ansicht fast immer alleine verteidigen, weil ich für andere eine Spinnerin, eine dumme Weltverbesserin bin. Meine Eltern sagen, das geht nicht, man kann nicht allen Menschen helfen, "unser" Land (ich hasse es, dieses Land gehört nicht uns, wir hatten nur das Glück hier geboren zu sein) kann nicht alle aufnehmen, das sind alles Terroristen und ich bin fernab von jeder Realität. Also muss ich leise sein. Aber ich komme nicht damit klar, dass die Welt so schlimm ist und dass so viele Menschen sterben und leiden müssen. Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll. Ich würde mich am liebsten in meinem Bett verstecken und für immer schlafen. Wirklich, ich kann mich an keinen Moment in meinem Leben erinnern, in dem ich nicht müde war. Und diese Müdigkeit hört nie auf. Aber das geht nicht, weil ich sie nicht im Stich lassen kann.
Ich weiß, dass das Leben auch schön sein kann. Das weiß ich jedes Mal, wenn eines der Kinder mich anlacht oder wenn ich sehe wie stolz sie sind, wenn sie verstanden haben, was ich sage. Jedes Mal, wenn die Sonne scheint und ich sehe, wie die Welt lebt, wie sie atmet, dann weiß ich, dass sie auch schön ist. Aber das reicht nicht. Weil all die die Dunkelheit in meinem Kopf, all die Dunkelheit in der Welt so viel größer ist.

Ich schreibe euch, weil ihr jeden Tag Probleme von Menschen bekommt, die teilweise Unvorstellbares ertragen mussten. Und weil ich mich frage, wie ihr weiterlebt ohne den Glauben an die Menschheit zu verlieren. Ich habe wirklich Angst, dass ich mich irgendwann umbringe, weil ich das nicht mehr ertragen kann. Ich glaube, ich klinge echt so gestört. Tut mir leid.

PaulG Anwort von PaulG

Du hast ein Feedback erhalten, das ich dem Antworttext voranstelle, weil es absolut zutrifft:


http://mein-kummerkasten.de/321499/Feedback-zu-Wie-ertraegt-man-die-Welt.html


Liebe Avenie,

du hast eine sehr berechtigte Frage gestellt. Ob ich dir eine Antwort bieten kann, die für dich hilfreich ist, weiß ich nicht. Aber ich werde dir einfach mal die Gedanken erzählen, die ich mir auf diese Frage hin schon gemacht habe.

Der menschliche Wille kann Berge versetzen. Er ist grenzenlos. Der Mensch hat das Talent, bis zur absoluten Erschöpfung, bis zum bitteren Ende für seine Ziele zu kämpfen. Das ist erstmal etwas Gutes. Leider hat auch die menschliche Dummheit - man muss das so sagen - kaum eine Grenze. Ob der Mensch also etwas Gutes schafft, hängt sehr stark davon ab, was für Ziele er sich setzt.

Warum gibt es Rassismus? Warum gibt es die Blindheit für das Leid der Flüchtlinge? Warum gibt es religiösen Hass? Wie kommt man auf die Idee, sich aufgrund seiner Nationalität, seiner Hautfarbe, seiner Religion, der Tatsache, dass man Frauen statt Männer liebt, als etwas Besseres zu fühlen? Ich weiß es nicht. Niemand weiß es. Aber es ist der falsche Weg, einfach nur betäubt zu sein und zu kapitulieren. Manchmal möchte auch ich irgendwo in ein Loch kriechen, nichts mehr hören, nichts mehr sehen. Aber bin ich nicht noch ein Mensch mit einer Stimme, mit Verstand, mit einem fühlenden Herzen? Ja - und das bist du auch. Die Hölle ist schon da, sie ist hier auf der Erde - für viele Menschen. Und die Hölle wird von Menschen gemacht. Weil ich das weiß, bin ich noch lange kein Heiliger. Aber wenn ich mich verkrieche, nicht mehr bereit bin, für meine Überzeugung einzustehen - dann hat das Böse gewonnen. Will ich das? Auf keinen Fall! Also mache ich weiter. Denn weiter gelebt muss werden. Sonst ist alles umsonst.

Die Terroranschläge in Paris, die Gewalt gegen Flüchtlinge, die Seuchen in Afrika, die Verfolgung von Homosexuellen, der Hunger in der Welt, die Schmerzen, die Menschen auf sich nehmen, um "schön" zu sein - wenn man all das hört, und man hört es Tag und Nacht, möchte man öfters aufschreien. Das Gefährliche ist jedoch: Das Böse ist nicht überall. Die Nachrichten berichten uns nur von Mord und Totschlag, von Hass und Wahnsinn, von Blut und Geld und Hunger und Armut. Dies alles sind Probleme, die nicht vergessen werden dürfen. Das heißt allerdings noch nicht, dass man sich ihnen Tag und Nacht hingeben muss, bis man vollkommen erledigt, ausgezehrt und mehr tot als lebendig ist. Damit ist keinem genützt. Die News berichten von dem, was schlimm ist - das Gute, das es auch gibt, das unterschlagen sie. Wenn du dir das vor Augen führst, wird es dir vielleicht ab und zu leichter fallen, das bodenlose Entsetzen abzuschütteln.

Als unsere Großeltern Kinder waren, ging der Zweite Weltkrieg zu Ende. Seitdem hat es noch einige schreckliche und große Kriege gegeben, und es gibt sie immer noch. Doch im Großen und Ganzen ist die Welt in den letzten Jahren und Jahrzehnten zunehmend friedlicher geworden. Es hört sich für dich vielleicht sehr komisch an, aber tatsächlich ist es so. Wenn du dir die Gesamtzahl der Menschen auf diesem Planeten betrachtest, und vergleichst, wie viele davon durch Krieg und Gewalt ums Leben kommen, wie viele bei Bombenangriffen, durch Amokläufe oder Krankheiten ihr Leben verlieren - dann ist diese Zahl im Verhältnis immer kleiner geworden. Natürlich betrifft das zu einem guten Teil die Menschen in der reichen Welt, in Europa und Nordamerika. Aber es stellt sich eben auch kein Reporter hin, und twittert: "Bin heute an fünfzig Schulen vorbeigefahren, wo nur satte und gut angezogene Kinder waren, von denen heute keines erschossen, verprügelt oder missbraucht wurde." Das macht keiner. Es will anscheinend auch keiner wissen - denn naturgemäß machen sich die Hiobsbotschaften mehr in unseren Gedanken breit. Daher kann es manchmal gar nicht schaden, wenn man versucht, die News ein bisschen zu meiden. Du bist jung - du wirst deinen Schulabschluss machen und danach hoffentlich ein Studium oder eine Ausbildung, die dir zusagt. In deinem Wunschberuf kannst du dann viel bewirken, und auch vorher kannst du dich schon vielfältig engagieren. Das tust du bereits, und du kannst wirklich sehr stolz auf dich sein. Auch mich stimmt es froh und hoffnungsvoll, zu lesen, dass du zu deinen Überzeugungen stehst. Auf der anderen Seite, vergiss nicht: Ein Immer-nur-für-Andere-leben ist auch nicht zu machen. Dazu werde ich weiter unten noch etwas sagen.

Hast du zufällig mitbekommen, wie dieses Jahr der Nobelpreis für Medizin verliehen wurde? Er ging an drei Wissenschaftler, die neue Arzneistoffe gegen drei der entsetzlichsten Krankheiten gefunden haben, die man sich vorstellen kann: Elephantiasis, Malaria, Flussblindheit. Alle drei können durch diese neuen Medikamente wirksam behandelt werden. Auch wenn sie noch nicht den absoluten Durchbruch darstellen, konnten dadurch in den letzten 20 Jahren zig Millionen Menschen gerettet werden. Jedes Jahr verdanken mindestens 100 000 dieser Forschung ihr Leben, die jetzt ausgezeichnet wurde. Als ich das mal recherchiert hatte, saß ich erst ungläubig da, und fragte mich: Kann es eigentlich sein, dass du davon nichts wusstest, Paul? Ja, es kann sein - weil uns sowas nicht erzählt wird. Und wenn ja, heißt es: "Ach, die wollen bloß von den wirklichen Problemen ablenken!" So undankbar ist die Welt, Avenie! Der Finanzminister von Deutschland hat vor ein paar Tagen verkündet, dass Deutschland dieses Jahr abschließen wird, ohne neue Schulden machen zu müssen. Im Klartext: Wir kriegen es hin, eine oder anderthalb Millionen Flüchtlinge aufzunehmen, auch ohne uns in Unkosten und Verschuldung und Verarmung zu stürzen! Es ist möglich! Es stimmt nicht, was die ganzen Kleingeister und Rassisten behaupten! Wir schaffen es sehr wohl - rechnerisch gesehen. Und das ist schon mal viel wert. Nur, wie gesagt: Das sagt ja keiner so direkt. Und ich schwöre dir Stein und Bein, dass es mehrere Menschen da draußen gibt, die meinen Beitrag an dich mitlesen, und die es in den Fingern juckt, mir anhand von irgendwelchen Schwachheiten beweisen zu wollen, dass ich Unrecht hätte. Sollen sie! Ich ändere meine Meinung nicht! Sie ist nämlich die Wahrheit.

Stelle dir einmal folgende Frage: Wo möchte ich in fünf Jahren stehen? Will ich mein Abitur gemacht haben? Meine eigene Wohnung und einen Job haben? Will ich von jetzt an bei jeder (erlaubten) Gelegenheit Blut gespendet haben? Noch immer mit meiner besten Freundin dick sein? In einer langen und glücklichen Beziehung stehen? Denn das ist auch wichtig: Man braucht Ziele im Leben. Und auf all das Elend und die Gewalt zu reagieren, indem man sich nur noch abmüht, einen Weg hinaus zu finden, kann nicht klappen. Noch immer bist du ein Mensch mit Bedürfnissen, und noch ist das Chaos nicht so groß, dass du nicht auch ein Stück weit an dich denken darfst - und sollst. Würde dich nur mehr dein - gutes und berechtiges - Mitleid wach halten, dann wäre auch nichts gewonnen. Noch sind wir jung, noch müssen wir uns auch darum kümmern, erstmal auf festen und eigenen Beinen zu stehen. Wir können uns einsetzen, aber wir müssen auch wissen, wo eine Grenze ist - vorerst. Und damit tun wir wiederum etwas sehr Wichtiges. Denk mal an die Terrorangriffe. Viele werden jetzt, sehr zu Recht, Angst haben. Viele werden aber auch anfangen, mit unsinnigen Behauptungen über den Islam um sich zu werfen, mit Beleidigungen, die niemandem etwas bringen. Ist ihnen klar, was die Terroristen mit diesen Taten erreichen wollen? Es sind weit über hundert Menschen ums Leben gekommen. Das ist furchtbar, und wir alle, du und ich, fühlen mit den Angehörigen. Jedoch, täglich sterben ebenso viele Menschen in Syrien durch Bombenangriffe. Etliche davon (nicht nur!) sind Terroristen. Nehmen wir an, es dauert noch ein Jahr, bis irgendwo auf der Welt ein ähnlich großer Anschlag passiert. Dann ist das grauenvoll - aber es sind doch nur Nadelstiche im Vergleich zu der Vergeltung, die wir in diesem Krieg üben. Ich habe nicht das geringste Verständnis für die Gewalt der Terroristen. So schwer es aber fällt, versuche ich so oft wie möglich, mich daran zu erinnern, dass es auch Menschen sind. Ich weiß nicht, wie sie zu dem wurden, was sie sind. Ich weiß nur, dass auch sie einmal unschuldige Kinder auf dem Arm ihrer Mütter waren. Und das Gift in ihrem Innern hat einen Ursprung. Welcher ist das? Wenn du bedenkst, dass sie in einem Land aufgewachsen sind, in dem seit zwanzig Jahren Krieg und Hunger herrschen - dann ist das noch lange keine Rechtfertigung. Aber es erinnert uns daran, dass auch sie Menschen sind. Und vor allem daran, dass der Terror keine so große Gefahr darstellt, wie er versucht zu scheinen. Für jeden dieser Anschläge sind zehn andere verhindert worden, von denen wir nichts wissen. Und wenn wir jetzt anfangen, uns in sinnlose Anschuldigungen gegen den Islam oder irgendwen zu begeben, wenn wir paranoid werden, unseren Sinn vergiften lassen - dann waren diese Angriffe von Erfolg gekrönt. Wollen wir das? Ich glaube nein.

Ich will es noch viel drastischer ausdrücken: Pegida, was ist das? Es ist haarklein und exakt und zu hundert Prozent das, was die Terroristen WOLLEN. Sie haben ihr Ziel erreicht. Sie haben Unfrieden gestiftet, Angst gesät, die viel größer ist als ihr Anlass, Wut und Hass, die ins Leere laufen müssen. Sie haben einen Riss durch die Gesellschaft aufgetan, eine Plattform für übelste Parolen, durch die sich Muslime zu Recht beleidigt fühlen. Und ich als Christ mich übrigens auch. Bedenke das stets, wenn du Nachrichten darüber liest: Besser hätte es für IS nicht laufen können. Ihr Plan ist aufgegangen.

Eine andere Frage, die du dir stellen kannst: Wenn ich sterbe - was soll dann über mich gesagt werden? Ich weiß nicht, wie die Welt aussieht, nachdem ich von ihr gegangen bin. Aber ich möchte, dass über mich gesagt wird, mir wären meine Mitmenschen nicht egal gewesen. Leben meine Enkelkinder sicherer in einer Welt, in der wir einen Zaun gegen eine Million muslimischer Flüchtlinge errichtet haben? Meiner Meinung nach: NEIN. Sie leben sicherer in einer Welt, in der ich einer Milliarde Muslimen gezeigt habe, dass in meiner Brust kein Stein ist. Es gibt keine mächtigere Antwort auf Krieg und Gewalt, als das Gegenteil zu tun. Denn Krieg bringt nur Krieg hervor - und das ist die große Wahrheit, die in den letzten fünftausend Jahren niemand begriffen hat. Wer sagt aber, dass es deshalb nie gelingen kann? Ich glaube daran. Was nicht heißt, dass es zu meinen Lebzeiten gelingen wird. Wird es nicht. Aber ich werde viel getan haben können, um die Welt dem näher zu bringen. Der Weg ist das Ziel. Das gilt auch dir: Verbringe schöne Tage mit deinen Freunden, freu dich an der Natur, an der Liebe, an gutem Essen, geh aus und suche dein Glück. Und wenn es nur für ein paar Stunden ist, tu so, als gäbe es kein Leid. Das Leben hat dir die Möglichkeit gegeben, es als großes und buntes Abenteuer zu behandeln - dann mache auch Gebrauch davon. Denn wer immer das Leid sät, er soll dich nicht brechen. Das wäre in seinem Sinn. Wenn du es aber zulässt, wirst du weder dir noch irgendjemand anderem nützen. Außer denen in aller Welt, in allen Ländern, allen Kulturen, allen Religionen, allen Farben, die das Leben verachten. Die Antwort auf den Tod ist nur das Leben, kann nur das Leben sein. Die Antwort an die, die den Teil der Welt stärken, in dem Häuser brennen, Menschen verhungern und getötet werden, Kinder nicht leben dürfen - die Antwort von uns muss sein, dass wir den anderen Teil stärken: In dem man Feste feiert, seinen Streit beilegt, sich am Sternenhimmel, an Schokolade, an einem Tautropfen erfreut. Ja, ich weiß, es klingt kitschig. Das soll es auch sein. Denn je heftiger du lebst und liebst, desto mehr Kraft gewinnst du für den Kampf gegen das Ungute. Und dieser Kampf besteht eben darin - leben, und zwar in reicher Fülle. Ein Leben für dich genau wie für alle Anderen. Ein Leben, das der Menschlichkeit gewidmet ist. Das der Vernunft Rechnung trägt, ohne von seinen Prinzipien abzulassen - denn das geht. Ein Leben, das zeigt, das die Welt noch wert ist, geliebt zu werden.

Alles Gute und Liebe Grüße,

Paul