Problem von Anonym - 16 Jahre

Was bin ich ? Bi, hetero, homo?

Hallo kuka -Team,
Erst mal finde ich es richtig gut dass es sowas für menschen mit sorgen und problemen gibt , wo man einfach jemanden mit einem offenen ohr hat!

Also :
Seit ca. 5 monaten quält mich der gedanke daran bi- oder homo zu sein , denn wenn ich stark übergewichtige männer oberkörperfrei sehe, bekomme ich sofort ne erektion und ich kann nichts dagegen machen aber geschlechtsverkehr oder eine beziehung mit einem mann find ich eher abstoßend. Klar stellt man sich das vor und malt es sich aus aber eklig finde ichs trotzdem .
Bei leicht bekleideten frauen tut sich untenrum nicht viel aber dafür ist die vorstellung im kopf mit einer frau sex zu haben irgendwie angenehm .
Und manchmal wenn ich allein im bett lieg denk ich mir wie schön es wäre wenn ich jetzt eine freundin hätte die neben mir liegen würde.
Es ist also so , als wäre m ein körper eher homo und mein ich eher hetero .
Ich erwisch mich manchmal dabei wie ich mädchen und jungs auf den hintern schaue .
Ich hab das gefühl dass wenn ich jungs auf den hintern gucke das eher so ein vergleichsgucker ist und bei mädchen ist es eher so ein ,,abcheckgucker" ist und bei mädchen frage ich mich immer ob ich da draufschau weil ,, mann" das so macht oder weil es von mir aus kommt.
Es gibt tage da denke ich mehr an männer und tage da denk ich eher an frauen und dass ist für mich auch sehr verwirrend.wenn ich abends mit ein paar kumpels und mädels was unternehme bin ich irgendwie gefühlte 100% hetero.woran das liegt weiss ich nicht.


Ich hatte noch keine beziehungen weder mit mann noch mit frau (nur mit 2 mädchen jeweils ein paar dates und dann wurd ich von beiden gefriendzoned).
Mit einem mädchen eine beziehung einzugehen fände ich aber erstrebenswert.

Mit p****s hab ich wenig erfahrung aber bei der SB denke ich irgendwie an beide geschlechter gleichviel.

Kann es sein dass ich gerade in so ner phase bin in der mei körper bei sex &co ein bisschen verrückt spielt (so eine phase hatte ich vor ca. 2 jahren schonmal(also dass mit den übergewichtigen männern))
?
Bitte antwortet mir , das würde mir sehr helfen

Lg

PaulG Anwort von PaulG

Lieber Anonymer,

ich denke nicht, dass du dir Sorgen machen musst. Du sagst zu Recht: Es könnte nur eine Phase sein - aber selbst, wenn es keine Phase bleiben sollte, was wäre daran schlimm?

Die menschliche Sexualität ist wohl ein kompliziertes Gebäude. Viele Menschen tun sich ja leider immer noch schwer damit, anzuerkennen, dass es auch Homo- und Bisexualität gibt. Ich würde noch einen Schritt weiter gehen und vermuten, dass auch diese verschiedenen sexuellen Orientierungen keine fest gefügten Blöcke sind: Es mag sein, dass jemand sich in Frauen verliebt, sie zärtlich betrachtet, und doch stellenweise auch an männlichen Körpern Erregung findet. Das muss nicht bedeuten, dass du homosexuell bist oder dabei wärst, es zu werden. Ich kann mir das schon vorstellen, dass bestimmte Bilder - in deinem Fall starkgewichtige Männer - einfach ihren Reiz haben, ohne dass du jetzt mit einem Mann intim werden möchtest. Viele Männer haben bestimmte Vorstellungen, was sie am Körper einer Frau anziehend finden; bei manchen geht das so weit, dass sie es sich mit einer Frau, die das nicht vorweisen kann, gar nicht vorstellen können. Sind sie in diesen Momenten etwa nicht heterosexuell? Durchaus nicht, sie vermissen einfach, was ihnen besonders gefällt, und haben deswegen noch nicht die Orientierung gewechselt. Wenn es dir jetzt so geht, wie du es beschrieben hast, dann bist du ja nicht stellenweise schwul geworden, sondern es ist ganz einfach so, dass auch Männer auf dich - zumindest beim Anschauen - manchmal eine gewisse Anziehung ausüben.

Wenn du mich jetzt fragst, wie damit am besten umzugehen wäre, würde ich sagen: Warte es einfach ab. Und noch wesentlicher: Verdränge diese Gefühle nicht. Wenn es sich je herausstellen sollte, dass du doch auf Männer stehst, wird dich das in diesem Moment auch nicht mehr stören. Ich glaube aber nicht, dass es so kommen wird, sondern dass das, was dir so gefällt, einfach über ein größeres Feld gestreut ist. Wenn du dir jetzt auferlegst, zu 100% heterosexuell zu denken, wird dir das nicht helfen, sondern deine Angst und dein Verlangen eher noch steigern (mehr noch, als es sonst der Fall gewesen wäre), und das Ganze wird sich eher verschlimmern als verbessern. Nur, was ist denn schlimm daran, wenn es Männer gibt, von denen du sagst: "Wow..."? Wie ist das zum Beispiel beim Anschauen von Pornos - du hast beschrieben, dass du noch nicht viel Erfahrung damit hast. Tatsächlich sind in diesen Filmen ja meist auch Männer zu sehen, nicht nur Frauen. Glaubst du jetzt, die vielen Männer auf der Welt, die Pornographie konsumieren, blenden, wenn sie einen Film wählen, die Männer darin völlig aus? Auch da spielt es durchaus eine Rolle, würde ich sagen, wie der Mann so aussieht: Ob er dick oder dünn ist, alt oder jung, muskulös oder eher zierlich: Das trägt auch dazu bei, wie sehr man daran Gefallen findet. Und wenn der Mann dazu "nicht stimmt", kann es sein, dass einem die Sache nicht zusagt - auch wenn man die Frau attraktiv findet. Oder wie erklärst du es dir sonst, dass in den diversen Filmen auch die unterschiedlichsten Männer gezeigt werden? Wenn es den Zuschauern egal wäre, zumindest den Männern, könnte man ja genauso gut einen Standard-Typen zeigen, immer gleiche Statur, immer gleiche Haarfarbe, immer gleiches Alter - aber das geschieht nicht. Wahrscheinlich geht es also etlichen Männern und Jungen so wie dir auch, nur dass nicht jeder so offen darüber spricht: Der Körper des eigenen Geschlechts kann schon Signale aussenden - und das muss noch lange nicht heißen, dass man Männer liebt und eine Beziehung zu einem Mann anstrebt.

Im Übrigen gibt es ja auch viele Jugendliche, Jungs und Mädchen, die in einem bestimmten Alter sexuelle Erfahrungen mit dem eigenen Geschlecht sammeln, auf die das faszinierend wirkt - und die dadurch in ihrer Entwicklung, das andere Geschlecht zu lieben, nicht beeinträchtigt werden. Es ist einfach so, dass es einen mitreißen kann, sei es aus Neugier, weil man noch nicht sicher ist, welches Geschlecht man bevorzugt, oder weil niemand vom anderen Geschlecht da ist - all das können Gründe sein. Wie würde es dir gehen, wenn dir so etwas passiert, du es sogar genossen hättest? Vielleicht noch schlechter als jetzt. Und doch wäre auch das noch kein Grund, unbedingt anzunehmen, dass deine sexuelle Orientierung dir verloren ginge. Dein Körper reagiert manchmal anders, als du es in deinem Kopf geplant hast, das hast du richtig bemerkt. Warum es also nicht hinnehmen? Wenn du homosexuell veranlagt bist, kannst du es nicht ändern, wirst es aber auch irgendwann nicht mehr schlimm empfinden. Wobei ich hier noch einmal bemerken muss: Ich glaube nicht daran, dass du es bist. Ich glaube, dass du ein junger Mensch bist, dessen Erregung sich mal hierhin, mal dorthin vortastet - und du kannst dem guten Gewissens nachgehen. Was immer am Ende dieses Weges steht, kannst du ja nur bedingt beeinflussen; es sind deine Anlagen. Erregt zu werden, wenn du bestimmte Männer betrachtest, macht dich, wenn du heterosexuell bist, nicht homosexuell; und andersrum ebenso wenig. Nimm deine Sexualität als das, was sie ist: Etwas Gegebenes, zu deinem Gefallen, nicht zu deiner Qual, und lasse die Bilder zu, die dir gefallen - solange dadurch niemand Anderem ein Schaden entsteht. Auf diese Weise wirst du auch am schnellsten den Bildern, die dich irritieren, ihren Schrecken nehmen, wirst entspannter werden, und es vielleicht bald wieder ablegen. Doch auch, wenn das nicht passiert gilt: Was erlaubt ist, ist gut. Und was dir gut tut, wie du es beschrieben hast, darunter ist nichts Falsches. Du musst sicher keine Angst haben, dich in eine Richtung zu entwickeln, die du nicht gutheißt - es ist Teil deiner Jugend und Teil deiner Person, keine totale Kehrtwende zum eigenen Geschlecht.

Alles Gute und Liebe Grüße,

Paul