Problem von Maria- Sophie - 12 Jahre

Ich hasse meinen Stiefvater

Hallo ich bin Maria- Sophie und bin 12.
Meine Mutter hat einen neuen Mann kennengelernt als ich 7 war. Sie hat sich seit dem sehr verändert. Sie schreit mich an obwohl sie das nie gemacht hat. Ihr neuer Mann macht andauernd abwertende Witze über meinen Vater. Das macht mich traurig und seit dem er da ist weine ich viel mehr. Er mischt sich auch in meine privaten Sachen ein zb durchsucht mein Handy oder so. Letztes Jahr haben sie geheiratet und sie haben einen Sohn miteinander. Ich will nicht mir dort wohnen kann aber nicht zu meinem Vater weil er kein Sorgerecht für mich hat. Ich hasse meinen Stiefvater und wünsche mir immer noch das mein Vater zurückkommt ich weiß das das nicht geht aber ich will es trotzdem. Gibt es eine Möglichkeit um zu meinem Vater zu ziehen? Wenn nicht bleibt mir wohl nur übrig zu warten. Mit meiner Mama kann ich auch nicht reden sie blockt ab. Ich will das meine Mama glücklich ist aber ich hasse meinen Stiefvater über alles. Es kommt noch dazu das er nicht nur meinen Vater sondern auch mich beleidigt. Zb als dumm oder das ich einen schlechten Job bekomme( er sagt ich werde Putzfrau denn fürs strippen sei ich zu hässlich) was sich hier schreibe ist kein Scherz oder so. Ich leide wirklich.
Hoffe auf eine Antwort.

Dana Anwort von Dana

Liebe Maria-Sophie,

ui, das klingt schlimm. Ich kann es dir nachfühlen, wie furchtbar du dich fühlen musst. Und so, wie du es beschreibst, wirst du von deinem Stiefvater wohl auch ziemlich hart angegangen, zumindest mit Worten. Ich weiß nicht, ob er einfach einen "derben Humor" hat, aber das geht zu weit.

Manchmal gibt es Menschen, die solche Probleme mit sich und der Welt haben, dass sie sich nur gut fühlen, wenn sie andere Menschen abwerten. Vielleicht wertet dein Stiefvater dich und deinen Papa ab, um sich selbst nicht gefährdet zu fühlen, weil er fürchtet, dass du bei deiner Mama die Nummer 1 bist und ER die Nummer 1 sein möchte? Das zu werten und zu analysieren, ist aber sowohl für mich und schon sowieso auch für ein 12jähriges Mädel wie dich viel zu hoch. Fakt ist aber, egal, was mit deinem Stiefvater los ist, dass er sich dir gegenüber nicht korrekt verhält. Und da muss eine Änderung her, denn so kann man ja nicht glücklich weiter leben.

Was mir an dir gefällt ist, dass du sagst, du möchtest, dass deine Mutter glücklich ist. Das ist ein sehr reifer und sehr schöner Gedanke. Und es ehrt dich, dass du nicht versuchst, alles kaputt zu machen. Was nebenbei natürlich auch nicht wirklich wirken würde.
Allerdings sollst DU ja auch glücklich sein und nicht dich und deine seelische Gesundheit dieser Sache opfern.

Wie kann man dies nun erreichen?

Der erste Schritt ist - so unangenehm das vielleicht ist - doch nochmals das direkte Gespräch mit deiner Mutter (und vielleicht sogar mit deinem Stiefvater). Es gäbe dazu die Möglichkeit, dir einen "Vermittler" dazu zu holen, damit du nicht gleich überbügelt wirst und man dich ernst nimmt. Gibt es zB eine Verwandte/einen Verwandten (Tante, Onkel, erwachsene Cousine, Oma, sonstige Personen), die dich dahingehend begleiten könnten und bei denen du Vertrauen hättest? Meist hiflt es, jemanden einzuweihen, der da beim Gespräch dabei sitzt und einfach schaut, dass die Wogen nicht zu hoch kochen.

Warum solltest du nochmals reden? Weil du diese Möglichkeit ausschöpfen musst, bevor du einen Schritt weiter gehst. Es ist wichtig, deiner Mutter und ihrem Mann respektvoll zu erklären, dass du sie lieb hast, ihnen ihr Glück gönnst, dich aber unglücklich fühlst, weil du dich abgewertet siehst. Keine Provokationen, kein Rumgeheule, keine Vorwürfe...sondern einfach die Schilderung deiner Gefühle. Das Gespräch sollte in einem Moment der Entspannung stattfinden, also nicht gerade dann, wenn ihr sauer aufeinander seid.

Sollten sie dir zuhören, hast du vielleicht die Möglichkeit, mit ihnen die Zukunft ein wenig genauer zu besprechen.
Falls nicht, hast du in dem Punkt wenigstens alles versucht und müsstest dann deine Hilfesuche ausweiten.

Es ist nötig, dass auch 12jährige Mädchen ernst genommen werden und dass ihnen zugehört wird. Die nächste Stufe wäre zB der Vertrauenslehrer an deiner Schule oder auch euer Schulpsychologe. Wenn ihr die nicht an eurer Schule habt, geht auch eine "normale Lehrerin" oder Lehrer, denen du vertraust. Es sollte jedenfalls jemand an deine Seite gestellt werden, der erwachsen ist und einen guten Überblick gewinnen kann. Zudem bist du 12 und solltest gewisse Gänge nicht alleine machen müssen.

Es gibt zB auch die Möglichkeit, in einer Erziehungsberatungsstelle mal um Rat zu fragen - auch das sollte mit einem Erwachsenen passieren, ich möchte dich ungern durch die ganze Stadt schicken. Die Erziehungsberatungsstelle ist eine kostenfreie Einrichtung, wo sowohl Eltern als aber auch Kinder ihre Probleme erzählen können und fachkundige Zuhörer helfen. Auch Pro Familia und die Caritas wären Anlaufstellen, aber wirklich: hole dir Hilfe dazu von jemandem, der solche Gänge mit dir machen könnte. Keine Alleingänge. Und bitte: das Gespräch mit deiner Mutter und deinem Stiefvater sollte zuerst kommen. Ich weiß, es ist unangenehm und man würde das am liebsten lassen und flüchten...aber wenn deine Mutter rechtlich das Sorgerecht für dich hat und dein leiblicher Vater hat keinerlei Rechte, dann ist da auch erst einmal nichts zu machen. Du kannst einfach nur für dich kämpfen und hoffen, dass du gehört wirst. Erwachsene Helfer können dir da Unterstützung geben und ich hoffe für dich, dass du dir selbst eine leichtere Zukunft erschaffen kannst, indem du den Mund aufmachst und redest. Immer mit Respekt und Achtung, um auch ernst genommen zu werden.

Sei nicht böse, wenn ich nicht genauere Hilfen schreibe, du bist noch sehr jung und ich möchte dir nicht raten, auf eigene Faust bestimmte Beratungsstellen anzulaufen. Nimm daher bitte den Weg "Elterngespräch, alleine oder mit Vermittler" --- Gespräch mit Lehrern/Schulpsychologen --- Erziehungsberatungsstelle/Caritas/Pro Familia, zusammen mit einer Vertrauensperson.

Ich wünsche dir den Mut, deine Gedanken offen auszusprechen und dir Hilfe bei jemandem zu suchen, dem du vertraust. Ich wünsche dir gute Gespräche und Erfolg bei deiner "Mission".

Alles Liebe,

Dana