Problem von Anonym - 16 Jahre

Bin ich eigentlich für irgendwas nicht Schuld?

Hallo ich bin weiblich 16. Ich habe leider im Letzten Jahr meinen Vater verloren. Er ist an Krebs Gestorben. Seitdem habe ich zwischen durch Albträume zum Beispiel sehe ich Ihn Tod im Krankenbett liegen. Aber wir mir auch dauernd Bewusst was er alles verpasst, dass macht mich traurig. Noch trauriger macht es mich aber, dass meine Mutter meinen Bruder irgendwie lieber hat. Egal bei welcher Kleinigkeit, steht sie immer hinter meinem Bruder. und dann mischt sich meistens noch seine Freundin ein, die ich eigentlich mag aber in Situationen in denen sie keine Ahnung hat von denen wir reden sollte sie lieber den Mund halten. In diesem Sinne sind alle gegen mich. Mein Vater hat mich egal bei was immer unterstütz und nie runtergemacht, und dieses Gefühl das jemand hinter einem steht fehlt mir jetzt am meisten. Oft möchte och auch einfach nur in den Arm genommen werden, aber das ist einfach bei meiner Mutter nicht das gleiche heimische Gefühl wie bei meinem Dad. Außerdem fängt sie oft mich indirekt zu Beleidigen an. Ich bin halt dicker als andere aber das ist mir im Moment egal und ich fühle mich wohl und habe freunde die mich unterstützen. Da muss sie nicht immer mit so hässlichen Bemerkungen kommen z.B. Hast du nicht heute schon genug gegessen und sowas.... Das regt mich einfach auf. Da frag ich mich auch öfter ob sie mich eigentlich überhaupt lieb hat oder mir immer wieder nur eins Reinwirrgen muss. Oft bin ich auch einfach Schuld, obwohl ich Garnichts für manche Situationen kann.

Ich fühle mich jetzt schon befreit, dass einfach mal losgeworden Zusein, da mich zwischen zeitlich einfach nur alles nervt und ich mal Luft rauslassen musste. Aber meinen Freunden kann ich das irgendwie nicht erzählen, weil sie mich ja doch nicht verstehen, oder sie mich einfach mit ihren Problemen zu labbern. Jetzt schon mal ein riesiges Danke schön Obwohl ich eigentlich keine wirkliche Frage gestellt habe, vielleicht wisst Ihr ja was, das ich vielleicht verbessern könnte das ich nicht für alles schuld bin.

Vielen Dank

Ich

Nuala Anwort von Nuala

Hallo du,

es ist gut, dass du dich auf diesem Wege seelisch erleichtern konntest. Vielleicht kann ich dir ein wenig helfen, sodass du dich in deiner Familie wieder geborgener fühlen wirst.

Der Tod deines Vaters ist ein wirklich schwerer Schicksalsschlag. Ich habe meinen Vater selbst sehr früh verloren. Das ist ein bitterer Verlust, vor allem wenn man ein inniges Verhältnis zueinander hatte so wie du mit deinem Papa und ich mit meinem. Du hast auch sehr treffend ausgedrückt, dass es doppelt schlimm ist, weil er selbst noch so jung war und du eben auch... Ich habe mir immer wieder die gleichen Fragen gestellt und mich dann daran gewöhnen müssen, dass ich nie wieder Antworten bekommen werde, zumindest nicht von ihm. Das tut sehr, sehr weh. Ich merke, wie die Jahre vergehen und der Schmerz allmählich nachlässt. Trotzdem macht es mich traurig, dass es doch nicht so selten ist, dass junge Menschen einen Elternteil (oder beide) verlieren.

In deinen Träumen verarbeitest du deine Gefühle und Gedanken rund um seinen Tod. Manche Menschen notieren sich gleich nach dem Aufstehen ihre Träume, um sie nicht zu vergessen und deuten diese zum Teil auch. Das heißt, sie versuchen herauszufinden, was der Traum ihnen mit seinen Bildern sagen möchte. Wenn dich das interessiert, kannst du das ja einmal ausprobieren. Wichtig ist, dass du aufschreibst, wie du dich im Traum gefühlt hast (hilflos - stark - groß - klein - unwichtig - traurig - einsam - glücklich usw.). Ich denke, das befreit zusätzlich, weil vieles über die Zeit klarer wird und auch zeigt, was man im Alltag machen sollte, um sich besser zu fühlen (denn unterbewusst wissen wir Menschen recht viel, nur kann es nicht immer einfach in unseren "klaren" Kopf gelangen).

Ich dachte mir, dass du vermutlich noch in einer starken Verbindung zu deinem Vater stehst. Vielleicht redest du zu ihm, erzählst ihm, was dich gerade bedrückt. Je nachdem, wie gläubig du bist, lässt sich in diese Richtung viel machen, z.B. sich vorstellen, dass man eines Tages im Jenseits wieder zusammen sein wird. Besonders bei großer Verzweiflung über den Tod kann das helfen, sich nicht ganz so ohnmächtig und allein gelassen zu fühlen. Ich kenne Menschen, die zur Trauerbewältigung sehr viel zum Grab des Verstorbenen gehen, sich hingebungsvoll um das Grab kümmern und dort verweilen. Andere wiederum haben kleine Rituale zu Hause, dass sie zum Beispiel am Todestag eine Kerze anzünden und intensiv dem Toten gedenken. Wieder andere haben eine Art "Altar", auf dem Fotos und andere Erinnerungsstücke liegen. Ich finde es schön, ein Kleidungsstück der geliebten Person zu behalten. Im besten Fall riecht es noch genau so, wie dieser Mensch immer gerochen hat. Das kann sehr tröstlich sein.

Was deine Mutter angeht, aber auch die Freundin deines Bruders, rate ich dir ganz schlicht zum Reden. Ich habe nämlich das Gefühl, dass sie gar nicht mitbekommen, dass dich das nervt und verletzt. Deine Mutter weiß sicherlich nicht, dass du schon an ihrer Liebe zu dir zweifelst - und ich bin mir recht sicher, dass eher bestürzt reagieren würde und nicht gleichgültig. Vielleicht bekommt sie gar nicht mit, wie oft und kränkend sie dich anspricht und wie wenig Zuneigung sie dir gibt. Also wenn ihr eine halbwegs gute Beziehung zueinander habt, wäre eine Klärung wirklich wichtig und dann vermutlich fruchtbar.. so wäre ein wichtiger Punkt deine Sorge, sie könnte deinen Bruder mehr lieben als dich (ich kann mich erinnern, meine Mutter genau damit einmal konfrontiert zu haben, woraufhin sie wirklich erstaunt und erschüttert war. Sie konnte mir dann glaubhaft versichern, dass dem nicht so ist. Mittlerweile denke ich, sie liebt meine Schwester einfach anders als mich, wir sind eben ganz unterschiedliche Charaktere...). Ihre Wahrnehmung eurer familiären Lage kann absolut anders aussehen als deine, alleine deswegen lohnt sich die Aussprache! So kannst du auch Aha - Effekte bekommen, die dich befähigen können, mit manchen Momenten anders und für dich befriedigender umgehen zu lernen. Ein Beispiel: Du findest, du bekommst du wenig Zuwendung. Sie findet, sie gibt dir Zuwendung, indem sie sich um dich sorgt - es nur etwas ungeschickt rüberbringt und dich damit verärgert.

Die Freundin deines Bruders... hm, da kannst du in bestimmten Situationen sicherlich auch etwas sagen, z.B: "Danke für deine Meinung, doch wir klären das mal eben innerhalb der Familie..." oder so ähnlich. Deinen Bruder könntest du unter vier Augen dafür ebenfalls sensibilisieren, dass bestimmte Dinge einfach nur euch etwas angehen. Der Ton macht die Musik, also wenn du deine Anliegen ruhig zur Sprache bringst, ist es wahrscheinlicher, dass sie angenommen werden.

Übrigens finde ich es super, dass du zu deiner Statur stehst und dich wohlfühlst. So soll es sein! Da hat auch niemand das Recht, dich zu kritisieren, weil das schlicht unterhalb der Gürtellinie ist.

Etwas irritiert bin ich davon, dass du einerseits schreibst, deine Freunde würden hinter dir stehen, aber dann später schreibst du, sie kämen nicht als Tröster in Betracht. Das ist für mich ein klarer Widerspruch.... sind das nun wahre Freunde oder nicht?
Wie dem auch sei: Es gibt immer Leute, die vertrauenswürdiger sind als andere, die mehr zuhören und zur freundschaftlichen Hilfe bereit sind. Bestimmt gibt es in deinem Freundes - und Bekanntenkreis solche Menschen. Und diese hören dir sicher gern zu und geben dir Tipps und erzählen, wie sie eine ähnliche Situation gemeistert haben. Nur müsstest du auch auf sie zugehen und nicht alles für dich behalten, was dich bedrückt. Vertrauen wächst auf Gegenseitigkeit. Also wenn du dir ein Problem eines Freundes anhörst, kannst du genauso von deinem Kummer berichten.

Alles Liebe!
Nuala