Problem von Violet - 20 Jahre

Notfalllösung: Wohnen bei Oma - allerdings mit viel Stress..

Hallo liebes Kummerkasten-Team! Vorweg möchte ich gern sagen, dass es der Wahnsinn ist, was ihr hier macht, Respekt dafür.

Zu meinem Problem oder auch Problemen.. ich bin w20, werde in wenigen Monaten 21 und studiere im vierten Semester an einer privaten Uni, die ich mir ohne BAföG nicht leisten könnte. Knapp 1 1/2 Jahre habe ich dabei noch vor mir und anschließend Praktika.
An sich ist das alles noch nichts, was man als Problem bezeichnen könnte, ich liebe das, was ich mache!
Was mir allerdings ziemlich an die Nieren geht, ist meine aktuelle Wohnsituation. Ich kann mir keine eigene Wohnung leisten, meine Mam wohnt zu weit weg von der Uni und so komme ich seit Studienbeginn im kleinen Gästezimmer meiner Oma unter. Günstiger geht's kaum, das ist mir klar.. nur leider geht's auch kaum nerviger. Meine Oma und ich geraten immer wieder aneinander, sei es, dass mein Zimmer nicht so ordentlich sei, wie sie es gerne hätte (sie achtet wirklich sehr auf Ordnung und ich.. naja, es störr mich nicht, wenn ich mal 'ne Hose noch über'm Stuhl hängen hab oder ein paar Sachen auf meinem Bett rumliegen). Nur habe ich viele Materialien für die Uni und auch privat, für die aber leider die Verstaumöglichkeitem nicht gegeben sind. Das Gästezimmer ist schließlich nicht leer gewesen, als ich hier eingezogen bin.. Jedenfalls stört es sie, aber ich kann nicht viel dagegen tun. Eher werde ich sauer, wenn sie droht meinen von ihr bezeichneten "Müll" einfach wegzuschmeißen, weil sie's nicht mehr sehen mag. (Warum sie überhaupt in "mein" Zimmer geht, obwohl ich sie darum bitte es zu lassen, da es schließlich "mein Problem" ist, versteh ich nicht. Genauso wenig wie, wenn sie anfängt meine Sachen aufzuräumen.. Ich finde nichts wieder und einmal hatte sie auch Unimaterial weggeworfen, weil sie es für Müll hielt! Bin da ziemlich ausgetickt, wie ich leider zugeben muss..)
Ebenso wie als sie mit 'ner Ausgangsfrist ankam, weil sie nicht schlafen könne, solange ich nicht zuhause sei - deshalb sollte ich doch bitte um spätestens 22 Uhr im Bett liegen! Ich mein.. eh, what?!

Ich weiß, sie will letztendlich nur das Beste für mich und hasst Streiten genauso sehr wie ich.. aber wir geraten trotzdem immer wieder aneinander, weil sie mir ihre Angewohnheiten aufzwingen will (Zimmertür offen lassen, Abwasch direkt machen (egal, ob ich zur Uni/Arbeit muss und spät dran bin, was hin und wieder halt mal vorkommt..), ihr Ordnungssystem, ihr Kleidungsgeschmack, ihren Tagesablauf (ich hab den Tagesrhythmus einer Seniorin!!), Essgewohnheiten und all sowas.. Nur weil sie gut damit lebt und klarkommt, heißt das doch nicht, dass es mir damit genauso geht. :'(
Aber das sieht sie nicht ein..

Wie erklärt man seiner sturen Oma, dass man nicht so leben oder gar sein will wie sie, ohne sie dabei zu verletzen..? :(
Allein wenn ich damit anfange, dass meine Probleme nunmal auch meine Probleme sind und sie sich darum keinen Kopf machen soll, dann werde ich schon angemeckert. Egal, was ich mache. Es ist falsch. Alles. Ich kann es ihr nicht recht machen. Und das macht mich fertig.. und die Wohnungssuche zieht sich, weil es einfach zu wenig bezahlbare Wohnungen für Studenten gibt.

Habt ihr einen oder gern auch mehrere Tipps, wie ich das Zusammenleben mit meiner Oma etwas erträglicher machen könnte..? :(

Judith Anwort von Judith

Hallo liebe Violet,

Oha! Das klingt mega stressig... Das ist wohl ein Clash der Generationen. Du Anfang 20, Oma schätzungsweise Mitte/ Ende 60... Du mitten im Leben: Studium, neue Leute, abends ausgehen, spontan sein... Sie: lebenserfahren, gesetzt, "set in her ways" und auch ein wenig in den Moralvorstellungen der 50er Jahren verhaftet (sicher auch aus Sorge um Dich).

Ausserdem ist die ja die Hausherrin und damit auch Gastgeberin - sie tut Dir einen Gefallen, in dem sie Dir günstig das Gästezimmer überlässt. Und damit kann sie auch die Regeln des Zusammenlebens formulieren. Es ist eben keine (Zweck-) WG, sondern Du wohnst bei Deiner Grossmutter. Das ist Teil des Problems. Ihr seid keine gleichberechtigte Wohngemeinschaft.

Was Du ihr aber schon sagen kannst, ist, dass Du Deine Privatsphäre beanspruchst. Die Zimmertür auflassen zu müssen, und dass sie ungefragt in Dein Zimmer geht und Dinge aufräumt und wegräumt, ist einfach nicht okay. Und Du hast jedes Recht, sauer zu sein. So lange es "dank Dir" nicht schmutzig oder unzumutbar chaotisch in den gemeinsam genutzten Räumen ist, hat Deine Oma da nicht reinzureden. Mal ganz abgesehen davon, dass Dein Kleidungsstil und Dein Tagesrhythmus Deine eigenen Entscheidungen sind. Sprich sie in aller Ruhe mal drauf an.

Deine Oma meint es gut - aber manchmal ist es eben extrem schwierig, sich, vielleicht seit Jahren des Alleinlebens, noch auf jemanden einzustellen. Solche generationsübergreifenden Projekte können klappen, wenn beide Parteien den anderen als gleichberechtigte Partner ansehen. Wenn Deine Oma aber dazu nicht bereit ist, dann wird das nichts, meiner Meinung nach. Und dann ein Auszug das beste ist, um den Haussegen einigermassen zu wahren. Wenn reden nichts bringt, versuch, ihr einfach weitgehend entgegen zu kommen und ein WG Zimmer aufzutreiben. Ungemütlicher als jetzt kann es nicht werden.

Sicher kennst Du diese Seiten:
http://www.wg-gesucht.de/
https://www.studentenwerke.de/de/content/ausstattung-und-miete-von-wohnheimpl%C3%A4tzen-0

Erkundige Dich mal beim Studentenwerk. Frag Kommilitonen und Freunde nach WG Zimmern. Kannst Du BAföG beantragen? Oder einen Nebenjob annehmen, selbst wenn der nur 200 € im Monat bringt... Das könnte schon die halbe Miete sein.

Ich wünsche Dir genug Toleranz, um die verbleibende Zeit auszuhalten.Vielleicht bessert es sich ja. So oder so: Alles Gute für Euch beide!

Herzlich,
Judith