Problem von Antony - 18 Jahre

Beratung zu Bulimie .Muss ich mir Sorgen machen?

Hallo. Ich bin Anthony und bin 18 .
Ich hab Bulimie seit 7 Monaten.
Ich habe täglich Ess-brech Anfälle 1-2 mal am Tag .Immer wenn ich esse übergebe ich mich um so gut wie möglich alles los zu werden ,wenn ich mal was esse ohne zu schaffen mich zu übergeben fühle ich mich schrecklich und habe starke Magenschmerzen .

Ich weiß auch nicht ob ich aufhören will ich sehe es nicht als Problem ,weil ich mich besser und erleichtert fühle.
Außerdem habe ich viele andere psychische Probleme seit ich 12 bin ,ich war bis jetzt vier mal in einer psychiatrischen Klinik und ich kämpfe gerade oder immer noch damit wirklich Hilfe zu finden da die Klinik es nur jedes mal schlimmer gemacht hat ,es hier aber auch keine normalen Therapeuten gibt die Termine haben (bei dem einen stehe ich seit auch 7 Monaten auf der Warteliste.)

Ich glaube aufgrund meiner anderen Probleme sehe ich es nicht als wichtig genug darüber nachzudenken wie schädlich es für mich ist ,auch wenn es mich stark einschränkt .

Rein theoretisch hat es angefangen als ich das letzte mal in der Klinik war,da ich dort aus Depressionen 8 Tage so gut wie nichts gegessen habe und da schon dieser Kontroll Wahn angefangen habe .

(...)

Meine Frage aber auf jeden Fall ist ,ob ich mir sorgen machen sollte da ich weiß Bulimie kann erhebliche körperliche folgen haben kann .
Seit ein paar Wochen nun ,geht es mir nicht mehr gut nach dem erbrechen ,sonst fühlte ich mich erleichtert und außer das ich dann Sodbrennen hatte ging es mir viel besser und ich fühlte mich als sei ich eine last losgeworden .
Von meiner Stimmung dann nächste geht mir das auch noch so.Aber körperlich nicht mehr ...nun habe ich danach starke Magenschmerzen und Magenkrämpfe.
Meist lege ich mich nach dem erbrechen ins Bett aus Erschöpfung.
Mein Körper fängt dann an stark zu zucken ohne Grund ,mein ganzer Körper zuckt zusammen als wollte mich gerade jemand schlagen oder also hätte ich einen grausamen Alptraum gehabt obwohl ich noch wach bin und entspannt .

Allgemein bin ich natürlich extrem erschöpft und habe keine kraft ,bin ständig müde aber obwohl mein Körper so fertig ist ,kann ich kaum schlafen ,meist nur 1-1-2 Stunden seit es mir so schlecht damit geht .

Und ich habe von Natur aus Einen Herzfehler ,den ich ewig nicht mehr habe untersuchen lassen (ich habe sozial Phobie und vermeide daher jeder Art soziale Kontakte ,auch mit bekannten aber hauptsächlich fremden und besonders Ärzte ) der hat sich schon vor einen Jahr stark verschlimmert ,die Beschwerden daher ist es nichts neues für mich .
Aber ich merke jetzt dass es noch mehr wird ,ich habe viel öfter starke Schwindel Anfälle oder bin kurz davor dass ich umkippe,Herzrasen und extreme Empfindlichkeit zu Wärme, Hitzewallungen (hatte ich aber schon vorher starke Probleme mit )
Oder das mein Herz hauptsächlich sehr langsam und schwer schlägt .waren aber alles Probleme die ich vorher auch hatte also kann es auch sein dass das meiste nur aus der kraftlosigkeit meines Körpers kommt was mein Herz betrifft .

Aber vor allem machen die neuen starken Magenschmerzen nach dem Erbrechen und die extremen starken Zuckungen mir Gedanken und dass mein Schlaf - ich hatte schon vorher Schlafstörungen - sich so verschlechtert hat Gedanken .
Normalerweise hatte ich hauptsächlich das Problem mit dem einschlafen was bei mir immer ewig gedauert hat und dass ich ein paar mal pro Nacht aufwache und wieder lange brauche um zu schlafen .
Aber jetzt schlafe ich relativ schnell ein aber wache nach 1-2 Stunden wieder auf und kann danach einfach nicht mehr schlafen .Und seit ungefähr 5 Monaten habe ich jede Nacht starke Alpträume ,ich weiß nicht ob das was damit zu tun hat aber nunja.

Auf jeden Fall wollte ich wissen ob körperlich irgendwas stark bedenklich klingt oder ich (für Bulimie ) in einen akzeptablen Bereich bin und ob ich mir Gedanken um meine Gesundheit machen muss ?
Dank meiner sozial Phobie traue ich mich nicht zum Arzt und wie bereits erwähnt machen mir die Magenschmerzen ,das starke Zucken und das komplett andere Schlafverhalten mir schon Gedanken ob körperlich vielleicht etwas nicht stimmt .

Ich wäre sehr dankbar für eine Antwort .

Liebe Grüße ,Anthony .

Alisa Anwort von Alisa

Hallo Anthony,

deine Situation, die du hier schilderst, klingt schon ganzschön verzwickt! Aber super, dass du dich an uns gewendet hast!

Vorab möchte ich kurz erwähnen, dass ich zum allgemeinen Schutz eine Passage aus deinem Text heraus genommen habe. Aber ich gehe auf deinen ganzen Text ein und nehme dich natürlich trotzdem ernst!

Du schreibst, du hast seit 7 Monaten Bulimie mit fast ausnahmslos täglichen Brechanfällen und fragst, ob die möglichen gesundheitlichen Folgen bei dir noch „im Rahmen“ sind.
Zuerst möchte ich betonen, dass wir hier alle keine Ärzte sind und (deshalb) keine Ferndiagnosen stellen können und wollen. Aber ich denke, das weißt du selbst und fragst eher nach einer Meinung von außen.

Ich habe jetzt mal alle körperlichen Probleme zusammen gesucht, die du geschildert hast:
- Magenschmerzen, Magenkrämpfe
- Sodbrennen
- Erschöpfung, Kraftlosigkeit, ständige Müdigkeit
- Zucken
- Schlafstörungen, Albträume
- Schwindelanfälle
- Herzrasen
- Hitzewallungen, Wärmeempfindlichkeit

Das sind ganzschön viele Probleme, oder? Damit hoffe und denke ich, dass du eigentlich die Antwort schon selbst kennst.
Du hast ja auch erwähnt, dass du zur Zeit eigentlich gar keinen Kopf dafür hast wegen deiner ganzen anderen Problemen. Aber dennoch schickst du eine Anfrage hier her. Ganz egal kann es dir also nicht sein und das finde ich super!
Wenn man bei Bulimie unter Sodbrennen, Erschöpfung und co leidet, dann möchte der Körper einem meistens sagen, dass eine Grenze überschritten wurde. Dass er das nicht in Ordnung findet, wie mit ihm umgegangen wird. In welchem Stadium du dich bei der Selbstschädigung befindest, kann ich dir wie schon erwähnt nicht beantworten. Aber musst du es denn bis zur Grenze treiben? Weil irgendwann ist es dann zu spät. Irgendwann hast du dann die schlechten Zähne und den kaputten Magen (weißt du ja alles schon) und dann kann man es nicht mehr rückgängig machen.

Hast du dir schon mal Gedanken darüber gemacht, woher dieses dringende Bedürfnis nach dem Erbrechen kommen könnte? Oft hilft es, die Ursache zu kennen.
Zum Beispiel wollen viele wieder Kontrolle über ihr Leben bekommen, andere das Erwachsenwerden (die Umformung des Körpers) nicht akzeptieren, manche brauchen den Adrenalinkick von dem Nahrungsmangel im Körper oder wollen vielleicht auch anderen zeigen, was sie alles können, als eine Art Protest. Da gibt es etliche Hintergründe.
Doch das ist sehr oft ein Trugschluss. Das, was ganz viele gemeinsam haben, ist die Tatsache, dass sie am Ziel vorbei schlittern mit der Essstörung. Zum Beispiel bekommt man keine Kontrolle über das eigene Leben, wenn man sich so sehr schadet, dass irgendwann andere übernehmen und die Person einliefern müssen. Oder das Adrenalin geht ganz ganz schnell wieder verloren, wenn der Körper dann keine Energie mehr hat.
Ganz oft findet man da „bessere“ Methoden, seine Ziele zu erreichen und Probleme zu beseitigen ohne die Essstörung.
Deshalb möchte ich dich gerne motivieren, mal bei dir nach den Auslösern zu forschen und dann nach alternativen Lösungsmöglichkeiten. ZB mehr (gesunden!) Sport für mehr Kontrolle und Adrenalin, Treffen mit Freunden und einen geregelten Alltag für mehr Halt usw.

All das kann man natürlich auch noch viel besser angehen, wenn man dabei professionelle Hilfe bekommt. Ich finde es wirklich sehr schade, dass du bisher so viele negative Erfahrungen sammeln musstest in den Kliniken. Nicht immer passt die Einrichtung zu den individuellen Bedürfnissen des Patienten. Warst du bis jetzt immer in einer Kinder- Jugendpsychiatrie?
Da du jetzt erwachsen bist, sind da andere Kliniken für dich zuständig, vielleicht könnte dir das helfen? In vielen Orten gibt es Psychosomatische Kliniken, die sich auf Essstörungen spezialisiert haben. Vielleicht kannst du dir das besser vorstellen?
Leider sind die Wartelisten bei Psychotherapeuten tatsächlich oft sehr lang. Hast du es schon einmal bei Therapeuten für Privatversicherte versucht? Wenn man eine bestimmte Zahl von Absagen bekommen hat, zahlt die Krankenkasse meist eine private Psychotherapie.
Ansonsten ist es sicher auch keine schlechte Idee, einen Psychiater aufzusuchen. Der kann dir bei der Therapeuten- und Kliniksuche helfen und dich auf deinem Weg begleiten.
Der Psychiater könnte dir außerdem Tabletten verschreiben, die dir bei Schlafen helfen können.

Gibt es jemanden in deinem Umfeld, der schon Bescheid weiß über die Essstörung? Ein Familienmitglied, ein Freund oder eine Vertrauensperson? Ich finde es wichtig, Bezugspersonen in eine solche Geschichte mit einzubeziehen. Diese können einen auch auf dem Weg begleiten und man fühlt sich auch gleich nicht mehr ganz so allein.
Was spricht denn dagegen, deiner Mutter davon zu erzählen? Denkst du nicht, sie merkt schon, dass etwas bei dir mit dem Essen nicht stimmt? Vielleicht entsteht dadurch ja ein guter Austausch?
Vielleicht könnte dich diese Bezugsperson dann auch zu den Ärzten begleiten?
Wodurch wir auch gleich zu dem nächsten Punkt kommen: Deine Sozialphobie.
Ich muss sagen, mit diesem Thema kenne ich mich nicht so gut aus. Doch versuche ich dennoch, mich in die Situation zu versetzen und gebe dir einfach mal ein paar Ideen mit auf den Weg.
Ich stelle mir das sehr schwer vor, mit einer Sozialphobie zu so vielen Ärzten, Fachmenschen und Bekannten geschickt zu werden. Vielleicht habe ich dich damit jetzt ein Bisschen überrumpelt, das tut mir Leid.
Doch solltest du dir vielleicht Gedanken machen, was dir im Moment wichtiger ist?
- deiner Angst nachzugeben und den Zwängen der Essstörung, wodurch dann aber nichts besser wird und deine körperlichen und psychischen Probleme sicher zunehmen
- oder der Weg aus der Zwickmühle, wofür du zweifellos viel kämpfen müsstest, aber auch viel gewinnen kannst an Freiheit und Gesundheit
Diese Frage kannst nur du für dich beantworten.

Um letztendlich die Besuche bei Ärzten zu erleichtern, könntest du dir überlegen, eine Person mitzunehmen, die dir nahe steht. Oder vielleicht magst du erst telefonisch einen Termin ausmachen. Dann kannst du deine Sozialphobie ja auch gleich erwähnen, dass besser auf dich eingegangen wird.

Zu deinen Herzproblemen: Wie schon gesagt, bin ich kein Arzt. Aber ich habe das Gefühl, du kneifst da ziemlich die Augen zu. Deine Probleme scheinen sich doch durch die Bulimie verschlimmert zu haben. Und ich denke, mit einem Herzfehler ist nicht zu spaßen. Geh auch hiermit bitte, bitte zum Arzt!

Bei deinen Schlafproblemen könntest du es auch mal mit der sogenannten Schlafhygiene versuchen. Die kann dir helfen, dein Einschlafen und Durchschlafen zu verbessern. Dazu mal hier ein Link mit der Beschreibung:
http://www.psychologie.tu-dresden.de/i2/klinische/psychotherapie_materialien/63_Schlafhygiene.pdf

Lieber Anthony, ich habe das Gefühl, du reitest dich gerade in eine ganz schön blöde Geschichte rein. Du stehst unter so starkem Druck und leidest so sehr unter der Essstörung. Magst du dir das wirklich antun? Du musst das nicht tun, es gibt viele Menschen, die dir sehr gerne helfen! Wage den Schritt in Richtung Besserung und Erleichterung! Du wirst es bestimmt nicht bereuen!

Vor dir stehen jetzt sehr große Aufgaben, das wird sicher nicht leicht für dich. Deshalb wünsche ich dir sehr viel Kraft und Durchhaltevermögen auf deinem Weg! Lass dich nicht unterkriegen, du bist es wert!

Wenn du noch weitere Fragen hast, darfst du dich natürlich gerne nochmal an mich wenden. Schreibe dazu einfach eine Nachricht unter "Feedbacks" und verlinke diese Seite darunter. Dann kann ich dich schneller finden und nochmal auf dich eingehen.

Ich wünsche dir alles Gute!
Alisa