Problem von Elena - 15 Jahre

RE: Ich fühle mich verdammt einsam.

Hey.
Vielen Dank für Ihre schnelle und hilfreiche Antwort, ich habe mich sehr verstanden gefühlt. Ich wusste nicht wirklich, wie ich antworten konnte, also mache ich es so.
Ja, es stimmt, dass meine Eltern einfach verdammt gestresst sind. Sie führen eine eigene Firma und daher ist die einzige Möglichkeit, mit den beiden gleichzeitig zu reden, relativ gering selten ist und ich ihnen ihre freie Zeit gönnen möchte. Mein Vater kann ein Trampeltier sein und unüberlegen fiese Sachen zu mir sagen. Doch wenn wir alleine sind, können wir sehr gut reden, doch das kommt mehr als nur selten vor. Meine Mutter ist zwar öfters zu Hause und ich habe oft schöne, aber relativ oberflächliche, Gespräche. Sobald ich etwas von meinen Gefühlen rede, merke ich, dass sie genervt wird.
Das letzte Mal, wo ich mich ihnen anvertraut habe, ist gar nicht so lange her. Wie erwähnt, ich hatte einige Freunde, die mich, aufgrund meines Gehens, fast schon gemobbt haben. Nur ihnen habe ich erzählt, dass ich depressiv (was meine Schulpsychologin später bestätigte.) bin. Und während ich in Tränen ausbrach, lachten sie nur hämisch. Bezeichneten mich als "Psycho" und ebenfalls als "krank", "bekloppt" etc. "Sollst du doch rumheulen, dich und deine Probleme interessieren eh keinem." Ich hielt es nicht mehr aus, als mir einer dieser Mädchen einen langen Text auf WhatsApp schrieb, wo sie mir erklärte, was für ein schrecklicher und boshafter Mensch ich bin. Ich ging zu meiner Mutter und brach in Tränen aus. Sie guckte nur verdutzt, doch ihr Blick wurde immer aggressiver, bis sie mich unterbrach und anfing zu schreien. Jahrelang fühlte ich mich nicht mehr wohl mit diesen Freunden, da sie mich einfach förmlich auslaugten. Ich erzählte meinen Eltern oft, wie sie mich nerven und dass ich keine Lust mehr auf sie habe. Und dann sprachen sie es an dem Abend an und sagten, ich seie selber Schuld, dass mich keiner mag. Mein Vater kam rein, wusste gar nicht was los ist, und warf dann irgendwelche unüberlegten Äußerungen in den Raum, die mich am Meisten verletzten. Am nächsten Morgen kam meine Mutter zu mir und entschuldigte sich. (mein Vater entschuldigte sich aber nie) Sie gab mir Ratschläge, was ich tun könnte, doch ich konnte ihr nicht mehr ins Gesicht schauen, da ich realisiert habe, dass mein Vertrauen in ihnen komplett verschwunden war. Sie fühlte sich verdammt schlecht für die Sachen, die sie zu mir sagte. Doch alles was sie sagte ist das, was sie immer dachte. Es wäre für mich mehr als nur eine Überwindung, mit ihnen zu reden. Sie handeln einfach verdammt unüberlegen und ich möchte nicht wieder von ihnen verletzt werden.
Und mit diesen 2 Mädchen kann ich auch nicht mehr reden. Sie kamen zu mir und halfen mir früher. Sie waren selbst ein Opfer meiner alten Freunde geworden. Eine von denen hat krampfhaft versucht ihr den Ruf als Schlampe in der Schule zu verpassen. Und was sie rum erzählt hat war verdammt krank. Zu dem Zeitpunkt war ich einfach zu schwach, um ihr zu helfen. Früher habe ich einer Mitschülerin, die ebenfalls von diesen Mädchen gemobbt worden ist, intensiv geholfen und mich wie eine Mutter für sie eingesetzt. Doch sie freundete sich irgendwann mit ihr an und vergaß komplett, was ich für sie getan habe. Doch ich litt mit meiner neuen Freundin, konnte nicht mit ansehen, wie es ihr noch schlechter ging. (sie hat es schon immer schwer) Ich betete jeden Abend, dass es ihr besser gehen soll. Dass sie aufhören soll sich zu ritzen, sich selber zu hassen. Irgendwann hörten diese Freunde auf, die Mädchen fertig zu machen. Ab und zu versuchten sie, dass es mir wieder schlecht geht. D.h. diesen Mädchen erzählen, was für eine Schlange ich doch seie. Doch sie blieben loyal und verteidigten mich. Doch vor ein paar Tagen schrieb dann einer von diesen ehemaligen Freunden diese Mädchen an, entschuldigte sich und bat, alles wieder von vorne zu beginnen. Als ich davon hörte war mir klar, dass sie nun eine neue Masche haben. Mir meine jetzigen Freunde weg zu nehmen. Eine von ihnen lachte nur über meine Befürchtungen, sagte dass es niemals passieren wird. Doch heute sah ich, wie sie 4 alle lachend zusammen standen. Diese ehemaligen Freunde mir zwischendurch Blicke zuwerfen, ob ich nicht jetzt endlich in Tränen ausbrechen werde. Ich hielt es nicht mehr aus und ging wieder zu meinen männlichen Freunden, die meine Laune erheblich verbesserten, doch ihnen meine Lage anvertrauen kann ich auch nicht.
Ich habe jetzt immer mehr Angst in die Schule zu gehen, suche nach jeder Gelegenheit zu schwänzen. (doch da momentan Prüfungszeit ist und ich meinen guten Durchschnitt behalten möchte, darf ich nicht fehlen. Doch durch all den Kummer sieht es nächsten Januar nicht so gut aus) Diese Mädchen werden immer abweisender zu mir, nicht mehr lange und meine ehemaligen Freunde beginnen damit, ihnen Schlechtes über mich zu erzählen. Es kann auch daran liegen, dass ich ebenfalls abweisender werde und sie mein Verhalten sehr oft reflektieren.

Ich bin ein sehr optimistischer Mensch und weiß, dass alles gut wird. Dass nach jedem Regen die Sonne kommt. Doch ich denke, dass es eher ein Gewitter ist. Dank Ihrer Antwort habe mich endgültig entschieden, mir richtige psychologische Hilfe zu suchen, damit es nicht schlimmer wird, als sich den Arm regelmäßig aufzuritzen und sich "nur" zu überlegen, wie es sei, wäre man nicht mehr da. Aber davor werde ich noch mit der Schulpsychologin reden.

Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend oder Tag.
Elena. :)

Chaleen Anwort von Chaleen

Liebe Elena,

Schön, dass du dich noch einmal gemeldet hast! Zunächst einmal freut es mich, dass ich dir behilflich sein konnte, und du dich durch meine Antwort dazu entschieden hast, dir professionelle Hilfe zu suchen. Nachdem ich deinen Text, der mich sehr erschüttert hat, nämlich gelesen habe, halte ich das auch für eine sehr gute Idee. Nicht weil du krank bist, sondern weil du schreckliches durchlebt hast und Psychologen dir am Besten aus deiner Depression wieder heraushelfen können. Der Wille das alles durchzustehen ist da und verliere deinen Optimismus nicht, denn dieser wird dir helfen, dich wieder in ein glückliches Leben zu führen! Auch nach einem Gewitter kommt wieder Sonnenschein und glaube mir, wenn diese Zeit vorbei ist und du Menschen findest, die dich so lieben, wie du sie, dann wirst du stärker sein als je zuvor. Dein Wille und dein Durchhaltevermögen sind eine wertvolle Stärke, die dich immer bekräftigen werden! Nicht aufgeben!

Auch, wenn du dir psychologische Hilfe suchen möchtest, und damit schon auf dem Besten Weg zum Glück bist, schreibe ich dir noch ein paar Worte zu deinem Text:

Dass das Verhältnis zu deinen Eltern so in die Brüche gegangen ist mit den Jahren, bzw. das Vertrauen ihnen dich anzuvertrauen, tut mir sehr leid, Ich kann verstehen, warum du dich nicht mehr traust und wenn du das nicht noch einmal versuchen möchtest, ist das okay. Dennoch versuche ich dir noch einmal Mut zuzureden, um dich vielleicht ein letztes Mal zu überwinden, denn : Wenn deine Eltern eine eigene Firma besitzen, haben sie wahrscheinlich rund um die Uhr Stress, da finden sich, wie du schon sagtest, selten ruhige Minuten zum Reden. Nachdem was dir an den Kopf geworfen wurde, ist deine Angst völlig verständlich. Deshalb würde ich dir vielleicht wirklich ans Herz legen, dass du deinen Eltern wirklich einen Brief schreibst, einfach um es sie wissen zu lassen und ihnen noch einmal die Chance zu geben, dir wirklich helfen zu wollen. Ich hatte das Problem mit meinen Eltern auch. Ein gestresster Moment, und man wurde grundlos beleidigt und einem selbst wird die Schuld in die Schuhe geschoben, selbst wenn man nichtmal richtig angehört wurde. "Du bist doch selber Schuld, wenn du keinen Freund findest, wenn du jede Woche einen neuen hast" War einer der Sätze. Wurde gesagt, weil sie sauer waren. Ich hatte nicht jede Woche einen neuen Freund. Die Geschichte dahinter : Erste Große liebe verließ mich, ich habe mich aus Liebeskummer in andere Beziehungen geflüchtet die nicht länger als 3 Monate hielten, weil ich es nicht besser wusste. In aller Munde war ich die "Schlampe" obwohl mich keiner kannte. Alle urteilten ohne zu wissen was dahinter steckt. Genau wie meine Eltern. Aber sie haben sich auch entschuldigt und im Endeffekt, und sie haben mir schon viel an den Kopf geworfen, weiß ich, dass sich mich dennoch lieben und das nie so gemeint war. Und ich glaube auch, dass deine Eltern das eher aus Stressgründen zu dir sagen, als dass sie das wirklich immer gedacht haben. Du kennst deine Eltern natürlich besser als ich, aber denke da noch einmal drüber nach, ob sie deine Probleme vielleicht einfach immer falsch aufgefasst haben und zu früh geurteilt haben ohne zu wissen was wirklich dahinter steckt? Daher würde ich wirklich noch ein letztes Mal die Chance geben und zu einem Gespräch oder zu mindest einem ausführlichen Brief von dir an deine Eltern raten. Aber das liegt ganz bei dir! Ich glaube nur, dass da viele Missverständnisse über die Jahre aufgetreten sind, denn deine Mutter hat ja versucht zu helfen, aber da war es für dich schon zu spät. In dem Brief könntest du dein Problem genau so detailliert wie hier schildern und außerdem erklären, WARUM du zu einem Brief statt einem Gespräch greifst. Mach ihnen keine Vorwürfe, aber erkläre ihnen wie es dir immer ging, wenn du von deinen Problemen berichtet hast. Schreibe, dass du dich immer unverstanden gefühlt hast, und dir die Worte die sie zu dir sagten, heute noch wehtun. Dass du schlichtweg Angst hast, nicht verstanden zu werden und dir wieder sowas anhören zu müssen. Vielleicht öffnest du ihnen damit die Augen und sie kommen von ganz alleine zu dir um in Ruhe mit dir zu reden. Ich sage dir das alles nur, weil ich weiß, dass Familie manchmal die letzte Stütze ist die man hat, und ich glaube wenn einmal wirklich alles klar gemacht wurde, dann werden deine Eltern für dich da sein! Und wenn sie mal einen blöden Spruch lassen, bin ich mir sicher, dass das unüberlegtes Reden ist und nicht das, was sie eigentlich meinen oder denken. Du musst ihnen den Brief vielleicht nicht geben, sondern lege ihn irgendwo hin, wo sie ihn finden werden. Wenn sie ihn gelesen haben, liegt es an ihnen ob sie mit dir reden wollen oder nicht. Dann wirst du glaube ich schnell merken, wie ernst dich deine Eltern nehmen. Ein Versuch ist es vielleicht wert. Aber die Entscheidung liegt natürlich bei dir.

Jetzt nochmal zu deinen damaligen Freunden, die dir wirklich schlimme Dinge an den Kopf geworfen haben. Wer sowas sagt, Elena, war niemals dein Freund. Freunde helfen und lachen nicht über dich. Freunde nehmen dich ernst. Freunde zeigen Liebe statt hämischen Hass. Das kann niemals wahre Freundschaft gewesen sein. Umso besser, dass du dich von ihnen gelöst hast. Auch wenn sie dich nach deinem Gehen gemobbt haben, sowas musst du dir gar nicht länger gefallen lassen. Da fehlen mir echt die Worte. Du hast jetzt Angst, dass deine ehemaligen Freunde dir deine jetzigen wegnehmen. Verständlich wenn sie alles dafür versuchen. ABER: Ignoriere deine ehemaligen Freunde und lass deinen jetzigen Freunden die Entscheidung offen, mit wem sie befreundet sein wollen. Wenn sie deine richtigen Freunde sind, dann werden sie weiterhin bei der Meinung bleiben, dass sie deine Freunde sind und nicht deren. Dass sie einmal zusammen gelacht haben, muss dich nicht gleich verunsichern. Ich würde dir raten da einfach mal abzuwarten, so kannst du auch gleich feststellen auf wessen Seite sie wirklich stehen oder ob es nicht sogar möglich ist mit dir und denen befreundet zu sein. Du wirst ja merken, wie sich das entwickelt. Ob sie weiterhin zu dir stehen und für dich da sind oder nicht. Dann siehst du ob es wahre Freunde sind oder nicht. Und wenn nicht, falls es wieder genau so schlimm losgeht oder du merkst, dass deine Freunde dir nur noch wehtun, dann löse dich von ihnen. Du bist stark genug und du weißt, was du verdienst und was nicht. Du verdienst wahre Freundschaft. Und die bekommst du, sobald du wahre Freunde gefunden hast.
Warte dort erst einmal ab. Und wenn deine ehemaligen Freunde deinen jetzigen Freunden schlechtes über dich erzählen und deine jetzigen Freunde das einfach so glauben und dich anfangen zu hassen, ist das nur ein weiterer Beweis dafür, dass es nie echte Freunde waren, denn diese würden entweder zu dir halten, oder sich wenigstens beide Seiten anhören, anstatt die erste gleich als Wahrheit anzusehen. Selbst wenn einiges wahr sein sollte, macht jeder Mensch Fehler und Freunde wissen das. Und wenn sie dich dann einfach ignorieren oder wie auch immer, dann streich sie aus deinem Leben, So welche Freunde hast du wirklich nicht mehr verdient! Was deine männlichen Freunde angeht - Das Verhältnis würde ich einfach dabei belassen, wie es gerade ist. Wenn du sagst, du kannst ihnen sowas nicht anvertrauen, dann ist das okay. Manchmal reichen auch Freunde, die einen einfach nur aufheitern. Sowas ist doch wichtig, manchmal vielleicht auch ganz unabhängig von allen Problemen zusammen zu lachen und Spaß zu haben. Vielleicht tut dir sowas momentan auch sehr gut. Genau diese können dich in dieser schweren Zeit vielleicht sehr aufbauen, ohne Bescheid wissen zu müssen!

Ich würde dir auch raten, mit so einem komplexen Problem, wie schon gesagt, entweder deinen Eltern noch eine Chance zu geben und ansonsten dich weiterhin an deine Schulpsychologin zu halten und dich an einen richtigen Psychologen zu wenden.

Dass du jetzt Angst hast zur Schule zu gehen, ist klar, aber vergiss nicht zu dir selbst zu stehen und über deinen alten Freunden zu stehen. Du hast es nicht nötig dich von ihnen runtermachen zu lassen und wahre Freunde von dir sollten das auch wissen und dich dabei unterstützen! Sei stark und versuch dich in der Schule z.B mit deinen männlichen Freunden abzulenken und dich auf deine Prüfungen zu konzentrieren. Deine alten Freunde sind es nicht wert, dir deine Schullaufbahn kaputt zu machen. Je stärker du dich zeigst, desto weniger werden sie Lust haben, dich fertig zu machen und desto verdutzter werden sie sein, wenn du auf einmal ganz glücklich scheinst. Ich glaube du bekommst das wirklich hin! Nur nicht aufgeben und dich an Menschen wenden, die dir wirklich helfen können!

Ich wünsche dir weiterhin alles Gute und ganz viel Kraft, dass du das durchstehst!

Alles Liebe,
Chaleen!