Problem von Anonym - 25 Jahre

Diskriminierung an meiner Uni

Hallo!

mein Thema ist ein sehr kritisches. Habe es schon in Internetforen probiert, aber weil es ein Tabuthema ist, wurde es nie veröffentlicht und daher auch nicht beantwortet.

mit diesem Beitrag werde ich mich auch nicht besonders beliebt machen, besonders bei den Frauen nicht, die den Kummerkasten betreuen. Vielleicht könnte mein Anschreiben daher von einem Mann beantwortet werden.

Es gibt ja die Frauenqute, damit meine ich jetzt nicht die für den Aufsichtsrat, sondern insbesondere die bei mittleren Unternehmen und besonders bei technischen Unternehmen. Ich bin Student eines technischen Faches und erlebe wie ich jetzt schon massiv diskriminiert werde. Eigentlich ist es sogar so, dass der große Männeranteil (etwa 80 Prozent) bei uns gegenüber einem kleinen Frauenanteil (20 Prozent) diskriminiert wird und das haben wir der Frauenquote zu verdanken. Es gibt sehr viele Sachen, die ich da nennen möchte, deshalb mach ich mal ne Liste.

1) Möchte ich mal was zur Frauenquote allgemein sagen:
Die Frauenquote soll ja die Chancengleichheit von Männern und Frauen gewährleisten. Wenn jetzt zB ein Unternehmen da ist, was sehr wenige Frauen beschäftigt, aber die Quote erfüllt werden muss, dann wird dieses Unternehmen massiv Frauen einstellen. Die Frauen werden bei gleicher Eignung bevorzugt, aber das hat doch mit Chancengleichheit nichts zu tun. Chancengleichheit heißt für mich, dass Frauen und Männer die gleiche Chance auf einen Ausbildungsplatz oder Job haben. Das ist ja, wenn man die Frauen vorzeiht, nicht gegeben, auch nicht wenn die Qualifikation gleich ist. Dann müsste man in 50 prozent der Fälle die Frau und in 50 prozent der Fälle den Mann vorziehen bei gleicher Qualifikation. Bei der Frauenquote geht es überhaupt nicht um Chancengleichheit, sondern nur um die Gleichheit der Ergebnisse, dass genau so viele Frauen da sind wie Männer.
In den ganzen Hiwi ausschreibungen sehe ich es jetzt schon, überall steht "frauen werden bevorzugt eingesetllt" und da bekomme ich ein flaues Gefühl im Magen wenn ich das überall und immer wieder lese, da fühle ich mich total diskriminiert.
Und warum sagt man nicht, dass es mindestens 50 prozent frauen UND 50 prozent männer sind ? Das ist meiner Meinung nach die nächste Unterechtigkeit dabei. Bei mind. 50 prozent frauen läge der mittlere Wert bei 75 prozent, wenn man es rein mathematisch betrachtet.

2) gerade in männerdominierten Fächern finde ich eine Frauenquote extrem ungerecht. Im Jahr 2012 waren 87 prozent der ingenieur-absolventen männlich. Aber zu der Zeit haben Autohersteller 40 Prozent ihrer neuen Stellen schon mit Frauen besetzt, wegen der Frauenquote. Die galt ja intern schon in vielen Firmen. Das bedeutet: 13 prozent frauen kriegen 40 prozent stellen und 87 prozent männer kriegen 60 prozent stellen. Insgesamt liegt da Faktor 4 zwischen, wenn man offene stellen pro bewerber anschaut. Es ist also keineswegs gerecht. Jede Frau, die Ingenieur studiert, hat praktisch eine Jobgarantie dadurch, die Männer nicht, die werden außen vorgelassen. Man muss ja auch bedenken, dass ein ganzes Unternehmen getauscht werden muss. In 40 Jahren wird die Besetzung eines Unternehmens getauscht. Das heißt, ein Unternehmen von Ingenieuren (männlich dominiert) muss 12 Jahre lang nur Frauen einstellen, keine Männer, dann wäre die 30 prozent quote erfüllt. Und das versuchen die Unternehmen ja, daher haben Frauen die Jobgarantie und die Männer gucken in die Röhre. Eine Frau könnte sich alles erlauben, sie würde ihren Job kriegen, wenn sie nur ein Ingenieursfach oder ein technisches Fach studiert hat.

Soweit die Theorie. Jetzt kommt das, was ich wegen dieser Sachen höre und auch selber erlebe:

3) Wenn auf allen Stellenausschreibungen steht, dass Frauen bevorzugt werden, fühle ich mich dabei überhaupt nicht wohl, ganz im Gegenteil. Ich fühle mich total diskrimineirt. Und das ist jetzt schon bei den Hiwi stellen so. Aber jetzt kommen erst die richtig crassen Sachen: an unserer Fakultät wird wegen der Frauenquote natürlich versucht, möglichst viele Frauen anzulocken. Das hat dazu geführt, dass Frauen Sonderrechte bei uns bekommen. Es ist bei uns zum Beispiel eine Regel, dass man eine nicht bestandene Prüfung zum nächstmöglichen Termin schreibt. Ich habe mal mit einem Professor gesprochen und er meinte, dass ich als Mann das machen müsste, sonst würde ich exmatrikuliert. Der zweite Prüfungstermin ist meist schwerer als der erste Prüfungstermin. Ich hatte eine Klausur nicht bestanden gehabt in diesem Semester, das ist jetzt ein paar Tage her und da hatte ich halt mit dem Professor gesprochen. Später habe ich mit einer Komillitonin gesprochen, die mir gesagt hat, sie hätte mal ihre Prüfung erst 1 ganzes Jahr später wiederholt, also dann den einfacheren Termin geschrieben wieder, aber halt 1 jahr später. Das hat mich dann stutzig gemacht und ich habe eine E Mail an das Sekretariat geschrieben und gefragt, was es damit auf sich hat. Die Sekretärin hat mir geschrieben, dass sie den Frauenanteil massiv erhöhen müssten und deshalb die Frauen nicht aus dem Studiengang fliegen dürften. Das finde ich sowas von unfassbar ungerecht. Die Männer müssen die schwereren Prüfungen schreiben, die Frauen nicht. Das ist aber noch nicht alles. Da unsere Fakultät den Studiengang für Frauen möglichst schmackhaft machen möchte, werden die Frauen wirklich extrem bevorzugt. Wir haben eine fakultätseigene Kantine. Ich gehe da zwar meist nicht essen, sondern gehe meist in die Mensa der Uni. Aber ich bin ab und zu auch dort, natürlich als Mann. Bei uns ist es aber so, dass die Kantine um 12 Uhr öffnet, allerdings nur für die Frauen. Die Männer werden erst um 13 Uhr reingelassen, selbstverständlich dann auch mit den Frauen zusammen, die schon drin sind oder noch hinzu kommen. Um 15 Uhr schließt die Kantine wieder. Das hat halt zur Folge, dass die 20 % Frauen sich ihre Lieblingsspeisen nehmen können, während die Männer das Essen, was übrig bleibt, und das zum gleichen Preis(!). Das ist auch der Grund, warum ich da definitiv nicht mehr hingehe. Ich habe mal mit einer Mitarbeiterin darüber gesprochen, und die hat mir das Ganze so begründet, dass Frauen ihren privaten Bereich benötigen und dass das nur gemacht wird, damit Frauen nicht von den Männern belästigt werden. Das glaube ich aber nicht! Das wird alles nur wegen dieser Quote gemacht! Denn früher war es nicht so!
Die Weihnachtsfeier der Fakultät war nur für weibliche Studenten, Männliche Studenten waren verboten! Als sich unheimlich viele Männer bei den Profs beschwert haben, wurde für die 80 % Männer eine kleine Weihnachtsfeier organisiert, aber mit dem Etat, der nach der Frauen-Weihnachtsfeier für die Männer übrig geblieben ist. Da bin ich nicht hin gegangen. Soll man sich über eine Weihnachtsfeier freuen, wenn man sich dann nur dran erinnert, wie man diskriminiert wird ?

Aber es kränkt mich und ich sitze hier und kann wegen der Scheiße nicht schlafen und mein ganzer Körper ist am zittern, manchmal wird mir auch übel und ich muss fast brechen. Damit werd ich nicht fertig. Ich habe kein Problem damit, dass der Mann mal gegenüber einer Frau nachgibt oder der Mann am Herd steht oder eine Frau mal bevorzugt wird, solange dies nicht systematisch der Fall ist. Aber das was ich im Moment erlebe, geht weit über das hinaus, was ich mir jemals hätte vorstellen können. Das ist eine richtig derbe Diskriminierung. Ich bin als Mann echt weniger Wert, unterprivilegiert, genau wie die 80 % anderen Männer. Wir Männer sind sozusagen der Müll der Fakultät, die Frauen werden dagegen als die Privilegierten auf Händen getragen. Ich fühle mich einfach wie ein Mensch zweiter Klasse und damit meine ich wirklich wie ein Mensch zweiter Klasse. Schlafen kann ich jetzt nicht, dafür bin ich zu angespannt. Mein Ärger artet schon so aus, dass ich einen regelrechten Hass auf Frauen entwickle. Wer will mir verklickern dass das noch Gleichberechtigung ist ? Wer will mir sagen, dass das gerecht ist ? Wer kann mir denn bei dieser Sachlage sagen, dass eine Frauenquote Chancengleichheit schafft ?

Und es betrifft nicht nur die Akademiker.
Ein Bekannter von mir ist Ausbilder in einem Betrieb für kfz-Mechaniker. Der hat mir neulich auch eine Geschichte dazu erhält:

die wollen in ihrem Betrieb die Frauenquote auch erhöhen. Er hat mir erzählt, dass er mal bei einem Vorstellungsgespräch dabei gewesen ist. Da war eine Frau, die wirklich nichts konnte. Aber der Chef wollte sie unbedingt haben. Sie war nicht in der Lage eine lineare Gleihcung zu lösen, also Stoff der 8. Klasse. Und das war in dem Beruf gefordert. Die Folge war, dass mein Kollege sie eigentlich nicht haben wollte. Der Chef wollte aber die Frauenquote erhöhen. Und so haben sie sich dann darauf geeinigt, dass sie unter Vorbehalt genommen wird. Sie sollte sich die Themen nochmal angucken und in 3 Monaten darüber eine extra Prüfung ablegen, dann wäre die Sache gegessen. Ein Mann, das hat mir mein Kollege auch erzählt, wäre sofort geflogen. Zudem meinte mein Kollege, dass die Frau sich extrem respektlos aufgeführt hätte, weil sie sich ihrer guten Chancen wohl bewusst war. Das alles konnte die sich rausnehmen, und wurde trotzdem genommen.

Frauen könnten sich alles erlauben. Sie kriegen dann vielleicht ein bisschen Ärger, aber das ist kaum was im Vergleich zu dem, was einem Mann blühen würde, wenn er sich so verhalten würde. Als Mann bin ich doch sowieso nichts mehr wert. Immer wenn ich eine Frau sehe, dann denke ich mir: wenn die nur ein bisschen was auf dem Kasten hat, wird sie mich ohne Probleme übertrumpfen. Ich habe zwar einen größeren Körper als die meisten Frauen, aber ich fühle mich wie ein Hohlkörper, aus minderwertigem Material und halt ohne Rechte, die Frauen sind eigenständige und privilegierte Lebewesen. Sie sind eben einfach mehr wert! zumindest in unserer Gesellschaft. So erlebe ich die Situation zumindest. Ich könnte jetzt noch viele Dinge schreiben, aber es fällt mir auch schwer. Es fällt mir besonders schwer, zu beschreiben, welche Sachen in meinem Kopf bei dem Thema abgehn und wie ich mich fühle. Ein gutes Gefühl ist es nicht, das kann ich sagen. Mir ist bewusst, dass ich weniger Wert bin als eine Frau, aber das beeinflusst auch mein Verhalten gegenüber Frauen.

Auf der einen Seite hege ich manchmal einfach einen Hass gegen Frauen, aber dieser Hass schwenkt manchmal auch in Unterwürfigkeit um. Das ist iwie son Wechselspiel. Wahrscheinlich habe ich innerlich teilweise schon registriert, dass Frauen wertvoll und Männer eben die zweite Klasse Menschen sind. Das liegt nicht allein an der Frauenquote. Es liegt insbesondere an den Dingen, die ich mir jetzt als Mann gefallen lassen muss immer: dauernd lese ich an den ausschreibungen für hiwis "frauen bevorzugt", zweite wahl also bei hiwijobs, bei prüfungen werde ich aus dem studiengang geekelt und die Frauen durchbuxiert, in der Kantine bekomme ich das, was übrig bleibt und was die Frauen nicht wollen. Deshalb bin ich echt so unglaublich auch am Brodeln, am liebsten würde ich platzen. jetzt ist es 5 Uhr morgens und ich war die ganze Nacht wach. Das Einzige wo ich mich damit ein bisschen ablenken kann, ist mein Hobby. Dabei vergesse ich das ganze Theater mal für ein paar Stunden. Aber ich glaube schon dass ich jetzt schon psychische Probleme habe wegen dieser Sache. Immer wieder frage ich mich, was an mir anders ist als an den Frauen, warum ich nicht die gleichen Rechte habe und warum die ganzen 80 Prozent Männer wie Müll behandelt werden, und die 20 Prozent Frauen können von oben auf uns rumtrampeln. Habe auch schon mit einigen Kollegen gesprochen. Die resignieren zum großen Teil. Manchmal hab ich das gefühl, dass sie sich schon daran gewöhnt haben, benachteiligt zu werden oder sie das gar nicht juckt. Aber mich juckt es immer noch. Da ist was in mir drin, das macht mich total aggressiv so dass ich manchmal richtige wutausbrüche bekomme und was ich auch nicht so richtig kontrollieren kann. Dabei kriege ich dann manchmal ein Gefühl, als müsste ich gleich was ganz Großes auskotzen, also wirklich das Gefühl als müsste man Brechen. Und da kommt dann manchmal tatsächlich was hoch und hängt dann im Rachen und ich schluck es wieder runter. Am zittern bin ich auch und ich habe so ein Gefühl in meiner Brust, das ist wie so ein Kribbeln aber nur so ähnlich. Meine ganze Motivation ist weg. Die frauen an unserer Fakultät, also meine Komillitoninnen erscheinen mir fast wie übermenschliche Wesen. Eigentlich habe ich mit denen nichts mehr zu tun, rede auch nicht mit denen. Die meisten Frauen bei uns in der Fakultät halten sich auch für was besseres und verhalten sich sehr arrogant mir gegenüber. Das ist auch kein Wunder, denn ihnen wird ja auch vorgelebt bzw. aufgezeigt, dass sie was Besseres sind als wir Männer. Aber ich verachte diese Frauen. Sie werden vielleicht bevorzugt, aber innerlich denke ich mir auch, dass sie als Charaktere einfach nur erbärmlich sind, wenn sie sich für was Besseres halten.

Männerdiskriminierung ist auch in den Foren ein tabu thema, das habe ich schon mitbekommen. Ich habe nämlich vor ein paar Tagen in einem Forum was dazu geschrieben und es wurde nicht veröffentlicht. Es wurde erst veröffentlicht, als ich explizit eine E Mail an den Forenbetreiber geschrieben habe, dann war mein Thema auf einmal da. Daran merke ich schon, die Männer wollen nicht riskieren, dass sie Frauen wegekeln. Die Frauen werden schön bevorzugt. Das erstreckt sich nicht mehr nur auf das Berufliche, sondern auch auf das Private.
Wenn zB ein Sportverein Frauen bevorzugt, dann werden sich bei Bewerbungen um Jobs auch mehr Frauen melden und so wird dann die Frauenquote erfüllt.
Jobs gibt es in allen Lebensbereichen zu vergeben. Und dementsprechen erstreckt sich auch die Bevorzugung vom Beruflichen Gebiet auf alle Lebensbereiche.
Ich warte nur darauf, dass in den Supermärkten Frauen beim Einkaufen einen Rabatt bekommen, damit sich eventuell mehr Frauen auf Stellenangebote bewerben, weil sie den Supermarkt ja dann toll finden und sich eher dort bewerben würden, wenn sie es denn wollten.
Wenn ich mir vorstelle, als mein Kollege mir das mit der Frau erzählt hat, wie rotzfrech die war, und trotzdem genommen wurde bzw. werden musste, wird mir schlecht.

Auch wenn der Frauenanteil in den obersten Etagen kleiner ist als der Männeranteil. Das hat doch mit dem was ich hier erlebe nichts mehr zu tun. Das sind doch zwei verschiedene Welten.
Was ich im Moment erlebe ist absoluter Wahnsinn, und das hat nichts damit zu tun, dass in irgend nem Unternehmen 80 prozent männer die chefs sind.
Ich kann ja nichgts dafür wie die Verteilungen sind. Ich bin einfach nur ein Mann der grad in seiner Ausbildung steckt und sich später bewerben muss. Und ich habe keiner Frau was getan. Aber ich werde trotzdem massiv diskriminiert und habe keine Chance, mit einer Frau gleichbehandelt zu werden. Die ganzen Sachen, die kantine hiwistellen usw, das ist alles so unglaublich und zudem unglaublich erniedrigend für mich. Das hat sich alles schon so in meinen Kopf eingebrannt. Immer wenn eine Frau mir über den Weg läuft oder ich eine Frau sehe bekomme ich Hassgefühle. Explodieren könnte ich.
Das kann auch definitiv nicht sinn der Sache sein. Eine Quote sollte Gleichberechtigung und Chancengleichheit schaffen und nicht diese Zwei-Klassen-Gesellschaft.

Wie soll ich damit umgehen ?

Danke für eine Antwort

Bernd Anwort von Bernd

Hallo Unbekannter,

vor ziemlich genau 2 Jahren hattest Du uns geschrieben:
"ich bin im 5. Semester Physik, muss aber höhere Mathematik 3 auch wiederholen."
Rein rechnerisch bist Du also nun im 9. Semester. Und soweit ich weiß gehört Physik nicht unbedingt zu den Ingenieurwissenschaften.
Also zumindest nicht 5 Semester reine Physik. Ein Ingenieurstudium beinhaltet nach dem Grundstudium meist spezielle Bereiche der Physik, die im Hauptstudium vertieft werden. Wie z.B. technische Mechanik mit Statik, Festigkeitslehre und Dynamik.
Oder Thermodynamik, Strömungslehre o.ä.
Speziell abgestimmt auf die Fachrichtung.
Jetzt kann ich natürlich nur raten, warum Du im Augenblick unter der Quotenregelung bei den zu vergebenen Ingenieurstellen leidest. Ein wenig hat es den Anschein für mich, dass Du Dein eigentliches Problem mental zu verlagern versuchst. Wirklich vergleichen und betroffen sein kannst Du erst, wenn Du Absolvent bist! Absolvent in Physwik wirst Du wohl nicht mehr werden, wenn ich es richtig zusammenzähle?
Ich denke, dass Dein "flaues Gefühl" ebenso gut mit Deinem CV zu tun haben könnte.
Ich sag das mal nur aus dem Bauch heraus: wer sich als Frau in einer "Männerdomäne" einschreibt und studiert, wird sich das in aller Regel nicht aus dem Grund aussuchen, weil sie sich eine Bevorzugung erhofft.
Solche Frauen sind meist hochmotiviert und überdurchschnittlich mathematisch/technisch begabt. Schon allein, weil sie wissen, dass ihnen weit mehr von "Durchschnittsmännern" auf die Finger geschaut wird, die sich ihrerseits unterprivilegiert vorkommen.

"Eine Frau könnte sich alles erlauben, sie würde ihren Job kriegen, wenn sie nur ein Ingenieursfach oder ein technisches Fach studiert hat."
"gerade in männerdominierten Fächern finde ich eine Frauenquote extrem ungerecht. "

Also ich habe Bergbau studiert. Ein durch und durch männerdominierter Beruf. Soweit ich weiß auch heute noch. Wir hatten damals ein ganz anderes Problem. Wobei ich denke, dass es mit Deinem eigentlichen Problem wohl zu vergleichen ist: als ich in dieses Fach geworben wurde hatten wir gerade die erste Ölkrise (die von 1973) hinter uns. Und die erste Stilllegungswelle deutscher Steinkohlebergwerke. Trotzdem wurde das Bergbaustudium beworben.
Was zum Ergebnis hatte: bis zu meiner Immatrikulation bestand der gesamte Fachbereich Bergbau in Aachen vom ersten bis letzten Semester aus insgesamt 60 Studenten. Ein recht überschaubarer Haufen.
In meinem Semester schrieben sich mit mir genau so viele Studenten neu ein. Die Fakultät verdoppelte ihre Studentenzahl mit einem Streich.
Und seither ging es in jedem Semester so weiter (50 Studenten sogar im folgenden Sommersemester, obwohl die Anfangsvorlesungen im WS stattfinden): was bei Dir der Horror vor der Frauenquote ist, war bei uns mit einem mal die schier erdrückende Zahl an Neubewerbern um eine langsam zurückgehende Anzahl an freien Stellen.
Was Dir Angst macht ist doch offensichtlich auch, dass "männerdominierte Fächer" für Frauen attraktiv gemacht werden. Nicht, weil es Frauen sind, sondern weil jeder Student mehr in Deinem Fachbereich auch ein Konkurrent mehr um eine freie Stelle ist. Was Dir bei allen Prozentrechnungen, die Du hier benutzt wohl wissend unter den Tisch kehrst ist die Frage: "warum ist eigentlich das Ingenieurstudium überhaupt noch "Männerdomäne"? Warum trauen sich die Mehrzahl der Frauen nicht, diese Domäne zu brechen? Was sollte das sein, das Männer eher prädestiniert, technische Berufe auszufüllen?
dabei haben die großen Konzerne doch schon längst jede Menge mehr wirkliche Schweinereien für Akademische Absolventen in Petto: Wie viele Ingenieure wurden in den letzten Jahren zuerst als "Praktikanten" ausgebeutet? Wie viele werden jetzt noch über (Zum Teil konzerneigene) Personalvermittlungsfirmen an den eigentlichen Arbeitsplatz "verliehen"?
Meine Meinung: Frauen sind - so lange sie für gleiche Leistung nicht auch gleich bezahlt werden - nur ein Instrument mehr für Konzerne, sich gegen den Kostenfaktor "Gehaltskosten" zu schützen.
Da kannst Du gleich die Leiharbeiter mit auf die Liste setzen, aus der Du Dir dein Feindbild bastelst!
Im Grunde ist es bei akademischen Berufen so, dass jeder mit seiner Studienwahl das Risiko eingeht, 3 bis 5 Jahre hinter dem Arbeitsmarkt hinterher zu studieren. Oder anders ausgedrückt: wenn Du sicher sein willst, nach dem erfolgreichen Studium eine adäquate Stelle zu bekommen, musst du vor allem den richtigen Riecher für das haben, was nach Deinem Studium gesucht werden wird.
Maschinenbauingenieure waren das nach meiner Kenntnis schon recht lange nicht mehr. Außer vielleicht echte Kracks. Oder Leute mit Vitamin "B".
"an unserer Fakultät wird wegen der Frauenquote natürlich versucht, möglichst viele Frauen anzulocken."
Nicht wegen der Frauenquote, sondern weil es absolut keinen Grund gibt, der Frauen von einem technischen Studium abhalten sollte. Komisch eigentlich, dass du außer Zahlen nicht einen Grund nennst, der Frauen fachlich treffen könnte.
Du bist so sehr verliebt in Deine 80 %, dass Du komplett vom Schirm nimmst, das es in der Altersklasse der Erwerbstätigen in Deutschland eben nicht 80 zu 20, sondern nahezu 1 zu 1 steht. Wenn du also von "Privilegien" sprichst, dann stelle zuerst einmal die Frage, warum Frauen insgesamt in dem Fachbereich so unterrepräsentiert sind?
Wieso können wir eigentlich erst von solch einem Übergewicht an männlichen Studenten schreiben? Sicherlich nicht, weil Frauen dümmer sind.
Versuche doch mal folgendes zu verstehen: deine 80 % männliche und 20 % weibliche Ingenieurstudenten kann man auch so betrachten:
ausgehend davon, dass Frauen und Männer gleich viele Deppen und Kluge Köpfe haben.
Und weiterhin davon ausgehend, dass sich die deutsche Bevölkerung, nahezu 1 zu 1 in Männer und Frauen aufteilt:
wie viele Frauen, die es genau so gut könnten, trauen sich demnach noch nicht, ein technisches Studium zu ergreifen?
Es sind 75 % der Frauen, die es könnten, aber sich nicht so gut oder stark fühlen, es durchzuhalten.
Anders betrachtet: von den Frauen, die es durchaus auch schaffen könnten, ziehen es nur 25 % durch! Das sind die stärksten und wohl auch mit die klügsten.
Oder auf Deine 80 % Männer bezogen: wären die bei ihrem Studienstart ähnlich gehemmt, würden davon auch nur 25 % überhaupt studieren.
Ich weiß nicht, wie hoch eure Durchfallquote in den Fächern Physik, Mathe, techn. Mechanik u.ä. ist. Zu meiner Zeit war es in sämtlichen Hauptfächern gleichermaßen knapp an die 70 %.
Also rein theoretisch könnte man sagen, dass das männliche Übergewicht nahezu identisch ist mit der Quote der Studenten, die Semester für Semester an irgendeiner der Hammerfächer scheitern.
Wenn man es böse ausdrückt, könnte man also behaupten, dass bei den Männern jeder Depp und bei den Frauen nur deren Elite ein Ingenieurstudium überhaupt erst beginnt.

Du schreibst:
"Die Männer werden erst um 13 Uhr reingelassen, selbstverständlich dann auch mit den Frauen zusammen, die schon drin sind oder noch hinzu kommen. Um 15 Uhr schließt die Kantine wieder. Das hat halt zur Folge, dass die 20 % Frauen sich ihre Lieblingsspeisen nehmen können, während die Männer das Essen, was übrig bleibt, und das zum gleichen Preis(!). ....."
"...die hat mir das Ganze so begründet, dass Frauen ihren privaten Bereich benötigen und dass das nur gemacht wird, damit Frauen nicht von den Männern belästigt werden. Das glaube ich aber nicht!"

Höre Dich selber doch bloß an und dann weißt Du, wie "unterprivilegierte" Männer Frauen belästigen. Ein small talk mit Dir zum Mittagessen über das Dich so beherrschende Thema würde mir als Typ ja schon den Appetit verderben. Was glaubst du, wie prickelnd es für eine Frau sein wird, ihre Daseinsberechtigung vor Dir auch noch in der Pause beweisen zu müssen?
Das mit den Lieblingsspeisen finde ich witzig. Die Frauen (20 %) fressen in einer Stunde also 100 % Deiner Lieblingsspeisen? Alle Achtung! Entweder ist die Kantine dann nicht vernünftig sortiert, oder ihr habt lauter verfressene Vetteln in eurem Fachbereich.

Du schreibst:
"Ich bin als Mann echt weniger Wert, unterprivilegiert, genau wie die 80 % anderen Männer."
Tue Dir selbst doch mal einen Gefallen, bevor Du diese 80 % zu sehr verinnerlichst.
Im Grunde wird bei der Chancengleichheit eine "Vergleichbarkeit des Leistungsvermögens" vorausgesetzt. Wie sieht es eigentlich in Deinem Fachbereich mit der Notenverteilung aus? Wie mit den Studienabbrechern oder Fachwechslern?
Lässt sich da Dein 80 zu 20 Spielchen spiegeln?
Wie schon geschrieben: ich denke nicht!
Weil Frauen sich der Vorbehalte ihrer männlichen "Kollegen" durchaus sehr bewusst sind, stelle ich sie mir in der Regel als leistungsbereiter vor! Und schon bei dem Studieneinstieg denke ich, dass Frauen es wesentlich rationaler entscheiden und ihre Stärken und Schwächen auch unvoreingenommener selbst ausloten.

"Und es betrifft nicht nur die Akademiker.
Ein Bekannter von mir ist Ausbilder in einem Betrieb für kfz-Mechaniker. Der hat mir neulich auch eine Geschichte dazu erhält:...."

Das mache ich in meinem Betrieb übrigens ähnlich. Nicht geschlechterspezifisch, aber in Bezug auf den Schulabschluss.
Als Ingenieurbüro wollte ich Eine Bürokauffachkraft ausbilden. Eigentlich war klar, dass das Abitur Einstellungsvoraussetzung ist.
Und dann wurde es doch jemand .... nicht einmal mit mittlerer Reife von der Realschule, sondern "nur" ein Werkrealschulabschluss.

Ich hätte nie eine bessere Entscheidung treffen können!

Oft zahlt sich aus, einem unterprivilegierten Menschen eine besondere Chance zu geben. Das stimmt schon, was du schreibst: denen gegenüber, die solch ein Mensch "hinter sich" gelassen hat, mag er großspurig erscheinen. Oft ist das aber nur eine Rektion auf vorher gemachte Erfahrungen: späte Genugtuung gegenüber arroganten Arschlöchern, die gewohnt sind, sich über andere lustig zu machen oder sich über ihnen stehend zu fühlen.

Du schreibst:
"Eine Quote sollte Gleichberechtigung und Chancengleichheit schaffen und nicht diese Zwei-Klassen-Gesellschaft."

"Quote" ist zuerst einmal ein Begriff, der die demographische Verteilung der Gesamtbevölkerung an verschiedenen Gegebenheiten spiegelt.
Dein erster manipulativer Eingriff ist es, wenn Du die 50% Männer zu 50% Frauen runterbrichst auf das Verhältnis 80 % zu 20 % bei den Ingenieurstudenten und all Deine Thesen nur noch von dieser eingeengten Warte aus betrachtest.
Deinen zweiten manipulativen Eingriff unternimmst Du, indem Du den Arbeitsmarkt in Summe herunterbrichst auf einige Konzerne, die vielleicht bereits in den unteren Führungsebenen eine Quote erreichen wollen, von der bislang kein Gesetz auch nur ansatzweise spricht.
Einen Job bekommst Du nämlich nur, wenn Du Dich auch flexibel verhältst und nicht auf ein Unternehmen fixiert bist.
Wirklich ignorant finde ich es da insbesondere, dass Du vor lauter "Quoten-Brett vor dem Kopf" nicht siehst, dass dahinter schlicht auch Gehaltspolitik der Konzerne stehen mag.
Und dass Du es so komplett ausschaltest, dass es eben auch Unterschiede in der Leistungsfähigkeit der Absolventen geben könnte. Und dass in aller Regel meist "Masse" nicht mit "Klasse" gleichzusetzen ist: also die 80 % eigentlich nicht mehr als eine große Zahl bedeutet!

Du schreibst:
"Ich kann ja nichts dafür wie die Verteilungen sind. Ich bin einfach nur ein Mann der grad in seiner Ausbildung steckt und sich später bewerben muss. Und ich habe keiner Frau was getan. Aber ich werde trotzdem massiv diskriminiert und habe keine Chance, mit einer Frau gleichbehandelt zu werden. "

Irgendwie finde ich es schade, dass Du es so einseitig siehst. Du vergeudest Deine Energie mit der Konstruktion eines Feindbildes, statt sie darein zu stecken, einfach fachlich besser dazustehen, als die statistische Masse.
Es gibt immer noch Mittel und Wege, selbst neben bevorzugten Frauen zu einem Job zu kommen:
sei schneller mit dem Studium!
Sei besser! Besser eben auch, als Deine männlichen Mitbewerber.
Suche Dir Deine Arbeit nicht nach vordergründigen Vorteilen aus, sondern suche sie auch in Nischen, wohin sich weder Deine männliche, noch die weibliche Konkurrenz so leicht verirrt.

Frauen kennen das: sie mussten eigentlich schon immer besser sein als Männer, bevor sie durch diese respektiert worden sind.
Frag Deine Großmutter: während die Männer ihrer Generation noch Krieg gespielt haben, haben die Frauen schon Trümmer weggeräumt und den Wiederaufbau vorbereitet, den sich deren Männer dann auch noch als ihr Verdienst an die Brust geheftet haben.
Will sagen: während Männer noch an ihren destruktiven Feindbildern basteln, schaffen Frauen einfach etwas!
Ich hoffe nun, nachdem ich mit Dir das "Tabu" gebrochen habe, dass ich nicht damit ein weiteres (für Dich) Tabu thematisiert habe: Deine Fähigkeit auch zu objektiver Selbstkritik.

Gruß

Bernd