Probleme im Studium, bin ich unvernünftig?
Hallo!
Momentan stehe ich unter sehr starkem Druck. Ich studiere, habe aber das Gefühl ich schaffe es nicht. Bei mir geht es um so viel, ich bin mittlerweile 27 und sollte eigentlich schon im Berufsleben stehen. Ich habe eine Ausbildung gemacht, diese aber nicht bestanden. Der Fehler lag an einer mündlichen Prüfung, habe 5 von insgesamt 6 Prüfungen bestanden. Es ist eine etwas komplizierte Geschichte auf die ich jetzt nicht eingehen möchte.
Ziel war es sowieso nach der Ausbildung noch ein Studium anzufangen, dies habe ich dann auch ohne Ausbildungszeugnis getan. Nun bin ich bereits im vierten Semester. Das Studienfach habe ich spontan umentschieden, eigentlich wollte ich ein ganz anderes Fach studieren. Der aktuelle Studiengang dreht sich um Naturwissenschaften, also nicht gerade einfach. Nun sitze ich da, nicht sicher ob mein jetziges Studienfach überhaupt das Richtige ist oder ob ich es überhaupt schaffe. Die reinen Lernfächer bestehe ich mit den Noten "gut". Die Logik-Fächer wie z.B. Mathe, bestehe ich meist gerade so. In der letzten Klausurphase bin ich fast durchgedreht, es waren zwar nur 3 Klausuren aber eine davon musste ich absagen. Es ging nicht mehr. Habe 8 Stunden und mehr gelernt, habe trotzdem nichts in den Kopf bekommen, konnte Nachts nicht mehr schlafen, war aggressiv, labil und meine Existenzängste wurden immer größer.
Ich hatte viele Gedankenkämpfe, ob es richtig ist das Fach weiter zu studieren. Mittlerweile habe ich mich entschieden weiter zu machen, ich habe schließlich die Hälfte geschafft es wäre unnötig aufzugeben. Mir fehlen noch ein paar Klausuren die ich wiederholen muss oder verschoben habe. Ich habe jetzt auch mal ein paar Tage Pause vom Studium gemacht um einfach mal klare Gedanken fassen zu können. Mittlerweile bin ich sehr skeptisch ob ich wirklich weiter machen soll. Ich habe Angst die Realität nicht sehen zu können und meine Lage falsch zu bewerten.
Meine Leistungen sind wie bereits erwähnt durchschnittlich, Lernfächer kein Problem aber die naturwissenschaftlichen Fächer eher etwas problematisch. Bisher habe ich kein Fach im dritten Versuch wiederholen müssen. Eine andere nicht bestandene Klausur bin ich nur um einen Punkt durchgefallen. Letztes Semester hatte ich ein Blackout während einer Klausur. Dieses Semester habe ich keine einzige Klausur bestanden (insgesamt 2). Ich bemühe mich so sehr, wende Lerntechniken an, aber trotzdem schaffe ich es nicht. Gerade hatte ich wieder Hoffnung und Motivation, dann kam das weitere Ergebnis wieder durchgefallen zu sein.
Hinzu kommen finanzielle Probleme, jeden Monat reicht mein Geld Vorne und Hinten nicht trotz 2 Nebenjobs. Ich habe das Gefühl ich kann meine Lage einfach nicht mehr beurteilen. Theoretisch habe ich noch ein halbes Jahr Zeit um eine Entscheidung zu treffen. Ich bin eigentlich eher der Typ nicht aufzugeben, mich durchzubeißen. Trotz ständigen Niederschlägen versuche ich es immer weiter, wenn auch mit dem Kopf durch die Wand. Aber momentan sehe ich nichts mehr, stehe ich vielleicht gerade wieder vor einer Wand?
Anwort von Anna
Hallo Du,
viele Studierende fragen sich noch weit ins Studium hinein, ob sie hier eigentlich das Richtige machen, viele wechseln noch mitten drin das Studienfach oder brechen ab und machen was ganz anderes. Wo bei jedem Einzelnen das Glück liegt, kann einem niemand sagen, das muss man selbst herausfinden. Aber ich denke, Du solltest Deine Studienzeit auch als genau das ansehen: als eine Zeit der Persönlichkeitsentfaltung, eine Zeit der Suche nach dem eigentlichen Ich, nach dem, was Dich wirklich ausmacht und wer Du wirklich bist. Es ist an der Zeit, alle Soll-Vorstellungen abzuwerfen und Dich danach zu orientieren, was Dir gefällt, wofür Du Dich wirklich interessierst und nicht danach zu gucken, was vernünftig wäre, wo man gute Jobchancen hat und wo man die besten Noten schreibt.
Zuerst einmal solltest Du Dir überlegen, welche ganz grobe Richtung Dich anspricht, wo Du Dich persönlich hingezogen fühlst. Machst Du gerne was Praktisches und hast das ganze Theoretische satt? Oder bist Du eher der akademische Typ, der sich gerne lange mit Themen beschäftigt und darüber nachdenkt, ehe er zu einem Schluss kommt. Diszipliniert bist Du, keine Frage und das vierte Semester zu erreichen ist doch schon mal was! Die Wenigsten schaffen das ohne eine versemmelte Prüfung. Wenn Du Dich dann entschieden hast, ob Ausbildung oder Studium, geht es dann darum, in welche Richtung Du in diesem Bereich willst. Orientiere Dich ruhig an Deinen Freizeitinteressen, an Deinen sozialen Fähigkeiten, an den Themen, mit denen Du Dich schon immer gerne befasst hast. Dabei solltest Du wirklich nicht darauf achten, womit man später viel Geld verdient, was die anderen machen oder was von Dir erwartet wird. Werf den Gedanken über Noten erstmal über Bord - es zählt, das Richtige für Dich zu finden! Vielleicht bist Du mit Deinem jetzigen Studium ja schon mal an einer guten Adresse und fühlst Dich nur verunsichert, weil es halt schwer ist und Deine Klausuren nicht immer so gut laufen?
Einen anderen Punkt, den ich noch gerne ansprechen möchte, wäre Deine allgemeine Panik und Existenzangst. Du solltest Dich fragen, ob Du denn in den anderen Bereichen Deines Lebens zufrieden bist und es da läuft, wie Du es Dir vorstellst. Eine Panik als Grundstimmung ist oft ein Gemisch aus einer allgemeinen Unzufriedenheit und mehreren "Baustellen".
Wenn Du mit Deinen Nebenjobs nicht genug Geld verdienst, könntest Du auch mal über BaföG oder einen Studienkredit nachdenken, um Dich für die restlichen zwei Jahre zu entlasten und Dich auch auf Dein Studium konzentrieren zu können. Vielleicht werden die Noten ja auch besser, wenn Du mal mehr Zeit hast? Auch an Deiner Prüfungsangst solltest Du unbedingt arbeiten, vielleicht sogar mit therapeutischer Hilfe. Wie es klingt, scheint sie Dir nicht unerheblich im Weg zu stehen und gilt meines Wissens nach auch in manchen Prüfungsordnungen als erschwerender Umstand.
Hier noch ein paar Übungshefte, die Dir vielleicht helfen könnten:
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Ich wünsche Dir alles Gute und hoffe, dass Du DEN Weg für Dich findest!
Liebe Grüße,
Anna