Problem von Anonym - 55 Jahre

Immer mehr unzufrieden

Guten Morgen,

ich werde immer unzufriedener mit mir und meinem Leben. Ich denke, dass dies auch noch durch meine ständigen Nackenschmerzen verstärkt wird. Vor zwei Jahre hatte ich eine OP an der Halswirbelsäule, da ich zwei Bandscheibenvorfälle hatte. Seitdem habe ich täglich Schmerzen, die sich wie ein riesengroßer Muskelkater anfühlen. Krankengymnastik, Massagen, Arztbesuche usw. haben alles nichts gebracht.
Durch die Schmerzen gehe ich noch ungerner arbeiten, als ich es ohnehin schon tue. Ich weiss , dass ich froh sein muss, in meinem Alter noch einen Teilzeitjob bekommen zu haben.
Aber da diese Stelle nicht meins ist, und meine Arbeitskollegen mich auch spüren lassen, dass ich nicht so dahin passe ( weil ich vieles nicht allen recht mache ), gehe ich auch sehr ungern zur Arbeit. In meinem früheren Beruf war das anders. Da bin ich sehr gerne arbeiten gegangen, egal wie weit oder wielange ich arbeiten musste. Aber besser als den ganzen Tag zuhause zu sitzen.
Zwar hätte ich dann mehr Zeit mit den Hunden zu gehen, aber selbst da bin ich durch die Schmerzen eingeschränkt.
Dazu kommt dass ich mit meinem Gewicht nicht zufrieden bin und Diäten nur sehr schwer durchhalte, besonders zur Zeit. Fitnessstudio ist nichts für mich, Schwimmen wäre eine Alternative, habe ich früher gerne gemacht, aber zur Zeit kann ich mich zu nichts aufraffen.
Was auch ganz schlimm für mich ist, dass ich mir sehr stark Gedanken um die Zukunft meiner Kinder mache, mein Sohn ist vor zwei Jahren ausgezogen und meine Tochter zieht im Mai aus. Meine Tochter war bisher immer noch so ein Pol für mich, um die ich mich kümmern konnte, jetzt den Auszug organisieren oder andere Dinge für sie erledigen. Das fällt jetzt auch bald weg. Dann mache ich mir Sorgen, ob sie mit allem zurecht kommt und ihre Beziehung zu ihrem Freund auch halten wird ( sie sind 4,5 Jahre zusammen).
Mit meinem Mann kann ich nicht reden, auch da gibt es Probleme, bei ihm habe ich immer das Gefühl, der nimmt mich sowieso nicht ernst.
Meine beste Freundin ist letztes Jahr gestorben und so habe ich auch so niemand, mit dem ich gleiche Interessen habe, oder mit dem ich was zusammen unternehmen könnte. Es kommen noch andere Dinge hinzu, Probleme mit meiner Schwester, Vater, finanzielle Überlegungen usw.
Ich werde immer unzufriedener und trauiger.
Und weiss nicht was ich dagegen tun kann.

Anna Anwort von Anna

Hallo liebe Hilfesuchende,

vielen Dank für Dein Vertrauen uns gegenüber und für die detaillierte Darstellung Deiner schwierigen Situation. Die ganzen Baustellen, die momentan in Deinem Leben offen stehen und deren Endergebnis Du noch nicht absehen kannst, vermitteln nicht nur Unzufriedenheit und Schmerz, sondern auch Angst vor dem, was kommen mag, vor der Zukunft.

Wenn ich Deine Zeilen lese, erinnert mich das an ein Zitat von Franz von Assissi:
„Herr, gib mir die Kraft, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann, die Gelassenheit, das Unabänderliche zu ertragen und die Weisheit, zwischen diesen beiden Dingen die rechte Unterscheidung zu treffen.“
Viele der Dinge, die Du erzählst, können von Dir nicht geändert werden - um diese zu ertragen, braucht es Gelassenheit und Entspannung. Und einige der Dinge, die Dich sehr stören, können vermutlich von Dir geändert oder wenigstens beeinflusst werden. Du hast bereits sehr gut aufgezählt, was Dich eigentlich alles stört und auch Deine Gefühle sehr gut beschrieben - das zeugt von einer großen Selbstreflexion, die es braucht, um so viele Baustellen in Angriff zu nehmen. Im nächsten Schritt wäre es wichtig, zu unterscheiden, welche der Dinge Du ändern kannst und welche nicht.
Ich beginne mal.

Deine Schmerzen lassen sich vermutlich erstmal nicht ändern. In Deiner Macht steht es hier nur die Behandlungsprogramme mitzumachen, wie zum Beispiel Massage und Krankengymnastik. Vielleicht würde es Dir ja auch helfen, einmal die medizinische Sicht auf Deine Schmerzen ein wenig zu ändern und einen Heilpraktiker aufzusuchen? Verlieren kannst Du nichts, es wäre aber ein neuer Ansatz um vielleicht so einen Lösungsweg finden zu können. Generell ist es wichtig zu verschiedenen Ärzten zu gehen und sich nicht auf die Meinung eines einzelnen Arztes zu verlassen.
Den Beruf zu wechseln, steht bedingt in Deiner Macht. Ich würde Dir nicht raten, vn jetzt auf gleich zu kündigen, ohne Plan, wie es danach weitergeht, aber ich denke, Du solltest Dich über andere mögliche Berufsfelder informieren und Dich dabei hauptsächlich von Deinen Interessen leiten lassen. Eventuell brauchst Du auch mehr Zeit, um herauszufinden, was Du gerne machen möchtest. Gibt es Möglichkeiten, wie Du zu dieser Zeit kommen könntest? Distanz zur bisherigen Tätigkeit kann sehr fördernd sein. Urlaub? Eine Kur? Dich erstmal krankschreiben lassen, wenn Du starke Schmerzen hast?
Vielleicht findest Du hier einige Anhaltspunkte: http://berufebilder.de/2011/beruflicher-neuanfang-gerade-deutschland-umsteigen-pferd/#text
Mit ihrem Gewicht sind wahrscheinlich mehr als 50% der Menschen in Deutschland unzufrieden. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Wichtig ist es, einem Sport nachzugehen, der einem gefällt und der einem auch gut tut. Natürlich steht es irgendwie in Deiner Macht, Dein Gewicht zu ändern, aber so anfühlen tut es sich wahrscheinlich nicht. Und mit jeder begonnenen Diät, die man nicht durchhält, sinkt das Selbstvertrauen es "endlich" zu schaffen, damit endlich "alles anders wird" nur noch mehr. Dieser Gedankenkreis muss durchbrochen werden. An erster Stelle sollte also nicht stehen, jetzt 20kg abzunehmen, sondern sich jeden Tag von Neuem gesund zu ernähren und zwar so, dass man sich wohl fühlt, auch wenn dazu mal die Lieblingsschokolade gehört! Vielleicht können Dir diese beiden Hefte ja helfen:
http://www.amazon.de/gp/product/3955501256/ref=s9_simh_gw_p14_d1_i12?pf_rd_m=A3JWKAKR8XB7XF&pf_rd_s=desktop-1&pf_rd_r=1V38T26JYDYAX5HDBTRA&pf_rd_t=36701&pf_rd_p=862808927&pf_rd_i=desktop
http://www.amazon.de/Das-kleine-%C3%9Cbungsheft-Wohlf%C3%BChlgewicht-Bibliothek/dp/395550140X/ref=pd_sim_14_2?ie=UTF8&dpID=51xQeixBinL&dpSrc=sims&preST=_AC_UL160_SR124%2C160_&refRID=064H1RG30WA841HRSD20
Ob Deine Tochter mit ihrem Freund glücklich ist oder bleibt, liegt definitiv NICHT in Deiner Macht und wenn es Dich dennoch sehr stark in Deinen Gedanken sorgt, solltest Du versuchen, loszulassen. Deine Tochter muss ihre Erfahrungen sammeln und selbst wenn sie sich von ihrem Freund trennen wird, bedeutet das nicht, dass es ihr nicht weiterhelfen wird. In jeder Beziehung geht man durch gute Zeiten und auch durch Krisen und wenn eine Beziehung an einer Krise zerbricht, dann ist das traurig, aber auch ein neuer Anfang. Wenn sich meine Mutter um mich und meine Beziehung sorgt, dann rührt mich das und ich denke, Deine Tochter weiß das sicher zu schätzen. Ganz besonders wichtig und toll ist es aber, dass die Mutter für einen da ist, wenn man zu ihr kommt und Hilfe sucht. Versuche den Gedanken an die Beziehung Deiner Tochter loszulassen, aber bereite Dich darauf vor, immer für sie da sein zu können, wenn sie auf Dich zu kommt.
Der Tod Deiner Freundin tut mir sehr leid und Trauer ist etwas, das definitiv nicht in unserer Macht steht, sondern einfach zugelassen werden muss. So schlimm sich Trauer anfühlen kann, so zeigt sie uns doch, dass wir einen Menschen wirklich geliebt haben. Trauer macht uns reicher. Denn sie sorgt dafür, dass sich die Erinnerung und die Liebe zu einer Person tief in uns eingraben, wo sie uns stärker machen. Die Zeiten mit Deiner Freundin kann Dir niemand nehmen und Du solltest Dir die Zeit nehmen, ihren Tod zu betrauern, um dann wieder nach vorne sehen zu können. Es gibt noch viele andere Menschen, die unsere Freundschaft verdienen.

Wenn ich Dir so antworte und Deine Worte immer wieder durchlese, kommt mir immer mehr das Gefühl auf, dass es an der Zeit ist, Dich selbst neu zu erfinden. Du bist in Deinem Leben an einem Punkt angekommen, an dem es sehr wichtig ist, sich selbst besser kennen zu lernen und sich somit neue Lebensperspektiven zu schließen. Sobald die Kinder ausziehen, fällt das, was uns die letzten 20 Jahre eine Aufgabe gegeben hat, weg und wir sind wieder nur wir selbst. Nicht mehr in erster Linie Mutter und Versorger, sondern einfach nur wir. Es ist nicht leicht, sich selbst wieder kennenzulernen, sich selbst wieder eine neue Perspektive zu geben, aber ich denke, dass das der Grund sein könnte, warum es Dir im Allgemeinen überhaupt nicht gut geht. Mit einer starken, zu neuer Kraft gekommenen Persönlichkeit lassen sich viele Probleme meist wie von selbst erledigen. Zum Beispiel könnte die Beziehung zu Deinem Mann besser werden, weil er Dich plötzlich in einem neuen Licht sieht. Es könnte Dir leichter fallen, neue Menschen kennen zu lernen, weil Du mit Dir selbst sicherer bist und oft nimmt man auch automatisch ab, wenn man glücklich er ist.
Kraft und Gelassenheit sind es, die man laut Franz von Assissi braucht, um das Leben gut bestreiten zu können. Überlege Dir im nächsten Schritt, wie Du zu diesen Tugenden kommen könntest.
Vielleicht gefallen Dir ja diese Übungshefte?
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Ich wünsche Dir für Deinen Weg, der nun nor Dir liegt, ganz viel Stärke, ganz viel Gelassenheit und auch Freude dabei, Dich selbst zu entdecken.

Alles Liebe,

Anna