Problem von Nati - 31 Jahre

Mein Freund schaut Pornos, aber hat keine Lust mehr auf mich.

Guten Morgen!
Ich weiss nicht mehr weiter und es macht mich fertig (moralisch).
Ich bin 31 Jahr alt, mein Schatz ist 42 Jahre alt und wir sind schon 12 Jahre in einer Beziehung.
Ich habe eine 14 Jährige Tochter und das Familienleben läuft gut.
Als er im Militär war hatte er eine Hodenscheiden Entzündung. Die Ärzte haben ihm gesagt, dass er evtl. keine Babys machen kann und später Erektion Schwierigkeiten bekommen kann.

Am Anfang der Beziehung hatten wir täglich Sex und mittlerweile einmal im Monat, wenn ich mir Mühe gebe.
Ich habe schon öfters festgestellt, dass er Lesbenpornos sich anschaut. Ich habe ihn auch darauf angesprochen, weil ich eh immer über alles rede. Ich weiss ich überrumple ihn manchmal damit, aber so bin ich (ehrlich aber einfühlsam und verständnisvoll). Er hat gesagt, dass macht er nur weil er nicht immer kann und er damit Mühe hat (im Kopf). Leider ist er noch nicht soweit um zum Arzt zugehen. Er hat auch gesagt, ist doch besser anstatt zu eine Nutte zugehen. Und das es nicht an mir liege sondern an ihm und das er sich schlecht fühlt deswegen.

Ich weiss, er kann nicht mehr so oft und nicht auf Knopf druck. Aber ich leide darunter und weiss nicht wirklich ob ich damit leben kann.
Die Beziehung ist okay.
Ja klar, macht er mir nie Komplimente, oder zeigt irgendwelche Sexuelle Interesse an mir (zum Beispiel am den Po fassen oder mal einen schönen innigen Kuss usw…)

Was soll ich nur machen! Oder wie soll ich mich verhalten. Denn ich denke die ganze Zeit darüber nach am Tag und in der Nacht.
Danke euch im Voraus für eure Hilfe.

Anna Anwort von Anna

Liebe Nati,

vielen Dank für Dein Vertrauen uns gegenüber. Ich finde es gut, wie reflektiert Du über eure Beziehung nachdenkst und Dich auch nicht mit weniger zufrieden geben willst, wenn es darum geht, Leidenschaften auszuleben. Ich schätze mal, dass es bei euch nicht unbedingt um die Häufigkeit von Sex geht, sondern dass es das allgemeine Desinteresse Deines Partners ist, das Dich belastet. Sicher fühlst Du Dich irgendwie hintergangen, wenn er, anstatt sich "mehr zu bemühen", Pornos schaut und ich könnte mir auch vorstellen, dass Sex, Liebe, Leidenschaft und Selbstbefriedigung (zu Pornos) bei euch Thema Nummer 1 geworden ist.

Dass ihr "nur" noch 1x pro Monat Sex habt, kann viele verschiedene Ursachen haben. Zum einen ist es ja normal, dass man über die Jahre immer weniger Sex hat - es kommt mehr auf Liebe an, weniger auf Leidenschaft, andere Dinge stehen mehr im Mittelpunkt. Welche Häufigkeit von Sex bei Paaren "normal" ist, kann man sicher nicht sagen, denn das wird bei allen unterschiedlich sein- sicherlich gibt es aber viele Paare, die seltener Sex haben. Gerade mit Kindern kann sowas ja schnell mal auf der Strecke bleiben.
Eine andere mögliche Ursache wäre natürlich, dass Dein Partner diese Entzündung hatte und seitdem wohl etwas gehemmter ist, was Sexualität angeht. Nicht nur rein körperlich, sondern vielleicht auch emotional, psychisch. Es wäre nicht schlecht, herauszufinden, ob es nicht vielleicht genau daran liegen könnte, dass er nicht mehr so oft kann und will und mit ihm zusammen zu besprechen, wo genau eure Bedürfnisse liegen und inwieweit ihr bereit seid, euch da entgegen zu kommen.
Da Dein Partner gerade bei diesem Aspekt seines Körpers Probleme hat und er merkt, dass Du genau aus diesen Folgen heraus unzufrieden bist, könnte ihn auch sehr unter Druck setzen, sodass es ihm nur noch schwerer fällt, sich fallen zu lassen. Dass er vielleicht Angst hat, nicht zu genügen, es nicht gut genug zu machen. Ich glaube, dass ihr darüber auf jeden Fall sprechen solltet und versuchen solltet, den anderen in seinen Ängsten so zu nehmen wie er ist und dann erst darüber zu sprechen, was man ändern könnte. Sexuelle Lust bzw. Interesse ist bei ihm ja vorhanden, immerhin schaut er sich Pornos an und befriedigt sich selbst - das ist vielleicht die Art und Weise seine Sexualität auszuleben, bei der er keinen Druck hat, keine Ängste und sich auch nicht auf jemanden einlassen muss.

Sexualität ist ein weites Feld, das sich nicht auf den direkten Geschlechtsverkehr bezieht, sondern kann sehr variieren, sehr vielfältig sein. Zur Sexualität gehört auch ein Kuss, eine Massage, gegenseitige Befriedigung, Streicheln, Kuscheln oder ein intimes Gespräch. Mache Dir bewusst, dass Sexualität kein Schwarz/Weiß ist, kein Ja oder Nein-Zustand, sondern dass Leidenschaft in kleinsten Gesten stecken kann. Wenn Du ohne zu starke Erwartungshaltung an Deinen Partner herantrittst und ihr erstmal "klein anfangt", könnte sich von seiner Seite aus ganz ungezwungen mehr ergeben.
Hier findest Du noch Einiges zum Thema Sexualität:
http://www.amazon.de/Das-kleine-%C3%9Cbungsheft-gl%C3%BCcklicher-Bibliothek/dp/3955500772/ref=pd_sim_14_14?ie=UTF8&dpID=51oT0WQ4qDL&dpSrc=sims&preST=_AC_UL160_SR124%2C160_&refRID=0AZAM4HSMRAGCNPZDFHB

http://www.amazon.de/kleine-%C3%9Cbungsheft-Kamasutra-Bibliothek-Gef%C3%BChle/dp/3955500373/ref=pd_sim_14_5?ie=UTF8&dpID=51L2xTzv2WL&dpSrc=sims&preST=_AC_UL160_SR124%2C160_&refRID=0CGNBDG9E4BAH44BKRZJ

http://www.amazon.de/Sexualit%C3%A4t-Paarbeziehungen-Praxis-Paar--Familientherapie/dp/3801716449/ref=sr_1_fkmr1_2?s=books&ie=UTF8&qid=1456767619&sr=1-2-fkmr1&keywords=sexualit%C3%A4t+in++langen+paarbeziehungen

http://www.amazon.de/Guter-Sex-trotz-Liebe-verkehrsberuhigten/dp/3548375677/ref=pd_bxgy_14_img_3?ie=UTF8&refRID=1ZF6GHQ6KPW2S7K3AKQ2

Ich wünsche Dir und Deinem Partner in diesem Konflikt alles Gute und bin mir sicher, dass ihr es schaffen werdet, an dieser Krise zu wachsen und euch gegenseitig besser kennen zu lernen.

Viele liebe Grüße,

Anna