Problem von Céline - 17 Jahre

Hilfe bitte.. Ich will nicht mehr leben!

Hallo liebe Mitarbeiter/Mitarbeiterinnen,
Diesen Text shicke ich jetzt das zweite mal ab*
mein Name ist Céline und ich bin gerade mal 17 Jahre alt, habe allerdings schon seit einigen Jahren jetzt Selbstmordgedanken. Ich konnte die Kategorie leider nicht genau auswählen, weil es einfach zu viele Probleme aneinander gereiht wären und damit auch Kategorien. Es betrifft Familie, Schule, Selbstprobleme und auch Beziehungsprobleme.. Ich hab es nie leicht gehabt in meinem Leben.. wirklich nicht. Meine Mama ist schwer krank (Alkoholikerin, hat Depressionen u.s.w.. Auch meine Familiensituation ist sehr schwer. Denn meine ganze Familie ist irgendwie völlig auseinander gerissen. Alle haben sie Streit und wir Kinder leiden auch darunter.. dass ist den Erwachsenen aber irgendwie einfach völlig egal, Hauptsache die setzten ihren Sturkopf durch. Ich bin nun schon seit einigen Jahren fast sogut wie jeden Tag am weinen, aber das mache ich nur, wenn ich alleine bin. Ich rede mit niemandem über meine Sorgen, Probleme, über meine Gedanken oder sowas, dass habe ich nie getan.. aber nicht vor all zu langer Zeit jetzt, (paar Monate 2-3) wurde mir dass so viel, da bin ich vor meiner Mom einfach ausgebrochen, habe ihr das alles erzählt und wie Eltern meist so sind, brachte sie immer wieder den Satz "Das ist nur ne Phase" und ich sagte „Nein ist es nicht, denn ich habe dass jetzt schon über Jahre hinweg und niemand von euch hat es gemerkt!“. Ich habe ihr das wirklich ziemlich an den Kopf geschmissen.. nun ist das Thema wieder völlig verflogen.. noch immer habe ich solche Gedanken, stehe manchmal an der Straße und denke mir, dass ich einfach jetzt springen könnte und es wäre vorbei, ich würde nicht mehr leiden einfach. Aber ich hab es doch nie getan, bereue es manchmal sogar. Von meiner Seite aus bin ich nur noch ein Wrack, was sich rumschleppt. Ich habe jeden Tag Bauchschmerzen, wenn ich zur Schule gehe, denn auch in der Schule läuft es nicht, ich stehe kurz vor meinem Realschulabschluss, aber mit den Noten, die ich jetzt im Zeugnis habe, schaffe ich diesen nicht. Ich bin gerade so am weinen, weil ich einfach nicht mehr weiter weiß. Niemand hört mir zu und wenn ich wie zum Beispiel heute zu meiner Mom sage und ich das Thema anspreche mit "Du ich hab wieder so ne blöden Gedanken", dann kommt von ihr nichts weiter als „Ja das liegt daran, dass du nicht mehr raus gehst, nur noch an deinem Laptop sitzt“ und bla bla bla, aber warum tu ich das? Sie versteht es einfach nicht, niemand versteht mich. Ich will nicht mehr raus, weil ich keine Lust habe anderen ins Gesicht zu sehen und ihnen zu sagen, wie toll es mir geht und dies und das war super, aber im Innerlichen zerbreche ich einfach nur noch, bin fast am zusammen klappen. Auch esse ich sehr wenig, wenn es mir sehr schlecht geht. Ich bin in der Nacht einfach wach und kann nicht mehr klar denken. Ich habe mich auch schon einmal geritzt, aber es war auch nur dieses eine mal. Ich war kaputt und hab mich dann auch dafür gehasst und ich hasse mich auch so schon übrigens. Ich finde mich hässlich und fett und keine Ahnung.. ich bin einfach nur noch am weinen und ich brauch glaube ich echt Hilfe und das hatte ich Mom auch gesagt, aber sie hört einfach nicht zu. Ich bin echt am überlegen, ob ich mir was antun sollte schon, was ich eigentlich ja will, aber nie geschafft habe, damit man mir endlich zuhört. Man ich saß auch schon mit einem Messer da und hielt es mir an den Bauch, schloss die Augen und dachte mir nur so "Drück zu!".. aber ich hab es nicht gemacht. Es ist total schlimm. So gut wie jeden Tag will ich mich umbringen und das schlimmste daran ist, dass es selbst bei kleinen Dingen schon ist. Zum Beispiel, wenn mir ein Stift runter fällt, dann will ich nur noch sterben. Ich fresse alles in mich hinein und lass es nicht raus und wenn doch, dann auch nur wieder die Hälfte, weil es soviel ist, dass ich nicht mal mehr weiß, was alles ist. Momentan ist es halt einfach, dass ich die ganze Zeit sterben will nur noch, Ich mich hässlich finde, Ich verletze mich manchmal selber (füge mir blaue Flecken zu oder beiße mich zum Beispiel), Ich muss ständig weinen, Meine Familie zerreißt, Ich brauch Hilfe, aber niemand hört mir zu, Niemand sieht es, Ich habe auch angst davor, wenn ich mir helfen lasse, was wird dann aus der Schule, kann ich den Abschluss schaffen, wollen „Freunde“ dann noch was mit mir zu tun haben? Ich habe keine Kraft mehr und auch keinen Willen, Ich lebe eigentlich nur noch für andere, Ich gebe mir für alles einfach die Schuld, Habe kein Vertrauen mehr in Personen, Ich ziehe mich komplett zurück (gehe also nicht mehr raus oder was unternehmen mit "Freunden"), Ich bin einfach viel lieber alleine, Meine Beziehung macht mir mega Stress auch irgendwie (Ich bin übrigens lesbisch, vor nicht so langem erst geoutet) Es ist eine Fernbeziehung und bin mit ihr seit dem 28.10.2016 zusammen und weiß nicht mal ob sie Fake ist oder nicht, dazu macht sie mich für alles an, aber dann geb ich mir auch für alles die Schuld, hab für alles ein schlechtes Gewissen, aber dass passiert immer bei mir.. ich mach mich dann immer schön schlecht und nieder und entschuldige mich selbst dafür, dass ich Zeit mit meiner Familie verbringe, heißt ich lass mich einfach komplett kontrollieren und lauf ihr hinter her, ich weiß nicht mal, ob diese Person wirklich da ist, aber ich vetraue ihr komplett. Sie will nicht telefonieren und auch nicht skypen, ich habe dass alles schon hinter mir.. sie kennt mich mit allem.. dachte das könnte helfen..Ich bin nur noch traurig einfach, Sehe in guten Dingen, die mir eigentlich Spaß machen, nichts mehr gutes und lache nicht mehr darüber, Ich hab fast jeden Tag Bauchschmerzen(Krämpfe), Ich esse weniger oder manchmal gar nicht mehr, habe aber auch manchmal solche Fressanfälle, wenn es mir schlecht geht, Ich habe einen solchen Selbsthass, Meine Vergangenheit werde ich einfach nicht mehr vergessen (schreckliche Szenen spielen sich immer und immer wieder ab), Meine Erinnerungen haben nur noch schlechtes, an Gutes erinnere ich mich nicht mehr, Das komische ist auch, ich erinnere mich nur an an schreckliche oder schlimme Dinge, aber dann auch nur so Szenen, sonst ist alles weg, einfach komplett alles, da ist nur noch Dunkelheit. Ich bin bis zum Morgen wach oder schlafe manchmal gar nicht (kann dann einfach nicht mehr schlafen, komme nicht zur Ruhe), Will nichts mehr unternehmen, Ich weine nicht vor anderen Personen und rede halt nicht mit denen, Ich reagiere auf viele dumme Dinge einfach richtig aggressiv (zum Beispiel, wenn ich irgendwo gegen laufe oder irgendwo hängen bleibe aus versehen ,schlag ich mit voller Wucht gegen den Gegenstand ein und bekomme dann so einen, wissen Sie, so einen Wutausbruch, wo ich richtig die Zähne zusammen beiße und meine Fäuste balle. Auch will ich gar nicht mehr in die Schule, muss manchmal halt sogar früher gehen, weil ich so starke Bachschmerzen(Krämpfe) habe und will dann einfach nur noch in mein Bett und schlafen (verschlafe dann oft den Tag), Wenn ich vielleicht zwischendurch dann doch mal ne schöne Zeit habe, bin ich in der nächsten Minute wieder traurig, oder auch wenn ich alleine bin oder auch nur einen Fuß vor die Tür setze, dann bin ich wieder fast vorm weinen und hab Bauchkrämpfe.. wow.. ich fresse das alles in mich hinein und ich denke wirklich es wird zu meinem Tod führen oder? Ich will mir helfen lassen, aber irgendwie auch nicht. Ich war schon bei 2 oder 3 Psychologen jeweils aber nur für einen Termin und dann wollte ich nicht mehr.. bin einfach nie wieder hingegangen. Meine Vergangenheit glaub ich hat alles kaputt gemacht. Sie holt mich immer wieder ein. Ich musste so viel mit erleben und dass schon seit dem ich geboren wurde. Ich bin sicher über die Hälfte meines Lebens immer zu meiner Tante gegangen und habe bei ihr gelebt, weil Mama in der Klinik war und sich hat behandeln lassen, wegen ihrer Alkoholsucht. Ich vertraue meiner Mom auch nicht wirklich. Meine Mom wäre neben mir, als ich gerade noch mit ihr geredet hatte, dass sie bitte zur klinik gehen sollte, weil es ihr schlecht ging (da war ich 14/15), bekam sie plötzlich einen epileptischen Anfall (Krampfanfall) und starb fast neben mir. Ich konnte nichts machen, ich habe nur geschrien, meine Schwester musste sich darum kümmern, dass wer kommt (Notarzt). Nächsten Tag ging ich wieder zur Schule.. und tat so als wäre nichts passiert. Ich habe niemanden was davon erzählt. Meine Tante hatte letztes Jahr Krebs und wäre beinahe gestorben, auch in der Zeit bin ich einfach in die Schule gegangen und habe so getan, als wäre alles gut. Es geht ihr jetzt wieder besser, aber wir haben kein Kontakt leider, was mich auch sehr belastet, denn sie ist wie eine Mom für mich gewesen, aber sie will auch keinen Kontakt. Oder mit jungen Jahren bis heute bin ich auch oft raus gegangen und habe meine Mom gesucht, weil sie bis spät nachts nicht heim kam, ging mit ihr einkaufen, damit sie Alkohol hatte und sicher wieder nach Hause kam, holte sie auch ab, weil sie es nicht mehr alleine schaffte nach Hause zu kommen. Ich habe mich seit klein auf an auch immer um Mama gekümmert, wenn es ihr schlecht ging (von einem Termin beim Psychologin diagnostizierte Co - Abhängigkeit.. nie wieder zur Psychologin gegangen), weil meine großen Geschwister kein Bock mehr drauf hatten (das blieb immer an mir hängen) oder mich um den Haushalt gekümmert (wirklich mit allem) wenn Mama nicht da war, habe ich das Geschirr gespült, Wäsche gewaschen, Müll raus gebracht, mich um die Tiere gekümmert, gesaugt, gefegt, den Kram weg geräumt, den Mama hinterlassen hatte. Alles aufgeräumt und schön gestalten für Mom..Unsere Wohnung übrigens ist wie so Messi. Mama kauft so viel und benutzt es nicht. Ein ganzes Zimmer steht voll mit Krimskrams, Möbelstücken und anderem Schrott, den niemand mehr braucht, ein anderes Zimmer (Ihr Schlafzimmer ist voll mit Wäsche) Wir haben 4 große Schränke/Regale mit Wäsche voll.. vieles davon wird gar nicht erst getragen..Der
Dachboden ist rappel voll (nicht mal mehr begehbar), der Keller steht auch voll. Ich habe kein richtiges Zimmer für mein Alter, ich.. merken Sie es? Es ist so verdammt viel und ich komm nicht mehr klar damit. Ich will echt einfach nur noch sterben, weil ich keinen Sinn mehr im Leben sehe und auch keine Lösung, außer den Tod. Mit meinem Tod wäre alles vorbei.. Ich habe gerade auch wieder derb Bauchkrämpfe und mir ist schlecht (ich glaub ich muss mich gleich übergeben), ich höre jetzt auf zu schreiben, weil ich nicht mal weiß, ob da jemand ist überhaupt, der antworten wird und von meiner Sicht ist es eh so, dass mir niemand mehr helfen kann und ich dass eigentlich irgendwo auch nicht mehr will, weil wenn meine Mom schon so dumm reagiert und behauptet, dass sei ne Phase oder kommt wegen dem und dem (es einfach dann nicht mehr anspricht oder mir zuhört, sie einfach drüber hinweg sieht, es ihr scheiß egal ist auch) dann bringt mir das auch nichts mehr zu leben, ich meine wenn Mom das schon so egal ist, dann bitte.. brauch mich die Welt nicht mehr, niemand braucht mich eh.. ich hasse mich.. oh man ich bin so armselig. Ich hoffe auf jeden Fall, Sie haben einen schönen Tag oder eher ein schönes Leben.. ich werde versuchen mal schlafen zu gehen, gute Nacht. Ich wollte eigentlich nur fragen, ob ich denn wirklich Hilfe benötige, ob Sie mir sagen können was ich habe vielleicht an Krankheiten oder ob ich einfach nur dumm und scheiße und hässlich bin, dass ich mir den ganzen Kack ausdenke und dass ne „Phase“ ist und ich nur Aufmerksamkeit will und so ein Dreck.. ich meine es geht mir doch echt beschissen, da muss doch was nicht stimmen oder? Ich habe doch selber Angst davor, dass ich mir was antue und allen ist es einfach wohl egal. Einfach nicht hinhören. Ich hatte auch mal eine Schulsozialarbeiterin, die hat sich um mich gekümmert, aber das wollte ich nicht, man hat mich immer dazu gerdrängt.. und irgendwann hat sie das Jugendamt eingeschalten (hat mich dazu gedrängt ja zu sagen) Hab ich dann auch, weil ich wollte, dass sie aufhört und dann war bei mir vorbei, ich bin vor ihr weggelaufen, in der Schule hab ich sie nicht mal mehr angeschaut, bin vor ihr weggerannt und hab mich versteckt.. als sie von der schule ging, tat es mir furchtbar leid, ihr nie gesagt zu haben, warum ich nicht mehr mit ihr sprach und schrieb ihr einen Brief, wo drinne stand wieso und wie ich mich momentan fühle mit Selbstmordgedanken und alles.. wir verabredeten und dann zum reden, weil ich das wirklich wollte, ich wollte Hilfe und sie konnte die mir geben.. der erste Termin wurde nichts.. niemand hatte Zeit, bzw. ich bin einfach nicht hingegangen und sie hatte sowieso keine Zeit, der zweite Termin (letzter Schultag vor den Sommerferien glaub ich) verabredeten wir uns wieder und ich kam 1 oder 2 Stunden früher, weil ich es mir fest vorgenommen hatte und dann saß ich da.. und warte.. und warte, aber sie kam nicht.. ich saß dort eine Stunde oder zwei Stunden lang, war bereit zu reden und mir Hilfe zu suchen (Was ich vorher nie war und nie wollte.. wollte nie einsehen, dass was nicht stimmt) und dann war sie nicht da.. Sie hat mich sitzen lassen und sich nicht mehr bei mir gemeldet, es kam bis heute gar nichts.. Sie ist zu einer anderen Schule gewechselt, aber ich hatte ihr meine Nummer gegeben.. doch da kam einfach nichts. Bin sehr enttäuscht auch darüber zum Beispiel, weil wenn ich Menschen vertraue.. sind diese nicht da und verarschen mich nur.. Eins wollte ich noch sagen.. einige von euch denken sicher, die ist genau so abgerutscht wie ihre Mutter (Bei meiner Mom, ist es aber wegen Krankheiten und Vergangenheit dazu gekommen, dass die trinkt.. es ist diagnostiziert), aber ich trinke nicht, habe noch nie getrunken und habe es auch nicht vor, habe noch nie geraucht oder andere Drogen zu mir genommen, war auch noch nie auf einer Party.. ich bin eingeschlossen, denn mein Leben ist ein Teufelskreis, aus dem ich nicht mehr rauskomme.. Da ich weiß, welche Schäden Alkohol (gesehen an meiner Mutter), rauchen (Krebs bei meiner Tante) oder Drogen (mehrere bekannte Personen) verursachen kann, habe ich mich immer davon fern gehalten.. Manche sagen zu mir, dass ich das Leben nicht genieße und können das gar nicht verstehen und so was, aber was ist daran so schlimm? Sollte ich wirklich damit anfangen, weil es ja "natürlich" ist, so was zu machen in meinem Alter? Oder ist es schlau, sich fern zu halten von solchen Sachen?.. nur der Selbstmordgedanke ist fest verankert.. aber jetzt ist wirklich Schluss.. Ich versuch mich jetzt zu beruhigen und morgen bzw. in knapp 4 Stunden wieder fröhlich und munter zu lächeln so wie jeden Tag.. Also bye ihr lieben.

PaulG Anwort von PaulG

Liebe Céline,

ich kann nur hoffen, dass meine Antwort dich noch erreicht und du in der Zwischenzeit nicht ernstlich Hand an dich gelegt hast. Dass du so lange warten musstest, geht auf meine Kappe, denn ich habe mir dein Problem reserviert, wodurch es den anderen Teammitgliedern entzogen wurde - dann aber viel zu lange gegrübelt. Ich hoffe, dass ich dir dafür wenigstens ein paar hilfreiche Tipps geben kann.

Wenn du auf diese Antwort hin wieder schreibst, verspreche ich dir hoch und heilig, dass du spätestens am nächsten Tag eine Antwort haben wirst. Natürlich gibt es noch viele andere Leute, die uns schreiben, aber ich bin beim wiederholten Durchlesen über deinen Text sehr erschrocken. Du darfst mich - wenn du nicht zu frustriert über die ewige Wartezeit bist, was ich vollauf verstehen könnte - als deinen Ansprechpartner betrachten.

Durch deine Erzählung zieht sich als roter Faden totale Hoffnungslosigkeit. Es ging mir sehr nahe, das zu lesen, und mich treibt die Frage um: Wie kann das sein? Du hast geschildert, dass du in eine sehr schwierige Familiensituation hineingewachsen bist, deine Eltern (falls dein Vater noch lebt bzw. du Kontakt mit ihm hast) für dich nicht wirkliche eine Stütze sein können oder wollen. Ein Schlag ins Gesicht muss es für dich gewesen sein, dass deine Mutter, als du dich ihr geöffnet hast, lediglich auf ihre eigenen Probleme verwiesen und diese gegen deine aufgerechnet hat. So etwas ist nicht schön; es ist im Übrigen nur geeignet, dein Gefühl, dass du minderwertig seist, zu verstärken. Dem möchte ich etwas entgegen wirken, wenn mir das gelingt.

So, nun, Céline - setz dich einmal ans Fenster und versuche, dich auf den gedanklichen Spaziergang einzulassen, den ich mit dir unternehmen möchte. Mach dir einen Tee, hülle dich in eine Decke und sinne einmal mit mir nach. Ich bin sicher - auch in deinem Leben hat es irgendwann Träume gegeben. Gab es Wünsche, die dir heiß vor Augen standen, und von denen du hofftest - oder auch nur träumtest - sie möchten in Erfüllung gehen. War das dein Wunschberuf, in dem du dich gesehen hast? War das eine stabile Familie, mit deiner Partnerin, vielleicht Kindern, dein eigenes kleines Nest, in dem du Schutz findest und andere Menschen, die du liebst, bei dir Schutz finden können? War das deine eigene Wohnung - hast du an die Bilder gedacht, die du aufhängen, an die Aussicht, die du vom Fenster haben würdest? Waren das Reisen, die du unternehmen wolltest - hast du dich an Orten gesehen, die eine Faszination auf dich ausübten, an besonderen Stränden, auf Bergen, vor Kulissen, die du gesehen haben wolltest, ehe du stirbst? Oder war es ganz einfach ein Wochenende zu erleben, an dem du nicht kritisiert, wo nicht an dir herumgemäkelt wird, ein Schultag, an dem niemand einen dämlichen Scherz auf deine Kosten macht? Ein bisschen Schokolade essen und deine Lieblingsserie sehen zu können, ohne dass jemand dich unterbricht "Sitz nicht faul rum, tu dies, tu jenes, beweg dich mal"? Einen Spaziergang in die untergehende Sonne machen, mit deiner Lieblingsmusik im Ohr? Deine Leibspeise essen können, ohne bereits beim Gedanken an den nächsten Schultag einen Kloß im Hals zu haben?

Ich habe einige Dinge aufgezählt, größere, allgemeinere, und kleine, naheliegendere. Der Sinn dahinter ist: Versuche, dich mit dem Gedanken auseinander zu setzen, dass diese Träume keine Schäume sind, keine Flocken oder Rauchfetzen, die der Wind davon treibt - sondern dass sie greifbar sind, Edelsteine, die in Nischen an deinem Weg versteckt sind. Durch viele widrige Umstände, für die du nichts kannst, bist du ausgelaugt worden; du möchtest manchmal nichts weiter, als den letzten, zarten Rest Lebenskraft, der dir noch geblieben ist, mit einem gezielten Stoß oder Sprung auslöschen und dich in die Dunkelheit versenken. Aber aus der Dunkelheit gibt es kein Zurück, Céline. Die wichtigste Aufgabe für dich ist daher, dich langsam und tastend wieder an den Gedanken zu wagen, dass deine Zeit hier auf Erden zwar endlich, aber nicht in diesem Moment auslaufend ist, sondern dass eine Zukunft vor dir liegt. Eine Zukunft, auf die du Einfluss hast. Vieles steht dir entgegen, das dich in deinen Planungen und deinem Optimismus hemmt, dich zuletzt so entkräftet und frustriert hat, dass aus dem Frust Verzweiflung wurde, aus der Verzweiflung Hoffnungslosigkeit, und aus der Hoffnungslosigkeit Lebensmüdigkeit. Doch ich vertraue darauf - wenn du es willst, kannst du diese Dunkelheit schrumpfen lassen, kannst sie besiegen. Eines aber kann ich dir nicht ersparen: Du musst es selbst tun. Denn alle Therapien der Welt nützen dir nicht das Geringste, wenn du jeden Anflug von Bereitschaft, die Dinge, dich dich zerstören wollen, entschlossen anzupacken, einfach so wegwischst. Jeder Psychologe will eigentlich nur eines: In dir Kampfgeist wecken, Einsicht dafür, dass du die Probleme anderer Leute nicht zu deinen eigenen machen musst, deine eigenen aber auch nur lösen kannst, wenn du sie realisiert und dich ihnen nicht ergibst. Deine Öffnung hier im Kuka war ein erster Schritt, und es ist gut, dass du ihn getan hast. Nun kann deine Heilung beginnen, und so langsam und schwer und schmerzhaft sie auch sein mag - ich habe Zuversicht, dass sie gelingen kann.

Da ich von Heilung sprach: Wie stellen wir uns also das vor, was wir ausschaffen wollen? Nimm das Bild eines großen, schleimigen, schwarzen Pilzes. Dieser Pilz hat sich auf dein Herz gesetzt, hat zuerst winzige, wirbelnde Sporen ausgesät, die dann kleine, aber stechende Wurzeln schlugen, die sich vereinigten - bis aus ihnen über die Dauer der Zeit ein großer, klebriger, lastender Klumpen geworden ist, der seine Fäden durch deine Gedanken zieht und dein hüpfendes Herz lähmen möchte. Und diesem Pilz, Céline - das ist ganz wichtig - schaffst du selbst täglich Nahrung. Ich will dir keinen Vorwurf machen, ich möchte dir verdeutlichen: Mit jeder Minute, die du in dem dunklen Raum unter einer Bettdecke verbringst, pulsiert der Pilz vor neuer Kraft, dehnt sich noch ein bisschen weiter in die luftleere Schwärze, die in deinem Innern gewachsen ist. Mit jedem Mal, wo du an einem Straßenrand oder auf einer Brücke stehst und über die äußere Finsternis des Todes nachdenkst, wuchert das Geschwür mit zerstörerischer Kraft in neue Kammern. Träume werden erstickt, schöne Bilder blass gemacht, Gedanken ausgebremst und mit Sorgen und Zweifeln verwässert. Dies ist deine Depression, Céline - der große faulige Pilz. Und tief in dir, in dem letzten innersten Kämmerchen, das erst einstürzen würde, wenn du der Depression erlaubst, es zu umwuchern, und du dir das Leben nähmst - in diesem Kämmerchen liegt der Schlüssel verborgen, den du einsetzen kannst. Es kostet immense Kraft, den Schlüssel zu drehen; es dauert Tage, ihn unter Aufbietung all deiner Kraft ein paar Millimeter weiter zu bewegen, bis das große Schloss knarrt und ächzt, bis es aufspringt. In diesem Augenblick wird die große Wärme der Welt in dich fließen, und die Depression wird schrumpfen und schrumpfen, wenn du sie fortwährend mit Licht begießt, bis sie nur noch eine unschöne Erinnerung ist. Leider gibt es niemanden außer dir, der den Schlüssel drehen kann - doch es gibt Möglichkeiten, dir dabei Unterstützung selbst zu schaffen.

Was möchtest du mit der angefangenen Nacht machen? Oder mit dem jungen Tag? Möchtest du hinauslaufen, wo du schon lange nicht mehr warst, die Kälte in deine Lungen saugen, dein Herz schlagen hören, deinen Körper spüren? Möchtest du Rhythmen im Ohr klopfen haben, die etwas in dir wecken, was ebenfalls gefährlich, aber wenigstens etwas besser ist als Angst: Wut? Gut wäre es, wenn du einmal wütend sein könntest. In bestimmten Situationen ist es besser, einmal wütend zu sein, heillosen Zorn zu haben auf die Welt, auf deine engsten Mitmenschen, die ganze Vielfalt an Gedanken, Erfahrungen und Namen, die wie Mühlsteine auf deiner Seele liegen. Aus Wut wächst oft der Wunsch, es jemandem zu zeigen. Wenn du aber nicht wagst, an deine Grenze zu gehen, einmal rauszugehen, ohne melancholisch zu sinnen, sondern zu rennen, zu springen, nach Luft zu schnappen - nun: Dann sieh dich im Raum um. Du hast kein eigenes Zimmer, aber gibt es nicht wenigstens eine Stelle im Raum, die in dir all den Ekel, den Schmerz hervorruft, wenn du sie nur ansiehst? Das Poster, das dir schon lange nicht mehr gefällt, an dem einige Ecken eingerissen sind, das abzuhängen du aber nicht die Kraft hattest, weil es dir sinnlos erschien? Und ist es nicht so, dass dein Bett neu überzogen werden könnte? Die vielen losen Blätter in deinen Schulordnern einmal abgeheftet werden könnten? Willst du nicht Obst einkaufen und einen Obstsalat machen und essen? Willst du nicht ein Bild malen, das deine Zerrissenheit zeigt, und wenn es auch noch so erschreckend sein mag? Willst du nicht all die Sachen, die dich umgeben, kaputt sind, zerrissen, unfertig, alt, halb beschrieben, abgestoßen, einmal wegwerfen? Willst du nicht hundert Büroklammern auseinander drehen, willst du nicht ein Buch zerreißen, willst du nicht all deine Schnürsenkel aus den Schuhen ziehen und wieder einfädeln? All diese Dinge werden dir jetzt sehr lächerlich oder für dich unpassend vorkommen, ich weiß das wohl. Aber ich möchte damit ausdrücken: Schaff dir Beschäftigung. Lass deine Hände etwas tun, lass sie nicht mehr nach Messern und an Brückengeländer greifen, sondern gib ihnen Dinge, die sie formen, die hindurchgleiten, die sie verändern können. Sei produktiv, egal was du tust, trachte danach, am Ende der Aktion etwas in den Händen zu halten, das DU geschaffen hast. Solange deine Hände nichts fassen, sind deine Gedanken lose, und wenn deine Gedanken gelöst sind, werden sie gefangen und von Dunkelheit durchwebt. Wenn du dich beschäftigst, bist du sehr schnell dabei, dem Ganzen einen Sinn zu geben: Wie ist das mit dem Abendessen, mit meiner Ernährung? Wie ist das mit der Schule, den Englischvokabeln für Freitag? Wie ist das mit meinen Heften, den Umschlägen? Wie ist das mit den Launen meiner Mutter, die sie wieder haben wird? Warum nicht einfach mal nach schlagfertigen Erwiderungen im Netz suchen? Warum nicht irgendetwas tun, was sie überraschen, irritieren wird - ein neues Parfüm, ein Zopf, ein Lied, das du gerade so laut hörst, dass sie es mitkriegen, eines, das sie nicht erwarten?

Ich rede so vor mich hin, und ich hoffe, ich konnte dir klar machen, was ich meine: Vor der Heilung kommt die Aktion. Du musst bestrebt sein, deinen Gedanken so wenig Möglichkeit wie nur machbar zu geben, sich an irgendetwas Unvorteilhaftes zu klammern. Und dafür können viele kleine Dinge des Alltags, die man aufgrund der Depression nur unkonzentriert, seltener oder gar nicht mehr ausgeführt hat, ein guter Start sein. Im zweiten Schritt gilt es, Ziele zu formulieren: Dein Schulabschluss ist nicht mehr weit. Kannst du noch irgendwie hoffen, zu Noten zu kommen, die für dich annehmbar sind? Oder möchtest du das Gespräch mit deiner Schule suchen, ob du nicht dieses Schuljahr wiederholen solltest, um dich auf das nächste vorbereiten zu können, und dann bei deinem Abschluss besser abzuschneiden? Schon dieser Gedanke mag dir jetzt abwegig, kühn, furchtbar vorkommen. Doch ich sage: Formuliere deine Ziele nicht zu klein. Besser, du entdeckst irgendwann die Grenzen deiner Belastbarkeit, als dass du dich in Details verlierst. Besser, du bist zu beschäftigt, um zu grübeln, als zu mutlos, um dich nicht erneut im "Ich schaffe doch eh nichts, ich kann es einfach nicht" zu verlieren. Denn - DOCH. Du KANNST es. Was zählt, ist deine Bereitschaft, von dir selbst als jemandem zu denken, der das Gute verdient hat. Der es außerdem verdient hat, dass man dir zuhört und sich um dich kümmert, statt dass du stets nur andere Menschen trägst. Diese Sachen, dieses ganz Grundsätzliche, was deine Rechte sind, was deine Möglichkeiten sind, musst du dir neu erschließen, weil du dich daran gewöhnt hast, zu denken, dass du ohnehin nur noch zufällig am Leben seist. Aber so ist es nicht. Du WIRST leben. In dieser Welt. Heute, morgen, vorwärts. Nichts kann dich davon befreien, es dir zu sagen - aber wenn du es einmal geschafft hast, kannst du es wieder schaffen. Du kannst die Fäulnis austreiben und deinen Minuten und Stunden Inhalt geben - ja, es stimmt schon, unter der Bettdecke und in den Luftblasen am Straßenrand, in denen man die Welt nur noch undeutlich wahrnimmt, ist es irgendwie auch bequem; man hat sich daran gewöhnt. Die Kälte kann dich betäuben, wenn du das erste Mal wieder ins Licht trittst. Aber dieses Licht kann von Neuem dein Freund sein. Noch erschreckst du, aber ich habe festen Glauben, dass dein Lebenswille noch nicht ganz erloschen ist. Dass du dich erheben und deine Fesseln abschütteln kannst. Ich sage nicht, dass es leicht ist, bestimmt nicht. Aber was möglich ist, ist auch für dich möglich, für die Céline - denn DU, ganz allein du, als der einzigartige Mensch, der du bist, du bist es wert, zu leben. Du bist es wert, Frühlingsluft zu atmen, in liebenden Armen zu liegen, Eis zu essen, Geschenke zu kaufen, in den Sternenhimmel zu schauen, und dabei dein eigenes, ganz persönliches Glück zu planen. Wirf es nicht weg. Ich vertraue, dass du es nicht wirst.

Zu deiner Fernbeziehung habe ich mir gedacht: Du wirst erst einmal entscheiden müssen, welche Zukunft du für sie siehst. Kannst du irgendwie sicher stellen, ob dieses Mädchen real ist, oder ob jemand sich mit dir einen Spaß macht? Kann vielleicht diese deine Freundin, der du ja nur digital begegnest, der Mensch sein, an dem du auch wieder übst, "Nein" zu sagen? Um es dann irgendwann deinen Mitschülern entgegen schleudern zu können? Ich meine das nicht negativ ihr gegenüber. Doch sei ehrlich: Du wünschst dir eine Zukunft, in der jemand aus Fleisch und Blut an deiner Seite ist, jemand, der vor dich nicht einknickt noch dich dominiert, sondern mit dem du eine greifbare, zukunftsfähige Partnerschaft führst. Und es ist notwendig, diese Fernbeziehung darauf zu testen, wie weit sie das leisten kann. Hast du - wenn es sich als unmöglich herausstellt - einmal darüber nachgedacht, in deiner Umgebung einen Treffpunkt oder eine Gruppe auszumachen, wo du anderen homosexuellen jungen Frauen oder auch Männern begegnen kannst? Wahrscheinlich wird es noch etwas Zeit brauchen, bis du dich voll dazu bekennen kannst - die Zeit, bis du dem Leben wieder entgegen gewachsen bist. Doch im Moment verbirgst du schamvoll, was du fühlst, hast nichts Halbes und nichts Ganzes an der Hand, und sehnst dich doch nach jemanden, zu dem du keinen Zugang findest. Kann das ein Zustand sein? Ich wünsche dir, dass Ordnung und Sicherheit in deine Beziehung einziehen, ob diese oder eine kommende, und dass du aus ihr die Kraft schöpfen kannst, die du so nötig brauchst.

Was deine Mutter betrifft, darfst du eines nicht vergessen: Nämlich, dass es schwierig ist, einerseits selbst unter Depressionen zu leiden, und andererseits zu sehen, wie abgehoben und egoistisch jemand, der selbst darunter leidet, auf einen wirken kann. Deine Mutter ist jemand, die noch mehr als du gewisse Verantwortlichkeiten einnimmt; wenn sie sie zurückweist, wenn du keine Liebe erhältst und auf dich allein gestellt bist, geschieht es nur allzu leicht, dass du dich in ihr spiegelst und ihre Worte glaubst, dass sie bei der Anteilnahme ältere Rechte hätte. Doch egal, wie wichtig es ist, auch für andere da zu sein, und wie sehr sie ihre Krankheit auch beuteln mag - du wirst demnächst ganz erwachsen, und du solltest ihr gegenüber deinen Standpunkt behaupten. Lies dies nicht gegen dich selbst - es ist immer schwer, mit Menschen im direkten Umfeld umzugehen, die unter Depressionen leiden. Doch das muss nicht dazu führen, dass du deine Mutter nicht darauf hinweist, dass auch du ein Mensch bist, als ihr Kind geboren und in ihrer Obhut gewachsen, und dass auch du als Mitglied der Familie sie - und selbst wenn es manchmal scharfe Worte kostet - reflektieren lässt über das, was ihr Verhalten bei anderen Leuten auslöst. Du wirst sehr wahrscheinlich deine Verwandten nicht umdrehen; aber du kannst ihnen vermitteln, was deiner Meinung nach falsch läuft, und in deinem eigenen Leben auf ein positives Gegenbild hinarbeiten. Wäre das nicht ein erstrebenswertes Ziel? Deine Belastungsgrenzen sind erreicht, und niemand kann dir vorwerfen, dass du dich nicht auch für Andere geopfert hättest. Beginne, dich selbst als Wesen mit Rechten und Wünschen wahrzunehmen, mit einer Meinung, nicht nur mit einem Ohr, das alles anhören und ertragen muss. Sprich darüber, was du denkst, und wenn du kein Mitleid erwarten kannst, tu es, um Anderen ihr Selbstmitleid zu nehmen. Niemand kann bei sich alles umsetzen, was er von anderen Menschen fordert, da mache auch ich als Ratgeber keine Ausnahme. Doch wenn du nicht aussprichst, was du bedarfst, wenn du immer nur alles in dich hineinfrisst und glaubst, die Probleme Anderer stünden höher im Wert als deine, dann kommst du an den Punkt, an dem du die Grenzen deiner Kräfte siehst und keinen Ausweg weißt. Dort bist du angekommen, jetzt gerade; doch es ist möglich, zurückzurudern. Verstelle dich nicht - denn alles, was du an Verstellung tust, wird irgendwann aus dir hervorbrechen. Du stellst dir die Frage: "Was soll ich tun, da ich mich verstellen muss und nun wirklich nicht mehr kann?" Ich sage darauf: "Wer sagt denn, dass du dich verstellen musst?" Es ist nicht leicht, das zu tun, was doch eigentlich das Naheliegendste ist: Darauf zu pfeifen, eine Meinung zu haben, die Anderen zu überraschen. Wenn du beginnst, werden es kleine Schritte sein - aber sie werden in die richtige Richtung gehen. Trau es dir zu - das ist das Eine und das Schwierige, wenn du eigentlich denkst, dass das Leben auströpfelt, bald vorbei ist; wozu da noch kämpfen, wozu da noch die Klingen prüfen, Wortgefechte haben? Ja - es wird das Schwierigste sein, dir zu sagen, dir innerlich klar zu machen: "Ich werde leben. Ich muss leben. Denn niemand lebt die großartige Zukunft für mich, die mir noch im Schoß der Zeit ruht, und niemand hat es davon, wenn ich sterbe. Am wenigsten ich selbst." Ja, das bist du - die einzige und wunderbare Céline.

Ich habe heute Nacht viele Worte gemacht und ich weiß nicht einmal annähernd, ob ich mich dir verständlich machen konnte. Vielleicht - denn das befürchte ich - liegen meine eigenen Krisen schon zu weit zurück, um mit voller Stärke darauf zurückgreifen, das Gefühl noch einmal schmecken zu können. Wenn du das möchtest, wenn du die Kraft findest, dann schreib mir. Ich werde dir antworten. Ärgere dich über mich, wenn du mich für weltfremd hältst. Frage, wenn du etwas nicht verstehst. Schimpfe, wenn ich dir nichts bieten konnte. Doch greif zu - greife zu auf das Leben, fülle die Zeit, reibe dich an jemandes Verhalten; und wenn ich es bin. Ich hoffe darauf, dir einen kleinen Splitter vom Leben gezeigt zu haben; wenn du mich noch achtbar findest, nachdem ich dich so lange habe warten lassen, sage mir offen, wenn ich es nicht geschafft habe. Doch wenn du verärgert bist über mich - dann lasse es zu. Lasse die Gefühle zu, alle. Gefühle gehören zum Leben, und Wut, das hatte ich schon gesagt, ist besser als Angst. Ich wünsche dir, Gefühle zu erleben, die heiß sind, die dich ans Leben binden und dir Ziele eingeben; ich hoffe, dass du lebst, weil du es wert bist.

Alles Gute und Liebe Grüße,

Paul