Problem von julia - 25 Jahre

zu viel

hallo
ich weiß so langsam nicht mehr weiter es wird mir alles zuviel. ich mache gerade eine ausbildung zur erzieherin und bin dabei völlig auf die unterstützung meiner eltern angewiesen finanziell da diese ausbildung nicht bezahlt wird, bekomme nicht mal bafög sondern gar nichts. zur schule muss ich mit dem bus was am tag 8€ kostet. dazu habe ich noch 2 eigene Ponys für die im moment auch meine eltern aufkommen müssen unsere finazielle situation ist nicht gerade rosig und es belastet mich sehr das ich meine eltern so viel koste. ohne mich wären sie besser dran... freunde habe ich nicht viele eigendlich nur 2 einer davon ist unglücklich in mich verliebt aber ich empfinde nur freundschaft für ihn und habe angst ihn zu verlieren.meine andere freundin und ich sehen uns leider nicht so oft und ich habe das gefühl sie zu verlieren dazu kommt das ich im praktikum total unglücklich bin und so angst habe den anforderungen nicht gewachsen zu sein. mir wird das alles zuviel sitze oft nachts im bett und heule wie ein schlosshund aber ich will meinen eltrn nicht noch mehr sorgen machen. aber allein der gedanke meine ponys meine seelentröster und besten freunde zu verlieren sorgt dafür das mir ganz kalt wird und die welt wirkt so dunkel.ich fühle mich als hätte mich jemand in den ozeam geschmissen und würde im boot sitzen und mir sagen na schwimm doch und um mich herrum ist nur tiefes dunkles wasser.
manchmal wünsche ich mir es gäbe mich gar nicht...

Anna Anwort von Anna

Liebe Julia,

vielen Dank für Dein Vertrauen uns gegenüber. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es Dir zur Zeit sehr schlecht gehen muss und Du Dich mehr und mehr verzweifelt fühlst in Deiner schwierigen Situation. Finanzielle Nöte zu haben, gehört zu den schwierigsten Umständen, in denen man stecken kann und wenn man anfängt zu überlegen, was weg kann und was man noch tun kann, damit es weiter geht, läuft man schnell Gefahr, sich selbst dermaßen zu überfordern, dass man seinen Alltag nicht mehr bestreiten kann.

Zunächst einmal muss ich sagen, und ich finde, dass das nichts Selbstverständliches ist, dass Du ein sehr hilfsbereiter, sozialverantwortungsbewusster und rücksichtsvoller Mensch bist. Zwar hängst Du Deinen Eltern zur Zeit - unverschuldet - auf der Tasche, aber ich bin mir sicher, dass sie da in etwas richtig Gutes investieren! Du interessierst Dich für das Wohl Deiner Mitmenschen, Deine Ausbildung geht genau in diese Richtung und ich bin mir sicher, dass Du schon jetzt ein Juwel für Deinen Beruf bist!
Wer in finanziellen Nöten steckt, den prüft das Leben. Zur Zeit musst Du unter Entbehrungen leiden und dem schweren Gefühl, dass das alles nicht "nur" auf Deinen Schultern lastet, sondern auch auf denen Deiner Eltern, die vielleicht selbst finanziell nicht so gut dran sind. Du sorgst Dich darum, Deine Ponys nicht noch verlieren zu müssen, sich ab und zu mal etwas zu gönnen, ist sicher auch nicht drin und dazu kommt der ganz normale Druck von Ausbildung und Praktikum, der vielleicht etwas leichter zu ertragen wäre, wüsstest Du nicht, dass davon "so viel abhängt".
Deine finanziellen Nöte kann ich Dir nicht nehmen, aber vielleicht kann ich Dir helfen, die Dinge etwas anders zu betrachten. Dass Eltern für die Ausbildung ihrer Kinder aufkommen und ihnen eine gewisse Starthilfe bieten, ist in unserer Kultur weitgehend normal bishin zu selbstverständlich. Ich finde es sehr sehr bewundernswert, dass Du diese Stütze nicht als selbstverständlich hinnimmst, sondern als etwas sehr Wertvolles und Aufopferndes betrachtest. Die Art und Weise wie Du Gesten Deiner Mitmenschen schätzt, sorgt dafür, dass zwischen Dir und ihnen stets ein respektvolles und gutes Verhältnis herrscht. Deine Eltern wissen es im Gegenzug sicher auch sehr zu schätzen, dass Du ihnen dankbar dafür bist. Wissen sie denn von dem Druck unter dem Du stehst? Sicher mussten sie ihn selbst einmal erleiden und können sich vielleicht gut in Dich hinein versetzen. Vielleicht können sie Dir auch etwas Tröstliches sagen, wenn Du Dich mitteilst. Schreibe ihnen doch mal einen Brief und erzähle ihnen von Deinen Gefühlen, Deine Ängsten, aber auch von Deiner Dankbarkeit ihnen gegenüber. Sich einmal richtig bedankt zu haben, kann die eigenen Schuldgefühle schon erheblich auflösen.
Eltern sind für ihre Kinder da, soweit sie können. Deine Eltern investieren nicht einfach in "Dich" und Deine Interessen, sie investieren auch in einen sozialen Beruf, in soziale Strukturen, in die Gesellschaft, in der sie leben und am Ende auch in ihre eigene Altersvorsorge. In die Kinder zu investieren, bedeutet in die Zukunft zu investieren. Ich kann Deine Schuldgefühle sehr gut nachvollziehen, denke aber, dass Du bisher schon mehr als genug leistest und Dich um nicht mehr kümmern solltest, als darum, dass Du die Ausbildung bewältigst.
Hier ist es aber auch wichtig zu fragen: Machen Deine Eltern Dir denn Vorwürfe deswegen? Lassen sie es Dich spüren, dass sie für Dich aufkommen? Oder gründen diese Gefühle alleine in Dir selbst?

Du musst im Moment vielen Anforderungen gerecht werden, für Du Dich selbst entschieden hast. Ein Stück weit kämpfst Du nun dafür den Anforderungen Dir selbst gegenüber gerecht zu werden und dies durchzuhalten und vielleicht sogar zu schaffen, bist Du auf dem besten Weg, alleine, WEIL Du jeden Tag dafür kämpfst. Vielleicht gibt es ja unter Deinen Kollegen und Kolleginnen Menschen, die Dich in Deiner Situation verstehen können, und wenn es sich nur um arbeitsbedingte Schwierigkeiten handelt. Ein vertraulicher Austausch untereinander kann schon Wunder für Motivation und Selbstglaube bewirken.
Was Dich auch sehr belastet, glaube ich, ist, dass Du aus Angst Freunde zu verlieren, es aushalten musst, dass jemand Interesse an Dir hat, der noch nicht weiß, dass es unerwidert bleiben wird. Ich denke, es ist Zeit, dass Du in der Hinsicht reinen Tisch machst. Auch aus dieser Ecke Deines Lebens bist Du mit starken Schuldgefühlen konfrontiert, denen es ein Ende zu machen gilt. Ein reiner Tisch muss nicht das Ende einer Freundschaft bedeuten, sondern kann auch ihr Anfang sein.

Zum Schluss möchte ich Dir noch folgende Übungshefte empfehlen, vielleicht helfen sie Dir ja:
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Ich wünsche Dir auf jeden Fall alles Gute!

Viele Grüße,

Anna