Problem von Jana - 17 Jahre

Könnte er mich noch lieben ?

Ich entschuldige mich jetzt schon mal für den langen Text.. Ich beginne einfach mal von vorne.
2013 lernte ich meinen Freund Marco kennen. Wir waren 2 Jahre lang ein Paar. Es war eine relativ "normale" Beziehung mit vielen Höhen und vielen Tiefen. Irgendwann fand ich heraus, dass mich Marco wegen einer sehr wichtigen Sache die ganze Zeit lang angelogen hat und ich habe ihn aus Enttäuschung, Wut und ohne groß nachzudenken verlassen. Es ist mir sehr schwer gefallen, vor allem weil er sich mit meiner Familie noch echt super verstanden hatte, doch ich konnte ihm nicht mehr vertrauen. Ich fand recht schnell wieder einen Freund, in der Hoffnung ich könnte Marco dadurch vergessen. Pustekuchen. Ich dachte immer an ihn und um meinem Freund nichts vorzumachen, hab ich es ihm erzählt und wir haben uns getrennt. Dann fand ich heraus, dass Marco auch schnell wieder ne neue Freundin gefunden hatte, was mir schwer zu Glauben viel, weil er Ca 2 Wochen vorher mich noch zurück haben wollte. Hat er sich vlt auch aus dem gleichen Grund wieder so schnell in ne neue Beziehung gestürzt ?Unsere Trennung war im Juli. Anfang Oktober haben wir uns zufällig getroffen und nochmal geredet und dann kam von seiner Seite aus: ( da Hatte er seine Freundin schon !) "wer weiß, vielleicht sind wir in 5 Jahren ja wieder ein Paar". Dieser Satz hat mich schon etwas ins Grübeln gebracht. Danach war Funkstille. Im Februar danach habe ich ihm dann noch mal geschrieben und irgendwie kamen wir auf die Probleme unserer Beziehung zurück. Als wir darauf zurück kamen was wir falsch gemacht hatten, wurde er richtig wütend und schon fast sauer auf die Dinge, die ich getan hatte. Da habe ich mir gedacht, wenn er doch so glücklich mit seiner Freundin wäre, würde er sich doch nicht mehr so darüber aufregen was vlt vor 2 Jahren mit mir passiert ist. Was ich auch komisch fand, dass er sich extrem für meine privaten Probleme interessiert hat. Ich habe ihm erzählt, was mich bedrückt bezüglich meiner Familie und es kamen Sätze wie "komm schon, du weißt doch, dass du mir alles erzählen kannst, wir waren so lange zusammen, du kannst mir immer vertrauen." Ich hab außerdem noch versucht ihm zu erklären, dass er mich nicht egal ist und dann sagte er das er glücklich mit seiner Freundin sei und das das nicht geht. Er möchte auch weiterhin nicht mit mir schreiben, weil seine Freundin das nicht möchte ( Eifersucht usw.). Danach war wieder Funkstille. Mein Kumpel ( auch ein guter Kumpel von Marco) schrieb manchmal noch mit ihm über mich aber da sagte er nur, es wäre ihm egal was mit mir ist oder was ich mache. Am Donnerstag also am Vatertag, war er mit seiner Freundin auf der gleichen Verantstaltung als ich und er schaute immer wieder zu mir herüber. Als er bemerkte, dass ich zurück schaue, nahm er seine Freundin und streckte ihr die seine Zunge in den Hals.
Für mich ist das alles schwer zu deuten. Irgendwie finde ich, dass diese Anzeichen dafür stehen, dass er mich noch nicht vergessen hat aber auf der anderen seite sagt er, ich wäre ihm egal... Also das ganze ist jetzt 10 Monate her und ich liebe ihn immernoch ich meine... Die erste große Liebe vergisst man ja nicht so leicht... Wie seht ihr das ?

PaulG Anwort von PaulG

Liebe Jana,

du hast natürlich vollkommen recht: Die erste große Liebe vergisst man nicht so leicht. Andererseits, was heißt das schon? Ich kann deine Verwirrung gut nachvollziehen - doch ich glaube eigentlich nicht, dass es hier sinnvoll ist, sich besonders viele Hoffnungen zu machen.

Denn selbst WENN er dich auch noch liebt - oder wieder: Was für eine Liebe ist das? Würdest du von dir sagen, dass das Gefühl für ihn, was dich jetzt umtreibt, dasselbe ist wie vor einem Jahr? Ist es wirklich noch genauso warm, genauso vertrauensvoll, genauso freundlich? Oder hat es nicht auch etwas Bitteres, Gezwungenes? Ich möchte deine Gefühle nicht herabwürdigen, Jana. Ich möchte dich aber ganz gern anregen, darüber nachzudenken, ob deine Liebe zu ihm nicht auch ein gut Teil Schuldgefühl, Trauer und Ärger über dich selbst enthält. Und wie sehr es möglich ist, in diesem Fall auf diesem Gefühl noch einmal eine funktionierende Beziehung aufzubauen. Zwischen euch ist sehr viel vorgefallen - und man kann nicht sagen, du hast Schuld, oder er hat Schuld. Möglicherweise war deine Entscheidung, dich von ihm zu trennen, übereilt; allerdings, in der damaligen Situation hat sie sich für dich doch richtig angefühlt, oder? Und was erwartest du dir von ihm, falls ihr jetzt wieder zusammen kommen würdet? So wie es war, wird es nie wieder werden. Das, was in der Zwischenzeit passiert ist, würdet ihr beide in euren Neuanfang mit hineintragen. Was die Frage aufwirft, ob es wirklich ein Neuanfang wäre. Oder ob ihr nur nicht voneinander lassen könntet, obwohl ihr euch auseinander gelebt habt.

Ich möchte dir nicht wirklich dazu raten, an ihn weiter dein Herz zu hängen. Erstens, weil sich zwischen euch viel Schweigen, Missverstehen und Ärger angestaut hat, die eine "zweite Chance" überschatten würden. Zweitens, weil er dir mittlerweile bewiesen hat, dass er auch hart sein kann. Was nicht unbedingt schlecht ist: Du hast jetzt einen realistischeren Blick auf ihn - und wenn er dir je etwas hat heimzahlen wollen, hat er es getan. Nur, ist der Junge, den du jetzt liebst, der gleiche Mensch, den du vor einem Jahr geliebt hast? Im Grunde sind doch sehr viele Veränderungen mit ihm vorgegangen, er ist aus sich herausgekommen. Den du liebst, das ist nicht der, dem du nachhängst, sondern der, der davor war. Der, den du im Zweifelsfall aber bekommen würdest, Jana, ist der heutige. Und das ist der Punkt. Was du liebst, ist ein Mensch, der nicht mehr ist, eine Geschichte, die in ein neues Kapitel hinüber gewechselt hat. Und ich bin nicht überzeugt, dass es dich glücklich machen würde. Was, wenn ihr wieder ein Paar würdet, und dann käme es zum Streit? Wäre es dann so einfach, die Fehler nicht zu wiederholen, die vor etlichen Monaten gemacht wurden? Ja, sagst du. Ich sage: Vielleicht würdest du dann erst recht feststellen, dass es keine Fehler waren, sondern dass du aus deinem Gefühl heraus richtig gehandelt hast - impulsiv vielleicht, übereilt, heftig, aber doch im Grunde gerecht. Wenn er dich in einer wichtigen Sache nicht ins Vertrauen ziehen wollte, und das für dich ein Trennungsgrund war - was ist es, was du dir vorwirfst? Da gibt es nichts, außer den berechtigten Ansprüchen, die du nun einmal hast. Vielleicht sind sie nicht gerade schlicht, aber so bist du nun mal, und das ist in Ordnung. Nehmen wir mal an, es würde sich nach einem Neuanfang eine andere Sache entspinnen, die dich vor das gleiche Problem stellte - und du würdest dich an damals erinnern, und sagen: "Nein, das passt schon..." Aber, sobald du das getan hast, merken, dass es eben nicht okay ist. Dass deine Entscheidung von damals zwar schmerzhaft und hart war, für euch beide, aber deswegen noch lange nicht falsch. Es könnte zwar auch alles anders kommen - das schließe ich nicht aus. Trotzdem würde ich schon sagen, dass ihr beide euch aneinander abgearbeitet habt, und dir eher raten, dass du dich nicht daran aufreibst. Ihr hattet eine schöne Zeit miteinander, sie hat schmerzlich geendet; das heißt noch nicht, dass alles null und nichtig ist. Auch er hat dich geliebt, auch er denkt gewiss daran zurück. Und auch du wirst ja, bei allem was du ihm vorwirfst, auch dankbar (und manchmal traurig) zurückdenken? Eben. Das gilt für ihn ganz genauso. Wie giftig er auch zwischendurch und in letzter Zeit manchmal gewesen sein mag, es sagt nichts darüber aus, wie er eure Beziehung wahrnimmt. Ich kann mir vorstellen, dass er immer wieder Schmerz fühlt, und sich sehr an der Erinnerung erfreut. Das bedeutet aber noch nicht, dass man sie wieder zum Leben erwecken kann.

Was seine verschiedenen Aktionen seit der Trennung besagen, ist schwer zu beurteilen. Dich verwirrt es natürlich - verständlicherweise - dass er so kurz nach der Trennung eine Neue hatte. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass er sich vielleicht nicht allzu tief in sie verknallt hat, sondern sich ein Stück weit auch mit ihr abgelenkt hat. Allerdings - es muss nicht so sein. Vielleicht hat er bei ihr tatsächlich auch genau den Trost gefunden, den er nötig hatte - oder zwischen ihnen ist die Liebe langsam gewachsen. Oder aber, er hat zwar getrauert, aber sich dabei entschieden, dass du für ihn als Freundin nicht mehr in Frage kommst. All das sind Möglichkeiten - und nur drei von vielen, vielen. Ich habe nicht das Gefühl, als ob er es besonders darauf anlegt, dir zu gefallen. Man kann argumentieren, dass er dich eifersüchtig machen möchte; in eurem Fall scheint mir aber auffällig, dass du aus einem durchaus triftigen Grund mit ihm Schluss gemacht hast. Wenn er dich wirklich liebt, sollte er (wenn er nicht eh Schuldgefühle hat) doch immerhin gemerkt haben, dass er etwas gemacht hat, was das Mädchen seines Herzens verärgert? Und das mit Recht. Dass er dich eifersüchtig machen will, wird in meinen Augen unwahrscheinlich, weil es mir eher so wirkt, als wollte er dich verletzen. Vielleicht nicht ganz so stark, wie es gerade geschieht. Aber Eifersucht und Trauer sind doch zwei unterschiedliche Dinge. Und die Art, wie er dich angegangen ist, als bewusste Aktion zu sehen, die dein Interesse an ihm stärken sollte... würde ich nicht zu tendieren. Vom Rumknutschen vor deinen Augen mal ganz abgesehen. Wäre dieses Bild nicht immer in deinem Kopf, wenn er dich wieder küssen würde? Selbst wenn.

Mein Fazit, Jana, ist: Ich schließe nicht aus, dass es eine neue Chance geben könnte, aber es sieht für mich nicht sehr danach aus. Weil sein Verhalten für mich nicht darauf hinweist, dass er wirklich Interesse an einem zweiten Versuch hat - und auch, weil ich nicht glaube, dass es für dich das Beste wäre. Er war dein Freund, ihr habt einander geliebt, und das ist nicht aus dem Herzen und Gefühl zu bannen, das stimmt. Nur, was meinst du, wie es mir geht, wenn ich heute mit meiner Exfreundin telefoniere? Ich bin gerne mal mit ihr, aber ich weiß und spüre auch genau, dass nichts mehr wird. Auch wenn ich manchmal noch von Trauer und Zweifel überwältigt werde. Und so kann es auch dir gehen - und auch ihm. Das alles muss noch nicht heißen, dass ein Neuanfang als Paar für euch das Sinnvollste wäre. Und dass ihr damit erfolgreich sein würdet. Es nützt nichts, sich jetzt Vorwürfe zu machen - das solltest du nicht tun, auch dir selbst gegenüber nicht. Es ist geschehen, was geschehen ist. Was nicht ist, hat nicht sein sollen.

Aber: Was noch wird, das entscheidest du selbst. Du kannst ihm schreiben oder erzählen, dass du ihn noch magst, und gern eine zweite Chance hättest. Vielleicht lehnt er es rundweg ab - dann weißt du Bescheid. Über seine Gefühle, aber, je nach dem, wie es vor sich geht, auch über seine Person. Zum jetzigen Zeitpunkt. Wenn er einwilligt - hast du noch keine Garantie, dass es ein Erfolg wird. Und willst du dir wirklich aufs Gewissen laden, dass er sich dann von seiner neuen Freundin trennen müsste, die ihn ja vielleicht wirklich sehr liebt? All das sind Fragen, die offen bleiben. Du kannst eine wirklich eindeutige Antwort nur bekommen, wenn du ihn selbst fragst. Doch von dem aus, was du erzählt hast, würde ich sagen: Lass diese Beziehung stehen als etwas, das schön war, das kompliziert ausgelaufen ist - was nur beweist, wie viel es euch bedeutet hat. Du hast daraus gelernt, was du in Zukunft anders machen und anders haben möchtest. Trotzdem wäre es falsch, dir einzureden, du hättest allein Schuld an dem, was passiert ist. Du hast getan, was du empfunden hast. Jetzt kannst du es wieder tun - aber du musst damit rechnen, dass das Ergebnis wiederum sehr ernüchternd und kurzlebig ist. Seinen Gefühlen nachzugeben heißt schließlich nicht immer, den einfachsten Weg zu wählen - im Gegenteil. So war es auch bei der Trennung. Dennoch wäre der andere Weg weder leichter, noch angemessener gewesen. Du hast entschieden - und auch jetzt solltest du entscheiden, und dann tun, was du tun musst. Nimm dir vor, anzunehmen, was dann kommt - denn wie es auch wird, nur so wird es dir helfen.

Alles Gute und Liebe Grüße,

Paul