Problem von Anonym - 15 Jahre

Problem mit Vater

Liebes kuka Team,
vielen Dank schonmal im vorraus das ihr mir helfen wollt. Wie in der Überschrift genannt geht es um meinen Vater... Ich weiss garnicht wie ich anfangen soll. Erstmal zum Verständnis, meine eltern sind seit 7 Jahren getrennt. Seit 4 Jahren habe ich einen Steifvater der mir auch sehr wichtig geworden ist. Mein Vater ist leider kein richtiger Vater. Er kümmert sich nicht um mich, ruft nicht an, intressiert sich nicht für mich und jedes mal wenn ich ihn sehe macht er mich runter. Das ist schon seit meiner Geburt so. Er sagt immer wie Scheiße ich bin und wie toll die anderen sind. Vorallem mein Bruder macht in seinen Augen immer alles richtig. Mein einziger Wunsch war es ihn Stolz zumachen aber es hat nie geklappt obwohl ich mich immer mega anstrenge. Es tut einfach weh was er sagt und irgentwann hab ich angefangen das zu glauben. Ich hab die Fehler nur bei mir gesucht. Dadurch hab ich mein gesamtes Selbstbewusstsein verloren und hab Nächte lang durchgeweint und er hat nicht mal gefragt wie es mir geht. Und dann kommt dazu das er
mein stiefvater ständig beleidigt und er meint seitdem ich ihn kenne, hab ich mich verändert und bin nicht mehr seine Tochter. Und ich kann mir nicht vorstellen das er eifersüchtig ist. Ich glaube eher es liegt an mir. Das traurige ist er merkt garnicht wie sehr es einen verletzt. Vor einem Jahr da konnte ich dann einfach nicht mehr. Ich Bin in der Schule zusammen gebrochen weil dieses ganze schauspielern und so tun als ob nichts wäre einen so erdrückt. Zu dem Zeitpunkt hat sich dann meine klassenlehrerin eingemischt und sagte ich soll den Kontakt abbrechen. Nach langem hin und her hab ich es ihr dann teilweise anvertraut. Obwohl er der größte Arsch der Welt ist fiel es mir schwer.Letzendlich habe ich es dann aber doch getan. Jetzt beschwert er sich andauernd bei meiner Mutter warum ich mich nicht melde aber auf die idee mich mal anzurufen kommt er garnicht. Einerseits vermiss ich ihn aber andererseits weiss ich das er mir nicht gut tut und das sobald ich den Kontakt wieder herstelle alles beim alten wird. Und das schaff ich nicht nochmal. Das war wirklich die schlimmste zeit meines lebens und jetzt gehts mir eigentlich wieder richtige gut ohn
e meinen papa. Ich meine ich hatte nie ein vater.Ich habe nur Angst das ich das mit meinen 15 Jahren noch nicht genau einschätzen kann was richtig ist und das ich es später bereue. Das schlimmste für mich ist zu wissen das wenn er hilfe bräuchte, ich die erste bin die bei ihm wäre. Aber zu wissen das wenn ich hilfe bräuchte, er nie kommen würde.Also soll ich es lieber so lassen oder mich bei ihm melden? Und wie seht ihr die situation? Ich bin eigentlich wirklich eine sehr starke und lebensfrohe Person aber wenns um mein Vater geht dann weiss ich nicht mehr weiter.

Vielen Dank und Liebe grüße
Ich verstehe das ihr viel zutun habt und schicke die nachricht jetzt zum 2. Mal. Ich hoffe sehr ihr könnt mir zumindest ein wenig helfen. Ich bewundere eure Arbeit sehr.

Dana Anwort von Dana

Liebe Unbekannte!

Es ist einfach immer wieder schade, wie sehr das Unvermögen von Elternteilen Kindern das Leben schwer machen kann.

Das Hauptproblem: Elternwerden studiert man nicht. SO viele Ausbildungen gibt es...aber wie man seine Kinder behandelt, das lernt keiner. Das geht mit "Trial and Error". Und leider ist da oft sehr viel Error dabei. Beim Heranziehen seiner Kinder kann man unglaublich viele Fehler begehen - und gerade dann, wenn man selbst mit sich nicht im Reinen ist.

Und so sieht es bei deinem Papa aus, wie es scheint. ER scheint ein Problem in sich zu tragen, dass er dich so überfordert und seelisch unterfordert hat. Wichtig: dieses Problem ist nicht dein Problem gewesen, noch ist es das jetzt. Du hast versucht, ihm gefällig zu sein, hast dir Liebe ersehnt und hast nicht verstanden, warum da keine Gegenliebe gekommen ist. Und als Kind reagiert man dann nur in einer Weise: man sucht die Schuld bei sich. Dass der so hoch gehobene Papa einen Fehler machen könnte, so weit denkt man als Kind nicht.

Dass DU ja wohl nicht total fehlerhaft bist, sieht man ja daran, dass deine momentane Familie mit Mutter und Stiefvater gut mit dir funktioniert und ihr wohl sehr gut miteinander klar kommt.

Der Weg, den ich mir für dich jetzt vorstellen könnte, wäre der des Vergebens. Sieh deinen Vater als das, was er ist. Ein Mensch mit Fehlern, ein Mensch mit Unvermögen, dich richtig zu behandeln. Er hat da wohl eine Schwäche. Dies entschuldigt nicht sein Verhalten (!), aber es erklärt es. Man sieht seine Zerrissenheit sehr gut darin, dass er dich links liegen lässt, aber wenn du dich nicht meldest, nachbohrt, warum das so ist. Er kann also nicht heran ziehen und er kann nicht loslassen. Du hingegen hast momentan losgelassen - zu deinem eigenen Wohl. Und auch wenn das nagt und weh tut, es ist momentan sicher besser, weil du erst einmal seelisch entspannen kannst.

Allerdings würde ich dir empfehlen, neben dem Rat deiner Lehrerin auch fachlichen Rat zu suchen. Du bist momentan geschwächt durch das Verhalten deines Vaters, das du stark mit dir verbindest und dich vom Schuldgedanken nicht frei sprechen kannst. Auch wenn ich dir deine Unschuld hiermit beteuere, es wird sicher nicht lange anhalten, du wirst es nicht glauben. Zu lange bist du schon in der anderen Schiene unterwegs. Neben deiner Stärkung wäre es wichtig, diese Entspannung in dein Vaterbild mit einzubauen. Ihm zu vergeben, zu überlegen, wie man die Beziehung wiederaufbauen kann, auf einem anderen, unabhängigeren Niveau. Das geht aber nur, wenn du selbst definiert bist und weißt, wo du stehst. Und dafür wäre eine sanfte Therapie gut, die dir die HIlfestellung gibt und die Fragen langsam beantwortet, die so in dir sind. Das ist für einen Kummerkasten im Internet eine zu langwierige Sache.

Du bist 15, da kann man gewisse Dinge schon selbständig machen. Vielleicht kannst du über deine Lehrerin an eine Therapie kommen? Vielleicht kann sie dir bei den ersten Schritten helfen? Oder deine Mum? Jemand, der mit dir einen Therapeuten/eine Therapeutin aussucht? Ich würde deinen Vater erst dann wieder kontaktieren, wenn du selbst stärker bist und mehr in dir ruhen kannst. Wenn du weißt, dass DU toll bist und nicht fehlerhaft und du dann in der Lage bist, Vergebung zu üben und anders auf deinen Vater zuzugehen als in emotionaler Abhängigkeit. Es geht also erst einmal um DICH. Und dann um die Beziehung und eine eventuelle Kittung zu deinem Vater. Der Prozess geht auch nicht in ein, zwei Wochen durch. Das dauert. Du klingst intelligent, sympathisch und selbstreflektiert. Ich traue dir zu, in einer gewissen Zeit erfolgreich zu sein und dann alles anzugehen, was du dir vorgenommen hast. Ich sehe das bei dir durchaus positiv.

Was meinst du...bekommst du das hin?

Wenn du noch Fragen hast, melde dich ruhig noch einmal unter Feedback.

Jetzt wünsche ich dir erst einmal viel Erfolg, Mut und Durchhaltevermögen.
Du kannst das packen.

Alles, alles Liebe,

Dana