Problem von Anonym - 16 Jahre

Ich hasse mich.

Guten Tag liebe Kummerkasten-Menschen, ich wollte hier einfach nur mal meine ganzen Probleme und Gefühle schildern. Vielleicht geht es mir dann besser wenn alles raus ist.

Ich werde nicht gemobbt oder geschlagen, aber eine Sache die ich an mir einfach hasse, ist das ich alles so ernst nehme und mich runterziehen lasse. Jedes Jahr gab es jemanden der es auf mich abgesehen hatte. Ich habe Pickel und bin auch nicht die Hübscheste, aber das ist mir mittlerweile schon egal. Ich bin einfach kein Model. Sie sind mir dabei aber auf meine privatesten Dinge gestoßen, was mich dann ziemlich im Herzen traf. Ich vergesse sowas auch nicht, wenn mich jemand beleidigt, bleibt es bei mir eben hängen. Und das hasse ich an mir, ich will mir nicht Gedanken über Menschen und ihre Labereien machen... Ich will stark sein und lieber über solche Dinge lachen, es geht einfach nicht. Warum? Warum ist das so? Meine ganzen Freunde scheißen auf die Meinung anderer, warum geht es bei mir nicht? Ist es weil ich schon seit der 5. aufgrund meines Aussehens hin und wieder blöd angemacht werde? Heute macht keiner mehr Kommentare über mein Aussehen, aber es gibt trotzdem welche die es auf mich abgesehen haben und mich abgrundtief hassen. Egal was ich tue. Und da frag ich mich dann immer was ich falsch gemacht habe. Ich gebe mir immer die Schuld, denke immer es liegt an mir, meinem Charakter. Sollte ich mich ändern für sie? Was muss ich tun um dazu zugehören? Soll ich Schönheits OPs machen damit mich mehr Menschen mögen? Was ist nur mit mir, ich bin nicht depressiv, das wäre zu übertrieben. Ist es, weil ich in meiner Pubertätsphase bin? Werde ich später immer noch so empfindlich sein... Ich mag das nicht.


Respekt wenn jemand es bis hier hin gelesen hat. Tut mir leid wenn meine Probleme zu dämlich waren oder einfach nicht hier her gehören... Ich dachte nur wenn ich hier alles schreibe was mir seit jahren auf den Herzen liegt, fühle ich mich besser.

Ich freue mich auf Antworten und Hilfen. MVG eure Anonym.

Anwort von Yen

Liebe/r anonymer Fragesteller/in,

vielen Dank, dass du dich an uns gewendet hast.
Dein Problem ist keineswegs "dämlich" oder gehört nicht hierher - wir sind unter anderem genau für sowas doch da!

Ich kann dir versichern, dass sicherlich kein Mensch in deiner Situation ohne weiteres über diese lachen kann und über alles hinweg sehen kann. Denn dazu braucht es vieles - vieles, was deine Peiniger vor allem nicht besitzen.
Der Mensch ist ein Gruppentier, dementsprechend ist es nur natürlich, dass wir von anderen akzeptiert werden wollen und ein Teil von dem großen Ganzen sein möchten. Es tut uns weh, wenn wir nicht als solches akzeptiert werden und ausgegrenzt werden. Manche Menschen, die isoliert sind, brauchen Jahre um ihre Situation hinzunehmen, andere kommen womöglich bis ans Lebensende nicht damit klar. Letztere sind meistens auch diejenigen, die überhaupt keine soziale Unterstützung von ihrer Umwelt erhalten.
Bei dir sehe ich allerdings großes Potenzial, dass du vor allem Kraft zusammen mit deinen Freunden synthetisieren kannst. Du bist nicht alleine, sondern kannst dich auf deine Freunde verlassen. Rede regelmäßig mit ihnen über deinen Alltag und teile ihnen deine Gemütszustände mit. Wie genau gehen deine Freunde eigentlich mit fremden Meinungen um? Woraus bestehen diese Meinungen und was auch sehr wichtig ist: Wie haben sie gelernt damit umzugehen? Es ist kein Knopf-Druck, sondern ein Prozess. So gut wie jeder Mensch ist schlagartig resistent, wenn er (mental) angegriffen wird. Es sei denn, ihm wurde eine psychische Krankheit vererbt, die menschliches Gefühle unterbindet oder hat Anomalien im Gehirn. Von daher ist es ganz normal, dass du da empfindlich reagierst und dieses ist irgendwo in gewissen Maßen auch erforderlich (damit meine ich nicht, dass du verletzt werden sollst), denn es zeugt davon, dass du - zumindest aus psychologischer und ärztlicher Sicht - kognitiv gesund bist.

Es liegt nicht an deinem Aussehen, dass du so blöd angemacht wirst. Es liegt an den anderen Menschen. Bitte fühle dich nicht dafür verantwortlich und verändere dein Aussehen für andere Menschen. Denn was möchtest du damit erreichen? Du willst, dass das Gerede aufhört - dafür könntest du die Umgebung wechseln. In der Schulzeit ist Mobbing und Gruppenausgrenzung (mit damit verbundenen offenen Beleidigungen) ein sehr häufiges Thema. Doch wenn du aus der Schule austretest (optimal mit Abschluss) und in die Arbeitswelt eintritt oder studieren gehst, wirst du damit viel weniger konfrontiert und dieses kann ich aus eigener Erfahrung sagen. Die Menschen dort haben oft schon vieles selbst miterlebt und zeigen viel mehr Verständnis. Ihr Weltbild und ihr Menschenbild hat sich weiterentwickelt und ist in Folge dessen auch toleranter und menschenfreundlicher geworden. Natürlich ist dieses nicht immer der Fall, aber ich versichere dir, dass es nicht unmöglich ist und dass du diese Umgebungen finden wirst!
Wenn du möchtest, dass du in die Gruppe deiner Peiniger akzeptierst wirst, dann solltest du dich ernsthaft fragen, ob du wirklich mit solchen Menschen befreundet sein möchtest. Diese werden immer einen Grund finden andere Menschen zu ärgern. Deren Gruppendynamik ist so aufgebaut, dass es reicht dass nur eine Person etwas gegen eine andere sagt.. und alle anderen ziehen mit. Die Wahl auf das Opfer ist dabei beliebig und kann auch gruppeninterne Mitglieder betreffen. Möchtest du wirklich dazu gehören und damit ihr Ideal vertreten?

Noch eine Frage an dich: Wenn andere dich nicht ärgern würden, würdest du dann dein Aussehen verändern? Bist du eigentlich zufrieden damit? Wie stehst du zu deinem Charakter, magst du dich selber? Sei die Person die du sein möchtest und mit der du glücklich sein kann, denn du bist quasi deine eigene Begleitung bis ans Lebensende. Andere Menschen werden kommen und gehen, es werden nur wenige bleiben und das sind auch diejenigen, denen du wirklich am Herzen liegst und die nicht wollen, dass du dich für andere Menschen veränderst.
Es kann gut sein, dass du im erwachsenen Alter resistenter wirst, wenn du schon eine stabile Berufsphase hast und möglicherweise eine Familie aufbaust. Aber von "alleine" wird diese "Phase" leider nicht weggehen.

Es ist wichtig, dass du mit vertrauten Menschen wie z.B. Freunde oder Familie über deine Situation reden kannst. Wie du sicherlich schon gedacht und gemerkt hast, hilft es schon, wenn man nur darüber redet oder schreibt. Wenn du "professionelle" Ratschläge erhalten möchtest, wende dich am besten an dafür geeignete Beratungsstellen. Schulen bieten oft pädagogische Hilfe an oder du fragst bei einem Psychotherapeuten nach. Diese Berufsgruppen können dir oft konkrete Hilfestellungen anbieten, wie du dein Selbstwertgefühl aufbauen kannst und somit stärker werden kannst.

Hoffentlich hat dich das Schreiben etwas erleichtert und hat dir eine kleine Last abgenommen.