Problem von Ocelot - 18 Jahre

Kann mir jemand einen Rat geben?

Hi Leute:)
Ich halte es eigentlich für nicht sehr hilfreich mein Problem hier im Internet öffentlich zu äussern, aber manchmal weiss man einfach nicht weiter.

Also, Ich hab mal gehört dass eine Frau in ihrem ganzen Leben durchschnittlich mit 11 Männer schläft. Ich bin erst gerade 18 geworden doch ich schlief schon mit über dreissig Jungs, was ich persönlich zu viel finde. Auch meine Freunde machen sich sorgen. Ich verschwende ständig Gedanken an Sex und verspüre sehr oft Lust aus unverständlichen gründen. Meine Mutter hat mir mal erzählt dass ich als kleines fünf jähriges Mädchen ihre Kamasutra gekrallt hab und sie unter meinem Kopfkissen versteckte um heimlich die Bilder anzusehen. Ich wünsche mir oft dass ich nicht so sehr auf Sex aus bin und dass mein verlangen endlich aufhört. Ich fühl mich durch das auch total schlampig aber ich kann es nicht unterdrücken.

Ich hab nun seit einem Jahr einen Freund. Es läuft ziemlich gut und ich liebe ihn Ehrlich und von ganzem Herzen. Er gibt mir sehr viel und am Anfang galt das auch für den Sex. Er weiss dass ich schon viel Mist gebaut habe was die Bettgeschichten angeht und er weiss auch wie gross mein verlangen ist. Doch jetzt gibt er sich überhaupt keine mühe mehr.. alles ist so zum Standard und langweilig geworden. Sonst war es immer genug und mein "Hunger" wurde gestillt. Aber jetzt denk ich ständig an andere Jungs und würde sie am liebsten gleich überfallen. Ich fühl mich so schlecht und ich würde ihn niemals hintergehen wollen weil ich weiss wie sehr dass weh tut.. Aber trotzdem will ich nicht Tag und Nacht lang vor Geilheit fast platzen und doch nie befriedigt werden. Selber machen bringt auch nichts, es ist wirklich die Fleisches lust die mich plagt.
So.. und jetzt frag ich mich was ich tun soll.. das ist zwar ein sehr bekanntes Problem dass das prickeln beim Sex mit der Zeit aufhört aber ich finde keine Lösung . Ich weiss viele würden jetzt sagen dass ich mit ihm darüber reden soll und mir was neues für den Sex einfallen lassen soll... Doch ich hab dass alles schon probiert und ich denke dass das nicht die Lösung für mich ist. Ich will einfach wiedermal was neues... Wie sich das anhört -.- ...

Wart ihr auch schonmal in so einer Situation? Und haltet ihr das für schlampig? Bin ich Nymphoman? Was würdet ihr tun? ^^

Ich hätte ne riiiiesen freude wenn ihr mir einen netten Tipp geben könnt oder ne Super Idee hättet! :)
Viele viele liebe grüsse ihr lieben!

Ocelot

PaulG Anwort von PaulG

Liebe Ocelot,

vielleicht könnte man aus deinem Leben irgendwann mal einen guten Film drehen... oder du könntest ein Buch verfassen, das dieselben Leute, die sich aufregen "Hey, habt ihr das gehört von der und der, diese Schlampe!?" - das dieselben Leute dann ganz ungeniert in der Straßenbahn lesen. Weil sie dich bewundern, und beneiden. Und auch ein bisschen ängstlich sind: "Huch, sowas gibt's? Sowas geht?" Ja, es geht. Du bist der lebende Beweis. Aber du bist keine Schlampe, Ocelot, du hast auch nicht "schon viel Mist gebaut". Du hast deine Bedürfnisse und Wünsche, du möchtest einen praktikablen Umgang damit finden. Sie zu bewerten, steht mir nicht zu - also beschimpfe dich nicht schon mal vorsorglich, weil du denkst, meine Beschimpfungen würden dann geringer ausfallen. Ich werde dich nicht beschimpfen. Ich sitze hier nämlich nicht als Moralapostel, sondern um Menschen zu helfen. Auch, wenn sie eher ungewöhnliche Probleme haben.

Schau doch mal: Hier guckt wieder die nervige alte Tante Konvention um die Ecke. Du weißt, was die Konvention ist? Die Konvention ist der ewige Spießer, der immer nörgelt und nie zufrieden ist. Du bist ein junges Mädchen, die schon lange eine Faszination am Sex hat und große Lust verspürt, die sie ausleben möchte. Gleichzeitig empfindest du auch eine feste Liebe zu deinem Freund. Du merkst, dass dein Freund dir - im Bett, und im Moment - nicht das geben kann oder will, wonach es dich verlangt. Erwartest du ernsthaft von mir, dass ich mich jetzt hinstelle und sage: "Du Flittchen, du liebst ihn doch gar nicht, mach doch Schluss und zieh weiter durch die Betten, wenn du's so nötig hast!" Ist das die Erwartung, die du an den Kummerkasten hast, Ocelot? Ich bin auch nur ein Mensch, ich mache Fehler. Aber ich weiß auch, dass die Welt halt nicht so einfach ist, wie die alte Tante Konvention sie gern hätte.

Stell dir mal das Gegenteil zu dir vor: Ein Mädchen, die sagt, sie möchte noch keinen Sex, es ist ihr nicht so wichtig. Vielleicht aus religiösen Gründen, vielleicht aber auch einfach, weil sie ein anderer Charakter ist. Sie findet ihren Traummann mit Mitte zwanzig, heiratet ihn, und bis an ihr Lebensende wird sie mit keinem anderen geschlafen haben. Und bis an ihr Lebensende wird sie sich auch nicht fragen, ob sie was verpasst hat. Es ist ihr Ding, schlicht und ergreifend. Das gibt es. Dann gibt es dich: Du hast einen großen Drang, dich auszuprobieren, deine Lust pulsiert und quält dich stellenweise fast. Wie du selbst weißt, schließt das die Liebe zu deinem Freund nicht aus. Und irgendwo zwischen diesen beiden Mädchen, du und der Anderen, findet der Mittelwert von elf Männern statt, den du recherchiert hast. Sag selbst: Ist das realistisch? Nein. Die Realität ist anders. In der Realität würde das Mädchen, das bis zur Ehe Jungfrau bleiben und nur mit einem Mann intim sein möchte, als Mauerblümchen und verklemmter Fehlzünder beschimpft werden. Genauso wie du als Schlampe bezeichnet wirst. Warum? Das "Mauerblümchen" muss doch kein Mäuschen mit Brille und Rock sein, die irgendeinen mittelspannenden Bürojob hat. (Klischee! Kovention!) Sie kann doch genauso gut gern auf Partys gehen, sich hübsch machen, den Spaß mitnehmen - nur eben keinen Sex. Und genauso könntest du auch ein eher stiller, unauffälliger Typ sein, der, wenn es ans Eingemachte geht, aus sich hinaus wächst. Weiß ich das? Ich kenne dich ja nicht! Aber, wie gesagt: Die alte Tante Konvention, die die Menschen um uns herum geimpft hat, nennt dich verächtlich eine "Schlampe". So, wie sie das zärtliche Mädchen als Mauerblümchen abstempelt. Nehmen wir an, du hättest wirklich nur mit elf Jungs geschlafen. Oder mit fünfzehn, statt dreißig: Würden dann alle sagen "Joa, das geht schon in Ordnung." Nee, eben nicht! Du könntest dann genauso das erleben, was du jetzt erlebst! Dabei sind fünfzehn und elf gar nicht weit weg voneinander. Und wenn du bloß mit fünf oder sechs Jungs geschlafen hättest, gäbe es vielleicht Leute, die dir Druck machen würden, du hättest dich noch "zu wenig" ausprobiert. Summa summarum, Ocelot: Lass die Spießer und Schamhaften nörgeln, die immer die Fehler bei Anderen suchen, und die immer etwas finden, was "gar nicht geht". Doch! Es geht. Du musst DEINEN Weg finden. Und das kannst du nur selbst.

Ich sehe einen Punkt, von dem alles abhängt: Und das ist dein Freund. Seien wir doch mal ehrlich, das Einfachste für dich wäre, wenn dein Freund dir die Freiheit geben könnte, die du dir wünschst. Wenn es ihm möglich wäre, sich sicher zu sein, dass deine Liebe zu ihm von deinen Abenteuern nicht berührt wird. Du bist dir dessen sicher. Aber würde er es sein? Man weiß es nicht. Vielleicht könnte er dich verstehen, dir die Freiheit geben - aber hätte Angst, dass geredet wird. Wie gesagt, man weiß es nicht. Und ich weiß auch nicht, ob du unbedingt mit ihm darüber reden solltest. Du stehst an einem Scheideweg: Bleibst du mit ihm zusammen, unterdrückst deine Triebe (vielleicht in der Hoffnung, dass sie irgendwann abflauen), macht dich das nicht glücklich. Gibst du ihnen nach, riskierst deine Beziehung, gleichfalls nicht. Ich weiß auch keinen Königsweg, Ocelot.

Was vermisst du beim Sex mit deinem Freund? Ist es einfach so, dass du gerne jemand Anderen spüren würdest als ihn, einfach nur aus Prinzip? Oder ist es so, dass dir das Feuer fehlt? Von ihm? Wenn dem so ist, Ocelot, musst du nach Wegen suchen, dieses Feuer neu zu wecken. Er muss wild auf dich sein. Du musst das Raubtier in ihm wecken. Wie kann das gelingen? Durch immer abstrusere Experimente im Bett? Oder erst durch Fremdgehen? Mir scheint beides nicht ideal, wenn nicht gar gefährlich. Aber wenn du mit ihm redest, dann mach es so, dass du das Feuer entzündest. Er ist ein Mann. Er muss dich WOLLEN. Er muss dir BEWEISEN wollen, dass er gut genug für dich ist. Mehr als gut genug. Und mehr als genug. Also sag ihm nicht: "Ich liebe dich ja, aber mein Körper sehnt sich nach Anderen..." damit ist nur gesagt: Ich finde dich nicht mehr attraktiv. Sag auch nicht: "Wir sollten mal was Neues ausprobieren..." damit ist nur gesagt: Wenn du nicht so verklemmt wärst, ging's mir besser. Sag auch nicht: "Irgendwie ist die Luft raus..." damit ist nur gesagt: Eigentlich ist es eh schon zu spät. Nein, nein, nichts von dem taugt. Und ich weiß ebenfalls nicht, ob meine Idee etwas taugt, deswegen kann ich auch nichts versprechen. Aber Ocelot, er ist dein Freund, er liebt dich, und überdies ist er sich deines Problems bewusst. Ich gehe davon aus, dass er sich schon Gedanken macht, wenn er dich liebt, wie er dich halten kann. Es ist ein Ehrgeiz dabei für ihn. Er will kämpfen. Vielleicht weiß er nur noch nicht, dass der Krieg ausgebrochen ist. Und deswegen musst du ihn darauf stoßen.

Er muss sich als Mann fühlen. Er muss kämpfen wollen, mit seinem ganzen Körper und seiner ganzen Kraft. Deswegen, schmeichle ihm - aber so, dass er den Drang bekommt, sich zu beweisen. Erzähle ihm, wie und wann es dir gut mit ihm gefallen hat, was für dich besondere Momente der Lust waren. Weise ihn auf Fähigkeiten hin, die er hat, und bemerke beiläufig, dass es dir gut täte, das wieder zu erfahren: "Ich fühle mich so gut, wenn ich bei dir liege... manchmal denke ich - weißt du noch...?, und "Du hast mal so schön - aber hin und wieder frage ich mich, ob du noch...?", und "Ich würde gerne mal wieder... so sehr... so schön..." Da gibt es einen ganz bestimmten Punkt in ihm, Ocelot, den du kitzeln musst. Und dieser Punkt ist sehr klein, und deshalb schwer zu treffen. Er liegt irgendwo auf dem weiten Feld zwischen Selbstverliebtheit und brennender Scham. Selbstverliebtheit kann heißen, dass Mann nachlässt, weil er sich seiner zu sicher ist. Scham kann heißen, dass er die Sache verloren gibt und sich zurück zieht. Aber der Punkt, den du finden willst, ist ein feiner. Wenn du ihn gefunden hast, erhebt sich das Raubtier im Mann, streckt sich wohlig und gefällig aus... aber gleichzeitig steigt ein Knurren in seine Kehle: "Was, denkt da jemand etwa, ich würde... na warte!" Dein Ziel ist es nicht, ihn zu beschämen, aber auch nicht, ihn in falscher Sicherheit zu wiegen. Es wird dir nicht gelingen, das Feuer zurückzubringen, wenn du dich vor ihm erniedrigst - und auch nicht, wenn du ihn erinedrigst. Wir Männer sind dankbar, wenn wir einen Wink mit dem Zaunpfahl kriegen - aber wir wollen auch gerne selbst was tun. Du darfst dich ihm nicht auf einem Silberteller präsentieren, das macht ihn nachlässig. Du darfst dich auch nicht zu eifrig sträuben, das frustriert ihn. Die Kunst ist, die richtige Mischung zu schaffen.

Ich kann dir nicht sagen, ob der beschriebene Weg funktioniert. Ich denke, du solltest dich schon mit dem Gedanken auseinandersetzen: Wenn dein Freund viel Wert auf Treue legt, und du deine Bedürfnisse schwer bezähmen kannst, dann musst du vielleicht in den sauren Apfel beißen und deine Freiheit ihm vorziehen. Das Schwierigste daran ist wohl, dass das natürlich den "Ruf" bestätigen würde. Oder scheinbar würde. Denn was auch immer geschieht, Ocelot, wie auch immer du dich entscheidest: Keiner von denen, die der Konvention hörig sind, sagt wirklich, was er oder sie denkt. Jeder Mann, der denkt oder sagt: "Du Schlampe!", ist insgeheim dankbar und bewundert deinen Mut. Und für die Mädchen gilt dasselbe. Wenn du deinen Weg gehst, ist das Wichtigste, dass du ihn gerne gehst. Ansonsten - und nur dann - hast du wirklich überhaupt nichts gewonnen. Und das wäre doch schade?

Alles Gute und Liebe Grüße,

Paul