Problem von Anonym - 14 Jahre

Glaube und Vertrauen

Viele Menschen gehören einem Glauben an. Von Geburt an, seit der Konfirmation oder seit der Hochzeit oder einfach irgendwann.
Ich habe keinen Glauben. Ich bin kein Christ, ich bin kein Buddhist, kein Muslime und auch kein Katholik oder Jude und kein Hindu oder sonst was. Ich bin ungläubig.
Jedoch interessiere ich mich sehr für den Christlichen Glauben.
In dem Ort in dem ich wohne gibt es eine evangelisch-lutherische Kirchgemeinde. Ich besuche seit einiger Zeit deren Gottesdienste und inzwischen auch regelmäßig. Was dort gesagt wird ist für mich sehr interessant, auch finde ich die Gemeinschaft wunderbar.
Zudem besuche ich auch seit einiger Zeit den Konfirmandenunterricht der Pastorin und wirke aktiv mit.
Darauf gekommen bin ich, weil die Pastorin mich einmal persönlich gefragt hat, ich es einmal ausprobieren wollte und es mir Spaß gemacht hat.

Nur ist das mit dem Glauben so eine Sache.
Ich glaube nicht an Gott, das kann ich einfach nicht. Ich sage jedoch auch ungern, dass ich nicht an ihn glaube.
For allem, weil ich alles bei den Konfirmanden mitmachen darf und auch auf die Konfirmandenfahrt mit komme. Und weil die Pastorin es so gerne möchte.

Ich habe von Menschenfischern gehört. Jesus soll einer gewesen sein.
Leute, die andere beim Glauben halten und einen dazu bringen, daran zu glauben.
Die Pastorin soll eine solche Person sein.

Ich mag die Pastorin.
Sie wäre die einzige, von der ich mich taufen lassen würde.
Aber sie ist nur noch bis August da, dann geht sie in Rente.


Aber ich möchte auch nicht von einer Person etwas gesagt bekommen. Ich will nicht, dass sie mich verwirrt und mich zu irgendetwas überredet. Ich möchte selbst entscheiden ob ich glaube oder nicht und es nicht von irgendjemandem eingetrichterte bekommen.
Und wenn ich glaube, möchte ich nicht, dass sie denkt, dass sie es allein war.
Es ist ihr Ziel mich zum Glauben zu bringen und ihrer Meinung nach, bin ich auf dem Weg dahin.

Ich stimme ihr dabei zu. Ich probiere es aus.
Ich habe abends gebetet. Ich versetze mich in andere Leute herein und dich lese die Bibel und andere Texte über Gott.
Aber ich kann nicht glauben.


Neben dem Konfirmandenunterricht bin ich im Kirchenchor, seit fast einem Jahr. Dort singen wir natürlich auch kirchliche Lieder.

Heute hat mich die Kantorin auf die Konfirmation angesprochen.
Ich habe den Verdacht, dass die Pastorin etwas damit zutun hat. Ich möchte das nicht, ich möchte nicht, dass alle etwas über mich und meinen Glauben wissen wollen. Ich möchte nicht, dass die Pastorin Leute dazu bringt, mich zum Glauben zu führen.
Das kränkt mein Vertrauen.

Wenn ich einen Weg zum Glauben habe, möchte ich ihn allein finden und gehen!

Ich habe wirklich nicht dagegen zu glauben. Ich würde es lieben an Gott zu glauben. Ich kann dadurch lernen. Ich wäre niemals allein, immer würde jemand über mich wachen.
Aber wie gesagt, kann ich es einfach nicht. Und ich weiß nicht, wieso.

Ich erzähle gerne über den Glauben. Ich erkläre gerne Bildsprache.
Ich glaube, ich würde sogar gerne Glaube vermitteln, wenn ich wüsste, wie es geht.

Und ich habe auch nichts gegen eine Taufe. Ich würde gerne getauft werden oder es sogar schon sein. Aber nicht, wenn ich nicht daran glauben kann. Ich möchte davon etwas haben. Ich möchte zu meinem Glauben ja sagen können. Ja. Und immer wissen, dass ich allein zum Glauben gekommen bin und mich niemand dazu gebracht hat - also mir den Glauben aufgezwungen hat.

Aber es funktioniert nicht.
Gibt es noch weitere Wege?

Ich bin verwirrt.



Viele Grüße.

Christina B. Anwort von Christina B.

Liebe/r Anonyme/r!

Du schreibst, obwohl Du erst vierzehn Jahre alt bist, schon sehr reflektiert über Deine Situation.
Nun, wenn ich Deinen Text lese, kommt in mir der Gedanke, dass Du gerade sehr auf der Suche nach einer Glaubensrichtung bist. Du bist offen für alle möglichen Religionen, schreibst Dich aber keiner zu. An der evangelisch-lutherischen Gemeinde, deren Gottesdienst, deren Pastorin und auch deren Veranstaltungen wie Konfirmandenunterricht, Ausflüge und Kirchenchor scheinst Du sehr interessiert zu sein. Es scheint Dir dort auch gut zu gehen und Du scheinst dort gut aufgehoben zu sein. Dennoch willst Du Dich nicht als Gläubigen bezeichnen und doch nicht ganz dazu gehören. Was könnte denn der Grund dafür sein?

Ich denke, dass viele Glaubensrichtungen sich mit einem Berg an Vorurteilen und anderen richtenden Menschen herumschlagen müssen. Viele Glaubensrichtungen, vor allem das Christentum, hat in den vergangenen Jahrhunderten vieles gemacht, was nicht richtig war, und erst später rausgekommen ist (Sexueller Missbrauch vieler Priester an Kindern etc.). Du weißt bestimmt aus dem Geschichtsunterricht, dass die Religion und das Christentum früher die Exekutive waren - also die Regierung. Dadurch ist sehr viel schlechtes in das Christentum hineingeraten und da sie viele konservative Werte versuchen zu erhalten, gibt es auch heute noch Dinge, die der Gesellschaft gegen den Strich gehen. Daher sind Religionen, vor allem das Christentum, heutzutage oft nicht mehr so angesehen oder werden sogar belächelt. Dass man zu sowas nicht dazu gehören will, ist vollkommen verständlich. Ich habe den Eindruck, dass Du einerseits sehr an allem interessiert bist, aber andererseits auch nicht hundertprozentig dahinter stehen kannst oder willst. Außerdem schreibst Du immer wieder, dass Du gerne glauben wollen würdest, aber es nicht kannst. Und Du erhoffst und erwartest Dir wahrscheinlich viel Trost im Glauben, denn Du schreibst: "Ich würde es lieben an Gott zu glauben. Ich kann dadurch lernen. Ich wäre niemals allein, immer würde jemand über mich wachen. Aber wie gesagt, kann ich es einfach nicht. Und ich weiß nicht, wieso." - Der Gedanke, man sei nie allein, es gibt immer jemanden, der da ist, ist wunderschön und ich persönlich habe aus diesem Gedanken heraus schon oft Kraft schöpfen können, wenn ich mir gedacht habe "Und wenn alle Welt Dich verlassen hat und Du unglücklich und am Boden bist und niemanden mehr hast, hast Du immer noch den lieben Gott." Aber nicht jeder kann es so sehen. Man kann sich nun mal leider nicht zwingen an etwas zu glauben. Was denkst Du denn, woher Deine Skepsis kommt? Bist Du ein Mensch, der "Beweise" braucht? Oder hältst Du den lieben Gott für nicht existent, weil es in der Welt so viel Schlechtes gibt? Was ist bei Dir der Grund, schau in Dich hinein. Das wirst Du wahrscheinlich sehr gut können, nachdem Du Dich so viel mit solchen Dingen beschäftigst. Du bist ja noch sehr jung und ich finde, für Dein Alter bist du sehr reflektiert und reif. Ich habe den Eindruck, es fehlen Dir noch Antworten oder Erklärungen auf Fragen wie zum Beispiel "Was ist der Sinn für unser Dasein, unser Leben? Wenn es Gott gibt, warum müssen Menschen leiden oder hungern? Warum gibt es schwierige Erfahrungen in unser aller Leben, denen wir uns stellen müssen? Warum gibt es so viel Krankheit? Wieso können nicht einfach alle Menschen glücklich sein?" - Wenn dem so ist, kann ich Dir einige Bücher und Autoren empfehlen, die in dieser Richtung sehr vieles verständlich machen. Doch wie bei all diesen Dingen, kann man das glauben oder aber auch nicht. Vielleicht interessiert Dich das Buch "Gespräche mit Gott" von Neale Donald Walsh oder aber auch "Die Engel antworten" von Diana Cooper. Zudem empfehle ich Dir "E-Quadrat" von Pam Grout (Untertitel: Neue Beweise zum Selbsttesten - Wie Ihre Gedanken die Welt verändern), "Der spirituelle Lebensratgeber" ebenfalls von Diana Cooper, "Ich bin das Licht." und "Die kleine Seele und die Erde" wieder von Neale Donald Walsh. Die Autoren haben noch mehr Bücher, die Dir diesbezüglich vielleicht noch weiter helfen oder Dich interessieren könnten.

Woher ich so viele dieser Bücher kenne?
Ich war, wie Du, selbst auch einmal auf der Suche nach dem Glauben, ich bin christlich-konservativ aufgewachsen und habe mich mit der Kirche und ihren Traditionen und allgemein dem Christentum nie so richtig anfreunden können, vor allem, als ich erwachsen wurde und mich genauer damit beschäftigt habe. Aber an Gott und die Engel habe ich immer geglaubt und ich wollte auch wie Du, wissen, wie ich einen Zugang zu ihnen finden kann. Mir haben diese Bücher sehr weiter geholfen und ich habe mich viel mit Spiritualität beschäftigt. Meine Mentaltrainerin hat mir auch einige spirituelle Methoden gezeigt, die mir halfen, schwierige Situationen zu meistern. Ihre Website: www.mitgotteshilfe.at. Das Ganze half mir, Antworten zu finden und ich habe genau gespürt, was für mich stimmig ist und was ich tatsächlich glaube. Ich würde mich nun nicht als Christ oder sonst etwas bezeichnen und das ist auch für mich gar nicht notwendig. Wenn mich jemand fragt, dann sage ich ihm einfach, dass ich an Gott und Engel glaube, und die Details muss man ja nicht jedem erzählen. Man muss nicht allem im Leben ein Etikett verpassen, man kann sich doch auch das raussuchen, was für einen passt. Ich stehe nicht hinter dem, was die Kirche sagt und vertritt, aber gehe zu Feiertagen wie Ostern oder Weihnachten dennoch gerne hin. Vielleicht hast Du einfach noch nicht das für Dich richtige gefunden. Vielleicht gibt es etwas anderes, was Dir mehr zusagt.

Zum Glauben kann man finden, aber wie Du ganz richtig sagst, man muss den Weg dorthin alleine gehen, und möchte nicht das Gefühl haben, man würde dazu gebracht. Aber ich finde, Du machst das dann ja ohnehin ganz richtig! Du hörst Dir alles an und schaust einfach mal, wohin Dich alles führt. Du bist offen für Neues, aber zweifelst auch und bist erst in der Findung.
Ich habe das Gefühl, dass Du gerade auch auf der Suche nach Dir selbst bist und Dir womöglich auch Fragen stellst wie "Wer bin ich? Wo will ich hin? Was ist mein Ziel im Leben?". Das ist in dem Alter ganz normal, und ich finde es toll, wieviel Du Dich damit beschäftigst. Aber gib Dir Zeit, Du musst nicht von heute auf morgen ganz fix wissen, wohin Du mal gehen möchtest (:

Ich hoffe, ich konnte Dir ein bisschen weiter helfen und ein wenig Klarheit reinbringen.
Wenn Du noch immer Fragen hast oder einfach nur reden möchtest, kannst Du mich gerne erneut kontaktieren,
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Alles Liebe,
Christina