Problem von Anonym - 20 Jahre

Der Versuch etwas zu verändern...

Hallo liebes Kummerkasten-Team,

Ersteinmal möcht ich euch einfach dnke sagen - bestimmt auch im Namen vieler anderer Leute, die her ihr Problem abgeben! :) Ich habe mir einige Probleme auf eurer Seitee durchgelesen und ich finde, ihr macht wirklich eine tolle Arbeit und ich bewundere wieviel Herz und Mühe ihr in viele Antworten steckt! Macht weiter so, ihr macht viele Menschen glücklich mit eurer Arbeit :)

Zunächst muss ich mich jetzt schoneinmal entschuldigen für den langen Text den ich hier mit meinem Handy eintippe :o ich hoffe trotzdem das du / ihr ihn bis zum Schluss liest und mir auf mein Problem antworten könnt... :/

Meinen Namen möchte ich nicht unbedingt sagen, ich hoffe ihr seit deseegen nicht böse, aber ich möchte trotzdem lieber anonym bleiben... Ich bin männlich, 20 Jahre alt und mache zurzeit eine käufmännische Ausbildung. Ich gehe seit einigen Jahren schon trainieren. Ich habe mich in den letzten Monaten charakterlich ziemlich verändert. Ich war immer sehr zurückhaltend und verschlossen anderen gegenüber. Das hat damt zutun das ich in der Schule gemobbt wurde und trotzdem noch Jahre danach unter den Folgen litt... :( ich habe eine schwere Zeit hinter mir, wo ich einsam und alleine war und keine Freunde hatte. Ich hatte oft Selbstmord Gedanken und hatte soetwas auch schon geplant... es war wirklich schlimm für mich wenn man sonst keinen anderen Ausweg sieht :( Ich habe in dieser Zeit auch einen Menschen verloren, in den ich sehr stark verliebt war und über 2 Jahre geliebt habe, obwohl ermir immer wehgetan hat...

Auf jedenfall habe ich durch eine Geburtstagsfeier neue Leute kennengelernt (ein paar Mädchen - ich habe mich mit Mädchen schon immer besser verstanden als mit Jungs ^^) und habe jetzt sozusagen eine Clique, mit der ich immer etwas unternehme :) sie sind zwar noch umeiniges jünher als ich (16) aber von zwei ihr Freund ist auch 20 und von daher passt das schon :D . Wiegesagt, dadurch das ich jetzt rauskomme und auch viel mit ihnen weggehe habe ich ein gutes selbstbewusstsein und selbstwertgefühl aufgebaut, aber trotzdem bin ich in einigen Sachen gleich geblieben. Ich bin ziemlich ungeduldig, versteife oder verrenne mich sehr schnell in etwas, mach mir oft sehr viele Gedanken um Kleinigkeiten und soetwas, ich bin anhänglich oder klammere oft - habe auch oft Verlustängste, gerade wegen früher und der einsamkeit... und - wie es mir widergespiegelt wurde und ich mich selbst auch sehe ticke ich bisschen wie ein Mädchen :o Wahrscheinlich verstege ich mich dedhalb mit Mädchen so viel besser als mit Jungs...

Das Problem, zu dem ich jetzt kommen will ist, das ich mir unbedingt eine Beziehung wünsche, schon seit einigen Jahren... :/ Ich sehne mich oft nach einer Freundin, danach mit jemanden viel Zeit zu verbringen, zu kuscheln und natürlich auch rumzumachen - glaube in der hinsicht bin ich doch wie die meisen Jungen :D Aber ich bin eben so jemand, der so ist, der diese körperliche Nähe braucht, also das man kuschelt und sich küsst... und der sehr anhänglich ist und klammert und sie am liebsten jeden Tag sehen möchte, und wenn es nur für ne Stunde ist...
Aufjedenfall tut es mir im Hetz so unglaublich weh schon so lange alleine zu sein und noch nie eine Beziehung gehabt zu haben :'( immer wenn ich Pärchen sege oder eben Leute die zusammen sind und kuscheln oder sich küssen macht es mich traurig, eiffersüchtg, bisschen wüzend und es tut einfach weh... Leider sind die Mädchen aus meiner Clique alle vergeben und kennen auch niemanden, mit dem sie mich verkuppeln könnten. :( ich habe angefangen Mädchen anzusprechen (was vor einiger Zeit noch unvorstellbar gewesen wäre!!!) und probiert eine Freundin zu finden. Dazu habe uch mir auch Videos auf Youtube angeschaut von Flirtprofis und Tipps und soetwas... Es lief ganz gut. Ich habe ein Mäcdchen kennengelermt und 2x gedatet. Wir haben uns auch geküsst und zusamnen gekuschelt und es lief wirklich alles super aber trotzdembekam ich dann eine grobe Nachricht das sie keine Gefühle für mich hätte und das das nichts wird mit einer Beziehung... auch meine Freundinnen verstanden das nicht und ich bin eben sojemand, der schnell Gefühle entwickelt und der - wenn es um Mädchen und liebe geht sehr sensibel und verletzlich ist und soetwas macht macht mich dann doch schon sehr fertig und zieht mich runter :'( Klar, das geht nach einiger Zeit wieder vorbei aber das mir so oft von Mädchen weh getan wird, ich verletzt werde oder mir das Herz gebrochen wird macht mich einfach kaputt innerlich und auch wenn ich mich erhole hinterlässt das alles Narben und tiefe wunden in meinem Herz. Dadurch mache ich mir beim nächsten mal nur noch mehr gedanken um jede Kleinigkeit und meine Verlust-Angst wird größer..ich weis nicht was ich jetzt noch tun soll um eine Freundin zu finden und um diese Traurigkeit, diese Einsamkeit die ich oft fühle zu beenden. Ich gebe mir mühe etwas zu verändern aber ves klappt nie, mir wird immerwieder wehgetan... :(

Habt ihr einen Ratschlag was ich tun soll, wie ich vielleicht nicht so schnell so verletetzt werden kann? Wie ich das Mädchen meiner Träume finde? Wie ich das mit dem anhänglich sein abstellen kann und auch so "kalthertziger" werde? :/

Anna Anwort von Anna

Hallo Du,

erst einmal möchte ich mich für Dein Kompliment an uns bedanken. Es ist immer schön, Rückmeldung zu bekommen und sogar noch schöner, wenn es eine so positive ist wie die von Dir. Danke dafür! Und auch vielen Dank für Dein Vertrauen uns gegenüber und dass Du Dich mit Deinem Problem an uns gewandt hast.

Dass Du darunter leidest, so oft verletzt zu werden, kann ich sehr gut nachvollziehen. Kränkungen in Sachen Liebe vergisst man meist sein Leben lang nicht. Man hat sich geöffnet und wurde zurückgewiesen - das kränkt nicht nur den Stolz und das Selbstbewusstsein, sondern kann oft auch in starke Unsicherheit und Selbstzweifel führen. Ich glaube manchmal, dass niemand um Kränkungen in Sachen Liebe herum kommt, dass früher oder später jeder einmal diese schlimmen Erfahrungen sammelt, dass diese uns aber auch prägen für die Zukunft und das nicht immer zum Negativen, sondern auch zum Positiven. Wir werden durch diese Zurückweisung "zu uns selbst zurück geworfen" und haben die Möglichkeit daran zu wachsen, dass wir nicht gewollt wurden - entweder, in dem wir lernen, Dinge nicht immer so persönlich zu nehmen oder in dem wir lernen, uns dennoch selbst zu lieben und anzunehmen. Diese Kränkungen werden auch oft wieder gut gemacht, immer dann wenn wir positive Erfahrungen mit Menschen sammeln, wenn wir uns zugehörig fühlen oder davon erzählen können, vielleicht sogar mit jemandem darüber lächeln können und nun froh sind, dass wir diese Erfahrung schon hinter uns gebracht haben.

Worunter Du aber auch zu leiden scheinst, ist Deine Verletzlichkeit. Kurz eine Info vorweg: auch MÄNNER haben Gefühle und sind verletzlich, nur zwingt die unsere Gesellschaft irgendwie dazu, diese Gefühle nicht zu zeigen. Es wird von Vielen eben als "unmännlich" angesehen, zu weinen, über seine Gefühle zu sprechen, sich mit den eigenen Emotionen auseinander zu setzen. Es wird auch oft als unmännlich angesehen, kuscheln zu wollen, Zärtlichkeit zu suchen, intime Gespräche zu führen, einfach Nähe zu suchen. Es ist übrigens sehr interessant, sich mal damit auseinanderzusetzen, woher diese Geschlechterzuschreibungen (Männer sind so und so/ Frauen sind so und so) eigentlich kommen und welchen Zweck sie bisher erfüllt haben, aber auch welche Ängste dahinter stehen. Der Mensch teilt Dinge gerne in Schubladen und Kategorien ein, das macht es leichter, die Welt zu verstehen oder mit ihr umzugehen. Für Dich ist es aber wichtig, Dir die Frage zu stellen, ob dieses Männerbild auch für DICH relevant ist. Du bist wohl nicht so der Macho-Typ und das ist doch auch vollkommen okay so! Ich finde es sehr schön, ein sensibles und tiefgründiges Gespräch mit einem Mann führen zu können; Männer müssen nicht immer harte, coole Typen sein - auch nicht für Frauen. Und wie mir scheint, hast Du ja schon einige Freunde gefunden, die Dich so schätzen wie Du bist. Das freut mich sehr für Dich! In dem letzten Problem, das ich von Dir beantwortet habe, fiel es Dir ja noch sehr schwer, Menschen in der nicht-digitalen Welt kennen zu lernen und es freut mich, dass Du jetzt sogar gleich eine ganze Clique gefunden hast. :-)
Geschlechterrollen zu hinterfragen, hilft meist, sie als das zu enttarnen, was sie sind. Und dann kann man sich auch fragen, ob diese Rollen für einen selbst wirklich wichtig sind. Vielleicht helfen Dir ja diese Texte ein wenig:
http://www.zeit.de/online/2008/02/jungmaenner
http://www.swp.de/ulm/nachrichten/wissen/mensch/Die-traditionelle-Geschlechterrolle-im-Wandel-der-Zeit;art1185449,1720378

Zum Punkt Verletzlichkeit aber noch eine Anmerkung: Es gibt ein Phänomen namens Hochsensibilität, von dem ca. 10-20% der Menschen betroffen sind. Sie gelten als besonders sensibel und haben wahrscheinlich ein komplexeres Nervensystem als andere Menschen. Hier findest Du die wichtigsten Infos auf einen Blick dazu:
http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/53/Hochsensibilitaet.html

Und nun noch ein paar Zeilen zum Thema Freundin und Beziehung. Ich kann gut nachvollziehen, dass Du Dich nicht gut fühlst und Dich danach sehnst, eine feste Beziehung zu haben und denke, dass es Dir als sensiblem und nähebedürftigem Menschen besonders wichtig ist, körperlichen Kontakt zu haben. Ich finde, das ist etwas sehr Schönes, wenn Menschen gerne kuscheln und ihre Zuneigung durch Körperlichkeit zeigen wollen - das ist etwas, von dem es mehr auf der Welt geben müsste. Übrigens: je weiter in den Süden Du auf der Welt gehst, desto herzlicher und "wärmer" und körperlicher werden die Menschen. Vielleicht warst Du mal in einem mediterraneren Land wie zum Beispiel Italien in Urlaub. Ist Dir aufgefallen, wie die Menschen dort miteinander umgehen? Dort ist es lauter auf den Straßen, lebendiger, herzlicher und die Menschen gestikulieren viel mehr, umarmen sich mehr. Gerade Deutschland wird von vielen Urlaubern als sehr kalt im Zwischenmenschlichen wahrgenommen, als still, weniger herzlich.
Also, wie gesagt, ich kann verstehen, dass Du Dich nach einer festen Beziehung sehnst. Das tun wahrscheinlich die meisten und ich bin mir sicher, dass Du irgendwann auch die Richtige finden wirst, die zu Dir passt. Ich glaube, dass Du auf dem richtigen Weg bist: Du hast Freunde gefunden, Du hast die Möglichkeit neue Menschen kennenzulernen, Du machst Sport und sorgst für ein körperlich gutes Befinden, Du bist ein aufmerksamer und höflicher Mensch, der sehr sozial ist. Bleibe auf dem Weg - entdecke Dich selbst, auch, wenn das komisch klingt. Und scheue Dich nicht davor, auch Deine Abgründe kennenzulernen, die Tiefen in die Dir kennenzulernen, die dunklen Seiten, die Dich nur umso interessanter machen.

So weit erstmal von mir. Ich wünsche Dir alles Gute und hoffe, ich konnte Dich ein wenig zum Nachdenken anregen.

Mit vielen Grüßen,

Anna