Problem von WIlli - 15 Jahre

Alles Schei*e

Hey. Ich bin Willi und habe nur noch mit mir Probleme. Ich habe nur noch schlechte Laune und kann es nicht beeinflussen. Ich fühle, wie es mir von Tag zu Tag schlechter geht. Ich kann mit keinen darüber reden, weil ich sonst sehr glücklich war und es keiner glauben würde. Das ich jetzt hier schreibe hat viel Überwindung gekostet. Ich bin nur noch unzufrieden, weine leise und alleine, meine Eltern sind immer erst spät zuhause. Mit meinen Eltern möchte ich nicht reden, weil ich Angst habe wie sie reagieren. Ich weiß nicht mehr was ich tuen soll. Jeder fängt mich an zu hassen, weil ich nur noch mies gelaunt bin und nur noch unfreundlich zu jeden bin. In der Schule ist aber noch alles ok(die Noten). Ich möchte einfach nur eine Antwort aber lange halte ich es nicht mehr aus.

Anna Anwort von Anna

Lieber Willi,

dann danke ich Dir herzlich, dass Du es geschafft hast, Dich wenigstens hier anzuvertrauen. Es fällt nicht immer leicht, über die eigenen Gefühle und Probleme zu sprechen. Vorallem dann, wenn man selber noch gar nicht so richtig weiß, woran es liegt, dass es einem schlecht geht.

Zunächst einmal ist es wichtig, Deinen Schmerz anzunehmen. Es ist okay, dass es Dir im Moment nicht gut geht. Du bist nicht dafür da, für andere immer der glückliche Junge zu sein oder eine Maske aufzusetzen - Du hast, wie jeder Andere auch ein Recht aufs unglücklich Sein und brauchst Dich dafür auch nicht zu schämen. Es ist auch Deine Entscheidung, ob Du mit anderen darüber sprechen willst. Meist hilft es aber sehr, wenn man seine Gefühle jemandem erzählt, dem man vertraut. Nur dann bekommt man Antworten, die man vielleicht sucht und bekommt tröstende Worte, die man so sehr braucht. Wichtig ist es aber, dass Du, wenn Du Dich dazu entscheidest, mit jemandem darüber zu sprechen, dass Du dafür einen Menschen aussuchst, dem Du wirklich vertraust. Versuche es einfach mal, vielleicht geht es Dir danach ja besser.
Generell ist es auf jeden Fall immer wichtig, seine Gefühle zu formulieren. Beginne ein Tagebuch und versuche, so, wie Du es schon ziemlich gut in Deiner Nachricht hier gemacht hast, Deine Gefühle in Worte zu fassen. Es geht dabei erstens darum, durch das Schreiben zu dem Problem vorzudringen und es besser zu verstehen, aber auch darum, es Dir von der Seele zu schreiben und somit ein wenig Abstand dazu zu gewinnen. Auch Briefe können sehr hilfreich sein und ob Du sie abschickst oder nicht, das liegt das ganz bei Dir.
Beim Schreiben solltest Du versuchen, folgende Fragen zu beantworten:
- Seit wann fühlst Du Dich so schlecht?
- Gab es einen bestimmten Auslöser (z.B. ein Gespräch, ein Ereignis, ein Gedanke usw.)?
- Gibt es bestimmte Situationen und Umstände, die Dich immer wieder zu Deinem schlechten Gefühl bringen?
- Wenn Du mit jemandem über Deine Gefühle sprechen willst, welche drei Personen würdest Du nennen?
- Wenn Du etwas in Deinem Leben ändern könntest, was wäre das?

Vielleicht fallen Dir beim Schreiben ja auch noch weitere Fragen ein, die Du Dir selber gerne stellen würdest. Wichtig ist es hier, alles was Du fühlst, zu akzeptieren. Du kannst nichts für Deine Gefühle, aber Du kannst versuchen, sie verstehen zu lernen.

Ich denke, dass Du tief verletzt bist und dass der Grund dafür so tief in Dir drin steckt, dass Du ihn aus den Augen verloren hast, ihn vielleicht noch gar nicht kennst. Manchmal überkommen uns solche starken Gefühle, wenn wir nicht so leben, wie wir es gerne würden. Wenn bestimmte Lebensumstände uns sehr belasten, auch, wenn wir sie gar nicht als solche belastende Umstände erkennen. Zum Beispiel stört es Dich sehr, dass andere Dich für einen immer glücklichen Menschen halten, der gut drauf ist und das auch irgendwie schon richtig von Dir erwarten. Versuche den Mut aufzubringen, Dein wahres Gesicht zu zeigen: Du bist manchmal glücklich, manchmal aber auch traurig. Du bist manchmal gut drauf und manchmal eben wütend. Ich weiß nur das über Dich, was Du mir geschrieben hast, aber ich könnte mir vorstellen, dass es Dir schon sehr zu schaffen macht, von Deinen Freunden und vielleicht auch Deiner Familie nicht als der gesehen zu werden, der Du bist. Aber das heißt ja nicht, dass Deine Freunde und Deine Eltern nicht auch ein anderes, realistischeres Bild von Dir bekommen können! Gib ihnen die Chance, Dich so kennen zu lernen, wie Du bist!

Zum Schluss würde ich Dir noch sehr gerne ein (oder mehrere) Übungshefte empfehlen:
http://www.amazon.de/gp/product/395550137X/ref=s9_simh_gw_p14_d5_i5?pf_rd_m=A3JWKAKR8XB7XF&pf_rd_s=desktop-2&pf_rd_r=06TGJ9XT617XTQ9WX04Q&pf_rd_t=36701&pf_rd_p=585296387&pf_rd_i=desktop

Ich wünsche Dir alles Gute und viel Kraft dabei, diese Krise zu überwinden.

Viele Grüße,

Anna