Problem von Patricia - 23 Jahre

Meinen Arbeitgeber richtig ansprechen...

Hallo zusammen!

Und zwar bräuchte ich mal Hilfe, es geht um meinen Job, also eher um meinen Arbeitgeber.

Ich war jetzt ca. 1 1/2 Jahre arbeitslos und habe im April dann gott sei Dank bei mir direkt um die Ecke eine Arbeit gefunden, bei einem Anwalt. Ich bin alleine dort tätig, weil er auch alleine ist und wohl auch nur noch ein paar Jahre macht und dann aufhört.

Jetzt habe ich von meiner Vorgängerin erfahren, dass er im Thema Urlaub machen, oder mal zum Arzttermin muss, überhaupt nicht ansprechbar ist. Das würde ihm überhaupt nicht passen. Also vor einem Jahr waren noch zwei Angestellte hier und er wollte nie, dass jemand Urlaub macht. :-(

Und jetzt bin ich ganz alleine in der Kanzlei und sitze auch von 8 Uhr morgens bia abens halb 6 hier während er eigentlich auch nur weg ist. Also ich seh meinen Chef höchstens 3 Std am Tag. :-( Jetzt wollte ich nach den ganzen Monaten mal fragen ob ich einen Tag vor meinem Geburtstag vielleicht einen Tag Urlaub machen könnte. Aber ich trau mich einfach nicht zu fragen absolut nicht :-( ich kam bis jetzt auch super mit ihm aus also es gab noch keine Meinungsverschiedenheiten oder sonst was.

Was soll ich denn jetzt tun? Ich hab bis jetzt noch nicht das Thema Urlaub angesprochen, weil ich ja so lange arbeitslos war und er auch weiß. Nicht dass mein Chef denkt ich halt nix durch so.

Habt ihr welche Ideen oder Tips?

Johannes Anwort von Johannes

Liebe Patricia,

ich freue mich wirklich sehr, dass du dich mit deinem Problem an uns gewandt hast.

Zunächst einmal möchte ich dir recht herzlich zu deinem neuen Job gratulieren, auch wenn du bereits seit vier Monaten in der Kanzlei beschäftigt bist. Sicherlich war dies nach 1 1/2 Jahren eine große Erleichterung für dich, zumal deine Arbeitsstelle in der Nähe ist, was aus meiner Sicht ebenfalls ein großer Vorteil ist.

Übrigens bin ich gelernter Rechtsanwalts- und Notarfachangestellter und habe bisher sowohl in einer kleinen Kanzlei mit nur einem Anwalt als auch in einer großen Kanzlei mit fünf Anwälten gearbeitet.

Ich denke, dass du abgesehen von dem Thema Urlaub in der Kanzlei recht zufrieden bist, weil du geschrieben hast, dass du dich mit deinem Chef bisher sehr gut verstanden hast. Meiner Meinung nach ist das echt viel wert. Schließlich verbringst du in der Woche ziemlich viele Stunden auf der Arbeit.

Das Thema Urlaub scheint dir aus unterschiedlichen Gründen große Bauchschmerzen zu bereiten, weil du zum einen von deiner Vorgängerin erfahren hast, dass er diesbezüglich überhaupt nicht ansprechbar ist und zum anderen, weil du lange arbeitslos gewesen bist und dein Chef denken könnte, dass du nichts durchhältst. Zudem könnte ich mir vorstellen, dass du dir das gute Verhältnis zu ihm nicht verderben möchtest. Ist das so?

Ich kann deine Sorgen wirklich sehr gut nachvollziehen, liebe Patricia. Dennoch hast du jedes Jahr einen gesetzlichen Urlaubsanspruch, den du hier nachlesen kannst:
http://www.info-arbeitsrecht.de/Urlaub/urlaub.html
Ich gehe davon aus, dass du vor Beginn deiner Tätigkeit einen Arbeitsvertrag unterzeichnet hast. In diesem Falle gilt natürtlich der jährliche Urlaubsanspruch aus deinem Vertrag.

Trotzdem solltest du bedenken, dass es bei Chefs nicht immer gut ankommt, wenn man bereits während der Probezeit Urlaub nimmt, die grundsätzlich zwischen drei und sechs Monate beträgt. Auch hier gehe ich davon aus, dass die Probezeit in deinem Arbeitsvertrag geregelt ist.

Letztendlich wirst du nicht darum herum kommen, deinen Arbeitgeber irgendwann nach Urlaub zu fragen. Sicherlich ist es eher unwahrscheinlich, dass er auf dich zukommen wird und dich fragen wird, ob du Urlaub haben möchtest. Trotzdem kann ich es natürlich nicht ausschließen.

Darüber hinaus möchte ich dir sagen, dass es natürlich möglich, aber nicht selbstverständlich ist, dass er auch bei dir bezüglich des Urlaubs überhaupt nicht ansprechbar ist wie bei deinen beiden Vorgängerinnen. Vielleicht sind damals auch andere Dinge vorgefallen, von denen dir nichts erzählt wurde, aber darüber möchte ich jetzt nicht weiter spekulieren.

Angesichts der Tatsache, dass du momentan seine einzige Angestellte bist, wird es für ihn sicherlich nicht unbedingt vom Vorteil sein, wenn du Urlaub hast und sein Büro nicht besetzt sein wird. An diesem Punkt möchte ich dir sagen, liebe Patricia, dass das nicht dein Problem ist. Für dieses Problem muss dein Chef eine Lösung finden, also zum Beispiel noch jemanden einstellen, denn es kann nicht angehen, dass du das ganze Jahr durcharbeitest. Normalerweise müsste er das gerade als Anwalt ebenfalls so sehen.

Wenn er nicht so viel Stress hat, würde ich ihn einfach mal fragen, ob es möglich ist, dass du an dem und dem Tag Urlaub nehmen kannst. Versuche dabei ganz nett und höflich zu sein, aber gleichzeitig auch bestimmt und vor allem nicht unsicher.

Ich wünsche dir für diesen Schritt ganz viel Kraft und würde mich freuen, wenn du mir nach einiger Zeit ein Feedback schreibst und berichtest, wie die Situation ausgegangen ist.


Alles Liebe,

Johannes