Problem von Anonym - 13 Jahre

Outing

Hallo :3!
Mein Problem ist, dass ich transsexuell bin und ich es nicht länger verheimlichen will. Ich habe deswegen schon Depressionen und Essstörungen. Ich kann nicht mehr mitt diesem Geheimnis weiterleben. Ich habe jedoch Angst wie meine Familie , Freunde oder Schule darauf reagiert. Ich bin am Ende...

JuliaZ Anwort von JuliaZ

Hallo :)

Es freut mich, das Du dich mit deinem Problem an uns gewandt hast!


Herzlichen Glückwunsch, das Du deine Orientierung und Neigung deines Lebens gefunden hast. Du scheinst dir trotz deiner Jungen 13 Jahre sehr sicher zu sein, das Du Transsexuell bist. Ich möchte dir trotzdem erstmal vorweg etwas schreiben.

Als ich 12 Jahre alt war, lernte ich einen 15 Jährigen jungen Mann kennen. Er sah sich selbst als Schwul. Vor mir stand er damals in edler Kleidung, welche mit Glitzer-Kreisen bestickt war. Wir wurden Freunde, haben uns aber durch einen Umzug seinerseits aus den Augen verloren. Als wir uns 1 Jahr später wieder trafen stand er in Jeans und lässigem Hoodie vor mir und hielt mir die Tür eines Geschäftes auf, als er mich dort rauskommen sah. Er hatte eine große Veränderung durchgemacht und war nun der Festen Überzeugung, das Er doch Heterosexuell ist. Vor 1 Jahr traf ich ihn dann erneut. Und wie? Wieder mit Glitzerjacke und einem jungen Mann an seiner Hand.

Was ich sagen möchte: Neigungen können während der Pubertät manchmal verrückt spielen und einen in unterschiedliche Richtungen drängen. Es kann tatsächlich sein, das Du Transsexuell bist, aber es könnte auch sein, das Du irgendwann spürst, das Dies doch nicht das Leben ist, welches Du tief in dir spürst. Manchmal muss man erst seine Erfahrungen machen um zu spüren wo man hingehört. Dies muss man genau wissen, bevor man weiterdenkt.

Du bist dir deiner Transsexualität ganz sicher und das ist vollkommen in Ordnung so.

Natürlich stellt Sich nun die Frage nach deinem Outing. Du selbst weißt nun, wie Du fühlst, aber andere müssen erst lernen, damit umzugehen. Das soll heißen: Du selbst kennst deine Neigung nun schon einige Zeit. Sobald Du nun aber deiner Familie, deinen Freunden, allen den Du davon berichten möchtest, dies mitteilst, werden Sie aufeinmal das Gefühl haben vor einem neuen Menschen zu stehen. Sie müssen sich erst gewöhnen, das Du nun auf einmal eine andere Person bist, als die Person, um welche Sie sich bisher ganz sicher gewesen sind.

Deine Familie kennt dich doch wahrscheinlich dein Leben lang. Vielleicht haben sie sich bei einigen Taten manchmal so etwas schon gedacht. Aber wissen tun sie darum nicht. Auch Du wirst nach einem Outing die Zeit geben müssen, die deine Familie und deine Freunde und sonst wer brauchen wird.

Du wirst verständnisvolle Reaktionen bekommen, aber Du wirst vielleicht auch mit Ausgrenzung, Verspottung, etc. kämpfen müssen.

Der richtige Zeitpunkt für ein Outing ist genau dann, wenn Du merkst, das Es der Richtige Moment für diese Ehrlichkeit ist. Vertraue dich erstmal den Menschen an, bei denen du am wenigsten Ablehnung befürchten wirst. Breite dann den Kreis derer Menschen aus, die deine Neigung erfahren werden. Du entscheidest wer dies wann erfährt und nur Du entscheidest Wie Du es mitteilen wirst.

Wie geht man nun so ein Outing am besten an?

Das ist tatsächlich eine ganz schwierige Frage. Es gibt niemals "Das perfekte Outing/Coming out" Aber es geht dabei um Ehrlichkeit, Offenheit, Vorbereitung und Sicherheit. Wir haben eine Soforthilfe zu diesem Thema verfasst. Natürlich ist dieses lediglich auf Schwule/Lesben und Bisexuelle beschrieben, aber auch Du kannst aus dem Coming out derer deine Informationen ziehen. und auch findest Du in unserem Archiv ganz viel Hilfe und Rat dazu:

http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/42/Coming-Out-Eo-Zu-sich-selbst-stehen.html
http://mein-kummerkasten.de/Suche/Outing%20
http://mein-kummerkasten.de/Suche/Transsexuell

Auch diese Soforthilfen solltest Du dir mal anschauen:

http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/31/Professionelle-Hilfe-Wie-finde-ich-einen-Psychotherapeuten.html
http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/23/Essstoerungen-bin-ich-zu-dick.html
Außerdem: Depressionen und Essstörungen gehören in jedem Fall in ärztliche Hände. Vertraue dich deiner Familie
Auch mit diesen Problemen an. Sucht deinen Arzt auf und lasst euch dort Hilfe und Beratung geben. Auch kannst Du
dir in jedem Fall Hilfe bei einer Beratungsstelle holen. Schaue dazu einfach mal ins Telefonbuch oder suche im Internet mit dem
Namen deiner Stadt/der nächst größeren Stadt nach Hilfe bei Depressionen und Essstörungen.

Auch hier habe ich noch einige Internetseiten für dich rausgesucht:

http://www.deutsche-depressionshilfe.de/stiftung/depression-erkennen.php
https://www.anad.de/essstoerungen/
https://de.wikipedia.org/wiki/Transsexualit%C3%A4t
http://transsexuell-forum.de/
http://www.telefonseelsorge.de

Ich wünsche Dir Alles Alles Liebe und gute auf deinem Weg.

Schreibe gerne erneut, wenn Du noch Fragen hast oder wieder einmal Hilfe brauchst.

Julia