Problem von Sammie - 19 Jahre

Unfalltod eines 14-jährigen Mädchens lässt mir keine Ruhe

Das Problem ist dass ich mir nicht sicher bin was es ist nur das Problem ist dass ich immer anfange zu weinen und damals war ich in dem gleichen Alter wie Marie und mir konnte man helfen und ihr nicht sie war direkt tot ... Ich weiß nicht warum mich das so fertig macht ich wurde schon mal eingewiesen in einer Psychiatrie und das Problem ist dass ich emotional wirklich am Ende bin ... Sie war doch erst 14:'(

JuliaG Anwort von JuliaG

Hallo nochmal, liebe Sammie! :)

Dass du uns bereits zum zweiten Mal schreibst, zeigt wie verzweifelt du sein musst...

Sicher warst du durch deinen Aufenthalt in der Psychiatrie schon einmal so weit, dass du dein Erlebnis weitgehend verarbeitet hast. Dass dich nun die Vergangenheit durch Maries Unfall so unvorhergesehen wieder eingeholt hat, dafür kannst du schlichtweg nichts. Selbst wenn vermeintlich überwundene Traumas schon ewig zurück liegen, so können sie einen manchmal noch Jahre später einholen, z.B. in Form von Flashbacks, bei denen man sich immer wieder in die gleiche entsetzliche und vielleicht sogar hilflose Situation zurückversetzt fühlt.

Ich bin leider kein professioneller Helfer, liebe Sammie. Dennoch vermute ich, dass das eigentliche Problem darin besteht, dass die Erfahrungen bezüglich deines eigenen Unfalls nicht weitreichend verarbeitet wurden, wodurch du eventuell damit angefangen haben könntest dich mit Marie zu identifizieren - weil ihr das gleiche passiert ist, wie dir damals. Dass du dich leider so fertig fühlst und immer wieder weinen musst, könnte also sowohl daran liegen als auch, dass einem Menschen nach solch einem Unglück tiefreichend bewusst wird: "So ein Schicksal hätte ich auch erleiden können." Und weil man sich danach natürlich damit auseinandersetzt, erinnert man sich zurück: "Wie war das denn bei mir damals?" Solche Gedankengänge einfach abzuschalten ist selbstverständlich schwer. Vielleicht macht ein Mensch das zwangsläufig so, ohne sich wirklich selbst schaden zu wollen.

Und deswegen glaube ich, dass der Mensch so konzipiert ist, dass er einfach aussprechen muss, was in ihm vorgeht um seine Erlebnisse (immer wieder) verarbeiten zu können. Niemand kann nur für sich sein mit seinen Gefühlen und Gedanken. Umso größer ist jedoch die Herausforderung, sein weit verzweigtes Innenleben in Worte zu fassen. Das braucht einige Zeit.
Und das möchte ich dir gerne ans Herz legen: Bitte gib dir Zeit, liebe Sammie. Auch wenn negative Gefühle äußerst unangenehm sind und immens auf die Stimmung drücken, so brauchst du nicht noch zusätzlich den Druck, dass du nach diesem Flaschback so schnell wie möglich wieder sorglos glücklich sein sollst.

Wie auch bereits in meiner letzten Antwort (http://mein-kummerkasten.de/323020/Habe-ich-einen-Trauma.html) würde ich es wünschenswert finden, wenn dein oberstes Ziel erst einmal ist, dich jemanden anzuvertrauen. Das kann jeder sein von dem du glaubst, dass du auf denjenigen / diejenige zählen kannst ((Groß-)Eltern, Geschwister, Partner, Freunde, Nachbarn, Pfarrer, Hausarzt etc.). Ich kann dir versichern, dass dir geholfen werden kann, wenn du den ersten (ja sicher auch den schwierigsten) Schritt gehst und von deinen Empfindungen erzählst.
Manchmal können einem eine innige, tröstende Umarmung und ein paar liebe zuversichtliche Worte Kraft für neue Wege geben, weißt du. :) Wenn du weißt, dass du immer jemanden an deiner Seite hast, der mit dir diesen schwierigen Weg der Traumabewältigung geht, kannst du dich vielleicht auf eine erneute professionelle Unterstützung einlassen, die dauerhaft dafür sorgt, dass dich ähnliche Erlebnisse nicht mehr so einfach zurückwerfen, liebe Sammie.

Googlet vielleicht einmal zusammen nach Beratungsstellen für Trauernde.
In Berlin gibt es z.B. den TABEA e.V. (http://www.tabea-ev.de/wp/). Macht euch vielleicht einmal schlau, welche Möglichkeiten sich in eurer Umgebung anbieten! Ansonsten ist auch ein Psychotherapeut sehr empfehlenswert, denn dieser ist im Gegensatz zu uns ehrenamtlichen Mitarbeitern in der Lage, dir dauerhaft helfen zu können. :)


Liebe Sammie, ich möchte dich darin bestärken den Menschen anzuvertrauen, die dir viel bedeuten und sehr nahe stehen. Damit kannst du nichts falsch machen. Im Gegenteil: Gerade damit legst du den Grundstein für eine solide Unterstützung und alle weiterfolgenden Schritte!

Ich bin mir ganz sicher, dass du eines Tages nach vorn sehen und wieder unbeschwert glücklich sein kannst! Du schaffst das, daran glaube ich fest! :)

Alles Gute,

Julia


P.S.: Zum Schutz deiner Identität habe ich den Titel deiner Zuschrift geändert und zusammengefasst. Ich hoffe sehr, zu deiner vollsten Zuschriedenheit. :)